Soundsvegan Logo

soundsvegan.com

    Christian von Facing The Swarm Thought über die neue EP "The Path"

    "Augsburg hatte schon immer eine facettenreiche Musikszene"

    Interview von Anne
    21.10.2024 — Lesezeit: 6 min
    Christian von Facing The Swarm Thought über die neue EP "The Path"
    Bild/Picture: © Facing The Swarm Thought

    Facing The Swarm Thought aus Augsburg machen seit 2007 straighten Sound ohne Kompromisse – chaotische Blast Beats und wuchtige Grooves mischen sich in ihren Songs mit bedrohlichen Doom-Elementen und flehendem, emotionalem Gesang. Jetzt gibt es was Neues – Christian ("Schaumi") hat mir im Interview verraten, wie es in Zukunft mit FTST weitergeht.

    Ich gebe es zu: Ein bisschen hat mich schon die Nostalgie gepackt, als ich dieses Interview geführt habe. Ich habe einfach zu lange in Augsburg gelebt, um nicht ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen. Darum beziehen sich einige meiner Fragen auch konkret auf die Stadt. Ich hoffe, Ihr seht mir das nach. Dafür ist das Interview mit Christian ("Schaumi") aber auch umso spannender geworden.

    Seit ihrer Gründung hat die Band stilistisch immer wieder Überraschungen parat. Die musikalische Prägung der Mitglieder fließt direkt in die Musik von Facing ein und sorgt für den einzigartigen Sound des Projekts. Hardcore, Sludge, Doom und Post-Metal sind ebenso wenig spurlos an FTST vorbeigegangen, wie die intensiven Tour-Jahre, durch die sich das gemeinsame Spielen noch verfeinert hat.

    Nach der Veröffentlichung von zwei Platten auf Ampire Records 2011 und 2013, machten Facing in Eigenregie weiter. Lediglich die Schlagzeugaufnahmen sowie das Mixing und Mastering, das Roland Wiegner übernahm, fanden in der Tonmeisterei statt. Der Qualität ihrer Musik konnte der Wechsel nichts anhaben. Ganz im Gegenteil – ihre Stücke wirken heute noch persönlicher und intensiver als zu Label-Zeiten.

    Nachdem die weltweite Pandemie das intensive Touren von Facing The Swarm Thought stoppte und die Band, wie viele andere auch, erst mal eine unerwartete Vollbremsung erfuhr, geht es jetzt mit einer neuer EP weiter. "The Path" haben die Augsburger vollständig selbst aufgenommen, gemixt, gemastert und produziert. Die Platte ist düster, heftig und wütend und übertrifft in ihrer Energie sogar noch den Vorgänger "Körperbrand" von 2017. Ihr könnt sie, während ihr das Interview lest, direkt hören. Ich habe sie Euch unten verlinkt. Ich freue mich auf jeden Fall, dass es mit der Band weitergeht und darauf hoffentlich bald wieder mehr zu hören. Und jetzt natürlich auf das Gespräch mit Christian!

    Anne: Hi Christian! Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst! Wie geht es Euch, womit beschäftigt Ihr Euch gerade im Proberaum?

    Christian: Hi Anne, erst mal vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview. Wir sind momentan dabei, an neuem Material zu arbeiten. Da haben sich einige Ideen angesammelt während der letzten Monate. Außerdem bereiten wir uns gerade auf zwei Shows vor, die wir im November mit unseren Buddys von "All Its Grace" aus Mainz spielen werden.

    Anne: Da kommen Erinnerungen hoch. Als ehemalige Augsburgerin habe ich viel Zeit in den Proberäumen im Fabrikschloss und in der alten Reese-Kaserne verbracht. Gibt es die noch? Habt Ihr noch einen Raum in der Reese-Kaserne?

