My Little Safe Place

"My Little Safe Place" heißt das neue Album von Six Days Of Calm. Ich habe mich mit Marc über die Entstehung der Platte und seine Inspirationsquellen unterhalten – und darüber, was sich seit unserem letzten Gespräch bei der Veröffentlichung von "The Ocean's Lullaby geändert hat.

Das neue Album "My Little Safe Place ist ab sofort im Handel und auf allen Musikplattformen verfügbar. Ich gebe Euch meine wärmste Hörempfehlung.

Anne: Hallo Marc! Schön, dass wir uns wieder mal hören! Wie geht es Dir?

Marc: Hallo Anne. Ja, absolut, lange ist es her. Mir geht es soweit gut. Es etwas viel los gerade, aber ansonsten ist alles prima.

Anne: Du hast ein neues Album fertig. Herzlichen Glückwunsch! Ich habe "My Little, Safe Place" gehört und finde die Platte großartig! Bist Du zufrieden mit Deiner Arbeit?

"Die Vinyl-Versionen haben mich umgehauen!"

Marc: Vielen lieben Dank für Deine Worte. Ich bin absolut zufrieden mit allem, der Entstehungsprozess war wieder super schön und sehr emotional. Lediglich bei der Pressung der Platte gab es in der Testphase mit dem ersten Presswerk große Probleme, die uns massiv zu schaffen gemacht haben. Glücklicherweise konnte mein Label noch eine weitere Möglichkeit generieren, die dann wirklich wundervolle Arbeit geleistet und zwei Vinyl-Varianten erschaffen haben, die wirklich perfekt geworden sind. Zudem darf ich auch immer mit tollen Menschen zusammenarbeiten, die es mir leicht machen, meine Visionen und Kreationen final auf "Band" zu bringen.

Anne: Was hat Dich zu den Songs auf "My Little, Safe Place" inspiriert?

Marc: Es sind unterschiedlichste Situationen und Emotionen in meinem Leben, die mich zu den Songs inspirieren. Im Grunde kann ich meist nur Songs erschaffen, wenn ich mich in einer Lebenssituation befinde, die mich bewegt, egal in welcher Hinsicht. Ich drücke meine Emotionen in den Songs aus und wenn man sehr genau hinhört, kann man vermutlich auch spüren, in welchem Gemütszustand ich mich befunden habe, als der Song entstanden ist.

Anne: Dann gibt es eine Geschichte, die sich durchzieht und alle sieben Songs miteinander verbindet?

Marc: Ja und nein. Jeder Song steht mit seiner eigenen Geschichte absolut für sich. Trotzdem sind die Songs auch chronologisch so angeordnet, dass sie schon meine Geschichte erzählen und doch so viel Raum lassen, dass jeder seine eigene Geschichte kreieren kann beim Hören, jeder seine eigenen Bilder im Kopf und Empfindungen zulassen kann. Ich möchte nichts vorgeben, jeder soll das sehen und spüren, was eben kommt beim Anhören und trotzdem ist es auch meine ganz eigene Geschichte, die sich da um meinen eigenen kleinen, sicheren Ort abspielt.

Anne: Das ergibt so viel Sinn! Ich finde das wunderbar. "My Little, Safe Place" – diesen Rückzugsort brauchen wir alle hin und wieder. Mir geht es da als introvertierte Person ohnehin so, dass ich meine Akkus eher in der Ruhe aufladen kann als in der Gemeinschaft oder im Trubel. Nach einem Konzert oder einem Vortrag muss ich mich zum Beispiel auch immer erst mal ausruhen und das Erlebte für mich sortieren, bevor ich wieder kommunikativ sein kann. Wie geht es Dir damit? Studio Sessions und die Planung so einer großen Veröffentlichung können zwischendurch auch ziemlich stressig sein. Möchtest Du verraten, was Dein "Little Safe Place" ist?

"Mein 'Little Safe Place' ist ein Ort in meinen Gedanken"

Marc: Ich lebe allgemein sehr zurückgezogen, ich meide viele große Gemeinschaften und Ereignisse. Natürlich ist auch eine Veröffentlichung wie diese jetzt schon sehr aufwendig und verlangt mir viel ab. Ich brauche da auch immer eine Menge Ruhe und Entspannung dazwischen und da kommt eben auch mein kleiner, sicherer Ort ins Spiel. Dieser besagte Ort existiert im Grunde in der Realität nicht. Ich habe zwar auch wirklich tolle Rückzugsorte, aber in diesem Fall spreche ich nicht von den real existierenden Safe Places. Es geht viel mehr um meinem sehr privaten, ganz eigenen kleinen Ort, an dem nur ich mich gedanklich aufhalte und mich entsprechend wieder regulieren kann.

