Mein veganes Tagebuch
Esst Blumen und keine Hühnerbabies
Vegetarierin war ich schon sehr früh. Ich war elf, als ich mich entschied, das Tiereessen an den Nagel zu hängen.
Eine Zeitlang (zwischen 24 und 27) habe ich dann tatsächlich wieder Fleisch zu mir genommen. Ich frage mich heute noch warum. Diese Eskapade der Finsternis gipfelte in einem angeblich "deliziösen" Rindersteak, zubereitet von einem damaligen Bekannten auf dem heimischen Grill. Ich biss hinein, schmeckte Blut, Muskeln, Fleisch, etwas, das vor kurzem noch gelebt hatte. Auf der anderen Seite des Erdballs. Ein gequältes Wesen, das seine Mutter nie kennenlernen durfte und kurz, nachdem es das Licht der Welt erblickt hatte auch schon zur Schlachtbank geführt wurde. Ich spuckte aus und habe seit diesem Tag kein Fleisch mehr angerührt.
Auf Milchprodukte verzichtete ich vorerst nicht, ich beschäftigte mich aber mehr und mehr mit den Alternativen und auch damit unter welchen Umständen Käse, Milch und Joghurt "produziert" werden und das auch in Biohöfen.
My Vegan Diary - Ich trinke jetzt Pflanzenmilch
Nach und nach näherte ich mich der veganen Lebensweise an, trank Hafermilch, testete Tempeh und Tofu und freundete mich immer mehr mit dem Gedanken an, besser früher als später ganz auf eine pflanzenbasierte Ernährung umzusteigen. Ich war das Tierleid satt und wollte nicht mehr dabei zusehen sondern aktiv etwas dagegen unternehmen.
Ich begann zu Hause vegan zu kochen und nur außer Haus vegetarische Gerichte zu mir zu nehmen. Mein Mann Matze, schon immer Fleischesser, machte mit.
Als Matze dann vor ein paar Wochen entschied: "Ich probiere das jetzt aus. Ich möchte mich cholesterinfrei ernähren!" war es entschieden: Wir werden ab jetzt vegan leben. Unser Stichtag war Samstag, der 14. Juni 2014. Matze hatte sich eine Regel überlegt, nach der er ein Mal in der Woche Fleisch essen darf, falls es keine andere Möglichkeit gibt.
Inzwischen sind über 6 Wochen vergangen, an dem weder einen Schluck Kuhmilch noch Frühstückseier oder Schnitzel zu sich genommen hat. 6 Wochen mit 3 Geburtstagsfeiern, eine davon im großen Stil mit der ganzen Familie, zahlreichen Biergarten- und Pub-Besuchen und Mittagessen in der Großkantine des Verlages, in dem er arbeitet. In den sechs Wochen hat Matze 6 Kilo verloren, nimmt sogar noch weiter ab, fühlt sich leicht und gesund und ist rundherum zufrieden. Und er hat eine Ehefrau, die sehr, sehr stolz auf ihn ist.
Vegan Kochen macht Spaß!
6 Wochen, in denen wir weder auf Schokolade noch auf Limonade verzichtet haben. 6 Wochen, in denen ich drei Kochbücher besorgt und keines davon gelesen habe, weil ich soviel selbst ausprobiert habe.
Nahezu jeden Tag gehe ich auf die Jagd nach neuen Hülsenfrüchten, Gemüsesorten, Sprossen, Salaten und Beeren. Kleie, Flocken, Hirse, Trockenfrüchte, Hafermilch, Sojamilch, Kokosmilch, Cashewmilch, Leinsamen, Chiasamen, Matchatee... Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Hm! Was für eine Vielfalt! Und was für ein Spaß und eine Freude, alles auszuprobieren, zu kosten und immer neue Rezepte zu kreieren.
Ob ich Käse vermisse? Heißhunger habe auf Kuhmilchjoghurt? Fehlanzeige. Und ich habe wirklich sehr viel Käse gegessen. Unser Kühlschrank war immer voll damit. Heute findet man darin vegane Aufstriche in allen Geschmacksrichtungen, mit denen wir unser selbstgebackenes Brot verzieren.
Als frisch gebackener Veganerin fiel mir als erstes auf, dass offenbar von Seiten vieler Omnivoren und auch Vegetarier ein unglaublicher Diskussionsbedarf besteht. Fragen wie "Wie bekommst Du denn Deine Proteine" mit "Wie bekommst Du denn Deine Ballaststoffe" zu beantworten, reicht irgendwann nicht mehr aus, man muss sich Wissen aneignen, um nicht nur neugierigen Fragen sondern häufig sogar offenen Angriffen selbstsicher entgegentreten zu können.
Menschenkinder brauchen keine Kuhmilch
Dass Fleischesser Cholesterin zu sich nehmen, Kinder keine Milchprodukte brauchen und Sojabohnen Eisen enthalten, wusste ich schon als Vegetarierin, aber wie erkläre ich das einem wildgewordenen Mopp lieber Fleischesser-Freunde am Biergartentisch, die durch Zufall rausbekommen haben, dass ich den tierischen gesättigten Fettsäuren abgeschworen habe und mich jetzt offen kritisieren, sticheln und jedes Detail wissen wollen?
Inzwischen habe ich schon einiges rausgefunden und einige haben sich auch schon mit meinem Dasein als ewig hungriger, blutleerer Veganer-Vampirella abgefunden. Jeden Tag kommen neue Fakten, Details und Tatsachen dazu, ich sammle, teile, unterhalte mich im Chat mit anderen Veganern, schreibe auf und speichere ab. Die Sammlung wächst stündlich und wer weiß, vielleicht werde ich das Ganze (man riet mir dazu) ja eines Tages noch zu Papier bringen, einen Umschlag drumwickeln und an einen Verlag schicken. Doch bevor das passiert, wird sicher noch einige Zeit ins Land gehen.
In der Zwischenzeit werde ich weiter Rezepte erfinden, Essen fotografieren und in meinem Blog eine Rubrik zum Thema "Essen" auf die Beine stellen. Darin werde ich Euch mit Fakten quälen, Rezepte präsentieren und sicher auch den ein oder anderen Gedanken zum Thema Tierschutz loswerden.
Derzeit schreibe ich an einem Artikel "10 Fakten über vegane Ernährung", der in Kürze hier in meinem Weblog erscheinen wird. Meine Rezepte poste ich im Moment noch auf Instagram. Daher stammen übrigens auch die seltsame Überschrift und Zwischenüberschrift #myvegandiary und #eatflowersnotchickenbabies. Das sind die Hashtags, unter denen ich auf Instagram meine Frühstücks- und Abendessen-Rezepte veröffentliche. Neugierige klicken einfach auf den Link. Natürlich freue ich mich auch über jeden neuen Follower.
Zur Feier des Tages hier ein leckeres Sommerrezept aus meiner Feder, dass Ihr ganz leicht nachmachen könnt:
Bunter Linsensalat (2-4 Portionen, je nach Hunger und Beilagen)
Zutaten:
150 g Linsen 1 kleine Dose Biomais 4 Tomaten 2 Rote Paprikaschoten 1/2 Salatkopf Viel frischer Rucola und Petersilie
Zubereitung:
Die Linsen kochen, absieben, abkühlen lassen, den Biomais hinzugeben, Salat in Streifen schneiden und hinzugeben, Tomaten, Paprika, Rucola und Petersilie fein hacken und beimengen. Zum Schluss ein leckeres Dressing aus Himbeerbalsamico, Johannisbeergelee, Pfeffer, Chili und Meersalz nach Gusto anrühren und abschmecken. Fertig!
Guten Appetit!