Interview mit James Falck von BEAR
"Mit 'Vanta' haben wir Fahrt aufgenommen!"
BEAR haben ihr neues Album angekündigt! Es ist endlich offiziell! "Vanta" erscheint am 29. September. Die vorab veröffentlichte Single "Piece" könnt Ihr Euch bereits auf allen Musik-Streaming-Plattformen anhören. Damit Ihr sie nicht verpasst, füge ich sie als Video zu diesem Interview hinzu. Ja, Ihr habt richtig gelesen! Ich hatte die Möglichkeit, mich mit dem selbsternannten "Guitar Killer" James "Jamie" Falck über das Album, die Zukunftspläne der Band und ihre persönlichen Herausforderungen der letzten Jahre unterhalten. Viel Freude beim Lesen!
Anne: Hi! Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst! Wie geht es Dir heute?
Jamie: Hi! Kein Problem! Danke für Deine Einladung! Mir geht es heute gut, ich hoffe, Dir auch!
Anne: Gratulation zur Vorauskopplung "Piece" und Eurem kommenden Album "Vanta"! Beides ist großartig! Die Leute können sich wirklich auf das Album im September freuen! Würdest Du sagen, dass "Piece" eines der Highlights auf der Platte ist?
Jamie: Danke Dir! Wir sind wirklich stolz auf die Platte. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass "Piece" ein Highlight ist, aber ein guter Vorgeschmack auf das, wer BEAR im Jahr 2023 sind. Das Album ist extrem hart. Daran besteht kein Zweifel. Aber ich habe das Gefühl, dass es insgesamt dennoch sehr abwechslungsreich ist. Ich denke, die Menschen werden sehr überrascht sein.
Anne: Dann seid Ihr insgesamt sehr zufrieden mit dem Ergebnis Eurer Arbeit, oder?
Jamie: Absolut! Für mich ist es die zweite Platte mit der Band und ich bin ziemlich glücklich mit dem, was wir zusammen mit "Propaganda" erreicht haben. Ich habe das Gefühl, mit "Vanta" haben wir jetzt richtig Fahrt aufgenommen. Wir wussten genau, was wir wollten und wie wir es dieses Mal machen würden. Das hat es uns erlaubt, uns mehr darauf zu fokussieren, etwas wirklich Einzigartiges zu erschaffen.
Anne: Wir freuen uns alle auf die neue BEAR Veröffentlichung. Jetzt, wo Ihr "Vanta" fertig habt: Was würdest Du sagen, hat sich seit "Serpents in the Rabbit Hole" im Jahr 2021 verändert? Gibt es bestimmte Teile der Platte, in denen wir diese Veränderungen hören können?
"Serpents in the Rabbit Hole" ist Teil von "Vanta"
Jamie. Bild/Picture: BEAR
Jamie: Zu der Zeit, als wir "Serpents in the Rabbit Hole" veröffentlicht haben, steckten wir schon tief im Schreibprozess für "Vanta". Obwohl es eine eigenständige Veröffentlichung ist, ist das Stück dennoch Teil des Albums. Es gibt auch eine neu aufgenommene Version des Songs. Wir haben sie einfach "Serpents" genannt und hier und da ein paar Änderungen vorgenommen, damit sich das Stück besser ins Album einfügt.
Ich denke, bei diesem Song haben wir wirklich angefangen, uns die Frage zu stellen, wie der "Kern-Sound" unserer Band klingen soll. Wir haben auch angefangen, ein bisschen mehr zu experimentieren, wie diese neue Version von BEAR in Zukunft klingen könnte. Er hat außerdem diese Art von Pop-Edge, die nicht wirklich präsent ist im Großteil unserer Musik.
Anne: Im Gespräch mit Eurem Plattenlabel habt Ihr gesagt, dass Ihr während der Entstehung von "Vanta" einige persönliche Prüfungen bestehen musstet. Möchtest Du darüber reden?
Jamie: Klar! Ich denke, die größte persönliche Herausforderung, der ich mich während der Entstehungsphase des Albums stellen musste, ist meine Erfahrung mit Krebs. Ich habe meine Diagnose im Oktober 2019 bekommen, kurz nachdem wir unser letztes Album "Propaganda" aufgenommen hatten.
