Soundsvegan Logo

soundsvegan.com

    "Soft Octaves" von James Bernard und anthéne

    Ein klang- und hoffnungsvolles musikalisches Bild unserer Zeit

    Review von Anne
    22.11.2023 — Lesezeit: 3 min
    🇬🇧 Read English Version
    "Soft Octaves" von James Bernard und anthéne
    Bild/Picture: © James Bernard & anthéne

    Von James Bernard und anthéne erscheint auf Past Inside The Present am 29. November ein Album, auf das Ihr Euch freuen könnt. "Soft Octaves" bringt Euch neun wunderbar verträumte Titel, die nachdenklich machen und gleichzeitig die Anspannung lösen. Die insgesamt knapp 40 Minuten sind eine schöne Auszeit aus dem turbulenten Alltag.

    An James Bernard könnt Ihr Euch noch von diversen Ambient-Projekten wie seinem Duo mit seiner Frau Cynthia awakened souls, sein Mitwirken bei "Keep the Orange Sun" sowie die "Polar Night" Kooperation mit Zakè und Markus Guentner erinnern. Genau wie die beiden gehört er zum Soundkollektiv Past Inside The Present, auf dem auch Kévin Séry aka From Overseas aktiv ist. anthéne aka Brad Deschamps ist ein in Toronto, Ontario ansässiger Ambient- und Drone-Künstler, der bereits einen beachtlichen Backkatalog im Gepäck hat.

    Die Harmonie, die wir uns alle so sehnlichst herbeiwünschen in diesen Zeiten (Laut James war die Hauptinspiration für "Soft Octaves" unsere "Zeit der Ungewissheit und Hoffnung") liegen in den Oktaven dieser wunderschönen Klangkunstwerke. Mit den Kopfhörern auf den Ohren könnt Ihr Euch von Ihnen in andere Welten davontragen lassen und dort bunte, fantasievoll Horizonte entdecken. James Bernard beschreibt das so:

    "Es ist schwierig, den Moment zu bestimmen, in dem die Phosphoreszenz hinter der Jalousie zum ersten Mal die Augenlider aufreißt. Manchmal ist der früheste Gedanke in deinem Kopf eine lang anhaltende Teilerinnerung an die letzten Momente eines tausendjährigen Traums, manchmal ist es ein unbändiger, abwärts gerichteter Seufzer, während du erwartest, was folgen wird, sei es mit Befürchtungen oder mit Begeisterung. In deiner unbewussten Abwesenheit sind Jahrhunderte vergangen; jede Frequenz existiert irgendwo."

    Sechssaitiger Bass und Cello treffen auf analoge Synths

    Der Komponist macht seit fast 30 Jahren Musik und hat schon in den unterschiedlichsten Genres und und mit den verschiedensten Projekten zusammengearbeitet sowie das Engineering, Patch-Building und Mastering für die unterschiedlichtsten Bands und Labels übernommen. Aus seinem Leben ist die Klangkunst für ihn nicht mehr wegzudenken und seine Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Instrumenten vom sechssaitigen E-Bass über das Cello bis zu den unterschiedlichsten Synths wachsen stetig. Das hört man dem neuesten Werk, welches er gemeinsam mit anthéne erschaffen hat, deutlich an. Besonders der Sechssaiter sorgt hier für eindrucksvolle Drone-Sounds und Effekte. Mithilfe seines Pedals rundete er die Ecken ab und verlieh dem Ganzen einen harmonischen Glanz. Die punktuell eingesetzten Cello- und Holzblasinstrument-Elemente sorgen für weitere entspannte Highlights.

    Besonders interessant ist hier, dass James und Brad alle Stücke in nur jeweils einem Take aufgenommen haben. Dennoch hat alles seinen perfekten Platz gefunden, nichts wirkt überproduziert und das Tempo ist intuitiv und natürlich.

    Und auch Brads Rolle in "Soft Octaves" ist eine Tragende. Seine lyrischen Slow-Motion-Melodien und seine Pedal-Steel-Gitarre fügen den Stücken einen überirdischen, orchestralen Sound hinzu, der die Platte einzigartig macht.

    Der Kopf von Polar Seas Recordings reichert seine Musik, die er am liebsten auf der Basis von Feldaufnahmen in nördlichen Breitengraden kreiert, gerne mit analogen Synthesizern an. Auch diese kann man auf der LP in allen neun Songs erleben.

    Im titelgebenden sechsten Stück auf der Platte lüften die beiden Klangtalente laut eigener Aussage einen Vorhang, der langsam und stetig ein von Tageslicht überflutetes Panorama freigibt. Dieses haben sie mit organischem Rauschen, dem Nachhall von Gitarrenwänden sowie subtiler digitaler Körnung dargestellt. Wie herausragend es ihnen an dieser Stelle gelingt, ohne die Hilfe von Worten ein Bild plakativ sichtbar zu machen, ist beeindruckend.

    Der Gegensätze und der Traum von Harmonie

    Wer sich fragt, von wem die Stimme im vierten Song "Trembling House" stammt: Das ist die oben bereits erwähnte Cynthia Bernard aka marine eyes. Sie formt mit ihren Worten die Gedanken, die beim Hören des Stücks aufkommen – der Sound trägt sich anschließend sanft davon. Übrigens: Von Cynthia stammt auch das Artwork der Platte!

    Auch wenn die Platte sowie ihre Entstehung eng mit einer Momentaufnahme verknüpft sind, wirken die Stücke darauf dennoch zeitlos und schaffen einen Rahmen für neue Ideen und Erlebnisse. In den Noten schwingt immer die Hoffnung mit nach Frieden, Licht und besseren Zeiten.

    "Soft Octaves" ist ein vielschichtiges, weltoffenes und kunstvolles Werk das die Vielfalt der Welt und ihre Gegensätze klar widerspiegelt – auf meditative und unterschwellige Weise. Wenn Ihr Euch auf das Klangerlebnis einlassen wollt, könnt Ihr das Album ab sofort auf allen Musikplattformen vorbestellen und unten auch schon mal reinhören.

    James Bernard & anthéne feat. marine eyes – "Trembling House"

    © 2024 · soundsvegan.com · Anne Reis