Deutsche sorgen sich vor Klimakrise
Die Angst war noch nie so groß
Die Sorge der Deutschen ums Klima befindet sich auf einem Allzeithoch. Das geht aus der aktuellen Ipsos-Studie "What worries the World" hervor. Neben der Angst vor Armut und Corona ist die vor den Folgen des Klimawandels die größte. Die Flutkatastrophe hat das Problembewusstsein geschärft.
Einige der derzeit im Wahlkampf befindlichen Politiker*innen behaupten ja gerne mal Dinge. Dazu gehört die Aussage, wir würden uns angeblich gar keine Sorgen ums Klima machen und uns eigentlich wünschen, dass alles bleibt, wie bisher (gestern Abend bei Anne Will wieder gehört, dieses Mal sogar von einer angeblich "neutralen" Person). Die "What worries the World" Studie hat gerade wieder einmal eindeutig belegt: Wir haben sehr wohl Angst vor der Klimakatastrophe – sehr viel mehr als die Menschen in den meisten anderen Ländern sogar.
Nur einige Wochen nach der Flutkatastrophe vor unserer Haustür haben unsere Sorgen vor den uns noch bevorstehenden Auswirkungen des Klimawandels ihren Höchststand erreicht.
"What worries the World" – "Davor sorgt sich die Welt"
Aus der Studie, die monatlich weltweit in 28 Ländern durchgeführt wird, geht folgendes hervor: 36 Prozent der Menschen in Deutschland sehen den Klimawandel derzeit als eines der drei größten mit Sorgen belasteten Themen innerhalb des eigenen Landes. Im Vergleich zum Vormonat ergibt sich dabei eine Steigerung von ganzen sechs Prozent. Ein höherer Wert wurde in Deutschland bisher nicht verzeichnet.
Was außerdem auffällt, ist, dass sich in keinem anderen Land die Menschen so große Sorgen um den Klimawandel machen, wie in Deutschland – das steht im Gegensatz zu den Aussagen einiger Politiker*innen in den letzten Tagen. Dieser Mythos wäre an dieser Stelle also schon mal beseitigt.
Von der Flut betroffene Ländern sorgen sich besonders
Australien und Kanada befinden sich mit jeweils 31 Prozent auf Platz zwei und drei der Klima-bewussten Nationen. Die auch stark von den Fluten gebeutelten Niederlande und Belgien folgen mit 28 und 27 Prozent. In den Niederlanden ging der Wert um vier Prozent nach oben, in Belgien um sieben Prozent.
Auf der ganzen Welt gehört der Klimawandel im Moment nur für 15 Prozent aller befragten Personen zu den drängendsten Problemen innerhalb des eigenen Landes. In vielen Ländern wird die drohende Langzeit-Katastrophe innerhalb der Gesellschaft noch kaum als wichtiges Sorgen-Thema wahrgenommen. In Argentinien gaben beispielsweise gerade mal drei Prozent an, sich von den Auswirkungen des Klimawandels bedroht zu fühlen. In Kolumbien waren es vier Prozent und in Peru ebenfalls drei Prozent. Dabei fällt auf, dass die Menschen in diesen Ländern ganz akut mit vielen anderen Problemen zu tun haben. Dass die globale Bedrohung dabei nicht auf Platz eins der Tagesordnungs-Punkte steht, ist nur allzu verständlich.
Die Deutschen haben Angst vor der Klimakatastrophe, Armut und Corona
Die größten Sorgen bereiten uns in Deutschland neben der Klimakatastrophe Armut, soziale Ungerechtigkeit (hier wurde ein Plus von drei Prozent verzeichnet. Der aktuelle Wert liegt bei 38 Prozent) und Corona (auch hier gibt es einen Zuwachs von zwei Prozent im Vergleich zum Vormonat. Der Wert liegt damit bei 37 Prozent).
Betrachtet man den globalen Durchschnitt, machen sich nur rund zehn Prozent Sorgen wegen möglicher Umweltbelastungen. Insgesamt werden andere Problemfelder (Hunger, Krieg, Armut, Flucht, Kriminalität, Gewalt, Arbeitslosigkeit) als dringlicher wahrgenommen. Wie viele sich davon bereits aus dem Klimawandel ergeben und in Zukunft daraus ergeben werden, lässt die Studie offen.
Insgesamt gehört COVID-19 mit 37 Prozent klar zu den größten Sorgen-Themen der Weltbevölkerung. Im Vergleich zum letzten Monat ist die Zahl um ein Prozent gestiegen. Die größte Angst vor der Pandemie herrscht aktuell mit 83 Prozent in Malaysia. In Japan sind es 63 Prozent und in Südkorea 59 Prozent.
Die fünf größten Sorgen der Deutschen im globalen Vergleich.
Die Angst vor COVID-19 wächst weltweit
In 19 der insgesamt 28 befragten Ländern stieg die Angst vor Corona zuletzt wieder an. Die größte Steigerung haben die USA mit 15 Prozent zu verbuchen. Insgesamt liegt die Zahl dort jetzt bei 40 Prozent.
Das Ipsos Online Panel-System1 hat die aktuelle Umfrage zwischen dem 23. Juli und dem 6. August durchgeführt. Dabei wurden 19.010 Erwachsene im Alter von 18 bis 74 Jahren in den Israel, Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA und zwischen 16 und 74 Jahren in den anderen teilnehmenden Ländern befragt. Um dem Profil der Bevölkerung zu entsprechen wurden die Daten gewichtet. Ispos möchte mit der unabhängigen Studie weltweit zu einem besseren Verständnis menschlicher Gefühle beitragen. Sie erfolgt monatlich ohne externe Sponsoren oder Partner*innen. Das Marktforschungsinstitut wurde 1975 in Paris gegründet.
Vegan fürs Klima
Durch den stärkeren Fokus auf die Klimakrise sind immer mehr Menschen bereit, vegan zu leben, auf Flugreisen zu verzichten und mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zu fahren. Dazu gibt es hier in Kürze wieder mehr.