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    "Wir sind stolz auf dieses Album!"

    And So I Watch You From Afar Bassist Ewan über "Megafauna"

    Interview von Anne
    01.08.2024 — Lesezeit: 8 min
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    "Wir sind stolz auf dieses Album!"
    Bild/Picture: © And So I Watch You From Afar

    Überraschung! Ich habe mich mit And So I Watch You From Afar Bassist Ewen Friers über das neue Album "Megafauna" unterhalten! Er hat mir einige Bandgeheimnisse verraten und wir haben uns ausführlich über das Zuhause der ASIWYFA Mitglieder, ihre Motivation, ihre Inspirationsquellen und ihren Antrieb unterhalten. Viel Freude mit dem Interview und der Platte! Übrigens lebt Ewen seit sieben Jahren vegan. Auch darüber haben wir uns unterhalten. Doch das nur als Sidenote.

    Anne: Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst! Es ist mir eine Ehre und Freude, Dich persönlich kennenzulernen! Wie geht es Dir heute? Wie läuft die Vorbereitung auf die Veröffentlichung von "Megafauna"? Wie ist das Feedback bis jetzt?

    Ewen: Hi! Schön, Dich kennenzulernen. Alles rund um "Megafauna" läuft gut, danke. Es hat eine Menge Spaß gemacht, die Singles und Videos online zu veröffentlichen. Das Feedback der ASIWYFA Familie war überwältigend positiv. Aber wir sind jetzt unterwegs (hallo aus Texas) und unsere Songs live zu spielen ist unsere liebste Art, eine Platte zu promoten. Das Feedback ist direkt und impulsiv und das Album fühlt sich jetzt lebendig an.

    Anne: Ich muss sagen, dass das Album beeindruckend ist (MAL WIEDER!)! Ich liebe seine introspektive Art. Diese Songs haben die Kraft, den gesamten Film Eurer Herkunft, Eures Zuhauses und Eurer musikalischen Entwicklung über die Jahre in den buntesten Farben zum Leben zu erwecken. Ich denke, es ist eine Eurer brillantesten Veröffentlichungen bis jetzt und ich freue mich sehr darauf, dass Ihr sie bald mit der ganzen Welt teilen werdet – und es hoffentlich irgendwann in naher Zukunft live zu erleben. Ihr müsst ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis Eurer Arbeit sein, oder?

    "'Megafauna' ist eine Platte, die wir unbedingt machen wollten!"

    And So I Watch You From Afar – "Megafauna"
    And So I Watch You From Afar – "Megafauna"

    Ewen: Danke, das sind so liebe Worte. Ja, wir sind begeistert davon, wie gut die Platte insgesamt geworden ist. Sie fühlt sich persönlich an und sehr ehrlich. Wir sind wirklich stolz darauf und ich denke, das ist wichtig. Es fühlt sich vollständig realisiert an, als würde darin die Platte stecken, die wir unbedingt machen wollten! Es ist noch früh, um das zu sagen, aber die Leute scheinen positiv darauf zu reagieren und das fühlt sich unbeschreiblich gut an.

    Anne: "Megafauna" ist eine Hommage an Portrush und Belfast. Kannst Du die Gefühle beschreiben, die Du durchlebt hast, als Ihr Euch auf so intensive Weise mit Eurem Zuhause beschäftigt habt, als ihr diese neun Songs gemacht habt?

    Ewen: Also wir haben die Platte während COVID gemacht. Wir waren monatelang gemeinsam komplett in unserem Proberaum in Belfast untergetaucht und isoliert. Für uns als eine Band, die auf ihrer letzten Platte große, fast kosmische und konzeptuelle Themen verarbeitet hat, war "Megafauna" etwas viel Selbstreflektierteres und Herangezoomtes. Ich denke, viele Leute haben so etwas während der Pandemie erlebt, oder? Selbstreflexion und die eigene Psychologie erkunden. Und weil wir an Ort und Stelle geblieben sind, haben wir vor allem unsere Psychologie rund um unseren Heimatort erforscht. Thematisch hält dieses Album ein Mikroskop auf unser Zuhause, die Linse, durch die wir es sehen, alt und neu, Vergangenheit, Gegenwart und sogar die Zukunft.

