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    A Burial At Sea über ihr neues Album "Close To Home"

    "Die Liebe zu unserer Band ist unsere größte Motivation"

    Interview von Anne
    19.01.2024 — Lesezeit: 6 min
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    A Burial At Sea über ihr neues Album "Close To Home"
    Bild/Picture: © A Burial At Sea

    A Burial At Sea werden am 23. Februar ihr neues Album "Close To Home" veröffentlichen. Nachdem ich hier schon eine ausführliche Preview veröffentlicht hatte, kam ich mit Dara (Tohill) und Patrick (Blaney) ins Gespräch. Ich habe den beiden einige Fragen zur Entstehung der großartigen Platte gestellt, die jetzt schon weltweit für große Freude bei den Fans sorgt. In diesem Interview erfahrt Ihr alles über die elf Songs – von der Motivation dahinter, über die Inspirationsquellen des Duos bis zu Daras und Patricks Plänen für nach dem Release.

    Anne: Hallo! Vielen Dank, dass Ihr Euch mit mir trefft! Wie geht es Euch heute? Mit der Aussicht auf den kommenden Release-Tag für "Close To Home" seid Ihr sicher gut drauf.

    Dara: Danke für Deine Einladung! Wir sind sehr positiv gestimmt, aber irgendwo bleibt auch noch ein Rest von einem Gefühl der Besorgnis. Im Laufe der Albumentstehung habe ich diese Songs bestimmt hunderte Male in hundert verschiedenen Formen gehört, daher habe ich keine Ahnung mehr, wie es sich anfühlen würde, sie zum ersten Mal anzuhören. Ich hoffe nur, dass die Leute das Gleiche empfinden wie wir!

    Anne: Ich kann es mir nicht anders vorstellen. Ich hatte die Gelegenheit, mir "Close To Home" für meine Preview schon anzuhören und für mich ist die Platte jetzt schon eines der Alben des Jahres 2024. Ihr seid bestimmt sehr zufrieden mit dem Ergebnis Eurer Arbeit, oder?

    Dara: Wir freuen uns und sind stolz, das zu hören! Wir hatten ein paar schwierige Jahre mit der Pandemie und den Änderungen in unserem Line-up. Irgendwann stand dann sogar die Zukunft der Band zur Debatte, aber da das Album fertig ist und gerade veröffentlicht wird, überwiegen inzwischen der Stolz und die Erleichterung darüber, dass wir ein großartiges Album gemacht und diese Hindernisse überwunden haben.

    Anne: Eine Eurer größten Inspirationsquellen für "Close To Home" war Eure Kindheit in Irland, wenn ich das richtig gelesen habe. Das Lied "Páirc Béal Uisce" handelt von dem Park, in dem Du an der Nordküste Irlands aufgewachsen bist, Patrick, während "Tor Head" Eure Hommage an die raue nordirische Küste ist. Wolltet Ihr schon immer ein Album über diese Zeit und die Orte dort schreiben? Das klingt auf jeden Fall ziemlich inspirierend!

    "Die Bands, mit denen wir aufgewachsen sind, haben uns sehr inspiriert!"

    A Burial At Sea "Close To Home"
    A Burial At Sea. Bild/Picture: © Sulk Photography

    Patrick: Wir hatten nicht vor, ein Album über unsere Heimat zu machen. Als wir dann an den Demos saßen, bemerkten wir, dass wir sie nach Dingen benannten, die mit unserer Kindheit dort zu tun hatten. Nach einer Weile fühlte sich das Album wie eine Ode an Irland an.

    Wir haben uns auch viel von Bands inspirieren lassen, mit denen wir aufgewachsen sind, und sie mit dem kombiniert, was wir jetzt hören. Als ich an ein paar Riffs für die Platte saß, dachte ich an den Song, der mich gerade inspirierte und an den Ort, an dem ich ihn zum ersten Mal gehört hatte. Wenn ich mich eine Weile in diesem kreativen Raum aufhielt, entwickelten die Songs eine seltsame, frisch und doch vertraute Persönlichkeit. Kürzlich habe ich einen Cocktail getrunken, der aus all diesen Zutaten bestand, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte, aber als ich ihn trank, stimmte er mich nostalgisch. Er schmeckte nach einer Süßigkeit, die ich als Kind gegessen hatte – so fühlt sich das Album für mich an.

