Interview mit Adam, Project:Heavensent
"Tierrechte & Veganismus liegen mir am Herzen und ich schreibe gerne über diese Themen"

Project:Heavensent Gründer Adam hat gerade den ersten Song seines neuen Albums (Arbeitstitel "4940 Days") veröffentlicht. Weil der Song "Torch (On)" ziemlich ins Ohr geht und wir uns in Sachen Musik und Veganismus einiges zu sagen hatten, habe ich ihn kurzerhand zu einem Interview eingeladen. Unser Gespräch hat sich zu einer spannenden Unterhaltung über Kreativität, Aktivismus und Ethik entwickelt. Ganz nebenbei kam Adam dann noch auf das Thema Meditation zu sprechen. Prädikat: Lesenswert also!
Anne: Hi Adam! Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst! Wie geht es Dir? Wie war Dein Tag bis jetzt?
Adam: Hi! Danke für die Einladung. Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich habe heute meinen lange ersehnten freien Tag. Das Leben ist im Moment ziemlich chaotisch, also war es schön, sich ein bisschen Zeit zum Ausruhen gönnen zu können und dieses Interview zu machen.
Anne: Letzten Monat hast Du einen Soft Release Deines Songs "Torch (On)" gemacht – Glückwunsch dazu! Er ist wirklich gut geworden! Mir gefällt er sehr! Bist Du zufrieden mit dem Ergebnis Deiner Arbeit?
Adam: Ziemlich zufrieden, ja! Der Schreibprozess war für mich recht ungewöhnlich, aber ich bin wirklich glücklich mit dem Ergebnis. Die ursprüngliche Idee für den Track war eigentlich eher zurückhaltend, aber nach und nach hat er ein Eigenleben entwickelt. Ich hatte vor "Torch (On)" schon viel mit ein paar guten Freunden geschrieben und produziert, daher war ich in einer sehr kreativen Phase.
Durch die Zusammenarbeit mit anderen habe ich viel darüber gelernt, wie man an Dinge wie die Songstruktur und den Flow herangeht. Auch das ständige, konstruktive Feedback war unglaublich wertvoll. All das ist in den neuen Track und den Rest des Albums eingeflossen. Ästhetisch unterscheidet sich Torch (On) ziemlich von meinen bisherigen Arbeiten, aber ich denke, das ist etwas Gutes.
Anne: Der Song ist sehr emotionsgeladen. Gibt es eine Verbindung zwischen diesem Stück und Deinen Überzeugungen in Bezug auf Tierrechte und Ethik?
"Dieses Album ist für mich wie ein Rettungsanker"
Adam: Das Stück ist wirklich sehr emotional, ja. Das erste P:H Album beinhaltete tatsächlich viele sozialpolitische Themen – ich war wütend auf die Welt und darauf, wie Menschen mit ihr (und miteinander) umgehen. Dieses Mal bin ich jedoch viel introspektiver. Ich komme gerade aus einer sehr langen Beziehung, was überhaupt der Grund für mich war, aus dem ich begonnen habe, das Album zu machen. Ich habe (und hatte) viele Gefühle zu verarbeiten und mich daher ganz natürlich meiner Kreativität zugewandt, um sie zu verarbeiten. Dieses Album zu schreiben, war notwendig, um in einer ziemlich turbulenten Zeit bei Verstand zu bleiben.
Anne: Wie beeinflussen Dein Engagement für Tierrechte und Veganismus Dein Songwriting und Deine Texte insgesamt?
Adam: Wenn ich den Raum und die Möglichkeit habe, mich mit solchen größeren sozialen oder ethischen Themen auseinanderzusetzen, mache ich das sehr gerne. Es ist mir nicht nur wichtig, sondern ich finde es auch faszinierend, darüber nachzudenken und zu schreiben. Allerdings, wie schon erwähnt, ist das, was ich momentan schreibe, sehr persönlich. Dieses Album fühlt sich für mich wie ein Rettungsanker an. Ich muss diese Dinge loswerden, das Album in die Welt bringen – und dann schauen, was als Nächstes kommt.
Anne: Würdest Du generell sagen, dass Du bewusst versuchst, Deine Musik als Aktivismusform zu nutzen, oder geht es Dir vor allem darum, persönliche Wahrheiten auszudrücken, die sich ganz natürlich mit Deinen ethischen Überzeugungen decken?
Adam: Eher Letzteres, denke ich. Im Kern ging es mir bei meiner Arbeit immer um persönlichen Ausdruck. Es ist einfach so, dass einige meiner Grundwerte und tief verwurzelten Überzeugungen diese ethischen Themen betreffen – und so finden sie ganz natürlich ihren Weg in meine Musik.
