Versteckte tierische Inhaltsstoffe in Lebensmitteln
10 Fakten über Veganismus - Teil IX
Werbung *Von Fischblase im Bier und Schweineborsten im Brot
Hier geht's zu Teil 8 des Artikels "Die kannst Du doch essen! Sind doch nur Kartoffelchips!" Kartoffelchips mit Paprikageschmack. Das darin Wild enthalten ist, hätte ich mir vor ein paar Monaten auch noch nicht träumen lassen. Damals war ich noch Vegetarierin.
Ob ich mich heute, hätte ich meine Ernährung zwischenzeitlich nicht umgestellt, noch als Solche bezeichnen würde, da bin ich mir inzwischen nicht mehr so sicher.
Schon vor zwei Jahren habe ich mich über das Thema ziemlich aufgeregt, die ganze Tragweite war mir zu dem Zeitpunkt allerdings auch noch nicht bewusst. Damals fiel mir vielmehr auf, dass es in England schon länger eine freiwillige Kennzeichnung vegetarischer Produkte gibt, hierzulande jedoch nur wenige Firmen dafür sorgen.
Neben Wild verbergen sich in Chips auch Fisch und Rindfleisch
Woher soll man denn als Verbraucher so etwas auch wissen? Steht ja nicht auf der Verpackung. Wieso so etwas möglich ist? Weil es keine Auszeichnungspflicht gibt. Neben Wild werden besagten Paprikachips zum Beispiel auch Rindfleisch und Fisch zur Verstärkung des Geschmacks beigesetzt.
Die meisten Fruchtsäfte, Limonaden, viele Weine und Essigsorten, sowie einige Biere werden mit Hilfe von Schweinegelatine 1 oder Fischblase geklärt, spanische Weine häufig mit Stierblut. Auch das ist auf der Verpackung natürlich nicht zu erkennen.
Schokolade enthält oft Schellack, wobei es sich um nichts anderes als die Ausscheidungen der Lackschildlaus handelt, rote Getränke oder Speisen haben ihre Farbe in vielen Fällen von dem darin enthaltenen Karmin, das aus getrockneten, zerriebenen Cochenille-Schildläusen hergestellt wird. ZDF WISO klärte auf:
Tierkohle zum Entfärben
Zum Entfärben von weißem Zucker wird Tierkohle aus Rindern und Schweinen verwendet. Für viele Menschen schon aus religiösen Gründen ein Stolperstein. Essig sowie Spirituosen wird sehr häufig das in zermahlenen Krustentierschalen enthaltene Chitin zugesetzt1.
Schweineborsten im Brot
Laugenbrezeln werden in den meisten Fällen mit Schweinefett hergestellt, viele Bäcker verwenden außerdem bei Broten und Backwaren und für das Einfetten von Blechen Schlachtfett statt Pflanzenfett. Außerdem verbergen sich darin auch gerne mal Schweineborsten. Daraus wird ein Wirkstoff hergestellt, der den Teig knetbarer machen soll.
Bei dem Ausdruck "geklärte Säfte" denkt man an klare Säfte, nicht aber an die häufig trüben Direktsäfte . Auch diese können jedoch geklärt sein, das Fruchtfleisch wird dann nachträglich wieder zugesetzt.
Doch was tun? Wie erkenne ich, ob Getränke mit Tierischem geklärt sind und warum macht man das nicht mit Bentonit2, das geht doch genau so? Wie finde ich raus, ob auf meiner Schokolade Schellack ist?
Tierische Abfallprodukte sind einfach billiger
Die Warum-Frage lässt sich hier wieder mal schnell klären: Weil tierische Abfallprodukte wie das Schweinefett , aus dem die Gelatine hergestellt wird, einfach billiger sind. Herausfinden lässt es sich nur durch Produktanfragen.
Zum Glück gibt es das Internet, hier findet man viele Seiten, auf denen liebe Menschen ihre Produktanfragen zusammengetragen haben. Also am besten vor dem Einkaufen Tante Google fragen. Empfehlen möchte ich an dieser Stelle Vegan4Love3 und den veganen Einkaufsguide von PETA24.
Eine App für vegane Getränke
Bei Getränken hat mir die App Barnivore5 schon oft sehr geholfen, besonders bei Auslandsaufenthalten ist sie sehr praktisch. Es gibt sie für iPhone, Windows-Phone und Android. Hier kann man einfach den Namen des Getränks eingeben und die App sagt einem, ob man es bedenkenlos genießen kann. Leider klappt das noch nicht bei allen Getränken.
Auch die Scanner-App von Barcoo6 wird nach und nach immer mehr von fleißigen Veganer*innen mit Informationen aus Produktanfragen gefüttert, bis man hier von Vollständigkeit sprechen kann, werden aber mit Sicherheit noch einige Tage ins Land gehen.
