Honig? Das ist jetzt aber wirklich übertrieben, oder?
10 Fakten über Veganismus - Teil VII
von Ausbeutung und Bienensterben
Hier geht's zu Teil 6 des Artikels "Das ist doch jetzt wirklich nicht dein Ernst, dass du nicht mal mehr Honig zu dir nehmen willst?!" - Doch, das ist mein voller Ernst. Warum das so ist, lässt sich in ein paar Sätzen erklären. Ein Beispiel nehmen hat nämlich nichts mit wegnehmen zu tun.
Die Bienen sterben, weil wir ihren natürlichen Lebensraum zerstören und sie ausbeuten, auch indem wir ihnen ihren Honig wegnehmen.
"Wer seinen Wohlstand vermehren möchte, der sollte sich an den Bienen ein Beispiel nehmen. Sie sammeln den Honig, ohne die Blumen zu zerstören. Sie sind sogar nützlich für die Blumen. Sammle deinen Reichtum, ohne seine Quellen zu zerstören, dann wird er beständig zunehmen." – Buddha
Was ist eigentlich Honig?
Zunächst ein paar Grundlagen. Natürliche Vorgänge, wie sie von Mutter Natur vorgesehen sind.
Als Honig bezeichnet man eine von Honigbienen sowie einigen Ameisenarten zur eigenen Nahrungsversorgung erzeugte, süße Masse aus dem Nektar von Blüten oder den zuckerhaltigen Ausscheidungsprodukten verschiedener Insekten (Honigtau).
Die Nahrung der Bienen
Die im Honig enthaltenen Nährstoffe sind für die Bienen lebensnotwendig, sie schützen sie vor Krankheiten und Parasitenbefall, sowie den Milben , die maßgeblich am Bienensterben beteiligt sind1. In der Imkerei erhalten die Bienen als Ersatz meist Zuckerwasser, wodurch sie krankheitsanfällig werden.
Die Bienen nehmen süße Säfte auf, reichern sie mit ihren körpereigenen Säften an, verändern sie innerhalb ihres Körpers, speichern sie in Waben und lassen sie dort zum Honig heranreifen.
Als Quelle verwenden sie dabei hauptsächlich Blütennektar, seltener Honigtau verschiedener Schild- und Rindenlausarten oder Nektarien außerhalb von Blüten (extrafloral), wie zum Beispiel den Pflanzensaft aus der Blattachsel von Mais.
Die Bestäubung
Arbeiterbienen fliegen am Tag rund 40.000 Blüten an, um Nahrung zu sammeln. Ganz nebenbei kommt es dabei zur Bestäubung der Blüten und die Spermazelle der Pollen wird von der Biene auf die empfänglichen, weiblichen Blütenteile getragen6.
Die Bienen saugen den Nektar über den Rüssel auf und transportieren ihn in ihrer Honigblase in den Bienenstock, wo sie ihn an die Stockbienen übergeben, die ihn immer weiter geben, indem sie ihn in ihren Körper aufnehmen und wieder abgeben.
So gelangen zum Beispiel Enzyme und verschiedene Säuren aus dem Körper der Bienen in den Honig. Der Nektar wird eingedickt, indem ein Tropfen Nektar über den Saugrüssel immer wieder aufgesaugt und wieder herausgelassen wird. Beträgt der Wassergehalt nur noch rund 30 - 40 Prozent, wird er über die Wabenzellen ausgebreitet.
Honig darf laut Honigverordnung vor allem Fructose, Glucose und Enzyme, organische Säuren und sonstige, feste Partikel, die die Bienen beim Sammeln aufnehmen, enthalten4.
Die Geschichte der Imkerei
In der Steinzeit begannen die Menschen Honig als Nahrungsmittel zu nutzen. Die Haltung von Hausbienen geht auf das 7. Jahrhundert v. Chr. (Anatolien) zurück.
Bevor man Zucker aus Zuckerrüben gewinnen konnte, war Honig nahezu das einzige bekannte, Süßungsmittel.
