"Ich will die Puten aus ihrer Anonymität befreien"
Federherz e. V. Gründerin Nadine
Federherz e. V. – dieser Name steht für Tierliebe und Mitgefühl. Gründerin Nadine Nitz und ihr Team kümmern sich auf ihrem Lebenshof ehrenamtlich um die unterschiedlichsten Tiere. Bei ihnen leben Puten, Truthähne, Hühner, Schweine und Kaninchen friedlich zusammen. Nadines größtes Ziel ist es, die Puten aus ihrer Anonymität zu befreien. Die Tiere leiden still hinter den Mauern der Industrie. Ich habe mich mit ihr zum Interview verabredet und dabei einiges über die gefiederten Einhörnchen gelernt.
Anne: Moin! Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst! Wie war Dein Tag bis jetzt? Du hast mir erzählt, Du hast gerade noch die Futterküche gestrichen?
Nadine: Ja, genau! Wir haben den Hof vor sechs Jahren gekauft und noch ein paar Sachen von den Vorbesitzer*innen übernommen – unter anderem eine alte Holzküche. Wir haben dann unsere eigene Küche als Hauptküche eingebaut und die alte Holzküche zu einer Futterküche umfunktioniert. Die war bis jetzt noch so richtig schön in "Eiche Rustikal" gehalten und das ist sie seit heute nicht mehr. Außerdem habe ich Pete gerade hier! Der kleine Kater ist vor Kurzem aus dem Tierheim zu uns gekommen und entdeckt jetzt seine neue Umgebung. Das ist natürlich auch sehr spannend für alle Beteiligten!
"Die Tiere verschwinden in der Anonymität"
Anne: Ihr habt mit Federherz1 einen ganz besonderen Lebenshof gegründet. Neben Hühnern, Schweinen, Schafen, Kaninchen, Enten, Hunden und Gänsen nehmt Ihr heute vor allem Puten und Truthähne auf. Man sieht sie unter anderem auch in Eurem Hoflogo. Diese Tiere haben ja definitiv mehr Mitgefühl verdient. Was denkst Du, warum das so ist, dass Menschen diesen wunderbaren Lebewesen so wenig Empathie und Mitgefühl entgegenbringen? Leiden Puten und Hühner besonders?
Karla. Bild: Federherz e. V.
Nadine: Eigentlich spielt es keine Rolle, ob es Puten, Schweine oder Rinder sind. Die Tiere verschwinden in der Tierindustrie komplett in der Anonymität und leiden so versteckt vor unseren Augen. Wenn wir zum Beispiel Kühe auf der Wiese sehen, denken wir uns zwar "Oh, das ist ja schön, denen geht es draußen auf der Wiese gut", welches Leid jedoch dahintersteckt, wenn ihnen ihre Kälber weggenommen werden, das sehen wir nicht.
Bei Puten ist es dennoch noch mal extremer. Sie sind einfach diese unbekannten, anonymen Tiere. Ich weiß selbst noch, wie es bei mir war: Für mich hat sich früher alles um Pferde gedreht. Als dann irgendwann die erste Pute vor mir stand, habe ich mir gedacht: "Meine Güte, was ist denn das für ein Tier?" – Eigentlich deckt sich das genau mit der Reaktion der Besucher*innen hier bei uns auf dem Hof.
Die Mastbetriebe haben keine Fenster und es gibt keine Möglichkeiten, Puten zu begegnen, außer auf Lebenshöfen. Darum ist meine große Hoffnung, dass sich viele Lebenshöfe dazu entscheiden, Puten aufzunehmen, um diese Begegnungen zu schaffen. Viele Lebenshöfe richten ja inzwischen Besuchertage aus und wenn die Besucher*innen dann den Puten begegnen, sorgt das für echte Aha-Moment.
Anne: Ich habe mich neulich sehr eingehend mit dem Thema Masthühner beschäftigt und mal wieder mit Erschrecken festgestellt, was für ein trauriges Leben diese Tiere leben. Sie sind noch nicht mal eine Nummer. Es werden eigentlich nur die Belegungen der Hallen gezählt. Wenn eine Belegung zum Schlachten aus der Halle transportiert wird, wird einmal kurz der Boden von Exkrementen und toten Tieren befreit und dann kommt die nächste anonyme Belegung in die Halle und so geht es immer weiter. Ich nehme an, das ist bei den Puten ähnlich?