    Anne: Wolltet Ihr schon immer ein Album über Eure irische Herkunft machen?

    Ewen: Ich glaube nicht explizit, aber als wir nach und nach begannen, "Megafauna" in diese Richtung zu entwickeln, fühlte sich alles ganz natürlich an.

    Anne: Du hast erzählt, dass der vorausgekoppelte Track "North Coast Megafauna" eines Deiner Lieblingsstücke auf dem Album ist. Ihr habt den Songs als einen Liebesbrief an die Nordküste geschrieben, an die kalten Tage, Skateboarding, den Ozean und alles, das Euch in jungen Jahren ausgemacht hat. Ich kann mich das sehr gut hineinversetzen und denke, wir alle haben diese Orte aus unserer Kindheit und unserer Teenagerzeit, an die wir uns immer wieder mit Liebe zurückerinnern. Würdest Du sagen, dass dieser Ort auf eine Art immer noch derselbe ist wie damals? Oder hat er sich so stark verändert, dass es sich mehr wie ein verblassendes Bild für Dich anfühlt, das Du für die Zukunft konserviert hast, um sicherzugehen, dass Du es nicht irgendwann vergessen wirst?

    "Die Atlantic Bar in Belfast war der sichere Ort unserer Kindheit"

    Ewen: Noch mal vielen Dank. Das ist ein schönes Kompliment. Während dieser Song von unseren besonderen Gefühlen gegenüber unserer Kindheit in Portrush, dem Meer, der Szene und den Menschen durchdrungen ist, ist es schön, dass es bei unseren Hörer *innen ähnliche Erinnerungen an ihre eigene Kindheit hochbringt. Diese formenden Jahre, ihre Höhen und Tiefen und die Spannungen, die uns prägen, sind für jeden von uns ein sehr persönliches Thema. Es freut mich daher sehr zu hören, dass Du Dich mit dem Stück auf dieser Ebene verbunden fühlst.

    Neben der Schließung der Atlantic Bar und der Tatsache, dass Portrush nach Jahrzehnten des Wahlkampfs immer noch keinen Skatepark bekommen hat, bleibt der Stadt ein lebhafter alternativer Geist, der uns große Hoffnung macht. Ich betreibe das "Coaster", ein Musik/Skate-Ein-Tagesevent in Portrush. Jedes Jahr zeigt sich dieser eklektische, kreative Geist, der Portrush zu so einem coolen Ort zum Aufwachsen macht, in Form einer neuen Generation von Skate Kids, Surfer*innen, Punks, Hip-Hop-Fans und gibt mir einen guten Grund für meine Hoffnung!

    Anne: Eine Sache, die mir aufgefallen ist, als ich "Megafauna" zum ersten Mal gehört habe, war die Tatsache, dass es sich fast noch kontrastreicher anfühlt, als Eure Vorgängeralben. Ist das etwas, auf das Ihr bewusst hingearbeitet habt oder hat es sich durch die Themen der Platte auf ganz natürliche Art von selbst entwickelt?

    Ewen: Ganz genau so ist es. Wir haben lange Tage im Proberaum damit verbracht, über beide Themen der Platte zu reden und zu dozieren – und über die Umgebung, in der wir während der COVID-Zeit in Belfast lebten. Das bringt die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen mit sich, und ich denke, Du hast komplett recht, wenn Du sagst, dass sich das auf der Platte klanglich widerspiegelt. Diese Bandbreite oder der Kontrast von "Megafauna" spiegeln diese Einflüsse wider.

    Anne: Die Post-Music-Szene ist geprägt von ihrem offenen, familiären und kreativen Umgang. Sie verbindet so viele unterschiedliche Menschen in den verschiedensten Ländern und Städten und sie treibt gelegentlich wunderschöne Blüten in der Form extrem kreativer unabhängiger Festivals und Labels. Würdest Du sagen, dass Belfast einer ihrer Hotspots ist?

