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    "Glacier Tongue"

    Das neue Album von Rongeur

    Review von Anne
    11.11.2021 — Lesezeit: 2 min
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    "Glacier Tongue"
    Bild/Picture: © Rongeur

    Rongeur haben am 5. November, vier Jahre nach ihrem ersten Album "An Asphyxiating Embrace", eine neue Platte herausgebracht. Fans von Bands wie Neurosis und High on Fire und alle, die es gerne roh mögen, sollten es nicht verpassen, mal in "Glacier Tongue" reinzuhören.

    Gegründet haben sich Rongeur bereits 2012, als sich ehemalige Mitglieder von Ampmandens Døtre, Exeloume, Untime und Martyrs zusammentaten, um gemeinsam Musik zu machen. Zunächst veröffentlichten sie diverse Demos und Split-EPs, bevor dann 2017 auf Poacher Records und Ampmandens Records das Debüt erschien.

    Inzwischen ist die Band aus Oslo bei Fysisk Format gelandet. Dort ist auch das ziemlich spannende neue Werk "Glacier Tongue" erschienen. Aufgenommen wurde in den Venteværelse Studios, den Vaterland Studios und den Swerve City Studios. Ruben Willem mischte schließlich in den Caliban Studios alles ab und sorgte für das Mastering.

    "Glacier Tongue" ist ein wütendes Statement

    Rongeur – "Glacier Tongue"
    Rongeur – "Glacier Tongue"

    "Glacier Tongue" bietet insgesamt acht Songs voll rauer und harter Schönheit. Die Platte ist politisch, geradeheraus und brachial. Rongeur haben genau das, was wir alle in diesem Jahr voller Fragen so schwer vermisst haben, vertont und setzen mit ihrer Platte ein düsteres und anklagendes Statement, das die menschliche Existenz und die Rücksichtslosigkeit, mit der wir unseren Planeten ausbeuten, kritisch hinterfragt.

    Die Aggressionen, die sich hinter den Instrumenten entladen, flößen Respekt ein und sind ein weiterer Beweis dafür, wie gut sich Musik als Ventil für angestauten Ärger eignet. Trotzdem klingen Rongeur keineswegs umkoordiniert oder gar nachlässig.

    Bassist und Sänger Dag Ole H. Huseby, Drummer und Sänger Jon Dahl Tveter und Gitarrist und Sänger Audun G. Jakobsen schaffen es, ihre Wut zu kanalisieren und liefern ein perfekt orchestriertes Werk ab.

    Rongeur sind vielseitiger geworden

    Rongeur
    Rongeur

    "Glacier Tongue" ist ein wild rotierender musikalischer Strudel. Wenn man die Platte mit dem Vorgängeralbum vergleicht, stellt man fest, dass das Trio noch an Drive und auch an Vielseitigkeit zugelegt hat. Rongeur befinden sich mit voller Fahrt auf der Überholspur und sind bereit, sich mit den Giganten den Genres anzulegen. Mit diesem Hauch Punk-Attitüde geht Sludge wirklich ins Ohr.

    Besonders krass finde ich die angstvollen Schreie in "Underachiever" und die undurchdringliche Härte von Songs wie "Gutter Marathon" und "Kurts Last Will". Rongeur zeigen den Mächtigen der Welt, ihren Unmut und sie tun es laut.

    Obwohl es auch, man möge es kaum glauben, ein paar ruhige Momente gibt auf "Glacier Tongue". "Brace" zum Beispiel baut sich zunächst auf und lässt seine Schwere durchscheinen, bevor das Stück in einen harmonischen Part übergeht, der allerdings während der letzten beiden Minuten des Stücks wieder hinter dunklen Wolken verschwindet.

    Den Schmerz in die Nacht schreien

    Mein Favorit auf der Platte ist bisher "Years Of Withering", was daran liegen könnte, dass es der wohl ausgewogenste Song auf "Glacier Tongue" ist. Freund*innen von Post-Metal & Co. werden mir da sicher recht geben.

    Insgesamt ist die neue LP von Rongeur ein Hörgenuss. Die Band hat mit "Glacier Tongue" die Krise musikalisch unterlegt. Das Album ist mit seinen gerade mal 40 Gesamtminuten ein Aufruf an die Menschheit, nicht mehr stillzuschweigen und allen Ärger unter tausend Schichten aus Ignoranz und Arroganz zu verbergen, sondern raus zu gehen und den Schmerz in die Nacht zu schreien.

    Rongeur – "Nixonian Echoes"

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