    Christian: Ach ja, das gute alte Fabrikschloss. Das war mega dort. Wir sind da allerdings 2008 ausgezogen, weil es geheißen hat, dass die Proberäume dort dicht gemacht werden sollen. Wir sind dann in den Proberaumkomplex in der Zusamstraße umgezogen. Den Raum dort haben wir immer noch, haben ihn allerdings untervermietet, da wir seit 2016 in München proben. Drei von uns wohnen da nun und da ist es sinnvoller, dort den Proberaum zu haben. Die Proberäume in der Reese-Kaserne gibt es meines Wissens auch nicht mehr.

    Anne: Gratulation zur neuen EP! Die ist großartig geworden, macht Lust auf mehr! Seid Ihr zufrieden damit?

    "Es hat massiv Spaß gemacht, 'The Path' aufzunehmen"

    Facing The Swarm Thought – "The Path"
    Facing The Swarm Thought – "The Path"

    Christian: Ja, voll. Dafür, dass wir es das erst mal komplett alleine gemacht haben, sind wir voll zufrieden damit. Das war eine Menge Arbeit, die aber massiv Spaß gemacht hat.

    Anne: Die Platte ist insgesamt sehr düster geworden. Ich mag die Energie und den Drive sehr. Was hat Euch beim Schreiben der Songs besonders inspiriert?

    Christian: Na ja, die Songs sind eigentlich komplett in der Pandemie entstanden. Also viele Riffs wurden im Lockdown geschrieben und dabei wurde natürlich auch die Stimmung eingefangen. Als wir wieder proben konnten, haben wir sie zusammen gebastelt.

    Anne: Ich mag ja "Church Of Dogs" besonders gerne. Hast Du auch einen Favoriten?

    Christian: Ich finde sie alle geil, aber mir persönlich macht der live extrem Spaß! Wir fangen damit gerade unser Live-Set an. In den kann man sich schön reinfallen lassen!

    Anne: Wovon handelt "Church Of Dogs"?

    Bei "Church of Dogs" geht es um das Thema Vergänglichkeit und dass es wie ein schwarzes Loch sein kann, sich damit zu beschäftigen. Je mehr man sich damit auseinandersetzt, desto tiefer wird man da rein gesaugt! Deswegen sollte man einfach dankbar um jeden schönen Moment sein, wie zum Beispiel mit seinem Hund draußen zu sein (grinst).

    Anne: Das ist ein schöner Gedanke. Wie kam es zu der Entscheidung, die EP komplett in Eigenregie aufzunehmen?

    Christian: Das hat mehrere Gründe gehabt: Zum einen haben drei von uns während der Pandemie Kinder bekommen, was es schwierig macht, sich mal für eine Woche oder so ins Studio zu verziehen. Außerdem hatten wir einfach Bock drauf, das mal selbst zu machen. Die "Körperbrand" haben wir prinzipiell auch schon fast selbst aufgenommen, bis auf das Schlagzeug. Das haben wir damals in der großartigen "Tonmeisterei" in Oldenburg aufgenommen, wo wir auch die "Damnati" und die "Bridges" aufgenommen haben. Da wir das aber nun selbst machen, sind wir dann doch deutlich flexibler und können quasi direkt starten, wenn wir der Meinung sind, "jetzt nehmen wir auf".

    Anne: Wird es bald noch weitere neue Songs geben?

    Christian: Nach der EP ist vor der EP (lacht). Wir sind gerade dabei, neue Songs für eine weitere EP zu schreiben.

    Anne: Könnt Ihr Euch vorstellen, in Zukunft wieder mit einem Label zusammenzuarbeiten?

    Christian: Das kommt auf die Konditionen an. Ein Label ist halt gut für Promotion und Distribution, kostet dann natürlich aber auch. In der Welt von Streamingdiensten kann man zumindest die Verbreitung mittlerweile gut selbst machen.

    Anne: Ihr wart viele Jahre auf Tour und habt unterwegs zahlreiche Erfahrungen gesammelt. Wann geht es wieder los?

    "Wir planen gerade unsere Shows für 2025"

    Christian: Im November spielen wir einen Weekender mit unseren Kumpels von "All Its Grace", die ihr 20-jähriges Bandjubiläum feiern. Da freuen wir uns schon drauf. Ansonsten planen wir gerade für 2025.

    Anne: Wie hat es sich angefühlt, als Support von Bands wie The Ocean (Interview hier), Whitechapel, Despised Icon, The Secret, Deafheaven, I Killed The Prom Queen, Kylesa oder Amenra zu spielen?

    Christian: Das ist natürlich immer cool Support für einen größeren Act zu sein, da man so natürlich mehr Leute erreicht. Amenra haben sogar über einen Teil von unserer Backline gespielt und sich auch sehr nett bei uns während der Show bedankt.

    Anne: Wie lange macht Ihr jetzt schon zusammen Musik?

    Christian: Unsere Besetzung hat sich seit 2010 nicht geändert: Matthias (Malle), Matthias (Ameis), Michael (Mikkl), Peter (Pete) und ich, Christian (Schaumi). Wir machen alle schon sehr lange zusammen Musik: Malle, Mikkl und Pete seit 22 Jahren und Ameis und ich, mit einer kleinen Unterbrechung, seit 28 Jahren jetzt.

    Anne: Was hat sich für Euch als Band seit Eurer Gründung 2007 verändert?

    Christian: Erst mal haben wir viel mehr live gespielt, vor allem auch im Ausland (Frankreich, Schweiz, Polen, Tschechien, Österreich und Kroatien), dann die Erfahrungen im Studio (der großartigen Tonmeisterei in Oldenburg), wo wir viel übers Aufnehmen und Sounddesign gelernt haben, von dem wir jetzt profitieren. Wir haben auch irgendwie relative schnell zu unserem eigenen Sound gefunden und haben die Richtung eigentlich seit der Damnati auch nicht groß verändert. Dann hat sich natürlich privat bei jedem einzelnen auch viel getan. Und das wahnsinnige Glück, dass es die Band immer noch gibt.

    Anne: Wie würdest Du die Augsburger Musikszene beschreiben?

    Christian: Augsburg hatte schon immer eine sehr große, starke und facettenreiche Musikszene. Als wir da angefangen haben, war das genial, was da auch von der Stadt alles gemacht wurde, um die lokale Musikszene zu unterstützen. Mit solchen Wahsinnsläden wie der Ballonfabrik, dem Provino, der Soho Stage, dem Bombig und dem City Club gibt es ja auch viele Möglichkeiten, live zu spielen. Es macht immer wieder Spaß dort und ist immer wie ein "Nach Hause Kommen". An dieser Stelle Grüße an Meta Void, den FC Blastbeat, Deadfreight of Soul, Dissecting a Horrib Mind, Colonnello und Obsidian Blade.

    Anne: Wenn Du etwas auf der Welt verändern könntest. Was wäre es und warum?

    "Wir sollten nicht immer anderen die Schuld geben"

    Facing The Swarm Though
    Facing The Swarm Thought

    Christian: Weniger Fingerzeigen und mehr Selbstreflexion. Ich denke, dass viele Probleme nicht entstehen würden, wenn man sich erst mal selbst fragen würde: "Hab vielleicht ich etwas falsch gemacht?", oder "Wie kann ich dazu beitragen, Situationen zu verbessern?", anstatt immer auf andere zu zeigen, die vermeintlich an allem Schuld sind!

    Anne: Vielen Dank für das Gespräch! Es hat mich sehr gefreut! Ich wünsche Euch ganz viel Erfolg mit Euren Plänen und natürlich mit "The Path"!

    Christian: Das kann ich nur zurückgeben. Hat sehr viel Spaß gemacht.

    Facing The Swarm Thought – "The Path"

    Facing The Swarm Thought – Diskografie

    • 2011 – "Damnati" (Ampire Records)
    • 2013 – "Bridges" (Ampire Records)
    • 2017 – "Körperbrand" (DIY)
    • 2024 – "The Path" (DIY)

    © 2024 · soundsvegan.com · Anne Reis