    "ATG and Dunk! sind die physische Manifestation der wundervollen globalen Post-Music-Familie!"

    And So I Watch You From Afar. Bild/Picture: © And So I Watch You From Afar
    And So I Watch You From Afar. Bild/Picture: © And So I Watch You From Afar

    Ewen: Wir sind so glücklich, dass wir das in diesen vielen Jahren entdecken konnten. Festivals wie das Dunk! und das ArcTanGent sind die physische Manifestation einer abgedrehten und wundervollen globalen Familie. So cheesy wie das vielleicht klingen mag: Es gibt diese fest verankerte, tiefe Freundlichkeit, die von dieser "Post-Music-Szene" ausgeht, die unglaublich wichtig für uns ist. Die Musikszene in Belfast fördert in vielerlei Hinsicht eine ähnliche Einstellung, Aufgeschlossenheit und ein erstaunliches Maß an Kreativität. In einer künstlerisch reichen Stadt wie Belfast aufzuwachsen, hat uns zweifelsohne gutgetan.

    Anne: Es ist schon eine Weile her, seit Ihr Euer erstes Album veröffentlicht habt. Was hat sich seit Eurem Debüt verändert? Ich glaube, es war 2005, wenn ich mich richtig erinnere? Wow, die Zeit vergeht so schnell.

    Ewen: Da sagst Du was!!! Ich für meinen Teil habe mich ASIWYFA 2020 angeschlossen und es hat sich für mich seitdem sehr viel verändert. Als Crew-Mitglied befand ich mich in der privilegierten Position, mich seit Beginn im Umfeld von ASIWYFA aufzuhalten. Die Welt, in der die Band agiert, funktioniert komplett anders. Besonders große Veränderungen sind die smarte Technologie, Geräte und Programme, die das Musikschreiben verändert haben, die Proben, das Aufnehmen, Veröffentlichungen und das Tourleben. Der Kern von ASIWYFA bleibt jedoch derselbe: Vier Freunde, die versuchen, etwas zu erschaffen, das sie lieben.

    Anne: Würdest Du auch sagen, dass sich die Post-Music insgesamt verändert hat seitdem?

    Ewen: Auf jeden Fall! Neue, jüngere Bands bringen permanent neue Ideen in die Sphäre. God Alone ist eine junge Band aus Cork in Irland. Wir waren vor ein paar Jahren mit ihnen auf Tour, sie machen wirklich interessantes Zeug!

    Elemente der Post-Music-Infrastruktur sind natürlich gekommen und gegangen. Einige Festivals und Labels gibt es nicht mehr und dafür sind neue Dinge an anderen Orten aufgetaucht. Die Dinge haben sich weiterentwickelt und es ist schön, Teil einer sich ständig verändernden Landschaft zu sein.

    Anne: Wo wir gerade davon sprechen. Hast Du noch ein paar weitere Post-Music-Empfehlungen für meine Leser*innen?

    Ewen: Neben God Alone erwähnen wir immer wieder Bands, mit denen wir auf Tour waren. Wir können uns glücklich schätzen, einige gute Freundschaften mit guten Leuten auf Tour zu pflegen, die zufällig auch in Killer-Bands sind. Ein großer Shoutout geht an dieser Stelle raus an unsere aktuellen Road-Buddys Caspian und Lite, A Burial At Sea, Delta Sleep und einen Schwung großartiger Bands aus Belfast wie Problem Patterns, Chalk, Robo Cobra Quartet, Junk Drawer und Blue Whale!

    Anne: Ihr habt schon eine Menge Länder und Regionen bereist und zahlreiche Bühnen bespielt – von London über Paris bis Houston und Brüssel. Wo hat es Dir bis jetzt am besten gefallen?

