Solkyri – "Cranebrook"

Die neue EP der australischen Post-Rock-Pioniere

Anne

Review von Anne
26.03.2025 — Lesezeit: 3 min

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Solkyri – "Cranebrook"
Bild/Picture: © Solkyri

"Cranebrook" heißt die neue EP der australischen Post-Rock-Wegbereiter Solkyri. Die Platte ist mal wieder bahnbrechend und unfassbar traumhaft schön. Erschienen am 7. Februar 2025 auf Bird's Robe Records und Dunk!Records macht sie Hoffnung, vereint Verspieltheit und Leichtigkeit und lässt die Zuhörer*innen im Moment verweilen, während die Welt draußen weiter tobt.

Stück für Stück begebe ich mich in eine Erzählung, für die es keine Worte braucht. Solkyri haben es mit "Cranebrook" mal wieder geschafft, mit ihrer Musik genau zu transportieren, was sie zu sagen haben. Das fühlt sich vertraut an, anregend und schön.

"Whereever We End Up Next"

Solkyri – "Cranebrook"Solkyri – "Cranebrook"

Streicher, Harmonien, traumhafte Sequenzen und zarte Andeutungen auf die Musik aus längst vergangenen Zeiten verbinden sich schon im ersten Stück "Whereever We End Up Next" so wunderbar harmonisch, dass es ein Genuss ist. Diese Gitarre! Hach!

"I Guess I'll Be Leaving Now"

Mit "I Guess I'll Be Leaving Now" geht es erneut ruhig weiter. Das Stück ist nachdenklicher als sein Vorgänger. Ein Gefühl von Ungewissheit schwebt über allem, doch die Sonne scheint durch und die Hoffnung bleibt auch hier eine vertraute Grundnote. Das Klavier verhallt im Raum, löst sich auf und die Melodie gleitet in Drone-Sounds über. An dieser Stelle haben auch das Glockenspiel und das Metallofon ihren ersten Auftritt, die Solkyris neue EP prägen. Auch hier ist im letzten Drittel eine hauchzarte Gitarre zu hören. Streicher kommen hinzu. Der Vorhang lüftet sich. Der Abschied fällt schwer.

"Autumn Mould"

"Autumn Mould" erzählt die Geschichte von dem, was bleibt, wenn eine Phase vorübergeht. Wie eine entfernte Erinnerung, der man jeden Tag begegnet, weil sie einen Schatten auf dem Fenstersims hinterlassen hat. Leicht und dennoch hartnäckig und bleibend. Vertont hört sich das atmosphärisch an, schwebend, leicht und zugleich metallisch. Kleine, gezielte Disharmonien wirken wie Risse im perfekten, glänzenden Porzellan. Geklebt und golden glänzend. Denn es muss weitergehen. Auf Zeiten der Unsicherheit folgt Reflexion. Die Wolken lüften sich und der für die Band charakteristische Post-Rock-Sound klingt durch.

An dieser Stelle wird klar, was Solkyri beim Schreiben der sechs Stücke auf "Cranebrook" angetrieben hat – während eines Lockdowns mitten in der Pandemie. Multi-Instrumentalist Ryan Fitz-Henry beschreibt das so:

"Die Herangehensweise an dieses Album wurde uns durch die Situation im Zusammenhang mit der weltweiten Pandemie fast aufgezwungen. Aber das erlaubte uns auch, eine neue Richtung einzuschlagen, sowohl musikalisch als auch thematisch, ohne den Komfort unserer Hauptinstrumente, mit denen wir unsere Musik normalerweise komponieren."

"1804"

Percussion-Instrumente und klassische Saiten-Instrumente – Gitarren und Streicher prägen auch den nächsten Song. "1804" beginnt zwar mit elektronischen Klängen – inklusive Schlagzeug – setzt diese Tradition der Platte dann jedoch fort und erzählt die Geschichte weiter, die bei Solkyri mal wieder perfekt ohne Lyrics auskommt. Sie spielt sich ganz von allein vor dem inneren Auge ab und lässt einen beim Zuhören eintauchen in diese Welt der Fantasie und Verzauberung.

"You Coward (Shambles II)"

In "You Coward (Shambles II)" lässt sich der anfängliche Grusel, der durch ein Dröhnen und entfernt klingendes Klappern entsteht, schnell von einem fröhlichen Gefühl des Zusammenseins verdrängen. Gelöstes Lachen ist zu hören – das jedoch auch weit entfernt klingt. Wie eine Erinnerung an die unbeschwerte Zeit vor der Isolation. Auch hier spielen Solkyri wieder mit atmosphärischen Klängen, die sich harmonisch in den Sound der klassischen Instrumente integrieren.

"Where The Quiet Can Hide"

Die Gegensätze, die "Cranebrook" zu dem machen, was es ist, sind im finalen Stück "Where The Quiet Can Hide" noch mal besonders deutlich zu spüren. Der Abgrund der Ungewissheit ist wieder da und Nachdenklichkeit macht sich breit. Die bestimmten Klavier-Akkorde mischen sich mit malerischem Glockenspiel. Hoffnung kommt auf und trägt die Hörer*innen mit dem guten Gefühl, dass es weitergehen wird, davon. Das Schlagzeug ist wieder da. Es wird gut, das, was da kommt.

"Cranebrook" ist eine beeindruckende EP voller Geschichten. Geschichten aus unserer Zeit, Geschichten vom Zeitvakuum der Pandemie, die nun schon so lange zurück ist und sich dennoch so nah anfühlt. Geschichten von Freundschaft, Verbindung und Liebe und Geschichten vom Zweifel und von Ungewissheit.

Hört Euch diese Platte unbedingt an – am besten ohne Unterbrechung und über Kopfhörer, um keines der feinen und brillanten Details, die Solkyri in dieses Meisterwerk eingebunden haben, zu verpassen. Und bleibt dran! Schon bald gibt es hier auf Sounds Vegan noch mehr von der Band zu lesen!

2020 habe ich Solkyri zu ihrem Album "Mount Pleasant" interviewt – mitten im Lockdown. Wenn Ihr die Stimmung dieser Zeit noch mal erfassen möchtet, empfehle ich Euch, es zu lesen.

Solkyri – "Cranebrook"

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