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    Biodiversität nimmt weiter ab

    Nur 4 Prozent der Säugetiere sind Wildtiere

    Beitrag von Anne
    13.10.2023 — Lesezeit: 3 min
    Biodiversität nimmt weiter ab
    Bild/Picture: © Sponchia, pixabay

    Die Biodiversität nimmt weiter ab. Da sind sich die Forschenden einig. Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland gerade mal wieder aktiv Jagd auf Wölfe gemacht wird, habe ich mir die Zahlen mal genauer angeschaut und Erschreckendes festgestellt: Anders, als viele vielleicht vermuten würden, handelte sich bei den meisten Säugetieren auf der Erde nicht um wild lebende Tiere, sondern um "Nutztiere".

    Wir Menschen machen also lediglich 0,01 Prozent der Biomasse aller Lebensformen aus, halten aber für unsere Nahrung so viele Tiere, dass diese inzwischen denen, die in freier Wildbahn leben. zahlenmäßig weit überlegen sind? Wie kann das sein? Hier noch mal eine genaue Auflistung aus einer in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie von Yinon Bar-On, Rob Phillips und Ron Milo über die Verteilung der Biomasse auf der Erde1:

    • 60 Prozent aller Säugetiere leben in der Nutztierhaltung.
    • 36 Prozent sind Menschen (0,01 Prozent der gesamten Biomasse).
    • Nur vier Prozent aller Säugetiere sind frei lebende Wildtiere

    Im Hinblick auf die Biomasse sollte man außerdem noch beachten, dass der Anteil der Pflanzen mit 82 Prozent hier relativ hoch ist. In Zahlen bedeutet das: Sie ist 7.500 Mal größer als die von uns Menschen. Auf Bakterien fallen 13 Prozent, das ist auch schon das 1.200-fache der menschlichen Biomasse. Schließt man alle Tiere, Menschen und Pilze zu einer Gruppe zusammen, ergibt es zusammen fünf Prozent der gesamten Biomasse. Diese Zahlen hat auch die Albert Schweitzer Stiftung in einem Artikel betrachtet2.

    Biodiversität ist heute nur noch eine Vorstellung

    Die Bilder, die wir aus Tierdokumentationen oder dem National Geographic kennen, täuschen demnach sehr. Die Zeiten, in denen riesige Wildtiergruppen die Erde beherrschten, sind in unseren Zeiten der Klimakatastrophe und der Massentierhaltung längst Geschichte. Wir Menschen stellen lediglich einen winzigen Teil der Biomasse dar, haben jedoch einen Großteil der Wildtiere auf dem Gewissen.3

    Die meisten der 60 Prozent in der Nutztierhaltung lebenden Säugetiere sind Schweine und Rinder. Bei den Vögeln sind die Zahlen sogar noch schlimmer: 70 Prozent von ihnen leben in der Nutztierindustrie, lediglich 30 Prozent in der Natur.

    Wir allein sind für das Artensterben verantwortlich. Der Intensivhaltung von "Nutztieren" fällt, neben der Schwerindustrie, der Rodung von Wäldern und der flächendeckenden Umweltverschmutzung ein großer Teil davon zu.

    Hannah Ritchie, Fiona Spooner und Max Roser von Our World in Data fokussieren sich bei ihrer Arbeit auf Daten und Forschung zum menschlichen Wohlbefinden und Wohlstand. Sie haben einen Überblick über die Zahlen aus der Studie geschaffen4. In ihrer Veröffentlichung zur Untersuchung schreiben sie:

    "Die Dominanz der Menschen ist klar. Allein durch unser Zutun entstand etwa ein Drittel der Säugetier-Biomasse. Das ist fast zehnmal so viel wie bei wild lebenden Säugetieren.

    Auch ihre Grafik zeigt: Die Verteilung der Säugetiere auf der Erde ist erschreckend. Die Zahlen belegen es.

    Grafik Our World In Data – "The biomass distribution on Earth"
    Grafik Our World In Data – "The biomass distribution on Earth"

    Die Forschenden schreiben weiter:

    "Unser Viehbestand macht fast zwei Drittel aus. Rinder wiegen fast zehnmal so viel wie alle wilden Säugetiere zusammen. Die Biomasse aller wild lebenden Säugetiere der Welt ist gerade mal so groß wie die unserer Schafe."

    Ähnlich wie bei den Vögeln, bei denen die Biomasse des "Nutzgeflügels" mehr als doppelt so groß ist, wie bei den Wildvögeln.

    Wir beuten die Ökosysteme aus

    Bei ihren Schätzungen verglichen die Forschenden Säugetiere auf der Grundlage ihrer Biomasse. Das bedeutet: Jedes Tier wird in Tonnen Kohlenstoff gemessen, die es in sich trägt (Funktion der Körpermasse). Um die Biomasse einer taxonomischen Gruppe zu berechnen, multiplizierten die Wissenschaftler*innen den Kohlenstoffbestand der einzelnen Organismen mit der Anzahl der Individuen innerhalb einer Gruppe.

    Bei Menschen berechneten sie zum Beispiel die durchschnittliche Kohlenstoffmenge einer Person und multiplizieren sie mit der menschlichen Bevölkerung. Falls Ihr das auch mal ausprobieren wollt: 15 Prozent Eures Körpergewichts entsprechen Eurer Kohlenstoff-Biomasse.

    Weil man die tatsächliche Gesamtzahl der in freie Wildbahn lebenden Tiere nicht exakt erfassen kann, gehen die Forschenden von Schwankungen aus. Ihre Zahlen sind daher als ungefähre Angaben zu betrachten.

    Wenn wir nichts tun, gibt es kein Zurück mehr

    Seit Jahrtausenden beeinflussen wir Menschen die Ökosysteme massiv. Wir tun dies durch den direkten Eingriff mittels Jagd, Fischerei und Massentierhaltung sowie über den indirekten Weg durch Abholzung und die Bearbeitung der Böden für die Landwirtschaft und den Anbau der Futtermittel für die Tiere in der Nutztierindustrie.

    Die natürlichen Ressourcen (Land, Wasser, Nahrung und Schutz), die uns dafür zur Verfügung stehen, haben wir längst ausgereizt. Daher wird es Zeit, der Umwelt und damit auch den Wildtieren etwas zurückzugeben. Jeder weitere Eingriff lässt das Ungleichgewicht weiter wachsen.

    Bild/Picture Header: Sponchia, pixabay

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