Breaths – "The Forgotten Ones"
Eine vegane Hymne
Breaths ist ein Post-Rock-Projekt aus Richmond, Virginia. Gründer Jason stellte mir jetzt die neueste Auskopplung seines im März erscheinenden Debütalbums "Lined In Silver" vor. Im Song "The Forgotten Ones" geht es um die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Jason und seine Familie leben seit vier Jahren vegan.
"Lined In Silver" ist eine Mischung aus Post-Metal, Doomgaze, Blackgaze und Post-Rock. Jason legt es Fans von Bands wie Deftones, The Ocean, Holy Fawn, Sleep Token und Montaineer ans Herz – bei mir hat er damit natürlich sofort einen Nerv getroffen.
Bevor ich mich eingehend mit der Auskopplung "The Forgotten Ones" beschäftigt habe, hatte ich die Gelegenheit, bereits die ganze Platte zu hören. Ich verrate Euch schon mal soviel: Es lohnt sich, heiß drauf zu sein! Bestellt sie ruhig schon mal vor! Ihr werdet ganz sicher nicht enttäuscht sein. Jason hat da wirklich ein kleines Juwel geschaffen.
"The Forgotten Ones" erzählt eine ganz persönliche Geschichte
Auch, wenn die Platte musikalisch ganz klar einem Konzept folgt, kann man die einzelnen Singles dennoch gut abgekoppelt vom Gesamtwerk hören. Das trifft auch auf "The Forgotten Ones" zu, das in sich bereits eine Geschichte erzählt.
Die Geschichte von Leid und Verrat, Angst und Tod, Missverständnissen, Ausbeutung und der Seelenpein derjenigen, die die Verbindung hergestellt haben. Warum die einen streicheln und die anderen schlachten? Was steckt hinter dieser verzerrten Moral und tief verwurzelten kognitiven Dissonanz?
Jason hat sich mit all dem auseinandergesetzt und er schreit seinen Schmerz in die Welt hinaus. Der Song ist eine vegane Hymne. Sie reiht sich perfekt ein in "Nebulas" von Crippled Black Phoenix und "The Way Of All Flesh" von Gojira ein und ist dennoch etwas ganze eigenes. "The Forgotten Ones" ist die persönliche Geschichte eines Musikers, der bereut, seine Entscheidung nicht schon früher getroffen zu haben und jetzt die Menschen dazu aufruft, tiefer zu blicken.
Harte Riffs und Klangbäder
Brettharte düstere Gitarrenriffs, Bass-Verstärker inbegriffen, sorgen Deftones-esk für den Auftakt, Shouting geht in klaren, nachdenklichen Gesang über. Der Text geht unter die Haut:
"Niemand wird sich an unsere Namen erinnern..."
Die Gitarren schaukeln sich im Hintergrund weiter hoch. Dieses Stück ist keine Entschuldigung, sondern viel mehr ein Aufruf an die Menschheit sich endlich zu ändern und sich an die vergessenen Lebewesen hinter den Mauern der Fleischfabriken zu erinnern.
Das letzte Drittel wird von einer verspielten Post-Rock Bridge getragen, die den Gipfel mit dem Finale verbindet. Das Klangbad fließt dahin – eine kurze meditative Einlage. Jasons Gesang ruft aus der Ferne und steigert sich nach und nach wieder zum Hardcore Geschrei feinster Güte hoch – kombiniert jetzt sogar mit einer fetten Double Bass Einlage – auch Fans von (Post-)Metal und Doom kommen also keineswegs zu kurz.
Der Puls geht hoch, die Pupillen weiten sich. Wie geht es weiter? Hört die ganze Platte! Dieser Mensch liefert nicht nur wahnsinnig gute Musik ab. Er macht sich auch Gedanken und schafft es meisterhaft, sie in Noten zu übersetzen.
Das wundervolle Artwork stammt übrigens von Jasons Frau Michelle.