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    DRLCT – "Médéé"

    Vier Songs über Trauer, Abschied und Hoffnung

    Review von Anne
    21.08.2024 — Lesezeit: 2 min
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    DRLCT – "Médéé"
    Bild/Picture: © morganeraposolive, Instagram

    DRLCT veröffentlichte das Album "Médéé" bereits am 31. Mai. Am 21. September erscheint nun die Vinyl-Edition – ein guter Anlass, das Solo-Projekt von Fantin Reichler (The Kompressor Experiment, Méandre) hier mal vorzustellen. Für "Médéé" holte er sich Steve Frily (Drums), David Glassey (Vocals Track 1 und 4), Isis Lambiel (Vocals Track 4) und Camille Babington (Spoken Words Track 3) ins Studio. Fantin selbst hört Ihr an Gitarren (E und Akustik), Bass und Synths. Auch das Arrangement und die Kompositionen stammen von ihm. Entstanden ist ein gefühlvolles Gesamtkunstwerk, das dem Plattenteller schmeichelt und uns an unsere eigene Vergänglichket erinnert.

    Fantin arbeitete für die insgesamt vier Stücke auch mit Ludovic Volper zusammen – er übernahm das Recording und Mixing. Das Masterin hat Christoph Noth übernommen. Erschienen sind "Asunder" (10:56), "Un jour en Octobre" (08:56), "Flow your tears, that Bluebird said (09:17) und "Interlinked" (10:49) auf Sunday Fog Records.

    Wenn Ihr findet, dass schon die Namen der Stücke nachdenklich und traurig klingen, liegt ihr richtig. Fantin verarbeitete mit "Médéé" unter anderem den Tod seiner geliebten Mutter. Insgesamt ist die Platte jedoch keinesfalls von Düsternis und Hoffnungslosigkeit geprägt. Ganz im Gegenteil – in Stunden der Rastlosigkeit, Trauer und Dunkelheit geben Sie Kraft und wirken auf wunderbar hypnotische, optimistische Weise auf die Gedanken ein. Die sich Schicht für Schicht weiterentwickelnden Stücke erzählen die Geschichte des sich Herausschälens aus dramatischen Situation. Sie tun dies in einer unverblümten, klaren Art und Weise und zeichnen so ein wunderbares Bild von Dankbarkeit, schöner Erinnerungen und Hoffnung.

    Vielschichtig und gefühlvoll

    DRLCT – "Médéé"
    DRLCT – "Médéé"

    Harmonisch, cinematisch und schön. Durchbrochen von gekonnt platzierten Disharmonien und verästelten Erzählsträngen, die sich in unterschiedliche Richtungen ausbreiten und sich schließlich wieder vereinen und zu einem stimmigen Finale führen. Man könnte das als melancholisch beschreiben, doch hinter "Médée" steckt noch viel mehr. Es ist viel mehr die Vertonung einer komplexen Gefühlswelt, die uns alle begleitet. Die Dunkelheit schafft es immer wieder an die Oberfläche. Durchbrochen von zahlreichen weiteren Gefühlen und Ablenkungen, die sich nach oben arbeiten, die Oberhand gewinnen, ihre Kraft wieder verlieren, um die Düsternis hinter der nächsten Ecke wieder aufflammen und vom Licht durchweben zu lassen. Fantin beschreibt seine Gefühlswelt bei der Entstehung von "Médéé" so:

    "Am 5. September 2022 ist meine Mutter nach ihrem drei Jahre andauernden Kampf gegen den Krebs gestorben. Um mit ihrem brutalen Tod umzugehen, habe ich angefangen, eine Menge Musik zu schreiben. Einfach, um eine Aufgabe zu haben. Etwas, in das ich meine spärliche Energie stecken konnte."

    Abschied von der geliebten Mutter

    Die vier je rund zehnminütigen Songs drehen sich um die Erlebnisse des schweizerischen Künstlers in dieser schwierigen Zeit. "Asunder" handelt von der Wut und der Fassungslosigkeit, die seine Mutter verspürte, als ihr bewusst wurde, dass Ihr Leben zu Ende war. "Un jour en Octobre" von der Nostalgie, die sie beschäftigte, die jäh vom Krebs unterbrochen wird, der ihr Gehirn erreicht. Die Ballade "Flow your tears, that Bluebird said" von der Akzeptanz und "Interlinked" von ihren letzten, schmerzvollen Schritten hin zu ihrer letzten Ruhe.

    Ich kann Euch nur empfehlen, Euch das Album anzuhören, falls noch nicht geschehen. Ab sofort freut sich Fantin auch über Eure Vinyl-Bestellungen.

    Lest jetzt mein Interview mit DRLCT Gründer Fantin!

    DRLCT – "Médéé"

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