"Wir jammen, bis wir einen Song haben"
Interview zum aktuellen Fomies Album "Liminality"

Fomies haben ihr neues Album "Liminality" am 11. April 2025 über Taxi Gauche Records veröffentlicht. Ich hatte die Gelegenheit, mit der Band zu sprechen, die verspricht, unseren psychedelischen Horizont zu erweitern. Lest mein Gespräch mit Fadil und Jacob und lernt das Schweizer Quintett mit Punk-Wurzeln kennen, das uns einen genreübergreifenden Mix aus Krautrock, Heavy Psych und experimentellen Klängen aller Art serviert.
Anne: Danke, dass Ihr Euch die Zeit nehmt! Wie geht es Euch?
Fomies: Uns geht es gut, danke Dir!
Anne: "Liminality" ist Euer sechstes Studioalbum. Wie hat sich Euer Sound seit Eurem Debüt-Album weiterentwickelt?
Fomies: Wir versuchen immer, uns weiterzuentwickeln und dabei unsere Punk-Basis beizubehalten. Auch unsere Einflüsse entwickeln sich weiter und es ist cool, jedes Mal neue Sachen zu machen! Allmählich versuchen wir auch, etwas härteres Zeug aufzunehmen.
Anne: Ihr lasst Euch von Bands wie Osees und King Gizzard & The Lizard Wizard inspirieren. Wie haben diese Einflüsse die Richtung von "Liminality" geprägt?
Fomies: Seien wir ehrlich, wir sind große Fans von Osees. Ich glaube, sie sind die Band, die ich am häufigsten live gesehen habe, und sie sind jedes Mal fantastisch. Sie sind immer noch einer der Haupteinflüsse von Fomies. Für "Liminality" hatten wir auch andere wie Sleep, Orb, Neu, Upchuck, RMFC, Slift, Ty Segall und natürlich, wie immer, Black Sabbath.
Anne: Das erste Stück "The Onion Man" wurde als "Wirbelwind aus verwaschenen Gitarren und hypnotischen Rhythmen" beschrieben. Möchtet Ihr mir etwas über die Geschichte oder das Konzept dieses Songs erzählen?
Fomies: Es gibt nicht wirklich ein Konzept. Wir schreiben unsere Songs nie nach einem Konzept. Es sind einfach Ideen, die uns beim Jammen einfallen. Bei diesem Song hatten wir Spaß an einem großen, einfachen Riff, und wir mochten es, wie er sich entwickelt hat. Den Text habe ich dann so geschrieben, dass er zu meinem Mitbewohner passt, der auf Stoner/Doom und Zwiebeln steht, lol.
Anne: Eure Single "Colossus II" wurde mal als "Klangbiest mit unerbittlicher Energie" beschrieben. Wie sah der kreative Prozess hinter diesem Track aus?
"Aus Jam-Sessions werden Songs"
Fomies: Es ist immer das Gleiche: Jams, die am Ende zu Songs werden. Für "Colossus II" hatten wir viele andere Ideen, die zu Teil I und Teil III führten. Das ist das erste Mal, dass wir so eine Fortsetzung gemacht haben, also wird es vielleicht noch mehr geben! Wir sind zufrieden mit diesem Album, weil es für uns das erste Mal ist, dass wir einen klassisch-rockigen Iron-Maiden-Stil an den Tag gelegt haben.
Anne: In Eurer Musik vermischt Ihr unter anderem Heavy Psych mit Krautrock-Elementen. Was fasziniert Euch besonders an dieser leicht psychedelischen Welt? Wie seid Ihr dazu gekommen, und was hat Euch dazu gebracht, Euch damit auseinanderzusetzen?
Fomies: Das Coole daran ist, dass man danach in jedes Genre gehen kann. Psyche enthält eine Menge Elemente aus Pop, Punk und sogar Jazz. Wer weiß, vielleicht bringen wir in ein paar Jahren ein Jazz-Album heraus, lol. Aber im Moment muss ich zugeben, dass uns das, was in der Welt vor sich geht, etwas aufregt, also werden wir vielleicht ein etwas aggressiveres Album für das nächste schreiben.