Anne: Wie siehst Du die Verbindung zwischen der härteren Musikszene und dem Veganismus – zwei Welten, die man klassisch nicht unbedingt miteinander assoziiert, die aber dennoch eng miteinander verbunden sind?
Adam: Nun ja… Punk, oder? Punk war ja von Anfang an eine Gegenkulturbewegung mit dem Ziel, ein Statement zu setzen – nicht zuletzt gegen Konzerne, den Kapitalismus usw. Dieses Ethos prägt die harte Musikszene bis heute. Ich finde nicht, dass die Musik zwingend wütend oder aggressiv klingen muss, sondern vielmehr, dass sie sich nicht von Trends oder der Mainstream-Musikindustrie einschränken lässt. Genau das sieht man immer noch viel in der Underground-Szene: Künstler mit Integrität und einer klaren Botschaft – sei es Veganismus oder etwas anderes.
Anne: Woran arbeitest Du gerade? Du hast schon kurz erwähnt, dass es zu "Torch (On)" auch bald ein Album geben wird?
Adam: Ja, ich arbeite gerade am Album. "Torch (On)" war die erste Single, weil es der erste Song war, den ich fertiggestellt habe. Inzwischen habe ich schon über 30 Minuten an Material zusammen. Ich weiß bisher nicht, ob ich es eine EP oder eine LP nennen werde, aber es wird ein komplettes, durchgehendes Hörerlebnis. Der vorläufige Titel ist "4940 Days".
Anne: Wie hat sich Dein Sound von den frühen Tagen mit On Wings Of Wax bis heute bei Project:Heavensent entwickelt?
"Mein Musikgeschmack ist vielfältiger geworden und gereift"
Adam: Mein Sound hat sich mit meinen Vorlieben verändert – das ist wahrscheinlich bei jedem Künstler so. Als ich angefangen habe, Songwriting ernst zu nehmen, habe ich viel Hardcore/Metalcore und Djent gehört. Ich wollte diesen Bands ein bisschen nacheifern und habe deshalb viele Breakdowns und das, was Gitarristen oft "Riff-Salat" nennen, geschrieben – also ein Gitarrenriff nach dem anderen, ohne wirklich zu wissen, wohin der Song eigentlich führen oder was er aussagen soll.
Mit der Zeit ist mein Musikgeschmack breiter und reifer geworden. Ich habe mich sehr für Post-Rock und Post-Metal, Shoegaze, Ambient Droning, Indie-Folk und vieles andere begeistert. Ich habe angefangen, bewusster beim Songwriting vorzugehen und versucht, ein zusammenhängenderes Hörerlebnis zu schaffen. Das letzte OWOW Album "The Long Way Home" habe ich tatsächlich als ein einziges, durchgehendes 30-minütiges Stück geschrieben. Ich bin mir nicht sicher, ob das komplett gelungen ist, aber es zeigt, dass ich angefangen habe zu experimentieren.
Ich war schon immer jemand, der Alben gerne von vorn bis hinten gehört hat. Das hat vor allem damit zu tun, dass ich denke, dass die Künstler*innen meistens eine Geschichte erzählen wollen. Darum finde ich, man kann sich ruhig die Mühe machen, ihre Werke so zu hören, wie sie es sich gedacht haben. Das ist für mich sehr wichtig geworden: zu versuchen, zusammenhängende, bedeutungsvolle Geschichten mit einem gezielten Flow zu erzählen – mit Momenten großer Intensität, Wut und Angst, aber auch ruhigen, introspektiven Passagen. Nicht, dass ich je einen Film vertonen könnte, aber heutzutage treibt mich beim Schreiben ein starker Sinn für Narrative an.
Anne: Das klingt wunderbar. Ich würde mir sehr gerne einen Film ansehen, den Du vertont hast. Sag mir bitte Bescheid, wenn es so weit ist, okay? Gehst Du das Schreiben und Aufnehmen heute anders an, nachdem Du seit über einem Jahrzehnt solo Musik machst?
Adam: (atmet aus) – Ziemlich stark, würde ich sagen.
