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    Zu Besuch auf Hof Butenland

    Kuhaltersheim und Tierschutzhof hautnah

    Beitrag von Anne
    08.05.2023 — Lesezeit: 6 min
    Zu Besuch auf Hof Butenland

    Butenland besuchen und die Gründer*innen Karin und Jan und die Hofbewohner*innen kennenlernen – und natürlich mein Patenschwein Frederik – das habe ich mir schon sehr lange gewünscht. Am Wochenende war es endlich so weit. Weil meine Eindrücke noch ganz frisch sind, möchte ich die Gelegenheit nutzen und Euch Butenland nochmal genau vorstellen.

    Vorneweg: so viele emphatische, liebe und herzliche Tiere und Menschen habe ich noch nie zuvor an einem Ort getroffen. Es war magisch – Das sage ich, ohne zu übertreiben.

    Als wir ankamen, begrüßte uns auf dem in den Bäumen über dem Hoftor ein großer Schwarm Krähen. Sie lassen sich in der Brutzeit jedes Jahr dort nieder und beglücken die Butenländer*innen mit ihrem zeternden Gesang. Das erzählten uns Karin und Jan später. Leider fallen jedes Jahr ein paar von ihnen aus dem Nest. Auch kurz vor unserer Ankunft am Hof war das wieder passiert. Jan bereitete den Jungvogel gerade auf seinen Transport in die Wildvogelhilfe vor – wir durften einen kurzen Blick in seine Box werfen.

    Eberhard und Winfried kuscheln sich ins Stroh

    Gemeinsam mit einigen anderen Tierschützer⋆innen wurden wir pünktlich um 15 Uhr zum Start der Tour am Parkplatz abgeholt. Karin und Jan begrüßten uns unglaublich herzlich – gemeinsam mit Hofleiter Sir Archie, einem kleinen Pekinesen aus dem Tierschutz sowie seinem Hundefreund Palau. Sir Archie wich uns für die kompletten zweieinhalb Stunden unseres Aufenhalts nicht mehr von der Seite. Er folgte uns über Stock und Stein, zwischen Kuhbeinen hindurch, über Wiesen und den berühmten Kuhdamm – so heißt der schmale geteerte Weg, über den man vom Hof zu den Rinderweiden gelangt.

    Karin auf dem Kuhdamm
    Karin auf dem Kuhdamm

    Hofleiter Sir Archie
    Hofleiter Sir Archie

    Zuerst ging es in den Stall. Dort lernten wir die beiden Minischweine Eberhardt und Winfried kennen. Das Vater-Sohn-Paar wurde aus dem Tierversuch gerettet. Die beiden sind unzertrennlich.

    Im Unibetrieb stand ihnen über Jahre nur eine winzige Strohecke in einem gefliesten Raum zur Verfügung – kein Ort für zwei Schweine. Sohn Winfried verlor durch die Tests im Labor sein Augenlicht und kann heute nur noch Schatten erkennen. Das hat ihn nicht davon abgehalten, auf Butenland zu einem sehr glücklichen Eber zu werden – gemeinsam mit seinem Papa, dem er nicht von der Seite weicht. Inzwischen leben sie seit gut sechs Jahren auf Butenland und fühlen sich dort sauwohl. Das konnten wir live erleben: Als wir die beiden im Garten vor dem Hoftor fanden, kamen sie neugierig zu uns, um uns zu beschnuppern. Anschließend beschloss Eberhard, dass es Zeit für ein Nickerchen wäre und er bat Karin mittels Körpersprache, das Tor für ihn und seinen Sohn zu öffnen. Im kühlen, gemütlichen Inneren angekommen, ging er schnurstracks auf ihr gemütliches, dickes Strohbett zu und fing an, sich einzugraben – dicht gefolgt von Winfried. Die beiden schlafen immer Rüssel an Rüssel.

    Um sie nicht beim Einschlafen zu stören, gingen wir etwas weiter nach hinten und konnten Rosa Mariechen und Frederik zum ersten Mal an diesem Tag sehen. Sie machten sich dann flott auf den Weg nach draußen. Wir würden ihnen später wieder begegnen.

    Eine 12-jährige Mastente

    Auch wir gingen wieder nach draußen und sahen uns die Kuhputzmaschine – große Bürsten, an denen sich die Rinder auf Knopfdruck massieren lassen können – und den neuen Winterstall aus der Nähe an. Dieser wird dick mit hochwertigem Stroh-Granulat ausgelegt – damit die teilweise sehr alten Rindern keine Probleme mit ihren Gelenken bekommen und sich gemütlich ausruhen können.

