P.D.O.A. über das neue Album
"Expressions Of Obsessions"
P.D.O.A. (Public Display Of Affection) besteht aus der Lyrikerin, Tänzerin und Kreativdirektorin Madeleine Rose sowie dem Schlagzeuger, Musikproduzenten und Multi-Instrumentalisten Anton Remy. Mit ihrem kommenden Doppelalbum "Expressions Of Obsessions" liefern die beiden ein Zusammenspiel aus akustischer und audiovisueller Kunst ab – geprägt von Post-Punk und ausgeklügeltem Filmdesign. Gemeinsam mit ihrem Kollektiv (inklusive der Post-Punk-Bassistin und Sängerin Amanda Longo, dem Komponisten Kaio Moraes an der E-Violine und E-Mandoline, der Tänzerin und Sängerin Bláthin Eckhardt sowie Janberk Turan an der E-Gitarre) haben sie dieses ganz besondere Album erschaffen. Zeit für ein Interview.
Dieses Interview entstand in einem E-Mail-Austausch im September 2024. "Expressions Of Obsessions" von P.D.O.A. erscheint am 25. Oktober 2024.
Anne: Hallo! Wie geht es Euch heute?
Madeleine Rose: Sehr gut. Es fühlt sich großartig an, unser Doppelalbum "Expressions Of Obsessions" online zu haben! Ab sofort kann man auch die Vinyl-Version vorbestellen. Wir freuen uns auf unsere bevorstehende Tour, bei der wir unser neues Werk mit unserem Publikum teilen und ein breites Spektrum an internationalem Talent in verschiedenen Teilen Europas präsentieren können.
Anne: Dann läuft die Promo für "Expressions Of Obsessions" bisher gut?
Anton Remy: Die Promo läuft mit neuen Videos für jede einzelne Veröffentlichung, darunter das Video zu "Cheat Beg Borrow Steal", das von Jess Garfield gestaltet wurde, gefolgt von "Love Not War" von Sebastian Steins. Das nächste Video "Right In Front of Me" (feat. Alexander Alien) hat Maria Sécio kreiert und mit Alexander Alien animiert. Alle drei Filmemacher*innen sind Teil eines Kollektivs namens Snacks, das seinen Sitz im lokalen Community-Kunsthaus 90mil in Berlin hat. Madeleine arbeitet eng mit Snacks an der kreativen Leitung und Produktion, um das neue Album visuell so zu gestalten, dass es die verschiedenen Themen von "Expressions Of Obsessions" hervorhebt. Genauso wie die Musik spielerisch zwischen verschiedenen Stilen springt, erzählt jedes Kunstwerk eine eigene Geschichte.
Wir sind jetzt sehr gespannt auf unser neues Stück "Rain Simulation", eine handgezeichnete audiovisuelle Erfahrung, die von Sebastian Steins ins Unendliche verglitcht wurde, mit aufwendigem Sounddesign von Anton Remy sowie Texten und einer Performance von Madeleine Rose.
Wir nähern uns der Kampagne mit vielen PR-Ansätzen, basierend auf den Kunstwerken, die wir auf unseren sozialen Kanälen zeigen, sowie durch Live-Talkshows auf 90mil Radio und Milk Me Radio. Wir arbeiten mit Chris von Sozius PR zusammen, der das neue Album an Radiostationen versendet, damit es dort gespielt und in Online-Magazinen besprochen wird.
Wir spielen Live-Shows, um die Video-Kunst zu präsentieren und das neue Doppelalbum vorzustellen. Unser Album-Release-Konzert findet am 25. Oktober in Berlin in der Zukunft statt. Außerdem stehen Tourdaten in Nürnberg, Ulm, Essen, Charleroi, Brüssel, Leipzig, München, Aarau, Hamburg und eine weitere Feier in Berlin an.
Anne: Das Album hebt sich von anderen genreübergreifenden, experimentellen, punkigen Veröffentlichungen dieses Jahres hervor. Ihr müsst mit dem Ergebnis Eurer Arbeit ziemlich zufrieden sein, oder?
"'Expressions Of Obsessions' ist ein Punk-Arthouse-Projekt"
P.D.O.A.
Madeleine Rose: Es ist eine großartige Darstellung der natürlichen Entwicklung dieses Punk-Arthouse-Projekts.