Honig weltweit - aktuelle Zahlen
Der Ertrag der deutschen Honigproduktion rund 16.000 Tonnen. Weltweit werden pro Jahr rund 1.650.000 Tonnen produziert (Food Agriculture Organization of the United Nations). Die Deutschen nehmen rund 85.000 Tonnen Honig pro Jahr zu sich (Bundeswirtschaftsministerium), das ist mehr als 1 Kilo pro Einwohner. Davon wird nur ca. 1/5 durch deutschen Honig gedeckt4.
Hauptimportländer sind hierzulande Mexiko und Argentinien. 2012 wurden u. a. 15.000 Tonnen aus Mexiko und 13.000 Tonnen aus Argentinien nach Deutschland importiert2. Fast 50 Prozent des Honigs auf der Welt stammen aus Asien, 23 Prozent aus Europa, 12 Prozent aus Afrika, 10 Prozent aus Nord- und Mittelamerika, 8 Prozent aus Südamerika und 2 Prozent aus Australien und Neuseeland4.
Honigarten und Honigproduktion heute
Es wird zwischen vier verschiedenen Honigarten unterschieden. Beim Schleuderhonig, der seit Beginn des 20. Jahrhunderts häufigsten Honigart, werden die zuvor entdeckelten Honigwaben in einer sogenannten Honigschleuder unter Zuhilfenahme der Zentrifugalkraft ausgeschleudert.
Beim Scheibenhonig werden vollständige, von den Bienen hergestellte Wabenstücke ohne Mittelwände herausgetrennt. Beim Wabenhonig dürfen die Mittelwände im Gegensatz zum Scheibenhonig enthalten sein.
Heute kaum noch verbreitet ist Press-, Stampf-, Tropf- oder Seimhonig, bei dem der Honig den Waben mittels Auspressen oder Auslaufenlassen entnommen wird. Durch die Einführung der Honigschleuder wurde diese Produktionsart nach und nach immer seltener.
Manipulation der Bienen
Um einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen, kommt es, genau wie bei Milchproduktion, auch bei der Honiggewinnung zur Manipulation und Ausbeutung der Tiere.
Die Bienen werden dabei in sogenannten Magazinen gehalten, die den natürlichen Bienenstöcken ähneln sollen. Natürlich ziehen die Bienen dort nicht freiwillig ein, weshalb einige Imker auch noch in der heutigen Zeit die Flügel der Bienenkönigin stutzen. Die meisten verlassen sich heutzutage auf sogenannte "schwarmträge" Zuchtbienen, um das Ausfliegen ihrer Völker zu verhindern. Die Arbeiterbienen sind ihrer Königin hörig und weil sie ohne sie niemals weiterziehen würden, sind sie fortan an das Magazin gebunden.
Der Imker kann über eine schubladenartige Öffnung auf der Seite des Magazins ganz leicht jederzeit an den Honig gelangen, bei diesem Prozedere kommt es häufig zu Verletzungen der Bienen, Flügel und Beine werden abgetrennt, es kommt zu Quetschungen.
Das Einräuchern
Dabei benutzt der Imker einen Smoker (oder auch eine Pfeife), mit dessen Hilfe Rauch in den Bienenstock geblasen wird5. Dadurch werden die Bienen nicht, wie fälschlicherweise häufig angenommen, beruhigt, sondern ihnen wird ein Waldbrand vorgetäuscht1.
Sie brechen in Panik aus, der Instinkt bringt sie dazu, möglichst viel Nahrung als Wegzehrung aufzunehmen, um sich ein neues Heim zu suchen. Während sie damit beschäftigt sind, können sie sich nicht durch Stechen verteidigen, der Imker hat somit freie Bahn.
Ausschwärmen wird verhindert
Ihrer Natur gemäß schwärmen Bienen meist in den Monaten Mai und Juni aus. Dies erfolgt, sobald in einem Bienenstock mehr als eine Königin sitzt. Imker versuchen dies zu verhindern, um sich nicht den Honig dieser besonders ertragsreichen Zeit entgehen zu lassen.
Um das Ausschwärmen zu unterbinden, werden verschiedene Praktiken angewendet. Einige Imker trennen das Bienenvolk und stellen einen Teil davon mit der Brut und einer reifen Königinnenzelle oder jungen Königin in einiger Entfernung zum ursprünglichen Schwarm auf.
Beim Schwarmsackverfahren wird eine Art Korb (Schwarmsack) vor die Einflugschneise der Bienen gehängt. Die ausschwärmenden Bienen verfangen sich darin und werden vom Imker an einen entfernten Ort gebracht, wo er einen neuen Bienenstock für sie anlegt.
Bei Variante drei setzt der Imker eine befruchtete Königin in den Bienenstock, womit er verhindert, dass neue Königinnen aufgezogen werden, was das Ausschwärmen (Trennen des Volkes) zur Folge hätte. Die alte "legeschwache" Königin wird dabei entsorgt.
Die natürliche Lebenserwartung einer Bienenkönigin beträgt 6 Jahre, in einem Imkereibetrieb wird sie nach einem Jahr getötet.
Wenn die Bienen sterben, stirbt die Natur
Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler vor dem Bienensterben. Sterben die Bienen, findet keine Bestäubung mehr statt, was verheerende Folgen für die Natur nach sich zieht.
Schuld am Tod der Bienen sind sicherlich in Teilen auch die von der Honigindustrie angegebenen Gründe, der Einsatz von Pestiziden, Milben sowie die Klimaerwärmung . Der Kern des Problems sitzt jedoch wesentlich tiefer.
Die Bienen leiden durch den Honigraub des Menschen vom Larvenstadium an Eiweißmangel1 und sind somit nicht mehr gegen Angreifer wie beispielsweise die Varroamilbe, die derzeit ganze Bienenvölker ausrottet7. Die Natur ist in ein Ungleichgewicht geraten, schuld ist wie so oft der Mensch.
Frieden für die Honigbienen
Nur wenn wir die Bienen in Ruhe lassen und ihnen ihre natürliche Lebensart zurückgeben, können wir ihnen auf Dauer helfen. An dieser Stelle ein berühmtes Zitat tausender zweifelnder, skeptischer Vegan-Infragesteller, das mir tagtäglich begegnet: "Leben und leben lassen." Oder?
Es gibt bestimmt einige, wenige Imker , die versuchen, den Bienen nicht zu schaden, einen Eingriff in die Natur dieser faszinierenden Wesen nehmen sie dennoch vor. Wenn man aktiv etwas gegen das Bienensterben unternehmen möchte, verzichtet man daher am besten auf Honig.
Tolle Alternativen
Tolle tierleidfreie Alternativen sind übrigens neben veganen Honigalternativen auch Ahornsirup oder für alle, die es etwas weniger würzig mögen, Agavendicksaft. Etwas fruchtiger und sehr lecker ist zum Beispiel Apfelsüße.
Eine einfache vegane Honigalternative könnt Ihr Übrigen auch ganz einfach selbst und ohne den Umweg über die Bienen herstellen. Hier ein Rezept:
Selbstgemachter Gänseblümchenhonig
Zutaten für ein großes Glas Gänseblümchenhonig
- 2 Handvoll Gänseblümchen
- 500 Gramm Rohrohrzucker
- 2 Teelöffel Zitronensaft
- 500 Milliliter Wasser
Zubereitung
Das Wasser zusammen mit den Blumen aufkochen und im Anschluss für etwa drei bis vier Stunden ziehen lassen. Den Sud durch ein Sieb drücken und mit dem Zitronensaft und dem Zucker einkochen, bis er dickflüssig wird. In ein großes oder zwei kleine Marmeladengläser abfüllen und fertig ist der Gänseblümchenhonig.
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Quellen