Es hat alles auf den Kopf gestellt, nicht nur für mich, sondern für die komplette Band. Das in Kombination mit COVID-19, persönlichen Verlusten unterschiedlicher Band-Mitglieder und internen Schwierigkeiten und Konflikten resultierte in einigen der für uns schwierigsten Jahre überhaupt.
Statt uns von all dem zerstören zu lassen, sind wir, denke ich, stärker geworden und reflektieren diesen Schmerz in unserer neuen Platte. Wir wollten die Emotionen, ob es nun Wut ist, Melancholie oder sogar Hoffnung so glaubhaft wie möglich rüberbringen. Und ich bin wirklich davon überzeugt, dass uns das gelungen ist. Eine Menge davon verdanken wir unserem großartigen Producer Chiaran (Gitarrist in zwei großartigen Bands: Hippotraktor und L'Itch und Producer/Mix Engineer)
Anne: Wie lange habt Ihr dann insgesamt an "Vanta" gearbeitet?
"Ich bin froh, dass wir uns die Zeit genommen haben"
Jamie. Bild/Picture: BEAR
Jamie: Länger, als wir es uns gewünscht hätten, haha. Der gesamte Prozess begann, bevor wir mit "Propaganda" fertig waren und hörte nicht auf, bevor wir alle Songs aufgenommen hatten und nichts mehr verändern könnten! COVID-19 und all diese persönlichen Prüfungen, die wir erlebt haben, haben auf jeden Fall dafür gesorgt, dass es länger als erwartet gedauert hat. Aber ich bin wirklich glücklich, dass wir uns die Zeit genommen haben.
Anne: Wenn Ihr neue Songs aufnehmt: Ist es mehr wie eine große Jam Session, bei der alle einfach spielen und Ihr arbeitet gemeinsam auf das Ziel hin, dass sich irgendwann ein Song ergibt? Oder seid Ihr eher von der strukturierten Art, plant alles genau, arbeitet an Euren individuellen Plänen und trefft Euch dann, um alles zu kombinieren?
Jamie: Also früher (bevor ich dazukam) haben BEAR die Songs ausgearbeitet. Im Wesentlichen hat sie damals alle der ehemalige Gitarrist geschrieben und die Band hat sie dann gemeinsam fertiggestellt. Mit "Propaganda" lief es in dieser Hinsicht ähnlich. Ich habe die Skelette der Songs zur Verfügung gestellt und wir haben gemeinsam so lange daran gearbeitet, bis sie sich wie BEAR Tracks angefühlt haben. Dieses Mal haben wir uns jedoch bewusst dafür entschieden, gemeinsam als Band zu schreiben. Ich kam mit einer "Tasche" voller Riffs, die wir mit den Ideen von Dries und Serch (unserem Schlagzeuger) kombiniert haben. Das war eine wirklich interessante und lustige Erfahrung, und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir es in absehbarer Zeit wieder anderes machen werden.
Anne: Ihr seid aus Antwerpen. Wie würdest Du die Musikszene bei Euch beschreiben? Es gibt ein paar Bands aus den 1990ern und frühen 2000ern, die ich ziemlich verehre. Ich kann mir vorstellen, dass die Szene nach wie vor bebt?
"Wir lieben Botch!"
Dries. Bild/Picture: BEAR
Jamie: Ich mag den Gedanken daran, dass sie das tut. Sogar mehr, als je zuvor! Ich bin immer noch ein Baby (erst 31). Also war ich nicht so glücklich, die Musikszene von Antwerpen in den 1990ern und frühen 2000er-Jahren mitzubekommen. Aber ich weiß, dass die anderen (all diese alten Fürze) ein paar ziemlich geniale Konzert erlebt haben. Ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich neidisch.
Anne: Wenn Du Dir eine Band für eine gemeinsame Tour aussuchen dürftest. Ihr würdet gemeinsam ein paar Wochen oder Monate reisen und die Bühnen teilen. Welche wäre es und warum?
