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    Müllpfand auf Festivals – sinnvoll oder wenig zielführend?

    Beispiel Nova Rock zeigt: Es geht noch viel nachhaltiger!

    Artikel von Anne
    17.01.2025 — Lesezeit: 2 min
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    Müllpfand auf Festivals – sinnvoll oder wenig zielführend?
    Bild/Picture: © Creative Commons (Rock'n'Heim Festival – The Aftermath)

    Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt auch auf Festivals immer mehr an Bedeutung. Vor allem Müllvermeidung ist ein zentraler Aspekt, der sowohl Veranstalter als auch Festivalbesucher beschäftigt. Doch wie effektiv ist das oft eingesetzte Müllpfandsystem wirklich? Ein aktuelles Urteil des Landesgerichts Eisenstadt zum Nova Rock Festival in Österreich hat neue Diskussionen über die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen entfacht.

    Das Gericht erklärte die verrechneten Müllpfand-Klauseln für unzulässig, was wichtige Fragen zur Wirksamkeit und Fairness von Nachhaltigkeitsmaßnahmen bei großen Festivals aufwirft. Der als "Festivalprofessor" bekannte Experte für Nachhaltigkeit im Eventmanagement Prof. Dr. Matthias Johannes Bauer sieht in der Entscheidung des Gerichts wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung von Nachhaltigkeitskonzepten:

    Dr. Matthias Johannes Bauer
    Dr. Matthias Johannes Bauer

    "Das Urteil zeigt, dass Regelungen klar, fair und nachvollziehbar sein müssen, um langfristig Verhaltensänderungen zu bewirken."

    Doch reicht ein Müllpfandsystem allein aus, um Festivals nachhaltiger zu gestalten?

    Zwischen Erfolg und Fehlanreizen – Wie Müllpfand wirklich wirkt

    In einer groß angelegten Studie mit 3.500 Festivalbesuchern hat das Team um Prof. Bauer festgestellt, dass nur ein kleiner Teil der Teilnehmer Nachhaltigkeit als persönlich wichtig erachtet – weniger als zehn Prozent, um genau zu sein. Bauer erklärt:

    "Hier sind die Veranstalter in der Verantwortung."

    Mit Maßnahmen wie Müllpfandsystemen können Festivalbesucher durch sanfte Beeinflussung – das sogenannte Nudging – zu umweltfreundlicherem Verhalten motiviert werden. Allerdings birgt dieses Konzept auch Herausforderungen.

    Laut Bauer haben qualitative Untersuchungen seines Teams gezeigt, dass das Müllpfand auch unerwünschte Nebeneffekte haben kann. Einige Festivalgäste produzierten absichtlich mehr Müll, um von der Rückerstattung zu profitieren.

    "Solche Fehlanreize zeigen, dass unklare Regelungen oft mehr Schaden als Nutzen bringen können",

    betont er.

    Das Nova Rock als Beispiel

    Das Nova Rock Festival, heute eines der größten Musikfestivals in Europa, steht exemplarisch für den aktuellen Umgang mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Trotz guter Ansätze hat das Landesgericht Eisenstadt die Müllpfand-Klauseln für unzulässig erklärt. Der Fall unterstreicht, dass es weitreichendere Strategien braucht, um langfristige Umweltziele zu erreichen.

    Prof. Bauer plädiert für alternative Ansätze, die nicht nur nachhaltig, sondern auch rechtssicher sind.

    "Nachhaltigkeit auf Festivals erfordert innovative Ideen, die gezielt Anreize schaffen",

    sagt er. Ein Beispiel könnten Kooperationen mit lokalen Recyclingunternehmen oder kreative Gamification-Ansätze sein, bei denen Besucher für Müllvermeidung belohnt werden.

    Wie können Festivals nachhaltiger werden?

    Nachhaltigkeit muss laut Bauer integraler Bestandteil der Festivalplanung sein. Dazu zählen:

    • Transparente Kommunikation: Klare Regelungen und Ziele müssen frühzeitig kommuniziert werden.
    • Gezielte Anreize: Belohnungssysteme sollten so gestaltet sein, dass sie positive Verhaltensweisen fördern, ohne Fehlanreize zu setzen.
    • Bildung und Sensibilisierung: Festivals könnten Besucher mit Workshops oder Infoständen für Umweltprobleme sensibilisieren.

    Fazit: Nachhaltigkeit braucht Innovation und Präzision Das Beispiel Nova Rock zeigt, dass einfache Müllpfandsysteme nicht ausreichen, um die Herausforderungen der Nachhaltigkeit zu meistern. Innovative, gut durchdachte Ansätze, die sowohl rechtlich als auch praktisch funktionieren, sind der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Festivalzukunft. Veranstalter stehen in der Verantwortung, Vorreiter für umweltbewusstes Handeln zu sein – und ihre Gäste mit ins Boot zu holen.

    Mit der richtigen Strategie könnten Festivals nicht nur musikalische, sondern auch ökologische Statements setzen und zeigen, dass Kultur und Umweltschutz sehr wohl Hand in Hand funktionieren können.

    Prof. Dr. Johannes Matthias Bauer leitet seit April 2018 den Masterstudiengang Kommunikationsmanagement an der IST-Hochschule für Management. Darüber hinaus ist er Prodekan am Fachbereich Kommunikation & Wirtschaft. Sein Forschungsschwerpunkt ist das Thema Festivalmanagement, zu dem er bereits mehrere Studien veröffentlichte.

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