Zuallererst denke ich, dass sich meine Fähigkeiten im Bereich Engineering über die Jahre stark verbessert haben. In den Anfangstagen habe ich mehr oder weniger einfach auf "record" gedrückt, viel Lärm gemacht und hatte wenig Lust, echte Aufnahmetechniken zu lernen oder mich um die Feinheiten zu kümmern. Ich wollte einfach coole Riffs schreiben und sie meinen Freunden zeigen. Im Laufe der Jahre (und dank einiger sehr geduldiger Freunde) habe ich langsam verstanden, was es braucht, um halbwegs vernünftig aufzunehmen. Mit ein paar Vorlagen und Presets kommt man schon 80 Prozent weit, aber der Sound eines Tracks kann sich drastisch verbessern, wenn man die nötige Zeit in die restlichen 20 Prozent steckt. Das ist meist viel kleinteilige und mühsame Arbeit, aber es lohnt sich immer.
Ich habe auch gelernt, meinem eigenen Gehör und meinem Geschmack zu vertrauen. Viele meiner Entscheidungen sind eher unkonventionell, aber ich weiß, wie ich möchte, dass die Dinge klingen, und finde meinen Weg dorthin – auch wenn es nicht unbedingt die "korrekte" Technik ist.
Lustigerweise ist mein grundlegender Schreibprozess im Prinzip immer noch derselbe. Ich mache alles allein. Also sitze ich an meinem Rechner und schreibe, produziere und nehme quasi gleichzeitig alles "on the fly" auf. Ich habe meistens eine grobe Idee, was ich erreichen will, und probiere dann einfach herum, bis ich etwas finde, das mir gefällt. Früher war es fast immer ein Gitarrenriff, das den Anfang gemacht hat, aber heute kann es alles Mögliche sein. Ich schreibe inzwischen oft zuerst Schlagzeug-Parts oder strukturiere Songs komplett um bereits geschriebene Texte oder Prosa herum. Aber letztlich bin es immer noch ich, der herumprobiert, bis ich Klänge finde, die mir gefallen.
Anne: Dein Stil ist sehr vielschichtig und emotional – wie gehst Du normalerweise vor, wenn Du einen Track von Grund auf aufbaust?
"Musik war für mich immer ein wichtiges Ventil"
Adam: Hey, danke Dir! "Vielschichtig und emotional" sind definitiv hohe Prioritäten für mich, daher freut es mich sehr, dass das rüberkommt.
Offen gesagt ist das schwer zu erklären, weil vieles mittlerweile recht intuitiv passiert. Im Grunde denke ich, dass meine Liebe zu unterschiedlichen Musikstilen meine Entscheidungen stark beeinflusst hat. Ich war früher ein Metalcore/Djent-Kid, das dann vollkommen in atmosphärische Musik eingetaucht ist, und ich hatte nie Angst (und bin sicher nicht der Erste), diese Ästhetiken zu vermischen.
Vor vielen Jahren bin ich auf Andy Othlings (Lowercase Noises/Solidarity Hymn) YouTube-Kanal gestoßen, und das hat mir echt die Augen geöffnet. Er hat mit seiner Gitarre und all diesen verschiedenen Pedalen träumerische, sphärische, hallgetränkte Kompositionen geschaffen. So etwas hatte ich noch nie gehört, ich wusste nicht, dass eine Gitarre so klingen kann, und war sofort begeistert. Seitdem bin ich besessen davon, große, warme Klangflächen in meine Musik einzubauen.
Dann gibt es da noch Künstler wie Deftones, Cloudkicker, Russian Circles, sleepmakeswaves, *shels, Jakob – die Liste ist lang. All diese Bands haben den "Rockband"-Kern, aber sie arbeiten auf ganz unterschiedliche Weise mit verschiedenen Klangtexturen. Sie alle (und viele mehr) haben mich sehr beeinflusst, und Musik mit dieser Tiefe und Komplexität fesselt mich am meisten.
Wie ich dahin komme? Ganz genau weiß ich das auch nicht (lacht). Ich gehe beim Schreiben meistens aus verschiedenen Richtungen an einen Song heran. Da ist der Kern des Tracks, das "Rockband"-Ding: Drums, Riffs, Bass, Gesang. Aber ich suche ständig nach Wegen, andere Texturen einzubauen. Manchmal ist es ein Synth, der das Gitarrenriff begleitet. Manchmal ist es eine verrückte, vielschichtige Schleife, die ich geschrieben und durch einen Haufen Pedale geschickt habe, sodass sie rückwärts abgespielt wird. Ich liebe es einfach, herumzutüfteln. Ich mag es, Instrumente auf unkonventionelle Weise einzusetzen. Es ist viel Experimentieren, Trial-and-Error. Ich habe mit der Zeit ein Gespür dafür entwickelt, wann ich welche zusätzliche Textur einbringen will und probiere dann einfach aus, was passiert. Und am wichtigsten: Ich suche nie nach Perfektion und will, dass meine Klangflächen rau sind. Ich möchte nicht, dass Delay-Trails exakt passen oder Harmonien perfekt stimmen. Ich suche nach sorgfältig kuratiertem Chaos.
