"Humans and Other Animals"
Neue Doku zeigt Einblicke in die Tierrechtsbewegung
"Humans and Other Animals" heißt die neue Tierrechtsdoku, die derzeit heiß diskutiert wird. Schon innerhalb der ersten Stunden wurde sie millionenfach gestreamt. Sie gibt Einblicke in die Tierrechtsaktivismus-Szene und kommt dabei ohne Bilder von Gewalt aus.
Tierrechtsaktivismus setzt häufig auf Schockbilder. Das trifft häufig auch auf Filme zu, die auf die Missstände in der Tierindustrie hinweisen sollen. Ein Punkt, der viele nicht vegan lebende Zuschauende abschreckt. Weil diese Art Filme aber vor allem ein soll – aufklären – versuchen es jetzt die Macher*innen der neuen Dokumentation "Humans and Other Animals" auf eine andere Weise.
Premiere feierte "Humans and Other Animals" am 31. August in Dallas. Inzwischen kann er weltweit per Onlinestreaming geschaut werden. "Wie funktioniert die Tierrechtsbewegung und warum gibt es sie?" – diese Fragen möchte der Film beantworten.
Für das Drehbuch und die Regie ist Mark DeVries verantwortlich, den einige von Euch schon von seinem preisgekrönten Werk "Speciesism: The Movie" kennen werden. Neben der Forscherin Jane Goodall, der Autorin und Dozentin Temple Grandin ("Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier: Eine Autistin entdeckt die Sprache der Tiere"), dem Psychologen Steven Pinker, dem Schriftsteller Coleman Hughes ("The End of Race Politics") und dem Primatologen Frans de Waal (✝ 14. März 2024) kommt in seinem neuen Film unter anderen auch der Journalist, Wissenschaftshistoriker und Podcaster Michael Shermer zu Wort. Sie alle erzählen in "Human’s and Other Animals" von ihren Forschungsergebnissen, Erkenntnissen und Beweggründen. Dadurch entsteht nach und nach ein zusammenhängendes, überzeugendes Bild.
"Humans and Other Animals" klärt ohne Schockbilder auf
Das Leid der Nutztiere in der industriellen Tierhaltung und die Tatsache, dass es sich bei Tieren um fühlende Wesen handelt – darum geht es unter anderem in der Dokumentation. Vor allem eins bringt "Humans and Other Animals" ganz klar rüber: Wir Menschen müssen uns in andere Lebewesen hineinversetzen, um Leid zu vermeiden. Dafür, dass nicht menschliche Tiere auch empfindungsfähig sind, liefert Mark DeVries handfeste sowie philosophische Argumente und regt damit zum Nachdenken an. Das funktioniert ganz ohne Schockbilder, und zwar ziemlich gut. Vor allem die praktischen Schritte, die sowohl Individuen als auch komplette Institutionen unternehmen können, um das Leid der Tiere zu verhindern, bieten eine echte, umsetzbare Hilfestellung.
Die Erfolgsgeschichte der Intensivtierhaltung und die Geschichte der Ausbeutung der Natur kommt durch die klare Sprache des Films auch sehr gut ohne Schlachthofbilder aus. Dafür setzt Mark DeVries auf eine klare Sprache und macht den Zuschauer*innen bewusst, was sie mit ihrem Konsumverhalten auslösen. Die Präsidentin der Tierrechtsorganisation PETA beschreibt die Doku mit den folgenden Worten:
"Mach Dich bereit, Dich wie ein kleines Kind vor die Wahrheit zu setzen und Dich von ihr leiten zu lassen. "Humans and Other Animals" ist schockierend, überraschend und unglaublich fesselnd. Bitte bring jeden, den Du kennst, dazu, sich diesen Film anzusehen."
Ähnlich ging es mir mit dem Film, mit dem sich für mich vor einigen Jahren alles änderte: "Earthlings". Bei diesem waren es aber, ganz im Gegenteil, tatsächlich die Schockbilder (unter anderem aus einem Lederbetrieb), die mich überzeugten. Dass es mit "Humans and Other Animals" auf eine andere Art auch funktioniert, begeistert mich sehr. Vor allem natürlich auch, weil nicht alle Menschen dazu bereit sind, sich Bilder aus den Abgründen der Tierausbeutung anzuschauen. Sich einen unterhaltsamen Film mit zahlreichen Informationen anzuschauen, fällt da schon viel leichter.
Doch es ist noch etwas anderes, das mich bei diesem Film abholt: Die Tierrechtsbewegung wird endlich mal wieder ganz klar als das dargestellt, was sie im Kern ist: Eine Gemeinschaft aus Menschen, die sich einen friedlichen Umgang mit unseren Mitlebewesen wünscht und nicht etwa radikale, extreme Krawallmacher*innen.
Ganz genau: "Wir sind Menschen! Denkende, emphatische Wesen, die sich eine Welt ohne Gewalt wünschen. Gleichzeitig lassen auch wir uns gerne unterhalten" – das sagt der Film. Das mit dem Unterhalten schafft "Humans and Other Animals" auch ziemlich gut. Der Film ist weit mehr als eine klassische Doku. Er ist gespickt von Humor, Abenteuerlust und beim Sehen kann man sich hervorragend mit den Menschen darin (und ihren Beweggründen!) identifizieren. Und das geht ganz sicher nicht ausschließlich Veganer*innen so. So viel kann ich Euch versprechen. Spätestens, wenn es um das Leben der Tiere und die beeindruckenden Erkenntnisse der Forschung auf diesem Gebiet geht, schaut ganz sicher jede*r gebannt auf den Bildschirm (oder die Leinwand).
Wir befinden uns am wohl bedeutendsten Scheidepunkt der Menschheit. Wir müssen unser Verhalten ändern, wenn wir das Klima und damit den Planeten (!) und seine Bewohner*innen retten wollen. Eine Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass nichtmenschlichen Tieren kein Leid mehr geschieht, zu unterstützen, ist sinnvoll und keineswegs dogmatisch oder humorlos.
Ich kann nur so viel sagen: Investiert die eine Stunde und 24 Minuten – ob Ihr Veganer*innen seid oder nicht, spielt keine Rolle. Es lohnt sich. Meine Empfehlung habt Ihr.
Hier könnt Ihr "Humans and Other Animals" streamen.