"Wir sind eine Einstiegsdroge für Metal"
Beyond Frequencies Frontfrau Blazy Flash über das neue Album "Everything I Am"
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Beyond Frequencies – die Band rund um Songwriterin und Sängerin Blazy Flash – hat ihr neues Album "Everything I Am" fertig. Die Schweizerin mit Wurzeln in Norwegen folgt ihrer Vision, ihren ganz persönlichen Stil zu etablieren. Sie verbindet gekonnt Pop mit Metal, baut dabei ganz elegant Vorurteile von beiden Seiten ab und baut Brücken.
Im Interview habe ich mich mit ihr über Pop, Metalheads, das Gefühl auf der Bühne und natürlich über die neue Platte unterhalten. Ihr Comeback nach der kurzen Auszeit 2023 hat sie noch keinen Tag bereut und wir können froh sein, dass sie wieder da ist! Welcome back, Blazy Flash!
Anne: Hallo! Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst! Wie geht es Euch?
BF: Prima, wir können es kaum erwarten, dass das Album erscheint!
Anne: Ihr habt gerade Euer drittes Studioalbum "Everything I Am" fertig, das am 20. Februar erscheinen soll. Seid Ihr schon aufgeregt? Ihr habt ja sicher um den Release-Tag herum einiges geplant, oder?
"Wir finalisieren gerade unsere neue Live-Show"
BF: Ja klar, wir sind voller Vorfreude! Wir sind gerade dabei, eine neue Live-Show zu finalisieren, mit neuen Überraschungen. Und es werden in den kommenden Wochen auch noch neue Videos erscheinen, es geht also was.
Anne: Euer Sound ist seit Eurer letzten Platte komplexer geworden. War das für Euch der logische nächste Schritt?
BF: Es ist ein sehr persönliches Album und wurde durch eine Phase inspiriert, in der ich mit heftigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Die habe ich zum Glück überstanden. In der Zeit hat es mir den Teppich unter den Füßen weggezogen. Nebst meiner unfassbar tollen Familie haben mir die Musik und das Songwriting Halt gegeben. Zeitweise hatte ich das Gefühl, dass sonst nicht viel von mir übrig geblieben ist, außer den Songs – die alles sind, was ich bin. All das hört man auf dem Album. Es war in dem Sinne also kein geplanter oder logischer Schritt, sondern ist authentisch und organisch entstanden.
Anne: Ich mag ja Eure melodische Seite sehr! Wunderbar, dass Ihr Euch diesen Part erhalten habt. Würdet Ihr sagen, dass ist ein wichtiger Teil Eurer Handschrift?
BF: Absolut! Es ist die Vision von Beyond Frequencies eine Brücke zwischen Pop und Metal zu schlagen, auch wenn es gewagt ist, das Wort "Pop" unter Metalheads zu benutzen. Die Hooks und eingängigen Melodien gehören also klar zur Handschrift von Beyond Frequencies.
Anne: Mit Beyond Frequencies sprecht Ihr die Fans der unterschiedlichsten Genres an und vermischt unter anderem Metal mit poppigen Elementen. Seht Ihr Euch da als Brückenbauer oder würdet Ihr sagen, dass diese beiden Welten insgesamt schon immer eins waren?
"Wir schlagen eine Brücke zwischen Metal und Pop"
BF: Wir schlagen eine Brücke, das stimmt schon. Ich würde Beyond Frequencies aber eher als Einstiegsdroge bezeichnen, für jene, die (noch) wenig Berührungspunkte mit Metal haben. Und für die eingefleischten Metalheads bringt Beyond Frequencies ein herrliches Wohlfühl-High.
Das Vermischen von unterschiedlichsten Genres reizt viele Musiker und wurde schon immer gemacht. Die Welten waren schon immer eins, mal etwas näher, mal etwas weiter entfernt voneinander.
Anne: Was inspiriert Euch beim Songs Schreiben besonders?