    Anschließend gab es dann ein Meet and Greet mit der 12 Jahre alten Mastente Tini – ein stolzes Alter, wenn man bedenkt, dass Enten in der Regel nach 45 bis 70 Tagen geschlachtet werden, oder? In der Natur können sie hingegen bis zu 20 Jahre alt werden.

    Huhn Agnes, die sich im Stall unter einer Wärmelampe von den Strapazen ihres früheren Lebens als Legehenne, wurde von Sir Archie sehr liebevoll und vorsichtig begrüßt. Sie schaute neugierig zu uns herüber, blieb aber in sicherer Entfernung in ihrer warmen Ecke sitzen. Die meisten Legehühner haben irgendwann eine Legedarmentzündung – je höher die Legeleistung, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie daran erkranken. Sie ist sehr schmerzhaft, kann in eine Bauchfellentzündung übergehen und zu einem qualvollen Tod führen. Um das zu verhindern, hat der Hoftierarzt Agnes einen Hormonchip eingesetzt. Dieser ist sehr teuer und verliert irgendwann seine Wirkung. Dann muss er ausgetauscht werden. Allerdings geht es der Guten damit viel besser und sie kann dadurch auf Hof Butenland einen schmerzfreien Lebensabend genießen – für Karin und Jan kommt es daher nicht infrage darauf zu verzichten.

    Frederik und Rosa Mariechen sind ein Herz und eine Seele

    Auf unserem Weg zur Weide war es dann so weit. Schon von Weitem konnten wir Frederik und Rosa Mariechen in einem Wassertümpel baden sehen. Die beiden haben sich auf Butenland kennengelernt und sind seit ihrer ersten Begegnung ein Herz und eine Seele.

    Unsere Begrüßung war überaus herzlich und wir hatten Zeit für viele Umarmungen und eine ausgedehnte Foto-Session. Wie groß Frederik geworden seit seinem mutigen Sprung vom Tiertransporter als Baby geworden ist! Es ist wirklich kaum zu glauben! Unsere Begegnung wird mir wohl für immer in Erinnerung bleiben und ich hoffe, dass ich ihn bald mal wieder besuchen kann!

    Nach unserer Kuschelrunde mit Frederik und Rosa Mariechen gingen wir zu Pferdinand dem Pony. Jan ließ ihn auf die Weide, um ihm etwas Auslauf mit den anderen Pferden zu gönnen.

    Mit Ochsen schmusen

    Die wohl intensivsten Stunde dieses Jahres erlebte ich anschließend auf der Weide bei den Kühen und Ochsen. Wir kuschelten mit Ole, schmusten mit dem plüschigen Anton (im Winter wächst ihm ein wolliger Winterfell-Pullover, an der Stirn konnte man noch Reste davon erkennen) und bekamen eine liebevolle Massage von Anna verpasst. Wir lernten die ganze Herde kennen und erfuhren, was sie nach Butenland führte.

    Besonders gut angefreundet haben wir uns mit dem großen Ochsen Mattis.

    Alle Tiere auf Butenland haben dramatische Schicksale hinter sich und bevor sie auf den Hof von Karin und Jan kamen, Schlimmes erlebt. Viele von ihnen waren vollkommen traumatisiert, krank oder wurden von ihren ehemaligen Besitzer⋆innen sogar schon als tot erklärt.

    Von der Kuh, die mit offenem Bauch im Tierversuch stand, bis zum Huhn, das mit multiplen Brüchen aus der Legehaltung kam. Von der Kuh-Mutter, die hochtragend vom Nachbarhof floh und nun ihrem inzwischen ausgewachsenen Kind nicht mehr von der Seite weicht, weil sie nach Jahren immer noch Angst hat, dass jemand kommt und es ihr wegnimmt bis zum Ochsen, der von einem Restaurant-Besitzer in einer Garage angebunden wurde und sich nun immer in vorsichtigem Sicherheitsabstand zur Herde aufhält. Sie alle haben auf Butenland ein liebevolles, mitfühlendes Zuhause gefunden.

    Eins ist sicher: Unser Samstag auf Hof Butenland wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Wir haben so viele wunderbare Momente voller Liebe erlebt und es lässt sich gerade unglaublich schwer in Worte fassen. Ich hoffe, Ihr seht mir das nach. Was Karin und Jan aufgebaut haben, ist einmalig und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich es mit eigenen Augen sehen und die Butenländer⋆innen treffen durfte.

