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    "Nuit Ensemble"

    Das neue Album von Perry Frank

    Review von Anne
    07.12.2022 — Lesezeit: 3 min
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    "Nuit Ensemble"
    Bild/Picture: © Perry Frank

    Vor einigen Wochen veröffentlichte Perry Frank sein neues Album. Mit "Nuit Ensemble" beschreitet er neue Wege und mischt seine fabelhaften Ambient-Sounds mit klassischen Elementen aus dem Post-Rock-Genre. Das Album ist also auch etwas für Euch, wenn Ihr Euch in dieser Musikrichtung noch mehr zu Hause fühlt.

    "Nuit Ensemble" ("Nacht-Ensemble") ist Perrys erstes Soloalbum seit 2020. Er schrieb die Stücke Anfang 2022 im Homeland Studio in Iglesias, Sardinien – mit Ausnahme von "Nuit", das er als Single und Teil seiner "Sleep Cycle II" Compilation schon mal veröffentlichte. Das Ergebnis ist eine Auswahl von acht bisher unveröffentlichten Tracks und zwei völlig neuen, die sich zwischen Ambient und Post-Rock bewegen.

    Der Komponist nahm sein Album zwischen Januar und Juni 2022 auf und veröffentlichte es am 21. Oktober auf Valley View Records. "Nuit Ensemble" enthält Kollaborationen mit Matt Tondut (When We Collide), Lauge (Agave) und Spacecraft (Dreams Fade Away). Alle drei sind, genau wie Perry Frank, Teil des Valley View Rosters.

    Harmonisch und durchdacht

    Perry erzählte mir, dass er seine Einflüsse in Künstler*innen wie Basinski, Brian Eno, Boards of Canada, Fennesz, Tycho, Bonobo, Robin Guthrie und Harold Budd sieht. Aus meiner Sicht hat ihn das zu einer harmonischen Klangwelt voller Erinnerungen daran geführt hat, wie besonders diese Welt ist und dass wir uns um sie kümmern müssen.

    Die Tatsache, dass er die meisten Instrumente selbst einspielt, um sie anschließend zu kombinieren und diese inspirierenden Tracks zu kreieren, ist ziemlich beeindruckend. Mit den zehn Songs auf dem Album ist es ihm gelungen, ein wahres Nacht-Ensemble zu erschaffen – energisch, impulsiv und sehr bedeutungsvoll.

    Tape Loops und Harmonien

    Perry begann seine neue Arbeit mit der Idee, den letzten Track der Platte, "Nuit", vollständig auf der Basis von Tape Loops aufzunehmen. Nachdem er den Track fertiggestellt hatte, baute er die ganze Welt von "Nuit Ensemble" um diesen Song herum auf.

    Alle Songs auf dem Album beginnen mit einem Tape Loop und entwickeln sich anschließend durch den Einsatz von Gitarren- und Synthesizer-Texturen weiter – Schicht für Schicht. Und hier kommt der Post-Rock ins Spiel: Perry nutzte nocturne und verträumte Gitarren-Klanglandschaften, um wunderbar neblige Drone-Sounds zu kreieren, die aus einem anderen Universum zu stammen scheinen.

    "Disappear & "End Of The Rainbow"

    Der Opener von "Nuit Ensemble" ist der leicht dronige Track "Disappear" – der perfekte Start dieser Reise durch eine neblige Nacht. "End Of The Rainbow" übernimmt spielerisch und erzählt Geschichten aus einem fernen Leben nach dem Tod. Ein interessanter Fakt ist, dass der gesamte zweite Teil des Songs aus derselben Spur besteht, die Perry rückwärts abgespielt hat. Der Musiker wollte mit dieser Technik die ewige Wiederkehr zum Ausdruck bringen.

    "Moon Orchestra" & "Isolation"

    Für Perry ist "Moon Orchestra" der symbolträchtigste Track auf der Platte – vor allem aufgrund der Aufnahmetechnik: Der komplette Song basiert auf aufeinander folgenden Kassetten-Loops – getragen von Drone-Gitarren und Soundscapes. Der Multiinstrumentalist schrieb den Song "Moon Orchestra", als es draußen bereits dunkel war – das Mondlicht fiel durch sein Fenster und zeichnete eine unwirklich erscheinende nächtliche Landschaft.

    Es war ein Korg Volca Keys, auf dem Perry den vierten Track "Isolation" zuerst aufgenommen hatte. Den Song widmete er den Lockdown-Zeiten während der Pandemie. Für diejenigen von Euch, die gerne verschiedene Instrumente vergleichen (besonders die Keys sind immer so spannend zu erkunden!): Die erste Version des Songs findet Ihr auf Perrys Volca Session, die er im Mai 2022 auf seinem YouTube-Kanal veröffentlichte.

    Es gibt auch eine Version des Songs auf der "50. Ambient Guitar Session", aufgenommen auf der ehemaligen Nato-Militärbasis auf dem Limbara-Berg in Sardinien. Für Perry ist der Track eine Botschaft des inneren Friedens – gegen alle Kriege. Mit der neuen Version kombinierte der Künstler zwei Arrangements, beginnend mit einem Tape-Loop, die er anschließend mit einer Reihe von Pedal-Effekten bearbeitete, was zu einem wirklich großartigen Drone-Sound im Hintergrund führte.

    "Dreams Fade Away" & "When We Collide"

    Für "Dreams Fade Away" arbeitete Perry mit dem Sounddesigner und Ambient-Künstler Spacecraft zusammen. Die beiden freundeten sich über eine Single (Earthshine) und eine EP (Moonrise) an, die sie 2021 und 2022 gemeinsam veröffentlichten.

    Mit "When We Collide" ändert sich die Stimmung des Albums schlagartig – aber keineswegs auf eine schlechte Art und Weise. Es wird düsterer und bewegt sich von einer verträumtem Ambient mehr in Richtung Post-Rock. Perry schrieb den Track zusammen mit dem australischen Ambient-Musiker und Gründer von Valley View Records, Matt Tontut. Ich mag den Gitarren-Loop auf diesem Track sehr – die beiden Musiker haben ihn mit einigen melancholischen Synthesizer- und Gitarrenklängen kombiniert.

    "Renoir" & "Oblivion"

    Mit den nächsten beiden Songs auf der Platte, "Renoir" und "Oblivion", fährt Perry Frank auf die gleiche Weise fort – mit "Oblivion" gewinnt er etwas an Tempo.

    "Agave" & "Nuit"

    "Agave" erschuf Perry gemeinsam mit seinem Freund Lauge. Den Ambient-Künstler aus Dänemark kennt ihr vielleicht von seiner Platte "Selvacapes", die er zusammen mit Perry 2021 aufgenommen hat.

    Wenn Ihr den perfekten letzten Song des Tages sucht, werdet Ihr ihn vielleicht in "Nuit" finden. Das Stück lädt Euch in das verträumte Reich ein, das Eure Augen tagsüber nicht sehen können. Das Stück findet Ihr wie gesagt auch auf Perrys Compilation "Sleep Cycle II".

    Mehr über Perry Frank

    Perry Frank, auch bekannt als Francesco Perra, startete sein Ambient-Projekt im Jahr 2005. Seine Musik ist eine einzigartige Mischung aus Gitarren, Synthesizern, Tape-Loops und Soundscapes – mit einer Prise verträumter Texturen und genau der richtigen Menge an Arpeggios, Melodien und dem zeitlosen Gefühl von einer Welt, die jenseits unserer Vorstellungskraft liegt. Mein Interview mit Perry Frank könnt Ihr hier lesen.

    Perry Frank – "End Of The Rainbow"

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