BF: Das ungeschminkte Leben. Menschliches (Fehl-)verhalten inspiriert mich am meisten. Unsere Emotionen, die individuellen Trigger und Verhaltensweisen sind unergründlich.
Anne: Blazy Flash, Du hast vor Beyond Frequencies unter anderem mit Phonoflakes Musik gemacht. Inwiefern wirken sich Deine Erfahrungen mit diesem Projekt auf Euren heutigen Stil aus?
BF: Mit Phonoflakes habe ich meine ersten Schritte gemacht. Quasi meine Sporen abverdient und später die ersten Erfahrungen in der professionellen Musikwelt gesammelt. Wir hatten sehr viele Auftritte, was mich als Live-Musikerin sicherlich geprägt und eine solide Basis geschaffen hat. Den Stil von Beyond Frequencies hingegen beeinflusst diese Zeit nicht so sehr. Da spielt viel mehr die Gesamtheit der Lebenserfahrungen eine Rolle. Was hingegen großes Gewicht auf den Stil von Beyond Frequencies hat, ist die tolle Zusammenarbeit mit den beiden Produzenten Christoph Siemons und Fabian Zimmermann. Sie hinterlassen eine deutliche Prägung bei Beyond Frequencies.
Anne: Wie war es damals, mit PF im legendären Viper Room zu spielen? Kann man den Zauber dieses Ortes spüren oder fühlt es sich am Ende an, wie jede andere Venue, wenn man dort auf der Bühne steht und seine Band um sich hat?
"Die Stimmung im Viper Room ist etwas ganz Besonderes"
BF: Wahrscheinlich ist es einfach eine Venue, wie jede andere auch. Aber das Gefühl war unbeschreiblich, da lag Magie in der Luft. Schon etwas Besonderes, da mal gespielt zu haben. Was mich auch beeindruckt hat, war die Professionalität der Crew. So was habe ich bis heute nie wieder erlebt, selbst in der so akribisch organisierten Schweiz nicht.
Alles war durchgetaktet, jeder Handgriff saß, wirklich nichts wurde dem Zufall überlassen – da habe ich ein zu eins gespürt, dass die Entertainment-Branche in Los Angeles auf einem ganz anderen Level funktioniert.
Anne: Du hast Dir von 2013 bis 2020 eine musikalische Auszeit genommen. So eine Pause kann einem ja nachweislich dabei helfen, seine Ziele zu schärfen. Ging es Dir auch so und würdest Du sagen, dass sie Dich kreativ beflügelt hat?
BF: Musikalische Auszeit ist nett ausgedrückt. Geradeaus: ich habe die Musik auf Nimmerwiedersehen an den Nagel gehängt – dachte ich zumindest. Ich hätte nie gedacht, dass ich zurückkomme. Als ich den Entscheid dazu traf, war das Ziel dafür messerscharf. Entsprechend ist der Fokus heute ein ganz anderer, was mir unglaublich Spaß macht. Ich bin keine Person für Versuche, ich bin entweder ganz bei der Sache oder gar nicht. Von dem her ja, die Auszeit hat mich definitiv beflügelt.
Anne: Ihr habt Beyond Frequencies 2020 gegründet. Seitdem hat sich auf der Welt unglaublich viel verändert. Wir leben in einer schnellen, wenn nicht sogar rasanten Zeit. Wie hat sich das auf Euch als Band ausgewirkt und was hat sich für Euch in dieser Zeit verändert?
Die Ruhe im Zentrum des Sturms
BF: Sehr. Mir kommt es vor, als ob je schneller die Welt wird, desto mehr kommen wir zur inneren Ruhe – was übrigens auch Thema des Songs "Eye Of The Storm", der auf dem Album ist.
Anne: Ihr habt schon 20 Musikvideos veröffentlicht. Ist das Euer Ding? Findet Ihr, Musik wirkt am besten, wenn sie mit visueller Kunst verbunden ist?
