Cementation Anxiety – "Agnosiareign"
Eine emotionale Expedition ohne Grenzen
Das neue Cementation Anxiety Album heißt "Agnosiareign" und erscheint am 31. Mai. Wer sich noch an das letzte Cementation Anxiety Album "Liminal Instability" von 2021 erinnert, wird sicher erfreut sein, etwas Neues von Kyle Nelson, dem Künstler hinter dem Projekt zu hören. Für ihn ist sein zweiter Langspieler ein besonderer Meilenstein und damit hat er selbstverständlich auch hier auf Sounds Vegan eine Erwähnung verdient.
Kyle erzählte mir:
"Wenn ich darüber nachdenke, wie lange ich an "Agnosiareign" gearbeitet habe, weiß ich ganz genau, dass es etwas ganz Besonderes ist. Der 31. Mai wird daher ein besonderer Tag für mich sein."
Schon in meiner Review zum Vorgängeralbum "Liminal Instability" schrieb ich vom "Aufbruch zu einer Reise". Kyle befindet sich inzwischen mitten drin in einer spannenden Expedition fernab von Grenzen, Kontinenten oder zeitlichen Beschränkungen. Cementation Anxiety hat sich weiterentwickelt, ist noch vielseitiger und faszinierender geworden und bringt auch mit der neuen Platte wieder das komplette Spektrum an Gefühlen zum Ausdruck, die wir als menschliche Wesen zu empfinden in der Lage. Kyle hat sie auf zauberhafte, einfühlsame und kreative Art vertont. Seiner Spielweise bleibt er dabei immer treu und bewegt sich stets auf sehr natürliche und gekonnte Art von Note zu Note, von Akkord zu Akkord und von Takt zu Takt.
Cementation Anxiety – "Agnosiareign"
Während sich das Projekt beim letzen Album noch lose in die Kategorie "Dark Ambient & Drone" einordnen ließ, hat Kyle Genres inzwischen vollständig hinter sich gelassen und seine ganz persönliche Klangwelt erschaffen. Das, war sich in diesen insgesamt neun Songs abspielt, verdient inzwischen einen ganz eigenen Namen, der schon bald in Clubs und Musikforen weltweit ein Begriff sein sollte.
"Cementation Anxiety" ist mehr als nur ein Bandname. Die zwei Wörter beschreiben das Gefühl, das man hat, wenn man wie versteinert auf eine Reaktion wartet, die kurz darauf eintritt, ohne dass man etwas dagegen tun kann. Die Musik ergreift einem mit dem ersten Auftakt und trägt einen durch eine Geschichte, die einen bis zum letzten Ton fest einnimmt und nicht mehr loslässt.
Meditativ, zu gleich düster, auf den Punkt komponiert und vielseitig, wie ein großes, ausladendes Gemälde, dessen Mittelpunkt nicht eine Protagonistin ist sondern eine große Zahl an Individuen, von denen jedes seine persönliche Chronik mit sich bringt. Sie alle laufen zu einer Einheit zusammen und gehen grußlos wieder auseinander – ganz natürlich, wie das Leben sich ergibt.
Wie schon bei "Liminal Instability" hat Kyle auch mit "Agnosiareign" ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk erschaffen. Der Sound, die Titel der Songs und die Bilder sind untrennbar miteinander verbunden und sprechen eine einheitliche Sprache.
Kyle erzählte mir:
"Die Songs und die Kunst auf 'Agnosiareign' berichten vom Schwanken zwischen Wissen und Nichtwissen, bei dem man auch die Menschen, die einem am nächsten stehen infrage stellt. Sie hören auf, eine Vorstellung von irgendjemandem oder irgendetwas zu sein. Die Realität wird zu einem Labyrinth, in dem man versucht, sich selbst und andere zu verstehen."
Für den Musiker ist sein neuestes Werk in gewissen Sinne auch eine Reaktion auf die hinter uns liegende Pandemie, jedoch eher auf zwischenmenschlicher als auf gesellschaftlicher Ebene. Der Kontext bleibt jedoch bestehen.
Kyle dürfte sich seinen Wunsch, ein emotional dynamisches Album aufzunehmen, mit "Agnosiareign" auf jeden Fall erfüllt haben. Die Platte bringt eine schier unbeschreibliche Atmosphäre mit, die von ihrer Spannung, überraschenden Pointen und harten Gegensätzen lebt.
Inspirieren ließ sich der Künstler für sein zweites Album unter anderem von japanischem Ambient sowie Death Industrial. Die Klarheit und Ruhe der einen Seite und die Zerstörtheit und verwirrende Fragilität und Härte auf der anderen ergeben eine Einheit, die wir an Bands wie Nine Inch Nails oder Tool so sehr lieben.
Dass das Artwork für "Agnosiareign" von eben jener Künstlerin stammt, deren Kunst auch auf der Special Edition des letzen Tool Albums zu sehen ist, passt hier natürlich hervorragend ins Bild. Deborah Sheedy rundet das audiovisuelle Erlebnis mit ihren Bildern ab. Das Meer aus Gefühlen, von denen die Songs auf der LP handeln und die sie vermittelt, hat sie damit perfekt zum Ausdruck gebracht.
Ihr könnt "Agnosiareign" über Bandcamp1 vorbestellen. Den zweiten Song auf der Platte "Ghosts Of Glass" könnt Ihr heute schon anhören: