Lobsterbomb – "Overstimulated"

Die Energie der Reizüberflutung

Anne

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24.09.2025 — Lesezeit: 2 min

Lobsterbomb – "Overstimulated"
Bild/Picture: © unlostfilms

Mit "Overstimulated" legen die Berliner Post-Punker Lobsterbomb ihr zweites Studioalbum vor. Die Band, die Duran Duran Frontman Simon Le Bon als seine neue Lieblings-Punkband bezeichnete, channelt in den 12 Stücken auf der Platte das Gefühl der Reizüberflutung und zeigt eindrucksvoll, welche Energie davon ausgehen kann. Das Projekt hat sich seit dem gefeierten Debüt "Look Out" von 2023 musikalisch ganz klar in eine noch diversere Richtung weiterentwickelt.

Die neue Platte kreist thematisch um Reizüberflutung, emotionale Überlastung und den Versuch, seinen Weg innerhalb einer viel zu normativen Gesellschaft zu behaupten. Frontfrau Nico Rosch bringt die Spannungen in diesem Kraftfeld mit klarer Stimme und Gitarrenriffs, die sich zwischen krachig-chaotisch und hymnisch bis atmosphärisch bewegen, zielgenau auf den Punkt.

Zwischen Chaos und Kontrolle

Lobsterbomb – "Overstimulated"Lobsterbomb – "Overstimulated"

Der Titelsong "Overstimulated" (Track 2) ist das Herz der Platte. Der ungezwungene und fast atemlose Track übersetzt die Erfahrung emotionaler Überforderung in Musik und wirkt dabei wunderbar impulsiv. Schlagzeugerin Vik Chi beschreibt das Stück so:

"Overstimulated ist ein Lied darüber, wenn zu viele Informationen, Eindrücke und Gefühle gleichzeitig auf dich einprasseln. Es gibt keinen einfachen Ausweg – man muss irgendwie durchhalten, tief durchatmen und sich wieder sammeln.“ Genau diese Atmosphäre fangen die hektischen Rhythmen und flackernden Gitarrenläufe perfekt ein.

Doch das Album verharrt keinesfalls im Chaos. Songs wie "Falling" oder "Every Day" zeigen die nachdenklichere Seite der Band, während "Paranoia" und "Sick and Tired" die punkige Wut neu akzentuieren. Die neue Bassistin Em Ritchie verleiht den Kompositionen zusätzliche Tiefe und Druck.

Energiegeladener Post-Punk mit Kanten an den richtigen Stellen

Lobsterbomb.Bild/Picture: © unlostfilmsLobsterbomb.Bild/Picture: © unlostfilms

Produziert und gemischt von Karen Dhios im Studio von Thomas Götz (Beatsteaks) klingt "Overstimulated" kraftvoll, roh und gleichzeitig detailreich. Die elf Songs bringen eine wunderbare Vielfalt mit. Mal regiert eine punkige Zwei-Minuten-Wutattacke, mal breiten sich flackernde Gitarrenwände flächendeckend aus. Und es ist genau diese ungeschliffene und ehrliche Direktheit, die "Overstimulated" so spannend macht. Warum sollten wir uns alle im ständigen Versuch, nicht anzuecken, einem System anpassen, für das wir nicht gemacht wurden? Sollte es nicht vielmehr das System sein, das auf uns zukommt, indem es uns so akzeptiert, wie wir sind?

Aufbruch, Befreiung, Widerstand

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Inhaltlich geht es auf "Overstimulated" um Selbstfindung und das Aushalten von Unsicherheiten, aber auch um das Aufbegehren gegen eben diesen gesellschaftlichen Druck. Zwischen Alltagsermüdung ("Sick and Tired"), dystopisch anmutenden Gedanken ("Nightbird", "Warning") und dem vorsichtigen, hoffnungsvollen Blick in die Zukunft liefert das Album einen Soundtrack für die Generationen, die ständig funktionieren sollen und sich trotz allem hier und da kleine Momente der Freiheit und Freude erkämpfen.

12 ehrliche Songs mit Aussage!

"Overstimulated" ist ein ehrlicher, vielschichtiger und gelungener zweiter Wurf von Lobsterbomb. Das Album hat definitiv Tiefgang und bringt mit seiner kathartischen Post-Punk-Energie trotz aller Ungezwungenheit wichtige Themen auf den Plattenteller.

"Overstimulated" von Lobsterbomb erscheint am 25 September 2025 auf Ladies & Ladys Records

Lobsterbomb – "Overstimulated" (Video-Premiere 25. Septeber 9:00 GMT)

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