Musik mit veganem Herzen

Avi C Engel – "Mote"

Anne

Review von Anne
22.09.2025 — Lesezeit: 3 min

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Musik mit veganem Herzen
Bild/Picture: © Tanja-Tiziana

Als ich "Mote" von Avi C Engel zum ersten Mal gehört habe, hatte der*die vegan lebende Künstler*in sofort meine volle Aufmerksamkeit. Die Musik auf der Platte ist zart, vielschichtig und steckt bis oben hin voller Gefühle und Herz. Was diese acht Songs so besonders und überzeugend macht, ist, wie natürlich Avi die eigene vegane Reise ins Songwriting eingewoben hat.

"Einer der Songs handelt davon, wie ich selbst vegan wurde",

erzählte mir Avi, als wir uns vor Kurzem zum ersten Mal online begegneten. Der erwähnte Song trägt den Namen "Ogre's Banquet" (Track 5). Avi reflektiert darin seinen Weg zum Veganismus auf humorvolle, ehrliche und verletzliche Weise. Das Stück wedelt dabei keineswegs mit einem breiten Transparent. Stattdessen lädt es Sie zu einem chaotischen, aber letztendlich lohnenden Prozess ein, indem es tief verwurzelte Gewohnheiten hinterfragt und dazu aufruft, sie zu verändern.

Als vegan lebender Mensch empfinde ich es als bewegend, zu hören, wie dieser Weg zum festen Bestandteil des Songs wurde. Es ist eine leider gefühlt noch viel zu selten genutzte Art, das Thema zur Sprache zu bringen. Eine, die auf unnötige Klischees verzichtet und stattdessen lieber die emotionalen Ebenen so bedeutender persönlicher Veränderungen zeigt. Gleichzeitig zeigt es, wie tief Avi seine persönlichen Erfahrungen in einer musikalischen Sprache zum Ausdruck bringen kann, die persönlicher kaum sein könnte und dennoch universell ist.

Ein ruhiges Album, das nachklingt

Avi C Engel – "Mote"Avi C Engel – "Mote"

Veganismus ist für Avi kein einmaliges Thema. Es ist ein zentraler Bestandteil seines*ihres Lebens. Das schwingt längst nicht nur in "Ogre's Banquet" mit. Es sorgt für die Gesamtatmosphäre des Albums. Die Musik selbst fühlt sich an wie durchzogen von Mitgefühl. Sie ist leicht und dennoch aussagekräftig, unaufgeregt und trotzdem zielgerichtet.

Es ist immer wieder erfrischend, Künstler*innen zu entdecken, die ihr ethisches Verständnis zu einem festen Bestandteil ihrer kreativen Identität gemacht haben, ohne dass dieses dabei zu blanken Slogans verblasst. Avi zeigt, dass Kunst und Mitgefühl nahtlos ineinander übergehen und gemeinsam existieren können. Auf eine inspirierende und authentische Weise. Auf Instagram schreibt Avi:

"Brad und ich leben beide vegan und lieben Tiere. 'Ogre's Banquet' handelt (zum Teil) von meiner persönlichen Entwicklung in diese Richtung."

Brad, auch bekannt als Bradley Sean Alexander, ist ein kanadischer Ambient-Musiker, den ihr hier auf Sounds Vegan bereits über sein Projekt anthéne kennengelernt habt. Mit Avi C Engel hat er bereits für zahlreiche Veröffentlichungen zusammengearbeitet, darunter auch "Ghost Bird" und "Rewild". Die Arbeit der beiden lebt von ihrer ätherischen und introspektiven Seite, den Ambient-Soundsphären und der zarten Instrumentation.

Avi C Engel. Bild/Picture: © Tanja-TizianaAvi C Engel. Bild/Picture: © Tanja-Tiziana

Die vegane Perspektive fügt zu "Mote" eine noch tiefere Resonanz hinzu. Es ist eine Dokumentation der persönlichen Veränderungen, in der der Veganismus als roter Faden durch ein noch viel weiter reichenderes Netz aus Identität und Wandel führt. Folgende Aussage von Avi auf Bandcamp spiegelt diese poetische und emotionale Herangehensweise wunderschön wider:

"Ich schreibe nicht immer wieder denselben Song. Es ist eher ein langes, fortlaufenden Stück, das erst mit meinem Tod enden wird."

Ich bin sehr gespannt, wohin dieser Song in Zukunft noch führen wird, und werde auf jeden Fall weiter zuhören.

Und genau an dieser Stelle möchte ich der Musik selbst gerne noch etwas mehr Beachtung schenken. Denn schließlich wird Avis Vision von Kontinuität und Tiefe genau hier richtig greifbar. Die Songs auf "Mote" bleiben meist ruhig und zurückhaltend, geprägt von sanften Gitarren-Sounds, leichten Texturen und zartem und zugleich eindringlichem Gesang. Vereint verfolgen sie ein klares Ziel und driften an keinem Punkt ins Vage ab. Jede Note wirkt bewusst gewählt und präzise an der idealen Stelle platziert.

"Mote" ist ein ruhiges Album, das für einen bleibenden Eindruck sorgt. Avi hat die Schönheit des Klangs und die Komplexität des Lebens eindrucksvoll verwoben und dabei eine ganz neue Kraft erschaffen, die ein Gefühl der Verbundenheit auslöst.

Hört Euch "Mote" an!

Avi C Engel. Bild/Picture: © Tanja-TizianaAvi C Engel. Bild/Picture: © Tanja-Tiziana

Die musikalische Sprache der Platte erinnert an einen inneren Monolog, den man beim Zuhören perfekt nachvollziehen kann. Die Songs fließen ineinander, erwärmen das Herz und strahlen nur so vor Zuversicht. Avi ist die Balance gelungen zwischen dieser persönlichen, intimen Atmosphäre, die einem in folklastigem Sound gerne mal begegnet, und den experimentellen und dennoch klaren emotionalen Erkundungsfahrten des Post-Whatever-Genres. Durch diese verspielte und harmonische Klanglandschaft hat er*sie Themen wie Wandel und Mitgefühl perfekt in Musik übersetzt und damit erlebbar gemacht.

Für alle Veganer*innen, auf der Suche nach Musik, die ihre Werte kompromisslos und ohne Umschweife reflektiert, ist "Mote" ein Schatz. Für alle, die (bis jetzt noch) nicht vegan leben, gewährt das Album einen Einblick in die gelebte menschliche Seite dieser Lebensentscheidung. Das Hauptargument ist hier der Klang.

"Mote" ist am 8. August 2025 erschienen.

Avi C Engel – "Mote"

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