    Anne: Welcher der elf Songs auf "Close To Home" ist Dein Favorit, Dara?

    Dara: Die ersten, die mir in den Sinn kommen, sind "Masterfred" oder "Hy-Brasil", aber je länger ich darüber nachdenke, desto schwieriger wird es, mich zu entscheiden.

    Anne: Eure Homebase ist inzwischen Liverpool. Was hat Euch an diesen Ort geführt?

    Patrick: Wir sind beide dorthin gezogen, um an der Universität Musik zu studieren, und haben uns dort kennengelernt. Nach ein paar Monaten haben wir dann "A Burial At Sea" gestartet.

    Anne: Wie würdet Ihr die heutige Musikszene in Liverpool beschreiben?

    Dara: Ich würde sagen, dass sie sehr vielseitig ist. Denkt man an ein bestimmtes Genre, gibt es dort auf jeden Fall eine Szene dafür. Das einzige Problem – und das ist derzeit in ganz Großbritannien ein Problem – ist, dass viele Grassroots-Locations dichtmachen. Das sorgt leider dafür, dass es immer weniger Auftrittsmöglichkeiten für neue Bands gibt, wie wir sie früher hier hatten. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass die Musik widerstandsfähig ist, und ich habe schon festgestellt, dass einige Hausparty-Gigs stattfinden.

    Anne: Die Kritiker*innen erwähnen Euch in einem Satz mit Bands wie As I Watch You From Afar (mit denen Ihr auf Tour wart), Godspeed You! Black Emperor und This Will Destroy You. Das ist sicher inspirierend und motivierend. Trefft Ihr die Mitglieder dieser Bands regelmäßig?

    Patrick: Zum Glück konnten wir And So I Watch You From Afar auf ihrer letzten Tour durch Europa und Großbritannien supporten. Das war ein surreales Gefühl für uns. Ich erinnere mich, wie ich mit 14 Jahren ihr erstes Album hörte – zwölf Jahre später saßen wir zusammen im Tourbus und tranken Dosenbier! Wir hatten kürzlich auch die Gelegenheit, This Will Destroy You und The Ocean in Bristol zu unterstützen. Es fühlte sich auch surreal an, sie während ihres Soundchecks ihre Songs spielen zu hören, die wir schon seit Jahren lieben. Leider konnten wir bisher noch nicht mit Godspeed spielen, aber wir haben einige der Mitglieder ihres Nebenprojekts Some Became Hollow Tubes während unserer Tour 2019 in England und der Schweiz kennengelernt. Man konnte spüren, wie die Kreativität aus ihnen heraussprudelte, selbst wenn man sich nur in ihrer Nähe aufhielt.

    Anne: Wir alle haben diese Phasen von "Wo soll ich anfangen?" und "Wann soll ich loslegen?" Was motiviert Euch am meisten, morgens aufzustehen, Euch eine Tasse Kaffee oder Tee zu machen und ins Studio zu gehen, um ein paar neue Songs zu schreiben?

    "Wir lieben, was wir tun!"

    Dara: Die größte Motivation ist die Liebe, die wir für unsere Band empfinden. Wir lieben es, das zu tun, was wir tun, und die einzige Möglichkeit, weiterhin das zu tun, was wir lieben, besteht darin, weiterzumachen!

    Anne: Eure erste offizielle Veröffentlichung war "… And the Sum of Its Parts" im Mai 2018, gefolgt von "A Burial At Sea" im November 2020, wenn ich mich richtig erinnere. Was hat sich seitdem geändert?

    Dara: Nicht viel. Es gab ein paar Veränderungen in unserem Line-up, aber das Kerngefühl und die Essenz der Band bleiben bestehen. Solange uns das nicht verloren geht, wird ABAS immer ABAS bleiben.

    Anne: Ihr seid beide Multiinstrumentalisten. Dara, wann bist Du zum ersten Mal mit Instrumenten in Kontakt gekommen und in welches hast Du Dich zuerst verliebt?