Getränke kann man auch leicht selbst herstellen, für mich gibt es im Moment nichts besseres, als ein schönes Glas Zitronenwasser oder einen leckeren Pfefferminztee.
Durch das Reinheitsgebot sind deutsche Biere zumindest innerhalb der Flasche vegan
Ein kleiner Tipp: Durch das hierzulande geltende Reinheitsgebot sind deutsche Biere nicht mit Fischblase geklärt. Für sich selbst entscheiden sollte man, ob man damit leben kann, wenn der Kleber, mit dem das Etikett an der Flasche befestigt ist, tierischen Ursprungs ist. Hier ist häufig Kasein enthalten, eine Proteinmischung, die bei der Milchproduktion abfällt.
Hier eine kleine Liste veganer Getränke:
- Club Mate alle Sorten
- Fritz Cola und alle Fritz Limonaden
- Alle Sorten LemonAid
- FruchtTiger
- Bionade (allerdings sind hier die Etiketten kaseinhaltig)
- Gaffel Kölsch
- Rockstar Energy (Bis auf die Sorte "Zero Sugar")
- Aldi Süd Gartenkrone Apfelsaft naturtrüb
- Amecke Grapefruitsaft
- Alle NOW-Limonaden
- FÜR Limo von Voelkel
- Juiced Water, Infused Water und Switchel von Voelkel
- Cold Brew Coffee & Juice von Mounthagen
[Nachtrag 2018] Auch Guinness und die Produkte von Niehoffs Vaihinger sind inzwischen vegan. Dazu gehören
- afri cola
- Klindworth Fruchtsäfte und Schorlen
- Niehoffs Vaihinger Säfte
- die Tee- und Eistee-Konzentrate von der TeaTime Manufaktur
- Lindavia und Merziger (zum Beispiel Apfelsaft)
Nicht vegan sind hingegen u. a.:
- Fanta Orange normal und light
- Kinley Bitterlemon
- Bulmers Cider
- Sinalco
- Eckes Traubensaft rot
- Capri-Sonne
- Lidl Freeway Apfelschorle
- Milford Tees (Marke gibt keine Garantie, dass die Produkte auf allen Produktionsstufen ohne zur Hilfenahme tierischer Stoffe hergestellt werden)
Unter meinen Quellenangaben findet Ihr vollständige Listen. (PETA24, FitForVegan7).Bei gelben Limonaden kann man in den meisten Fällen von einer Klärung durch tierische Stoffe ausgehen.
Zusätzlich zu den von mir aufgezählten Seiten, gibt das Internet beim genaueren Durchforsten sicher noch viele weitere wertvolle Informationen her. Was man hier nicht findet, muss man eben erfragen.
Wir haben zum Beispiel was Backwaren betrifft inzwischen komplett auf Selbermachen umgestellt. Wer dazu keine Muße/Zeit hat: Einige (vor allem Bio-)Bäcker haben inzwischen Listen ihrer veganen Produkte (wenn auch häufig unter der Theke oder im Rückraum versteckt), nach denen man nur fragen muss.
Eine Liste der Lebensmittelzusatzstoffe (auch E-Stoffe genannt) findet man bei Wikipedia8), die kann zumindest bei deklarierten Zusatzstoffen zum Beispiel in Fertigprodukten eine ganz gute Entscheidungshilfe sein.
Bewusster Einkaufen macht Spaß!
Bewusster Einkaufen macht Spaß und hält jung, ansonsten gilt: Googeln, googeln, googeln, Produktanfragen bei Firmen stellen und die Antworten in Foren und Facebook-Gruppen teilen und im Zweifelsfall: Einfach mal etwas im Supermarktregal liegen lassen.
Wir führen hierzulande ein Leben im Überfluss und es bedeutet sicher keinen großen Verzicht, die Paprikachips oder die Limonade einfach mal wegzulassen.
Außerdem gilt es natürlich weiterhin, für eine klare Auszeichnungspflicht von Lebensmitteln zu kämpfen, hier kann man zum Beispiel die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch9 unterstützen.
Ob es wirklich möglich ist, komplett vegan zu leben, was es mit Tierversuchen auf sich hat und wo sich in unserem Alltag noch überall Tierisches verbirgt, möchte ich in der 10. und letzten Folge meiner Reportage "10 Fakten über Veganismus" genauer beleuchten.
Hinweis: Dies ist mein persönlicher Blog. Für Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Angaben übernehme ich keine Gewehr. Neue Informationen nehme ich gerne entgegen und aktualisiere den Artikel entsprechend.
Dieser Beitrag enthält Werbung. Der Inhalt und meine Meinung wurden dadurch nicht beeinflusst. Infos zum Thema Werbekennzeichnung in meinem Blog findet Ihr auf meiner Transparenz-Seite.