Nadine: Ja, den Verbraucher*innen wird hier ein komplett falsches Bild vermittelt. Beim Einkaufen muss ich zum Beispiel immer aufpassen, dass ich nicht in Tränen ausbreche, wenn ich sehe, dass jemand Putenbrust kauft. Da ist dann so eine glückliche Pute abgebildet, die irgendwo im Grünen sitzt. Das ist eine klare Verbrauchertäuschung – komplett untragbar. Zwischen diesen Bildern und der Realität liegen Welten.
"Die Bedigungen in den Mastbetrieben sind untragbar"
Wir haben jetzt vor vier Wochen Henry bekommen. Der Truthahn kam aus der Endmast und war komplett verdreckt und roch entsprechend. Und Puten beziehungsweise Truthähne sind in Wirklichkeit sehr reinliche Tiere. Du siehst ja, wenn sie bei uns auf dem Hof unterwegs sind, ist ihr Federkleid schneeweiß. Es muss viel mehr kommuniziert werden, was in der Mast für unhygienische Bedingungen herrschen. In den Betrieben kann man sich kaum fortbewegen. Die Böden sind extrem rutschig und von Fäkalien bedeckt.
Henry. Bild: Federherz e. V.
Anne: Wenn man sich mit Tierrecht beschäftigt, stellt man schnell fest, wie krass diese "Produktion" ist, aus der Puten und Truthähne kommen. Antibiotika sind hier ein großes Thema. Möchtest Du einmal genauer darauf eingehen?
Nadine: Das ist wirklich tragisch und ich ärgere mich jedes Mal, wenn mir Leute erzählen, dass sie Fleisch essen, weil darin Vitamin B12 enthalten ist. Nicht nur, weil den Tieren Vitamin B12 genauso über die Nahrung zugeführt wird. Auch die Mastbetriebe betonen immer, dass ihr Fleisch Vitamin B12 enthält, aber die Bakterien und die Antibiotika, die gerade zum Ende der Mast eingesetzt werden, sollen nicht mehr enthalten sein. Das widerspricht sich komplett. Das ist insgesamt sehr schlimm, dass immer erzählt wird, Putenfleisch sei so unglaublich gesund und in den Betrieben sieht es so furchtbar aus.
Anne: Es gibt sogar Berichte darüber, dass Kinder, die häufig Fleisch essen und Milch trinken, früher in die Pubertät kommen wegen der Hormone, die den Tieren verabreicht werden, habe ich gelesen.
Nadine: Da ist Henry wieder ein gutes Beispiel. Er war für mich eines meiner "Lebensveränderungs-Tiere". Wir haben einen Truthahn namens Rüdiger Romeo Rambo hier, der relativ früh aus der Tierindustrie zu uns kam – er war noch nicht in der Endmast. Wenn man sich den unglaublichen Größenunterschied zwischen den beiden Tiere anschaut, ist eigentlich klar, was passiert ist. Henry ist gerade mal 25 Wochen alt.
"Die Truthähne werden so groß gezüchtet, dass sie kaum stehen können"
Anne: Da fällt mir wieder auf, wie stark die kognitive Verzerrung der Menschen in dieser Situation ist. Sie denken an das gesunde Putenfleisch und die glücklichen Puten auf der grünen Blumenwiese und verdrängen dabei komplett, was in der Dunkelheit der Mastbetriebe vor sich geht. Im Moment läuft Eure PUTition2, mit der Ihr seit Anfang des Jahres Unterschriften für die Puten sammelt und auf Artikel 1 des Tierschutz gesetztes hinweist. Dieser lautet ja:
"Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen."
Möchtest Du etwas mehr über die Aktion erzählen und warum sie so wichtig ist? Bestimmt haben einige meiner Leser*innen Lust, sie zu unterschreiben.
Nadine: Es ging mir dabei gar nicht in erster Linie darum, Unterschriften zu sammeln und damit zu Cem Özdemir zu gehen und zu sagen "Schützt die Puten mehr". Ich möchte vielmehr auf das Leid der Tiere aufmerksam machen und diesen wunderbaren Tieren mehr Sichtbarkeit verschaffen.
Ich habe das Thema bis ins kleinste Detail recherchiert und füge immer wieder neue Updates zu den Missständen hinzu, mit denen ich dann alle, die unterschrieben haben, erreiche. Ich hoffe, dass wir es damit schaffen, Puten und Truthähne aus ihrer Anonymität herauszuholen.
Im Grunde bringt es natürlich nichts, 20 Puten zu retten. Unsere Follower in den sozialen Netzwerken und die inzwischen etwas über 7.000 Mitzeichner*innen unserer Petition verschaffen uns aber Reichweite und sorgen damit dafür, dass es hoffentlich bald noch viel mehr Tieren besser geht. Insgesamt wissen einfach viel zu wenige Menschen etwas über Puten und ihr Leben im Verborgenen.