    Dara: Ich bin mit meinem älteren Bruder aufgewachsen, der Gitarre gespielt hat, daher habe ich hinter seiner Schlafzimmertür immer coolen Lärm gehört, was mich dazu inspiriert hat, auch Gitarre zu spielen. Als ich ein TAB-Buch für das Green Day Album "Insomniac" gekauft hatte, saß ich da und brachte mir diese Lieder wochenlang wie besessen bei, bis ich das Album mitspielen konnte und das Gefühl hatte, einen Song auf den Punkt zu bringen. In diesem Moment habe ich mich in dieses Instrument verliebt.

    Anne: Habt Ihr alle Instrumente auf "Close To Home" selbst aufgenommen? Wer hat Euch beim Mixing und Mastering unterstützt?

    "Mit Pelagic zu arbeiten ist ein Traum!"

    A Burial At Sea "Close To Home"
    A Burial At Sea "Close To Home"

    Dara: Patrick hat die Drums komplett aufgenommen und wir beide haben viele der Gitarrenparts unter uns aufgeteilt. Patrick hat bei einigen der Songs Klavier und ich Synthesizer gespielt. Auf "Hy-Brasil" und "Gorse Bush On Fire" hat unser Freund Ian Grant von Outlander (der auf unserer letzten Tour für uns Gitarre gespielt hat) einige Gitarren darauf gelegt. Unser guter Freund Sam Rabbette, der schon einige Male mit uns auf Tour war, hat die Bassparts eingespielt. Die Trompete, die auf dem Album zu hören ist, stammt von unserem Trompeter John Naylor, der uns schon seit unserer Gründung unterstützt. Für den Song "Dall" brauchten wir ein Saxofon im Mix, also holten wir auch unsere Freundin Rachel Dover mit dazu. Kein Geringerer als das Genie Tom Peters (Alpha Male Tea Party) hat das alles in den Trapdoor Studios produziert und abgemischt. Loïc Gaillard hat die Songs gemastert und zusammengefügt.

    Anne: Wie gefällt Euch die Zusammenarbeit mit Pelagic?

    Dara: Mit Pelagic zu arbeiten ist ein Traum. Das sind alles sehr professionelle und unkomplizierte Menschen und sie geben immer Ihr Bestes für uns. Sie lassen uns kreativ unser Ding machen und unterstützen uns bei all unseren Ideen. Sie geben uns ausgezeichnete und fundierte Ratschläge und man fühlt sich als Teil ihrer Familie wirklich gut aufgehoben.

    Anne: Wenn es eine Sache auf der Welt gäbe, die sich einfach so nach Euren Wünschen verändern würde. Welche wäre es und warum?

    Dara: Dass Milliardäre und multinationale Konzerne mehr Steuern bezahlen müssen und dass dieses Geld wieder in öffentliche Dienste und in Schwierigkeiten geratene Gemeinden fließt, um bedürftigen Menschen zu helfen. Anstatt es in die Taschen der Menschen zu stecken, die von der Klimakrise profitieren, eine Lebenshaltungskosten-Krise verursachen, die Mietpreise in die Höhe treiben und immer mehr Menschen in die Obdachlosigkeit treiben. Es ist einfach verrückt, dass Starbucks jedes Jahr Millionengewinne macht und trotzdem weniger Steuern zahlt als Lehrer und Ärzte, die sich teilweise ihre Lebensmittel von Tafel holen müssen, nur um zu überleben.

    Anne: Ihr plant, "Close To Home" am 23. Februar zu veröffentlichen. Wie geht es nach diesem großen Ereignis weiter? Wird die Veröffentlichung der Auftakt Eurer nächsten Tour?

    "Wir haben große Tourpläne!"

    Dara: Es ist eine große Tour gebucht, die kurz nach der Veröffentlichung stattfinden wird. Eine weitere in einige weitere Länder (und auf andere Kontinente!), die wir schon mal besucht haben wir für später im Jahr geplant!

    Anne: Vielen Dank für das angenehme Gespräch! Ich wünsche Euch alles Gute für Eure Album-Veröffentlichung und alles, was danach kommt!

    Dara: Vielen Dank, dass Sie uns die Gelegenheit gegeben haben, über das Album zu sprechen! Hoffentlich kreuzen sich unsere Wege bald wieder!

    A Burial At Sea – "tor head"

    © 2024 · soundsvegan.com · Anne Reis