Anne: Mit wem hast Du für die neue Platte zusammengearbeitet? Ich habe gesehen, dass Hummel Grafik¹ wieder für das fantastische Artwork verantwortlich ist. Unter anderem gibt es ja dieses Mal sogar für jeden einzelnen Song ein eigenes Kunstwerk! Ich teile sie mal als Galerie an dieser Stelle mit meinen Leser*innen.

Hinweis: Unter den Bildern geht es weiter!

Marc: Die Crew um das Album ist im Grunde wieder die gleiche wie schon bei meinem Debüt-Album. Nikita von "Der Weg einer Freiheit" hat die Platte produziert, Philipp Welsing war für das Mastering zuständig und Oli Hummel hat ein wirklich außergewöhnlich schönes und sehr aufwendiges Artwork erschaffen. Ich war absolut sprachlos, als ich die Vinyl-Varianten zum ersten Mal gesehen habe.

Auf dem Album habe ich diesmal zudem ein paar tolle Gäste: circle&wind ist mit ihrer Stimme auf "Sorrow" zu hören und bei "New Beginning" hatte ich drei wundervolle klassische Musiker*innen (Cello, Geige, Horn) im Studio mit dabei, die diesem Song noch etwas ganz Besonderes verliehen haben.

Anne: "The Ocean's Lullaby" hast Du mitten in der Pandemie-Zeit aufgenommen. Ich kann mir vorstellen, dass vieles diesmal leichter ging als damals. War der Unterschied für Dich groß?

Marc: Nein, nicht sonderlich. Die einzigen Unterschiede liegen darin, dass ich damals nicht wirklich wusste, was nach den Aufnahmen geschehen wird. Es war nicht abzusehen, wie hart es die Musikszene treffen wird und was das auch für mich als Newcomer in der Postrock-Szene dann bedeuten könnte. Mein Debüt-Album war etwas weniger aufwendig in der Produktion, bei "My Little, Safe Place" waren schon etwas mehr Herausforderungen mit dabei. Allein schon die klassischen Musiker*innen im Studio, der erste und bis jetzt noch einzige Song mit Vocals, also da waren ein paar neue Herausforderungen, die es gefühlt etwas schwieriger gemacht haben als damals beim ersten Album.

Anne: Wir haben uns das letzte Mal 2020 unterhalten. Damals hattest Du gerade "The Ocean's Lullaby" fertig. Was hat sich seitdem verändert? Also für Dich, Deine Musik betreffend und insgesamt betrachtet?

Die Störgeräusche des Alltags

Marc: Gar nicht so viel eigentlich. Natürlich hat sich in der Welt viel verändert, allein schon durch diverse Katastrophen wie die Pandemie, die Kriege, das Klima und so weiter. Meine Musik betreffend, war es eher weniger. Ich bin abgekoppelt von vielen Dingen, wenn es um meine Musik geht und lebe da in meiner ganz eigenen Welt. Ansonsten wäre es mir vermutlich gar nicht möglich, diese Klänge zu erschaffen – im täglichen Leben gibt es einfach zu viele "Störgeräusche".

Anne: Planst Du mit der neuen Platte auf Tour zu gehen?

Marc: Ich werde erstmal mit kompletter Band auf dem ein oder anderen Festival auftauchen und dann muss ich sehen, was sich weiter daraus ergibt. Es ist aber durchaus möglich, dass 6DOC dann öfter mal live zu sehen ist.

Anne: Wie sehen Deine Pläne für die nähere Zukunft aus? Arbeitest Du schon wieder an neuen Songideen?

Marc: Ja, die Arbeit läuft im Hintergrund eigentlich immer weiter und auch da wird man in den nächsten Monaten noch etwas mehr dazu erfahren.

Anne: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für Deine Pläne!

Marc: Vielen Dank Dir, Anne und alles Liebe.

Six Days Of Calm – "My Little Safe Place" Album Premiere