Anne: Ihr wolltet ursprünglich eine Pferdezucht aufbauen. Heute seid Ihr aktive Tierrechtler*innen. Wie und wann kam es zu diesem radikalen Umdenken?
"Ich habe mich von der Reiterei verabschiedet"
Nadine: Es ging alles damit los, dass Dante, unser erstes Fohlen, damals eines der besten Hengstfohlen in Nordrhein-Westfalen war und eine Goldmedaille bekam. Ich komme ja selbst aus dem Leistungssport Reiterei, von dem ich heute als Veganerin natürlich komplett distanziere. Ich habe mich jedoch von meinem vierten Lebensjahr in dieser Welt bewegt und habe alles gesehen, wie mit den Tieren umgegangen wird. Mir war das immer zuwider und für mich wäre es niemals infrage gekommen, meine Pferde so zu behandeln.
Als es daran ging, Dante zu verkaufen, haben wir sehr gute Angebote bekommen. Ich habe den Hof zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit meiner Mutter betrieben und es hätte uns tatsächlich einen ziemlich großen finanziellen Spielraum verschafft. Allerdings konnten wir uns emotional nicht von Dante trennen und haben uns, trotz des finanziellen Wohlstands, der uns durch seinen Verkauf ereilt hätte, dagegen entschieden, ihn zu verkaufen. Wir haben ihn stattdessen dann in einen Pferde-Kindergarten nach Belgien gebracht, damit er unter seinesgleichen aufwachsen kann und genügend Platz hat.
Als wir uns anschließend überlegt haben, was wir mit dem Platz machen sollen, erinnerte ich mich wieder daran, dass ich schon immer Hühner retten wollte. Ich habe also bei Rettet das Huhn3 angefragt und hatte dort eine tolle Vermittlerin, die sich unglaublich viel Mühe mit mir gegeben hat. Vier oder fünf Tage vor einer Ausstallung hat sie mich dann gefragt, ob ich Lust habe, mitzukommen.
Henrike. Bild: Federherz e. V.
Und das war der Moment, der mein Leben verändert hat: Ich stand in diesem Stall und wusste, dass es ab dieser Sekunde nur noch vegan weitergehen würde. Es war eine von diesen riesigen Hallen: Links und rechts Hühner auf drei Etagen in Bodenhaltung. Weil es aber Vögel sind, versuchen die Tiere in diesen Anlagen aber trotz Bodenhaltung nach oben zu kommen und stoßen nur gegen Gitter. Es lagen tote Tiere neben den lebendigen, es hat gestunken, es gab kein Tageslicht – eine komplette Extremsituation.
Das erste von den Hühnern, die wir übernommen hatten, ist leider direkt am nächsten Tag gestorben – es war einfach zu entkräftet.
"Ich kann nicht sagen, dass ich Tiere liebe und dann ihre Eier essen und ihre Milch trinken"
Das alles war für uns der Schlüsselmoment, der zu dem führte, was wir heute sind. Ich habe mir 40 Jahre lang gesagt: "Ich liebe Tiere" und habe trotzdem Eier und Käse gegessen, die, genau wie Fleisch, dafür verantwortlich sind, dass jeden Tag Tiere getötet werden. Es gibt nichts im Leben, das ich anders machen würde, bis auf eine Sache: Ich wäre früher Veganerin geworden.
Anne: Dann hast Du das, was andere höchstens aus Tierrechts-Dokumentationen kennen, also live erlebt. Das ist tatsächlich ein ganz schöner Sprung ins kalte Wasser.
Nadine: Man lebt in seiner kleinen, heilen Tierwelt, mit einer Katze, einem Hund und einem Pferd und dann siehst man auf einmal Tiere, die genauso toll, sensibel und liebenswert sind in diesen Zuständen. Das war für mich meine erste Live-Begegnung mit der Massentierhaltung und für mich hat es alles verändert. Man kennt so was ja gar nicht.
Anne: Habt Ihr Euch bei der Gründung Eures Hofs 2020 bewusst für den Standort Bergheim entschieden?