    Karin und Jan haben ihr Leben den Tieren gewidmet. Sie kümmern sich mit Herzblut um jedes einzelne Lebewesen auf dem Hof. Gäbe es mehr Menschen wie sie, wäre die Welt ganz sicher ein besserer Ort.

    Karin – die Tierpsychologin

    Karin Mück ist Tierrechtlerin seit sie denken kann. Als zweite Vorsitzende der Butenland Stiftung führt sie Hof gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Jan Gerdes. Sie blickt auf eine 20-jährige Karriere als Krankenschwester zurück und begann schon als Jugendliche, sich für Tiere einzusetzen. Tierversuche und die Fleischindustrie waren für sie schon immer blanker Horror. Zwischen Haustieren und "Nutztieren" sah sie auch als Kind schon keinen Unterschied. Bereits in den 1980er-Jahren machte sie Menschen auf die Missstände im Umgang mit Tieren aufmerksam und wurde sogar verhaftet.

    Mit ihrer einfühlsamen Art kümmert sie sich um kranke und traumatisierte Tiere, versorgt Wunden, kümmert sich um die Abstimmung mit dem Tierarzt und schaufelt sich durch Berge von Pferdeäpfeln und Strohballen. Wenn sich zwischendurch die Gelegenheit ergibt, macht sie außerdem die wunderbaren Butenland-Fotos, die ihr auf der Hof-Webseite und in den sozialen Netzwerken bewundern könnt.

    Jan – der Bio-Landwirt

    Jan brach 1978 sein Lehramtsstudium für Biologie und Mathematik ab, um auf dem Hof seiner Eltern eine landwirtschaftliche Berufsausbildung zu starten und seine Eltern zu unterstützen. Nach seinem Meisterkurs an der Fachschule für Landwirtschaft wurde er Betriebsleiter auf Hof Butenland und stellte den damaligen Milchbetrieb nach und nach auf Bio-Landwirtschaft um. 1984 legte er seine Landwirtschaftsmeisterprüfung ab. 2001 beendete er den Nutztierbetrieb und wurde zum Veganer.

    Seit 2007 ist er der erste Vorsitzende der Tierschutzstiftung Hof Butenland, die er gemeinsam mit Karin gründete. Er kümmert sich um landwirtschaftliche Arbeiten, pflegt die Großtiere und bewirtschaftet die Weiden und Wiesen von Hof Butenland.

    Jan und Ferdinand
    Jan und Ferdinand

    Auf Hof Butenland dürfen alle Tiere so leben, wie sie es sich wünschen. Sie dürfen spielen, alt werden, bei ihren Kindern bleiben und fressen, schlafen und kuscheln, wie es ihnen passt.

    Karin und Jan sehen das so:

    "Tiere sind keine Maschinen. Sie sind nicht für die Befriedigung unserer Bedürfnisse auf dieser Welt, und sie gehören uns nicht. Wir treten daher für einen Lebensstil ein, der sich ethischer Veganismus nennt. Er geht über die Ernährung hinaus und umfasst alle Aspekte des Lebens und des menschlichen und tierlichen Miteinanders."

    Dieses Miteinander wird auf Hof Butenland gelebt. Das spürt man mit jeder Faser seines Körpers, sobald man durch das Tor geht. Man wird von einer Minute auf die andere ganz ruhig und alles, was einen gerade noch beschäftigt hat, fühlt sich plötzlich bedeutungslos an. Es fällt in diesem Moment von einem ab und es geht nur noch um die Tiere, um das Miteinander und die Möglichkeit, ihnen mit Respekt, Empathie und Mitgefühl zu begegnen. Wie sie es verdient haben, denn sie sind fühlende, liebende und emphatische Lebewesen. Sie spüren Schmerz, Trauer, Mitgefühl und Freude – genau wie wir Menschen.

    Lust auf eine Tierpatenschaft?

    Habt Ihr Lust bekommen, Butenland zu unterstützen? Dann könnt Ihr auf der Webseite des Hofs eine Tierpatenschaft übernehmen1. Das geht ganz einfach und Ihr könnt damit wirklich einen Unterschied machen. Natürlich freuen sich Karin, Jan und die Tiere auch über eine Einzelspende2 oder Sachspende von Euch. Über die möglichen Sachspenden könnt Ihr Euch auf der Butenland-Webseite genau informieren3.

    Kennt Ihr schon den Butenland Kinofilm?

    Hof Butenland – News von Frederik

    1. Tierpate werden
    2. An Hof Butenland spenden
    3. Sachspende leisten

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