Was das Emotionale angeht, ist das eigentlich ganz einfach: Ich bin einfach ein emotionaler Mensch. Ich denke viel nach, bin sensibel, und so klischeehaft es klingt – Musik war für mich immer ein Ventil. Und am wichtigsten: Ich versuche einfach, nichts zurückzuhalten. Ich sehe keinen Sinn darin, meine Botschaft oder meine Gefühle zu zensieren, nur weil ich vielleicht schüchtern oder verlegen bin. Ich gebe einfach mein Bestes, alles rauszulassen.
Anne: Möchtest Du einige musikalische oder andere Einflüsse teilen, die Dich bei Deinem neuen Material inspiriert haben?
"Lesen inspiriert mich"
Adam: Uff, da gibt es eine Menge! Im vergangenen Jahr war ich sehr von Shoegaze und dem Emo-Revival begeistert, aber ich versuche, mich so breit wie möglich aufzustellen. Einige Künstler*innen, die mich in letzter Zeit beeinflusst haben, sind Grandview, Downward, Vacant Home, Stay Inside, Sufjan Stevens, Listener, Gleemer und Holy Fawn.
Ich versuche außerdem, in letzter Zeit wieder viel mehr zu lesen. Songtexte sind für mich immer noch eine relativ neue Ausdrucksform, deshalb verlasse ich mich auf echte Schriftsteller, um meine eigene Stimme zu finden. Ich habe kürzlich "Love" von Angela Carter gelesen. Von Jeanette Winterson habe ich auch schon ein paar Bücher gelesen. Tim Winton ist ein produktiver australischer Autor, den ich sehr mag. Ich schätze Autoren, die das Alltägliche auf komplexe und detaillierte Weise beschreiben können.
Anne: Welche Rolle spielt DIY-Kultur in Deiner Musik und Deinem Aktivismus? Wie wichtig ist Selbstständigkeit in Deinem kreativen und ethischen Schaffen?
Adam: Oh, sie ist alles für mich. Ich habe Kunst immer nur im DIY-Stil gemacht. Offen gestanden wüsste ich gar nicht, wie ich das anders machen sollte. Und ja, das hängt auch mit einigen meiner ethischen Prinzipien zusammen, besonders was Umweltschutz, unsere globale Esskultur und so weiter betrifft. Ich habe vor, bald komplett autark zu leben, mein eigenes Essen anzubauen, Regenwasser und Solarenergie zu nutzen und all diese Dinge. Ich habe immer an die Kraft des Einzelnen geglaubt, zum Gemeinwohl beizutragen. Deshalb bin ich auch Veganer geworden!
Anne: Hast Du manchmal das Gefühl, dass Du Deine politische oder ethische Haltung in Deiner Arbeit noch deutlicher machen müsstest, oder würdest Du subtileren Botschaften den Vorzug geben?
Adam: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es noch deutlicher zum Ausdruck bringen kann, ehrlich gesagt. Es ist nicht so, dass ich zwingend versuche, möglichst offensichtlich zu sein, sondern vielmehr, dass meine Geschichte oder Botschaft in den jeweiligen Momenten einfach so klar wie möglich zum Vorschein kommt. Ehrliche Direktheit ist mein Weg. Ich möchte nie das Gefühl haben, manipulativ zu sein. Wenn jemand bereit ist, sich auf eine bestimmte Idee oder Botschaft einzulassen, wird sie schon ihren Weg finden.
Anne: Gibt es neben der Musik noch andere Formen, in denen Du Dich mit der veganen/Tierrechts-Community engagierst – zum Beispiel durch Events, Aufklärungsarbeit oder andere Formen des Aktivismus?
Adam: Nicht wirklich im Rahmen von irgendwas Organisiertem. Wo es möglich ist, führe ich aber sehr gerne Gespräche, in denen solche Themen ganz natürlich aufkommen können. Wie ich schon früher angesprochen habe, habe ich oft den Eindruck, dass jeder Mensch erst einmal offen für eine neue, vielleicht auch herausfordernde Idee sein muss, bevor man wirklich etwas bewirken kann. Gerade heutzutage – besonders online – sieht man so oft Diskussionen (nicht nur über Veganismus), bei denen ganz offensichtlich niemand bereit ist, seine Meinung zu ändern. Ich suche lieber Gelegenheiten, mit aufgeschlossenen Menschen ins Gespräch zu kommen, und versuche dann, eine tiefere, bedeutungsvolle Diskussion zu führen.