Nadine: Das kam ursprünglich aus beruflichen Gründen zustande. Ich bin wegen meiner Arbeit in die Region gezogen, als meine Mutter noch in Schleswig-Holstein war. Durch eine Veränderung der familiären Situation haben wir dann beschlossen, dass wir zusammenwohnen wollen. Zuerst waren wir nur auf der Suche nach einem Haus, das zu uns passt und haben den Hof dann durch Zufall gefunden. Er ist Teil eines landwirtschaftlichen Betriebes, den damals zwei Brüder bewirtschaftet haben. Der eine von ihnen hat seinen Teil dann aus persönlichen Gründen verkauft und wir haben ihn erworben und seither ist sehr viel passiert.
Anne: Ihr beschäftigt Euch, genau wie ich, auch viel mit Speziesismus, Du hast es vorhin schon mal kurz angesprochen. Was meinst Du, wie kommt es, dass Menschen, die eine Spezies in ihrem Bett schlafen lassen und behüten, wie einen Schatz und die andere ganz unbekümmert essen? Also um hier Melanie Joy zu zitieren: "Warum lieben wir Hunde, essen Schweine und ziehen Kühe an?" – beziehungsweise nehmen ihnen ihre Kinder weg und trinken ihre Milch, während wir unserer Katze ein süßes Jäckchen anziehen?
Winnie. Bild: Federherz e. V.
"Es gibt keinen Grund mehr, Fleisch zu essen"
Nadine: Ich wünschte, ich hätte auf diese Frage eine pauschale Antwort. Ich denke, es liegt vorwiegend an der Anonymität. Wir Menschen orientieren uns ja immer am Bekannten. Dann wird uns noch gesagt, dass Schweine dreckig sind oder Puten – was gar nicht der Fall ist, bei uns leben auch acht Schweine und keines davon ist dreckig. Es ist also das, was in den Köpfen der Menschen verankert ist und dann natürlich noch dieses klassische "Das haben wir schon immer so gemacht". Das ist natürlich gar kein Argument, denn Menschen haben auch irgendwann mal in Höhlen gewohnt. Dass wir immer schon Tiere gegessen haben, ist einfach kein Grund, es weiter zu tun. Man hatte früher einfach nicht die Möglichkeiten, die wir heute besitzen.
Anne: Wie alt sind Eure Puten, wie alt werden sie in der Tierindustrie und wie alt können sie, wenn sie friedlich und in Freiheit leben werden?
Nadine: Unsere älteste Pute ist inzwischen drei Jahre alt. In der Industrie werden die Truthähne 21 Wochen gehalten und die Puten 15 bis 16 Wochen. Die älteste (Mast-)Pute auf dem Lebenshof The Gentle Barn4 ist vor Kurzem acht Jahre alt geworden.
Die Puten, die bei uns in Deutschland in der Regel gehalten werden, sind die "Big 6" von British United Turkeys. Das sind, genau wie bei dem Beispiel mit The Gentle Barn, genetisch veränderte Tiere. Man kann also davon ausgehen, dass sie, wenn sie nicht modifiziert sind, sogar noch älter werden können.
Wir beobachten diese genetischen Veränderungen auch bei uns auf dem Hof. Wir hatten auch schon Puten hier, die erst noch nicht so schwer waren und nach der ersten Mauser noch mal extrem an Gewicht zugelegt haben. Das sind wirklich große Eingriffe in die Natur der Tiere, die bei "Haustieren" vermutlich zu großen Skandalen führen würden. Sie werden zum Beispiel auch als Babys in eine Maschine gespannt und ihre Schnäbel werden mit Laser gekürzt. Dazu stehen auch einige Details im vorletzten Update unserer PUTition1.
Elvin und Linus. Bild: Federherz e. V.
Anne: Dann sind das sicher auch die häufigsten medizinischen Schwierigkeiten, mit denen Ihr zu tun habt bei Euren Puten, nehme ich an?
"Die Tierrechtsaktivist*innen unterstützen uns immer sofort"
Nadine: Am häufigsten sind bakterielle Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel die Schwarzkopfkrankheit. Hinzu kommen Verletzungen und Veränderungen an den Fußballen und natürlich das extreme Gewicht, das den Tieren zu schaffen macht. Unser Henry war, als er zu uns kam, gar nicht in der Lage, seinen viel zu groß gewachsenen Körper zu tragen und ist andauernd über seine eigenen Füße gestolpert – und er ist ja nach wie vor ein Baby. Die Kaliumunterversorgung trägt dann auch noch ihren Teil dazu bei.
Anne: Euer Ziel ist es, so vielen Tieren wie möglich zu helfen. Wie viele leben im Moment bei Euch und wie viele könnt Ihr insgesamt aufnehmen?
Nadine: 97 und wir sind tatsächlich auch komplett voll im Moment und haben Aufnahmestopp.
