"Débris de mondes perdus" von Abraham
Zurück zu den Wurzeln der Zukunft
Das neue Abraham Album "Débris de mondes perdus" erscheint am 25. Februar. Die Band hat es mit den insgesamt acht Songs geschafft, etwas ganz Neues zum Post-Metal Genre hinzuzufügen, das Fans von Bands wie Cult of Luna besonders verzaubern wird.
Abraham kommen aus der spannenden Lausanner Underground-Musikszene. Unter anderem habt Ihr sie wie ich vielleicht schon als Vorband von The Ocean oder Cult Of Luna erlebt.
Der musikalischen Qualität stehen die Stücke von Abraham diesen Bands ins Nichts nach. Inzwischen handelt es sich dabei definitiv um ein Projekt von Rang und Namen.
Elf Jahre Abraham
Abraham – "Débris de mondes perdus"
Insgesamt blicken Abraham bereits auf elf Jahre Bandgeschichte zurück. Diese waren von Höhen und Tiefen geprägt: Nach dem Erscheinen des letzten Albums verlor die Band nicht nur ihren zweiten Gitarristen, sondern obendrein auch noch ihren Hauptsänger.
Ihre Liebe für harte Musik und der schmerzvolle Gesang von Schlagzeuger Dave Schlagmeister, der inzwischen der einzige Sänger ist, hielten die Band jedoch zusammen und sorgten dafür, dass ihre Musik mit den charakteristischen schrillen Schreien weiter in die düstere Welt hinausgetragen werden. Ein Glück:
Mit der neuen Platte "Débris de mondes perdus" liefern sie eine grandiose Fortsetzung zum umfangreichen Vorgänger, dem dystopischen, in vier Abschnitte unterteilte Konzeptalbum "Look, Here Comes The Dark!", das die Geschichte vom Verschwinden allen Lebens auf der Erde erzählte.
"Débris de mondes perdus" ist ein würdiger Nachfolger für "Look, Here Comes The Dark!"
Schon damals war die Ausgestaltung mehr als nur durchdacht. Jeder Abschnitt kam in Form einer Vinylplatte und wartete mit komplett eigenem Stil, Songwriting und Zusammenspiel auf.
Fall es eine Weitererzählung dieser wunderbar dunklen Ende-der-Welt-Story geben kann, kann es nur "Débris de mondes perdus" sein. Abraham knüpfen an dieses musikalische Erlebnis an und bauen die Oper weiter aus.
Sie tun dies geschmackvoll, wohldurchdacht, roh und ausdrucksstark. Ihr Statement zum neuen Werk gegenüber dem Label der Wahl Pelagic Records macht mehr als nur neugierig:
"Als konzeptionelles Kernstück haben wir einen Text, der mehrere hundert Jahre aus der Zukunft stammt, verwendet. Insgesamt ist es mehr eine Art Gesang der Ängste, Ehrfurcht, Kämpfe und Klagen zum Ausdruck bringt, als eine Geschichte: heidnisch, böse, bizarr und primitiv. Man merkt, dass die Dunkelheit auch die Gemüter verdunkelt hat, nachdem sie auf der Erde aufprallte."
Ob man "Débris de mondes perdus" als "primitiv" bezeichnen sollte, bleibt offen. Auf jeden Fall erkennt man einen klaren Unterschied zum progressiven Erzählton des Vorgänger-Albums. Die Ängste und Schmerzen hört man schon den ersten Takten an. Der harte Gesang ist einfach meisterhaft und prägt sich sofort ein.
"Unsere Musik ist heute rauer und weniger barock"
Wenn es jemand geschafft hat, die Wirren und die zum Teil aussichtslos erscheinende Stimmung und Szenerie der letzten beiden Jahre zu vertonen, dann sind das auf jeden Fall Abraham. Sie liefern ein Monument unserer Zeit, das man so nicht hätte in Stein meißeln können. Die Band bestätigt meinen Eindruck in ihrem Kommentar gegenüber Pelagic:
"Die Platte ist viel rauer und auf jeden Fall auch viel weniger barock, als unsere vorherigen Alben. Das allgemeine Gefühl des Unbehagens haben wir aber beibehalten."
Das Grundrezept für die neue Platte war für die Band laut eigener Aussage, weniger Instrumente zu verwenden und sie bis an Ihre Grenzen auszureizen. Diese Einfachheit in Kombination mit einem ausgeprägten Hang zur Experimentierfreudigkeit hat das Album vermutlich zu dem werden lassen, was es heute ist: ein solides und wunderbares Post-Metal-Werk. Ich spreche hier von Post-Metal, wie er eigentlich sein sollte: weniger produziert, persönlich und direkt. Damit haben Abraham der aktuellen Phase des Genres einen Schub verpasst und damit auch etwas Neues hinzugefügt: Sie schaffen es, die Möglichkeit ihrer Instrumente zu erforschen, ohne dabei zu glatt zu werden. Zurück zu den Wurzeln der Zukunft könnte man sagen.