Anne: Wie reagieren Hörer*innen, die sich mit Deiner ethischen Botschaft – in der Musik oder drumherum – verbunden fühlen?
"Nichts erzwingen"
Adam: Für mich läuft am Ende alles auf Verbindung durch Kunst hinaus. Ich bin ein kleiner Künstler und meine Arbeit erreicht nicht unbedingt viele Menschen, aber immer, wenn sich jemand bei mir meldet, um über das zu sprechen, was ich mache, ist das für mich unglaublich bereichernd. Ein Teil des Grundes, warum ich das mache, ist die Hoffnung, dass meine Musik jemandem durch eine schwere Zeit hilft oder dazu bringt, sich mit komplexen Gefühlen auseinanderzusetzen. Ich selbst verdanke so vielen Künstler:innen so viel, weil ihre Musik mir durch schwierige Zeiten geholfen hat. Es ist unglaublich demütigend zu erfahren, dass meine Musik das gelegentlich auch für andere tut.
Anne: Hast Du einen Rat für andere Musiker*innen, die ihre kreative Arbeit mit ihren Werten in Bezug auf Tierrechte oder soziale Gerechtigkeit in Einklang bringen wollen?
Adam: Ich glaube, das Einzige, was ich wirklich sagen kann, ist: Erzwinge nichts. Übe Dein Handwerk, lerne dazu und bleib neugierig. Du kannst Dir natürlich vornehmen, mit einem bestimmten künstlerischen Projekt ein Ziel zu verfolgen, aber meiner Erfahrung nach sieht das Endprodukt selten so aus wie die ursprüngliche Idee. Wichtig ist es, sich klarzumachen, dass das nichts Schlechtes ist. Nutze die Werkzeuge und Fähigkeiten, die Du hast, und mach das Beste daraus. Bring Deine Arbeit in die Welt und fang dann wieder von vorn an. Mit jedem Durchgang wirst Du besser klingen, zusammenhängender, mehr Du selbst und weniger als eine Ansammlung von Einflüssen – und Deine Botschaft wird klarer.
Das klingt jetzt vielleicht altmodisch, aber ich glaube, in diesem "Zeitalter der sofortigen Belohnung" geben viele zu schnell auf, wenn sie merken, dass sie nicht sofort gut in etwas sind. Kunst zu machen (oder überhaupt eine wichtige Fähigkeit zu lernen) ist ein ständiger Prozess. Man kann nicht einfach plötzlich gut darin sein, und man sollte auch nie aufhören zu lernen. Wir können Perfektion anstreben, aber wir sollten wissen, dass wir sie nie wirklich erreichen werden. Und das ist auch gut so – Perfektion ist ohnehin langweilig (lacht).
Anne: Das ist ein sehr weiser Rat. Wie die alten Yogis schon gesagt haben: "Übe, und alles kommt von selbst". Möchtest Du mir noch von Deinen Plänen für den Rest des Jahres erzählen?
Adam: Zuerst muss ich das Album fertigstellen. Dann steht ein Umzug an. Wie ich schon erwähnt habe, haben meine Ex-Partnerin und ich uns getrennt, und wir verkaufen gerade unser Haus. Ich hoffe, mir ein Tiny House zu bauen und schon bald auf der Farm eines Freundes leben zu können. Sie ist nicht weit von hier entfernt. Ich bin gerade dabei, ein Bauunternehmen zu suchen und alles zu organisieren. Mein Plan ist, komplett autark und möglichst selbstversorgend zu leben. Ich hoffe, das wird ein richtig guter Neuanfang für mich.
Anne: Das klingt spannend. Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir alles Gute! Last, but not least: Nenn mir eine Sache, von der wir alle lernen können.
Adam: Introspektion. Aber wirkliche, ehrliche Introspektion. Blende äußere Ablenkungen aus und setze Dich mit Deinen eigenen Gedanken auseinander. Versuche nicht, Dich selbst von irgendetwas zu überzeugen oder bestimmte Gedanken oder Handlungen zu rechtfertigen. Setz Dich einfach hin und lass alles wirken. Wir sind ständig reizüberflutet – da ist es eines der besten Dinge, die man tun kann, dem eigenen Geist Zeit zu geben, herunterzukommen. Meditation ist großartig, wenn man es schafft.
Anne: Vielen Dank für das Gespräch! Es war mir eine Freude!
Adam: Danke, dass ich Dein Gast sein durfte, Anne. Ich weiß das wirklich zu schätzen!