Jamie: Also wir sind alle riesengroße Fans der Band Botch, die erst vor Kurzem ihre ersten Shows in Europa seit 22 Jahren gespielt hat. Ich war einer der Glücklichen, die sie zweimal sehen durften. Einmal in Haarlem in den Niederlanden und einmal auf dem Hellfest in Frankreich. BEAR ist definitiv von ihrer Musik inspiriert. Besonders, wenn es um unsere neueren Sachen geht. Ich würde also auf jeden Fall mit ihnen auf Tour gehen wollen.
Anne: Neben Musik geht es auf meiner Seite auch um Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Tierrechte. Möchtest Du zu diesem Kapitel etwas hinzufügen? Vielleicht etwas, das jede Band oder jede*r Künstler*in tun sollte, um etwas gegen die Klimakatastrophe zu tun?
Jamie: Das ist sehr cool. Ich denke, für Bands ist es eine echte Herausforderung, besonders, wenn wir über Umweltverschmutzung und den Klimawandel reden. Den CO2-Verbrauch als Band zu verkleinern, ist fast unmöglich. Aber ich denke, am besten ist, es so grün und nachhaltig zu leben, wie wir können! Nachhaltigkeit ist etwas, das wir alle in unser Leben integrieren können. Ich glaube vor allem daran, dass der übertriebene Konsum von allem den Planeten zerstört. Das ist also etwas, für das wir alle die Verantwortung übernehmen sollten.
Zum Thema Tierrechte kann ich Dir erzählen, dass drei von vier von und Vegetarier*innen sind. Ich bin jetzt seit sieben Jahren Veggie und ich versuche bei so vielen Produkten wie möglich zu den veganen Varianten zu greifen. Ich würde tatsächlich auch super gerne schon bald komplett vegan leben!
Anne: Die erste BEAR Platte kam 2010 raus, wenn ich richtig informiert bin. Gab es für Euch schon andere Projekte vor dieser Zeit?
"Wir spielen dieses Jahr auf dem ArcTanGent!"
Dries. Bild/Picture: BEAR
Jamie: Absolut! Vor allem für die anderen. Ich habe zu dieser Zeit gerade erst angefangen, aber die anderen waren an Projekten wie Death Before Disco, Reply, Lost In Rhone, Clouded, Minus45Degrees, The Setup und Gazoleen beteiligt!
Anne: Obwohl es nicht so viel mit Euren neuen Songs zu tun hat, muss ich diese Frage irgendwie loswerden. Würdest Du sagen, dass Djent ein musikalisches Sub-Genre ist, oder mehr eine Art Entspannungstherapie, die jede⋆r mal ausprobieren sollte? Ist es wirklich real? Existiert es?
Jamie: Hmm... Entspannungstherapie klingt interessant. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es so nennen würde (lacht). Ich bin mir auch nicht sicher, ob BEAR noch in diesen Gefilden unterwegs sind. Wenn die Leute auf dieser Platte nach Dient suchen, werden sie vermutlich enttäuscht sein.
Anne: Was sollte jeder Mensch tun, um seine Lieblingsbands zu unterstützen?
Jamie: Die Shows besuchen, Merch und Platten kaufen und die Hölle aus der Musik der Bands streamen!
Anne: Was steht für Euch als Nächstes an? Wie sehen Eure Pläne für die nächsten Monate aus?
Jamie: Wir haben ein paar tolle Shows in Planung, inklusive dem ArcTanGent im August! Anschließend werfen wir ein paar Konzerte mit unseren Kolleg⋆innen bei Pelagic Records Spook The Horses spielen. Und dann kommt unsere Album-Release-Show am 1. Oktober im Trix in Antwerpen! Natürlich haben wir noch eine ganze Menge weitere Pläne. Wir freuen uns wirklich darauf, dieses Album zu präsentieren!
Anne: Vielen Dank für das inspirierende Interview! Alles Gute für Eure Pläne!
Jamie: Danke für Deine Einladung! Es hat mir Spaß gemacht, mich mit Dir zu unterhalten!