Da wir drei Jahre für die Entstehung dieses Albums gebraucht haben, erforscht die Produktion der ersten Schallplatte (Akt I – "Dangerous Ability to Suffer") mehr feminine Verletzlichkeit, Melancholie und Härte, verwebt mit wunderschön detaillierten Produktionsschichten, in denen Anton Gitarrenlinien, Bass und allerlei komplexe Arrangements spielt. Ich habe den Gesang in Spoken-Word-Stilen ausgedrückt, oft in einem One-Take-Prozess aufgenommen, mit einer reichen Textmenge und Reflexionen über mein Leben und meine Umgebung. Die zweite Platte (Akt II – "Accessory To Murder") haben wir mit den ursprünglichen Mitgliedern von P.D.O.A. produziert. Sie zeigt eine Weiterentwicklung des Sounds, der durch die langjährige Zusammenarbeit in neue Gebieten vorgedrungen ist. Mit weiteren Gastkünstler*innen wie Günier Künier, Singen3000, Rosa Landers und Alexander Alien aus ihrem Berliner Netzwerk und der Indie-Musikszene.
Es war eine absolute Freude, Akt II im Trixx Studio und im Funkhaus Berlin mit dem Toningenieur Fabio Buemi aufzunehmen. Wir möchten liebend gerne wieder mit ihm zusammenarbeiten, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Anne: Möchtet Ihr mir ein paar Einblicke in Euren Schreib- und Aufnahmeprozess gewähren?
Madeleine Rose: Mit der zweiten Schallplatte Akt II, "Accessory To Murder", haben wir seit Januar 2023 einen anderen Ansatz verfolgt. Wir finden verschiedene Formate, um in einem organischen Rhythmus zu schaffen, in dem wir alle zusammenkommen können, um gemeinsam zu kreieren. Oft hatte ich eine Reihe von Texten und wir sind in den Proberaum gegangen, haben eine Improvisation gestartet und angefangen, durch gemeinsames Experimentieren Ideen auszutauschen. Manchmal war einer von Antons Schlagzeug-Beats die Basis, dann wieder eine Basslinie von Lewis Lloyd oder eine Gitarrenlinie von Jesper Munk. Von dort aus haben wir dann angefangen, das Material aufzunehmen. Normalerweise verliebe ich mich in eine Demo und muss sie dann auf drei bis fünf Minuten kürzen und das Wesentliche der ursprünglichen Idee neu erschaffen.
Die erste Platte Akt I, "Dangerous Ability To Suffer", haben wir in Antons privatem Wohnhaus aufgenommen. Oft in nächtlichen Sessions, da er lange Lehrzeiten hat. Aufgrund der Nachbarn durften wir in der Stadt nicht zu laut sein. Das bedeutet, dass er unzählige Stunden mit detaillierter Analyse und akribischen Nachbearbeitungen über einen Zeitraum von drei Jahren verbracht hat. Die Vocals haben wir entspannt und intim aufgenommen, während die Texte in einem natürlichen, improvisierten Fluss in einem Take entstanden sind. Oder Melodien, die ich im ursprünglichen Gedanken hinter den Texten gefunden habe. Die meisten Instrumentierungen hat Anton selbst aufgenommen. Kaio Moraes hat jedoch in fast jedem Track in Akt I Violin-Kompositionen beigesteuert. Außerdem haben eine Reihe von Gastkünstler*innen und Freund*innen, die Kollaborateur*innen aus P.D.O.A.s globalem Netzwerk sind. Dazu zählen Alexander Alien, Noah Becker, Nils Haack, Diego Barny, Dércio Fernando Simão Gmate (Muha), Rosa Landers und Forrest Moody.
Das Schlagzeug haben wir besonders in den Fokus genommen – das war Anton sehr wichtig. Wir haben an mehreren Orten aufgenommen, wann immer Anton die Gelegenheit dazu hatte: Antart Studios in Athen, Square One Studio in Berlin und Antons private Musikstudios in Steglitz.