Anne: Dann seid Ihr sicher sehr gut mit anderen Tierrechtsaktivist*innen vernetzt, um gemeinsam Tiere aus der Industrie zu retten?
Nadine: Ja! Wir leben hier inzwischen auch zu viert: Meine Mutter und ich, mein Lebensgefährte und eine Freundin aus dem Tierrechtsaktivsmus. Wir kümmern uns gemeinsam um Haus und Hof und sind sehr eng mit PETA und ARIWA vernetzt. Unsere Mitbewohnerin ist auch schon lange Tierrechtsaktivistin und unterstützt uns auch sehr tatkräftig. Das bedeutet auch, dass uns die Aktivist*innen immer sofort unterstützen, wenn wir mal zu viel Arbeit haben. Außerdem kommen natürlich auch immer wieder Fundtiere zu uns.
Anne: 2022 war bei Euch auf dem Hof einiges los: ZDF, ZEITleo und GEOlino haben bei Euch gedreht und Ihr wart unter anderem bei "Volle Kanne" zu sehen. Das stelle ich mir aufregend vor. Wie fanden die Tiere das?
Nadine: Die Tiere genießen es immer, wenn bei uns was los ist. Das sehen wir auch bei unseren Hofführungen. Wir achten dabei natürlich immer sehr darauf, dass sie keinen Stress haben.
Die Leute vom ZDF, die uns besucht haben, waren auch so tolle Menschen. Wir haben anschließend noch zusammengesessen und sie haben uns erzählt, dass der Tag mit uns ganz schön was mit ihnen gemacht hat. Sie haben auch schon überall gedreht, unter anderem auch in der Tierindustrie und jetzt die Tiere in einer harmonischen Umgebung zu erleben, war einfach ein ganz neues Erlebnis für sie. Man muss dazu sagen, dass wir die Tiere, bis auf die Kaninchen, die separat leben, nicht voneinander getrennt haben. Sie leben in Gruppen zusammen. Die Puten leben friedlich mit den Hühnern und den Schweinen zusammen.
Filius. Bild. Federherz e. V.
Anne: Wie können meine Leser*innen Federherz e. V. sonst noch unterstützen?
Nadine: Schaut Euch in der ARD Mediathek den Beitrag "Die verborgene Welt der Turboputen"5 an und erzählt weiter, wie es diesen Tieren ergeht! Unterschreibt die Putition1 und werdet Tierpat*innen6! Ansonsten sind uns Spenden7 natürlich immer willkommen! Die Tierarztkosten sind bei uns, wie man sich vorstellen kann, immer sehr hoch. Das Geld kommt bei uns auch wirklich bei den Tieren an. Wir haben das auch in unserer Satzung stehen. Wir verdienen auch alle kein Geld und machen das alles komplett ehrenamtlich. Unsere Vögel freuen sich sonst immer über eine leckere Portion Geflügelkörnermix mit Mohn, Bierhefe, Hanfsamen, Karotten und Oregano-Öl8.
"Puten sind magische kleine Einhörner"
Anne: Wann kann man den Federherz e. V. Lebenshof besuchen? Gibt es feste Termine?
Nadine: Wir gehen jetzt mit den Besuchertagen in die Winterpause. Von Mai bis Oktober finden jeden ersten Sonntag im Monat unsere Führungen statt. Unsere Pat*innen haben das ganze Jahr über an den Wochenenden ein Besuchsrecht.
Anne: Gibt es etwas, das Ihr Euch für die nahe Zukunft vorgenommen habt?
Nadine: Es wird noch ein Weihnachtsfest mit einer lebenden Krippe für die Tierrechtsaktivist*innen und die Pat*innen geben.
Unser Ziel wird auf jeden Fall bleiben, die Puten aus ihrer Anonymität zu holen. Sie haben keine Lobby. Wir hatten schon Besuchstage, an denen Leute zu uns kamen, mit der Einstellung "Puten sind so hässliche Tiere" und als sie den Hof verlassen haben, waren sie komplett in die Puten verliebt. Ich möchte, dass sie sichtbarer werden und in den Köpfen der Menschen ankommt, dass es ihnen alles andere als gut geht in der Tierindustrie. Sie sollen sie nicht als Putenbrust sehen, sondern als die zauberhaften Wesen, die sie sind. Wir sagen auch immer, sie sind magische kleine Einhörner und das sind sie auch.
Anne: Danke, dass Du meine Fragen beantwortet hast! Es hat mich sehr gefreut, Dich endlich persönlich kennenzulernen!
Nadine: Danke für Deine Zeit!
Bilder: Federherz e. V.