BF: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Albums sind es bereits 24 Musikvideos. Der Name Beyond Frequencies deutet darauf hin, dass nicht nur die Musik resp. Schallwellen eine große Rolle spielen, sondern auch die visuelle Komponente bzw. das Gesamtkunstwerk. Sei es in Form von Videos als auch der Live-Show. Von dem her, ja, Musik wirkt am besten, wenn sie mit visueller Kunst verbunden ist.
Anne: Ihr musstet ja durch die Pandemie ganze drei Jahre warten, bis Ihr Eure Musik live auf die Bühne bringen konntet, waren die Videos dann auch eine Art Ersatz für die Auftritte?
BF: Ja definitiv. Dass es schlussendlich so viele Videos wurden, ist dem Umstand zuzuschreiben, dass Beyond Frequencies 2020 gegründet wurde und Live-Auftritte die ersten zwei bis drei Jahre nicht möglich waren. Auch heute noch stehen wir längst nicht so oft auf der Bühne, wie wir es uns wünschen. Und weil tatenlos herumsitzen nicht unser Ding ist, leben wir unsere Musik mit Videos aus. Sobald wir am Touren sind, werden dann auch Live-Videos folgen. Für erstklassige Unterhaltung ist also gesorgt.
Anne: Wie war es, als Ihr nach so langer Zeit endlich live vor Publikum spielen konntet? Ich stelle mir das sehr erleichternd vor und ziemlich überwältigend.
BF: Eine Riesenerleichterung und sehr überwältigend. Die Tour hat einmal mehr gezeigt, dass Musik immer nur dank und mit dem Publikum so richtig zum Leben erweckt wird. Unsere Songs haben live einen so kraftvollen Charakter, den man auf einer Produktion nicht einfangen kann.
Anne: Ihr seid mit Semblant durch Europa getourt. Was wird Euch von dieser Tour besonders im Gedächtnis bleiben?
"Wir wollen bei jeder Tour noch eine Schippe drauflegen"
BF: Oh, da gibt es so viele Ereignisse, ein Einzelnes zu nennen ist kaum möglich. Wir haben viele schöne Begegnungen mit alten und neuen Fans gefeiert und haben unvergessliche Momente mitgenommen.
Anne: Gibt es etwas, das Ihr auf Eurer nächsten Tour anders machen möchtet?
BF: Das Schöne am Touren ist, dass man mit jedem Auftritt noch eine Schippe mehr drauflegen kann. Die Show wird mit jedem Auftritt noch einen Ticken besser. Was bei einzelnen Konzerten hier und da nicht möglich ist. Darum können wir es kaum erwarten, so schnell wie möglich wieder auf Tour zu gehen und weiter gehörig ranzuschippen.
Anne: Das Jahr ist noch sehr jung. Was steht für Euch nach dem Release noch so an?
BF: Wir haben für das dritte Album eine neue Live-Show aufgebaut, die wollen wir natürlich präsentieren, es werden also hoffentlich viele Live-Termine folgen. Dann haben wir auch noch zwei Musikvideos in petto. Zudem wird man uns bald in einer Werbekampagne hören – wo und mit wem, kann ich noch nicht verraten. Und im Herbst wird’s wohl für Album Nummer vier ins Studio gehen. Der Sturm fegt weiter (lacht).
Anne: Vielen Dank für das Interview! Alles Gute und viel Erfolg für Eure Pläne!
Beyond Frequencies – "Enemy Inside"
Blazy Flash schrieb den Song "Enemy Inside" über Gaslighting Das sagt sie darüber:
"Gaslighting ist eine Form von psychologischem Missbrauch, bei der eine sehr nahestehende Person, die Dein tiefstes Vertrauen genießt, Deine Selbstwahrnehmung absichtlich erschüttert: durch Manipulation, Verzerrung der Realität und Verbreitung von Lügen und Gerüchten. Es zerstört das Selbstwertgefühl des Opfers und kann dazu führen, dass es sich verletzlich und isoliert fühlt, ohne zu erkennen, wer der wahre Feind ist."