Wir sind dankbar, dass wir einen Zuschuss von 15.000 Euro vom Musikfonds erhalten haben, der es der Band ermöglichte, zusammenzukommen und weiter an neuer Musik zu arbeiten. Diese Finanzierung kam zu einem guten Zeitpunkt, um die Mitglieder zusammenzubringen und zu sehen, was zu diesem Zeitpunkt für jeden interessant und relevant war, sowie welche Ideen wir für die neue Ära festhalten wollten. Besonders, da Lewis Lloyd und Jesper Munk beschlossen hatten, ihre Zeit mit dem Projekt zu beenden und sich solo zu orientieren.
Wir sind generell sehr aufgeregt über die neue Tanzära, mit mehr FLINTA-Künstler*innen im Programm. Und verschiedenen Stilen, welche die Grenzen unserer bisherigen Arbeiten erweitern und eine neue Show mit einer Vielzahl an Themen gestalten, die neue Ideen hervorrufen und die Entwicklung unseres Sounds inspirieren.
Diese bevorstehende Tour "Expressions Of Obsessions" ist ein Ereignis, das man sich nicht entgehen lassen sollte! Schaut Euch das Line-up an, checkt, welche Stadt in Eurer Nähe ist und kommt vorbei, um die Show zu erleben!
Anne: P.D.O.A. steht für Public Display of Affection. Wollt Ihr mir erzählen, wie ihr auf diesen Bandnamen gekommen seid?
"Wir wollen nicht, dass die Leute während unserer Auftritte am Handy hängen"
Anton Remy: Unser Namenskonzept bezieht sich darauf, wie wir unser Publikum beeinflussen möchten. Wir setzen auf Provokation, um sicherzustellen, dass die Leute nicht einfach kommen, um Zeit an ihren Handys zu verbringen oder an der Bar zu trinken, sondern vielmehr zuzuhören, zu tanzen und sich zu engagieren. Sie sollen erkennen, dass sie Teil der Show sind. Wir sind hier, um zusammenzukommen. Diese verspielte Natur von Madeleines Theatralik bietet eine Vielzahl von Emotionen, mit denen das Publikum interagieren und fühlen kann. In einer P.D.O.A.-Show kann man Darstellungen von Wut, Zorn, Liebe, Terror, Aufregung, Verwirrung, Hoffnung, Begeisterung und Ermächtigung erwarten.
Anne: Eure Songs sind gefüllt mit Zitaten aus Indie und Art Rock, gleichzeitig sind sie ziemlich provokant und philosophisch. Was inspiriert Euch beim Schreiben?
Madeleine Rose: Wir sind inspiriert von Leben, Liebe, Unruhen, Kunst, Gier, Geld, Armut und Macht. Ständig auf der Suche nach weiterem Verständnis, dem Verlangen, Unterschiede in der Welt zu erfahren. Liebe so viel wie möglich und erschaffe und kollaboriere mit anderen brillanten Köpfen. Stelle alles infrage, spiele und bleibe neugierig auf das, was noch zu entdecken ist. Immer hungrig nach Wissen und nach mehr Raum für Bewegung im Körper und in unserem Denken. Natürlich auch, um die Kluft zu überbrücken und das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie unverhältnismäßig die Musikindustrie funktioniert. Besonders wenn es um Geschlecht, Herkunft und genreübergreifende Bands geht, da es schwieriger ist, diese einzuordnen oder zu arbeiten, wenn Männer die Branchen so lange dominiert haben.
Anne: P.D.O.A. ist ein in Berlin beheimatetes internationales Projekt. Gibt es eine Region, die für Euch als Band besonders prägend ist?
Madeleine Rose: Wir haben uns alle in Berlin getroffen. Wir arbeiten als Kurator*innen, Veranstaltungsmanager*innen, Therapeut*innen, Pädagog*innen und Kreative. Wir sind als kollektive*r Künstler*innen alle im selben Pool von schönen Verrückten tätig, die uns dazu bringen, trotz blühender Großkonzerne, die den Krieg dominieren und post-kapitalistischer Systeme, die die unabhängigen Künste und Kulturorte erdrücken, weiter existieren zu wollen.
Anne: Was hat sich seit Eurer Debüt-EP "P.D.O.A." im Jahr 2021 und Eurem Album "I Still Care" im Jahr 2022 geändert?
Madeleine Rose: Wir haben unsere siebte Headliner-Tour durch die deutsch- und französischsprachigen Regionen gestartet.