    "Belfast ist eine wichtige Stadt für And So I Watch You From Afar"

    Ewen: Es ist unmöglich, sich auf einen Favoriten festzulegen. Die Vorlieben verändern sich im Laufe der Jahre, oder? Um aber einen prägenden Ort zu nennen: Belfast ist offensichtlich eine sehr wichtige Stadt für ASIWYFA. Uns ist die Szene sehr wichtig, wir sehen ihre Vitalität und erachten ein Gütesiegel des Belfaster Publikums als sehr wichtig. Auf eine Art gibt Belfast uns die Sicherheit, rauszugehen und den Rest der Welt zu entdecken. Jedes Jahr für die Xmas Show heimzukehren, ist erfüllend.

    Anne: Wie sehen Eure Pläne für nach dem Release aus?

    Ewen: Wir haben ein paar Festivals geplant und eine UK-Tour wird das Jahr abrunden. Wir arbeiten außerdem gerade mit der Boundary Brewery in Belfast zusammen. Das "Megafauna" IPA fermentiert, während wir uns hier unterhalten! Außerdem wird schon bald noch eine große Rutsche weiterer Tourdaten dazukommen. Haltet also unbedingt alle die Augen offen!

    Anne: Es liegt zum Teil am Namen meines Magazins (der Post-Music und Veganismus verbindet) und zum Teil an meinem persönlichen Interesse. Darf ich Dich fragen, ob es Veganer *innen im Umfeld der Band gibt? Falls ja: Seit wann und was war der Grund für die Entscheidung?

    Ewen: Du sitzt hier mit dem richtigen Bandmitglied! Ich bin der Quotenveganer der Band. Ich habe mich 19 Jahre lang vegetarisch ernährt und lebe jetzt seit sieben Jahren vegan – glaube ich! Ich spreche nicht so oft über meinen Veganismus und bin noch nie öffentlich danach gefragt worden. Es tut mir also leid, falls das für Dich keinen Sinn ergibt. Während ich tief verankerte Werte habe, bin ich vorsichtig, sie ohne Einladung zu teilen. Die Ernährung betreffende Entscheidungen sind für mich eine sehr persönliche Sache und die Leute belesen sich selbst und treffen ihre eigenen Entscheidungen, ohne meine dabei einzubeziehen – und für mich ist das in Ordnung. Aber da Du gefragt hast…

    Für mich ist es eigentlich ganz einfach. Ich mag den Gedanken nicht, etwas zu essen, das Furcht, Panik, Angst, Schmerzen und Entsetzen erlebt hat. Wir alle schrecken beim Geräusch eines jaulenden Hundes zusammen. Es macht uns traurig und wir fühlen mit dem Tier. Als ich realisiert habe, dass die Tiere, die wir essen, jaulen, weinen, Furcht zeigen, extreme Schmerzen erleiden und in den letzten Momenten ihres Lebens versuchen, zu entkommen, habe ich mich dazu entschieden auszusteigen. Ich habe herausgefunden, dass ich mich mit Lebensmitteln, die ohne ethische Zwiespälte auskommen, perfekt ernähren kann, ohne auf irgendetwas zu verzichten (Nicht, dass es keine pflanzlichen Lebensmittel mit ethischen Zwiespälten gibt!). Die positiven Auswirkungen auf die Umwelt und meine Gesundheit sind angenehme Nebeneffekte und während mein Veganismus vermutlich unordentlich ist, komplex und voller Widersprüche, denke ich nach wie vor, dass das das Beste ist, was man als Mensch, der Tiere liebt, tun kann.

    Anne: Vielen Dank für diesen Einblick! Ich freue mich, dass Du das mit mir geteilt hast! Und danke, dass Du mir meine Fragen so ausführlich beantwortet hast! Es bedeutet mir sehr viel! Alles Gute für Eure Pläne und die Veröffentlichung!

    Ewen: Danke für die Einladung.

    Meine Preview zum am 9. August 2024 erscheinenden neuen Album von And So I Watch You From Afar "Megafauna" findet Ihr hier.

    And So I Watch You From Afar – "North Coast Megafauna"

    © 2024 · soundsvegan.com · Anne Reis