Anne: Ihr seid bekannt für Eure explosiven Live-Auftritte, die Ihr auf Bühnen wie dem Montreux Jazz und Paléo Festival zum Besten gegeben habt. Wie übertragt Ihr Eure Live-Energie auf die Studioaufnahmen?
Fomies: Tatsächlich nehmen wir den größten Teil unseres Materials live im Studio auf, so wie wir es bis jetzt auch gemacht haben. Jeder ist in einem Raum, und los geht's. Das Studio unterscheidet sich eigentlich nicht sehr von der Live-Situation. Danach verlängern wir live natürlich gerne die Songs und ändern zwei bis drei Dinge, aber die Idee bleibt die gleiche.
Anne: Dann würdet Ihr also sagen, dass Ihr vor allem eine Live-Band seid?
Fomies: Live haben wir Spaß, so viel ist sicher. Aber wir nehmen auch gerne auf, also würde ich sagen, beides, wenn Du einverstanden bist (lacht). Beides hat Vor- und Nachteile, aber solange Du es laut hörst, bekommst Du das echte Fomies-Erlebnis.
Anne: Der Albumtitel "Liminality" suggeriert Themen der Transformation und des Übergangs. Wie manifestieren sich diese Konzepte in der Musik und den Texten Eures Albums?
Fomies: Wie wir bereits erwähnt haben, entstehen die Konzepte in der Regel, nachdem wir das Album geschrieben haben, also hat der Begriff "Liminalität" nicht unbedingt das beeinflusst, was wir geschrieben haben, aber er passt zufällig sehr gut. Das Album unterscheidet sich ein wenig von den anderen, weil wir andere und neue Einflüsse in unserem Musikgeschmack und auch Veränderungen innerhalb der Band haben.
Anne: Nachdem Ihr mit "Liminality" Euer sechstes Album fertiggestellt habt: Welchen Herausforderungen musstet Ihr Euch stellen, um Eure Musik so fesselnd und authentisch zu erhalten, wie Eure Fans sie lieben?
"Wir machen die Musik für uns"
Fomies: Ich glaube nicht, dass wir versuchen wollen, in der heutigen Musikwelt so relevant wie möglich zu sein. Wir machen in erster Linie Musik für uns selbst und versuchen, dem treu zu bleiben, was wir wollen, ohne darüber nachzudenken, wie es ankommt. Und was uns selbst betrifft, ergibt sich das immer von allein, denn unser Geschmack ändert sich mit der Zeit, sodass wir immer etwas Neues einbringen können, wenn wir anfangen zu schreiben.
Anne: Das Stück "Pause Cigarette" hat eine hypnotische, Kraut/Shoegaze-Atmosphäre. Wie schafft Ihr es, die Balance zwischen solchen introspektiven Momenten und den intensiveren Tracks auf dem Album herzustellen?
Fomies: Versteh mich nicht falsch, wir lieben es, laute und aggressive Stücke zu spielen, aber wir lieben auch das hypnotische Krautrock-Gefühl. Das spiegeln auch einige der Songs wider, die wir live spielen und die bis zu zehn Minuten dauern können. Außerdem verleiht es dem Album mehr Dynamik. Es gibt den Hörenden einen Moment zum Durchatmen, bevor es wieder chaotisch wird. Der Name ist da also wirklich Programm.
Anne: Was erhofft Ihr Euch für die Zukunft, sowohl in Bezug auf musikalische Entdeckungen als auch auf das Erreichen eines neuen Publikums?
Fomies: Wir werfen immer mit Ideen für zukünftige Alben um uns. Manchmal wollen wir versuchen, mehr Doom, mehr Hardcore-Punk oder mehr psychedelisch zu klingen. Die Erkundung kommt immer ganz natürlich, je nach Tagesform, unserer Stimmung usw. Wenn es darum geht, ein neues Publikum zu erreichen, ist es unser Ziel, ausgiebiger durch Europa zu touren und vielleicht eines Tages auch anderswo. Es ist immer ein Vergnügen, herumzureisen und Leute mit ähnlichen Vorlieben und Ideen zu treffen.
Anne: Danke, dass Ihr meine Fragen beantwortet habt! Es war mir eine Freude!