- 2021 - Erste EP, aufgenommen in den Big Snuff Studios mit Pierre Someville (verfügbar auf CD)
- Produzierte / Veröffentlicht Musikvideos zu "Spring" und "Rose".
- 2022 – Debütalbum "I Still Care", aufgenommen im privaten Rückzugsort der Familie Holzmarkt, mit Miles Dieco und Teile wurden in Antons Studio Steglitz neu aufgenommen. (verfügbar auf Vinyl)
- Produzierte / Veröffentlicht Musikvideos zu "I Still Care", "Baby's Home", "Life Support"
- 2024 – Doppelalbum "Expressions Of Obsessions" (Vorbestellung, erhältlich auf Vinyl)
- Produzierte Musikvideos: "Cheat Beg Borrow Steal" und "Love Not War".
Kommende Videoveröffentlichungen
- "Right In Front Of Me" feat. Alexander Alien
- "Rain Simulation"
Unsere Musik hat sich aus einer vierköpfigen Punkband (Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang) mit einer rauen "vier Akkorde und die Wahrheit"-Einstellung herausentwickelt. Nach fünf Jahren expandierte unser Projekt in eine feministische und elektronische Ära. Gelegentlich spielen wir als fünfköpfige Punkband (Schlagzeug, Bass, elektrische Violine, elektrische Mandoline, Gitarre, Gesang, Tanz und Lichtshow) und bieten eine Vielzahl von Stilen von Post-Punk über experimentellen Jazz, feministische Floetry bis zu elektronischer Musik.
"Auf 'Expressions Of Obsessions' sind viele großartige Künstler*innen dabei"
Unser neues Doppelalbum umfasst eine ganze Familie aus dem globalen P.D.O.A. Netzwerk. Alle Künstler*innen, die an den Kunstwerken, dem Mastering, der Klangqualität des Tonbands, der visuellen Darstellung und dem Styling der Live-Show beteiligt sind, sind langjährige Kollaborateur*innen:
- Sebastian Steins
- Céline Chappert
- Halla Farhat
- Sam Burton
- Alexander Alien (aka Gourmet Spaghetti)
- Sergey Skip
- Grace Nicholas
- Lewis Lloyd
- Tim Tabellion
- Rupert Clervaux
- Fabio Beumi
- Maria Sécio
- Jess Garfield
Hinzu kommen einige neue Mitwirkende wie Emily Doddy Nobles. Mit diesem Werk wollen wir die kollektive Kunsthausgruppe seit 2019 miteinander verweben.
Unser Booking-Team hat sich seit 2019 mit der Milk Me Agency erweitert und kümmert sich um alle P.D.O.A.-Buchungen in den deutschsprachigen Regionen – vorwiegend im Clubkontext.
Seit 2021 arbeiten wir mit Benedikt Zillich von der Powerline Agency für alle Festivalbuchungen in den deutschsprachigen Regionen zusammen.
Anne: Was können wir alle von der Berliner Musik- und Kunstszene lernen?
Madeleine Rose:
Hört zu.
Es ist gut.
Es ist lecker.
Anne: Wenn Ihr eine Sache auf der Welt verändern könntet – was wäre es und warum?
Madeleine Rose:
Stoppt die Genozide.
Fordert ein Grundeinkommen.
Universelle Gesundheitsversorgung.
Verteilt den Reichtum.
Beendet Obdachlosigkeit.
Anne: Danke, dass Ihr meine Fragen beantwortet habt. Ich freue mich darauf, Euch bald mal live zu erleben.
Madeleine Rose:
Großartig. Danke, Anne!
In Liebe, Public Display Of Affection.
P.D.O.A. Tourdaten 2024
- 02.10.2024 Z-BAU, Nürnberg
- 09.10.2024 Gold, Neu-Ulm
- 10.10.2024 Museum Folkwang, Essen
- 11.10.2024 Rockerill, Charleroi, Belgien
- 12.10.2024 Café Central, Brüssel, Belgien
- 16.10.2024 Noch besser leben, Leipzig
- 17.10.2024 Import Export, München
- 18.10.2024 Kiff, Aarau, Schweiz
- 23.10.2024 MS Stubnitz, Hamburg
- 25.10.2024 Neue Zukunft Stralau, Berlin