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    ASC – "Loss"

    Das neueste Ausnahmealbum auf Past Inside The Present

    Preview von Anne
    27.02.2024 — Lesezeit: 3 min
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    ASC – "Loss"
    Bild/Picture: © ASC

    "Loss" von ASC erscheint morgen auf Past Inside The Present. Hinter dem Projekt steckt James Clements. Das Album ist eine gelungene Sammlung malerischer elektronischer Klanglandschaften, die mitten ins Herz gehen und uns in unserer lauten Welt für einen Moment innehalten lassen.

    Einen Namen gemacht hat sich James Clements bereits mit Veröffentlichungen in den unterschiedlichsten Genres – unter anderem auf Auxiliary und A Strangely Isolated Place. Dass er jetzt auf Past Inside The Present gelandet ist, scheint wie eine glückliche Fügung, denn seine Art, Musik zu etwas Intimem, Einfühlsamen und Fühlenden zu machen, passt perfekt in die Reihen der Ausnahmetalente innerhalb des Labels.

    Insgesamt hat ein großer Teil der Past Inside The Present Familie am Album mitgewirkt. Cynthia Bernard awakend souls, From Overseas & City of Dawn hat sie mit ihrer Fotokunst angereichert. Ihr Mann James hat im Ambient Mountain House das Mastering gemacht. Das Design und Layout stammt von Zakè.

    "Loss" von ASC ist eine Klangreise mit einem ergreifenden Spannungsbogen

    ASC – "Loss"
    ASC – "Loss"

    ASC hat mit "Loss" den Verlust vertont – so rein, schmerzhaft und alles ergreifend, wie er sich anfühlt und wie er uns erfasst, wenn er sich uns zeigt. Die insgesamt neun Stücke auf der Platte sind von einer schwerwiegenden Weite erfüllt, die sich von der ersten bis zur letzten Note durchzieht. Gleichzeitig hat James es geschafft, Feldaufnahmen aus der Natur so zu verweben, dass sie das Meer aus Gedanken, in dem sich ein Mensch, der mit Verlusten zu kämpfen hat, ständig wiederfindet, perfekt widerspiegeln. Ein besonderes Highlight ist hier ganz klar der letzte Song "Tears in the Rain", der mit Regen beginnt und in einem See aus Klängen mündet. Zugrunde liegt dem Stück laut dem Künstler selbst das alte fotografische Experiment, bei dem man verschiedenen Menschen denselben Gesichtsausdruck zeigt und sie fragt, was die Person auf dem Bild gerade fühlt. Die Einschätzungen der Befragten reichen von Glückseligkeit über Müdigkeit und Erleichterung bis zu freudigem Staunen und völliger Verwirrung.

    Doch nicht nur das große Finale des Albums hat es in sich. Auf der Klangreise, die ASC so fabelhaft komponiert hat, durchläuft man beim Hören unterschiedliche Phasen des Verlusts, die eben den von den Menschen im Fotoexperiment beschriebenen Gefühlslagen entsprechen. Der Spannungsbogen ist perfekt ausgearbeitet. Schatten aus der Vergangenheit erheben sich, schließen alles ein und verschwinden in das Nichts der ungewissen Zukunft. Hoffnung breitet sich aus, ebbt wieder ab und manifestiert sich schließlich.

    Musik als empathischste Erzählform

    ASC – "Loss"
    ASC – "Loss"

    Der Musiker Thomas Meluch hat es ganz wunderbar in Worte gefasst, denen eigentlich nichts mehr hinzuzufügen ist:

    "In Abschnitten dieser musikalischen Sammlung wie "Sensory Disintegration" und "Fleeting Elation" stellt sich Clements mit einem geprellten, aber verzeihenden Herzen mutig der Leere, um etwas zu schaffen, wo nur ein grausames Nichts ist. Es gibt keinen Ersatz für den Hauch im Nacken oder den diffusen Schatten im Gewand an der Wand, aber es bleibt die Hoffnung, dass diese Kompositionen jenseits der Stratosphäre singen wie ein kosmisch gebundenes Radiosignal und ihren Schöpfer und alle flüchtigen Erinnerungen überdauern, die in reiner, dampfförmiger Schwingung weiterleben."

    Ein Instrumentalprojekt, das Gefühle so perfekt transportiert, dass es keine Worte braucht – so könnte man "Loss" von ASC wohl auch beschreiben. Der Tonträger schafft jedoch noch viel mehr: Er übersetzt Erlebtes in Musik und bringt damit viel mehr zum Ausdruck, als es gesprochene oder gesungene Worte könnten. Die Vielschichtigkeit der Stücke schafft das auf eine meditative Art – sensibel und kraftvoll, geprägt von Hingabe und Entschlossenheit.

    Ambient-Sound voll Harmonie, Disharmonie, Klang und ätherischer Momente erwartet Euch – perfekt produziert und komponiert von dem Ausnahme-Klangkollektiv aus Indianapolis, Indiana. Genau das ist es, was mir eingangs etwas schwer in Worte zu fassen fiel: Past Inside The Present bringt mit allen am Label beteiligten Künstler*innen zum Ausdruck, was Musik tatsächlich ist: die emphatischste existierende Erzählform.

    Ihr könnt "Loss" überall hören, wo man Musik streamen kann (Den Bandcamp-Link füge ich Euch unten mit an). Wenn ihr sie Euch lieber als CD Digipak mit Download-Karte organisieren wollt, könnt Ihr sie hierzulande und im UK ganz einfach zum Beispiel über Juno Records bestellen. In den USA läuft der Vertrieb über A Thousand Arms.

    ASC – "Loss"

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