Kanada steigt aus Tierversuchen für Chemikalien aus
Humane Society International feiert Erfolg
In Bill S-5 des kanadischen Umweltschutzgesetzes steht es jetzt schwarz auf weiß: Das Land steigt aus den gefährlichen Toxin-Tests für Chemikalien mit Tieren aus. Den Beschluss für diese historischen Maßnahmen veröffentlichte die kanadische Regierung vor ein paar Tagen. Humane Society Canada berichtete über den bahnbrechenden Erfolg.
Aus den Änderungen des kanadischen Umweltschutzgesetzes geht hervor, dass in Zukunft im Land keine Tiere mehr für chemische Toxizitätstests eingesetzt werden dürfen. Der Ausstieg soll schrittweise vonstattengehen. Der kanadische Senat führte am 13. Juni 2023 die dritte und letzte Sitzung zur neuen Gesetzesvorlage S-5 durch.
Shaarika Sarasija, Senior Strategist Research and Regulatory Science bei Humane Society International Canada, kommentierte den Beschluss wie folgt:
"Wir freuen uns über die Verabschiedung des Gesetzentwurfs S-5, der die schrittweise Abschaffung von chemischen Tierversuchen vorsieht. Es ist ein großer und wichtiger Schritt weg von tiergestützten Toxizitätstests, der dafür sorgen wird, dass jedes Jahr Zehntausende von Tieren verschont bleiben. Zudem wird er die öffentliche Gesundheit und den Umweltschutz durch fortschrittlichere und relevante Tests zum Nutzen aller Kanadier*innen voranbringen."
Die Ergebnisse aus Tierversuchen sind nicht auf Menschen übertragbar
Bei konventionellen Toxizitätstests werden Ratten, Mäuse, Kaninchen, Fische, Vögel und andere Tiere durch Zwangsfütterung, Inhalation oder Hautabsorption über Tage, Monate oder sogar Jahre hinweg mit Chemikalien vergiftet, um festzustellen, inwieweit die normalen Körperfunktionen gestört werden. Schmerzlindernde Mittel werden ihnen bei diesen grausamen Verfahren nicht verabreicht.
Nach Angaben des Canadian Council von Animal Care litt die Hälfte der mehr als 150.000 Tiere, die 2021 in Kanada für behördliche Tests eingesetzt wurden, unter "mäßigen bis starken Schmerzen" bis hin zu "starken Schmerzen nahe, an oder über der Schmerztoleranzschwelle".
Viele der Tests dieser Art wurden vor Jahrzehnten entwickelt und spiegeln eine veraltete Wissenschaft wider, die bestenfalls unvollständige oder nicht schlüssige Daten liefert und den Tieren unnötiges Leid zufügt.
Heutzutage steht Forschenden eine große Bandbreite an tierversuchsfreien Methoden zur Verfügung. Darunter eine ganze Reihe hocheffizienter, molekularbiologischer Tests, die wesentlich zeit- und kosteneffizienter sind. Zudem sind die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar, was auf Tierversuche nicht zutrifft.
Bis 2035 sollen die Toxizitätstests an Tieren in Kanada auslaufen
Die Änderungsanträge in Gesetzentwurf S-5 fördern den Einsatz der neuen Methoden und sollen das Leid der Tiere durch chemische Toxin-Tests beenden und im letzten Schritt beenden. Die neuen Maßnahmen umfassen:
Forderung nach neuen Testmethoden, die ohne Tierversuche auskommen, sofern sie wissenschaftlich begründet und "praktikabel" sind.
Förderung der rechtzeitigen Entwicklung und Umsetzung von Alternativmethoden zu Tierversuchen.
Verpflichtung der kanadischen Regierung, innerhalb von zwei Jahren einen Plan zu veröffentlichen, in dem die Schritte zur Erreichung dieser Ziele im Einzelnen aufgeführt sind.
Humane Society International Canada1 setzt sich gemeinsam mit der kanadischen Regierung und anderen Interessensgruppen dafür ein, dass der Einsatz von Tieren bei Toxizitätstests – auch für Pestizide, Lebensmittel und andere regulierte Produkte – endgültig der Vergangenheit angehört. Die Organisation kündigte darüber hinaus an, weiter mit diesen Interessenvertretern zusammenarbeiten. Das gemeinsame Ziel: Die Sicherstellung schnellerer, effizienterer und relevanterer neuer Testmethoden, mit denen die Forschenden bei ihrer Arbeit ohne Tiere auskommen. Die kanadische Regierung hat sich dafür denselben Zeitrahmen vorgenommen, wie für die Abschaffung aller Toxizitätstests an Tieren: bis zum Jahr 2035 soll es keine Toxizitätstests mit Tieren mehr geben.
Im Angesicht der Tatsache, dass es schon heute zahlreiche effizientere Tests gibt, schwingt in den Nachrichten der Tierschutzorganisationen zur aktuellen Entscheidung in Kanada auch eine große Hoffnung mit: Die Versuchslabore könnten die Qualen für die Tiere schon wesentlich schneller beenden.