Ro(b)//ert Lundberg – "by-passing-upon"
Klang und Wasser ziehen vorüber

Mit "by-passing-upon" eröffnet Bassist und Komponist Ro(b)//ert Lundberg ein neues Kapitel seines vielschichtigen Schaffens. Das Album erscheint am 24. Oktober 2025 bei AKP Recordings und schafft die perfekte Verbindung aus Ambient-Klanglandschaften, Minimalismus und experimenteller Improvisation.
"'by-passing-upon' setzt meine langjährige Faszination für das Element Wasser fort – dieses Mal mit einer besonderen Aufmerksamkeit für den Curb Stop."
erzählt Robert. Diese Curb Stops sind kleine runde Metallabdeckungen im Gehweg. Sie markieren die Absperrventile der Wasserleitungen und bilden in den USA oft die Grenze zwischen der öffentlichen und der privaten Infrastruktur. Der Künstler ergänzt:
"Im Beobachten, Lesen, Fotografieren, Bewegen und Musizieren haben diese Markierungen für mich die Funktion von Erinnerungen übernommen – Erinnerungen daran, wie Wasser sich bewegt: mit und gegen reale und imaginäre Grenzen, die wir Menschen erschaffen."
Sound-Palette und Ensemble
Robert Lundbergs Arbeit profitiert von einem außergewöhnlichen Mix aus Instrumenten und Objekten. Er verbindet die Klänge von Kontrabass, Cello, Klarinette, Schlagzeug und Synthesizer, mit dem mit Wasser gefüllter Gefäße und sogar mit dem Geräusch von Kreppband. Aus diesen Quellen entstehen Texturen aus fließenden, perlenden Motiven, treibenden Rhythmen und atmosphärischen Schichten. Er selbst beschreibt es so:
"Die Partitur gibt zwar recht klar umrissene Tonhöhen- und Rhythmusmaterialien vor, aber ich habe meine Mitwirkenden gerade deshalb gewählt, weil ich wusste, dass sie innerhalb dieser Grenzen aufblühen würden – und sie gelegentlich auch zu unserem Glück ignorieren."
Und genau das hört Ihr auf der Platte: Die Musiker*innen, erkunden die "flows, pools, and clouds" der Partitur. Immer auf der Spur des fragilen Gleichgewichts zwischen Komposition und Improvisation.
Von der Live-Performance zur Aufnahme
"by-passing-upon" entstand aus einer Live-Performance im Constellation Chicago. Neben den Musiker *innen Lia Kohl (Cello und Synthesizer), Jeff Kimmel (Bassklarinette und Synthesizer) und Sam Scranton (Percussion) waren auch die Bewegungskünstler*innen Nina Vroemen, Jasmine Mendoza und Zachary Nicol beteiligt. Leitern, farbiges Tape, Teekessel und andere Objekte machten die infrastrukturellen Ideen der Partitur zu einer vierdimensionalen Bühnenerfahrung.
"Ein wichtiger Punkt dieses Projekts liegt für mich darin, die Partitur zum Publikum zu bringen. Sie nicht nur als Dokument für die Musiker*innen zu verstehen, sondern auch als ästhetisches Objekt, das den Hörer *innen und Zuschauer*innen neue Zugänge zu meiner Arbeit eröffnet."
sagt Robert.
Struktur, Improvisation und Momente der Stille
Das Album beginnt mit meditativem Brummen und hypnotischen Celloklängen, die sich langsam zu rhythmischen Schichten und melodischen Motiven entfalten. Die Partitur lädt dazu ein, durch die "flows, pools, and clouds" zu navigieren und sie nach und nach immer tiefer zu erkunden. Dabei beruhigen sich die Klanglandschaften hier und da und lassen dabei fast gesprächsartige Passagen zwischen den Instrumenten entstehen.
"Diese Ruhephasen sind für mich ein Gegenpol zu den lebhafteren Momenten des Albums – wie ein erfrischender, langsamer Schluck."
erzählt der Künstler.
Improvisierte Soli fügen Spannung und unerwartete Brüche hinzu. Verzerrte Töne knistern zwischen tiefen Basslinien, wirbelnder Percussion und wandernder Klarinette, bevor das Album in geschichtete Klänge zurückgleitet. Full-Circle-Moment. Die Schlange beißt sich in den Schwanz. Wobei: Kleine Verschiebungen verraten auch an dieser Stelle wieder, dass sich alles immer im Wandel befindet. Auch innerhalb des bereits Bekannten. Klang und Wasser ziehen vorüber.
Ein Künstlerbuch als visuelle Erweiterung
Begleitend zum Album ist ein künstlerisches Buch entstanden. Es weitet die visuelle und thematische Welt von "by-passing-upon" weiter aus. Auf über 100 Seiten verbindet Lundberg darin Fotografien von "curb stops" mit einer poetischen Erzählung, die sich Zeile für Zeile, Seite für Seite entfaltet.
"Vom Spazierengehen mit meinem Hund Moser über das Entdecken von Entwässerungsgräben und die curb stops – vieles richtet meinen Blick nach unten. Beim Gehen finde ich das richtige Tempo, um Orte kennenzulernen und die Details meiner Umgebung in mich aufzunehmen."
erzählt er über den kreativen Prozess, der urbane Infrastruktur, Wasser und Musik miteinander verbindet.
Eine Reise für alle Sinne
"by-passing-upon" lädt Euch ein auf eine Reise durch Wasser, Klang und Raum, Struktur und Freiheit. Lundberg verwandelt übersehene Details wie curb stops in poetische Musikformen und löst die Grenze zwischen Komposition und Improvisation elegant auf.
Einen ersten Vorgeschmack auf "by-passing-upon" könnt Ihr Euch mit dem Video der Live-Performance von "flowing 2" holen: