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    Wir produzieren noch im heimischen Wohnzimmer

    Veganes Schmuckdesign made in Hamburg

    Interview von Anne
    16.09.2020 — Lesezeit: 6 min
    Wir produzieren noch im heimischen Wohnzimmer

    Bijou en Bois ist ein veganes Schmucklabel mit Sitz in Hamburg. Weil mir die wunderschönen Ketten von Mara und Arno so gut gefallen, habe ich sie kurzerhand zum Interview eingeladen, um sie besser kennenzulernen.

    Das vegane Start-up ist noch ganz jung – es wurde dieses Jahr gegründet. Ich selbst wurde durch eine Charity-Aktion auf Bijou en Bois aufmerksam: Für das Land der Tiere sammeln Mara und ihr Mitstreiter Arno Spenden, indem sie einen ganz wunderbaren, eigens zu diesem Zweck designten Anhänger verkaufen. 20 von 30 Euro des Erlöses pro Anhänger gehen an das vegane Tierschutzzentrum.

    Anne: Moin! Schön, dass wir uns kennenlernen! Wie geht es Euch?

    Mara und Arno: Hallo Anne, vielen Dank für die Möglichkeit, uns bei Dir vorstellen zu dürfen und Dich kennenzulernen. Bei uns ist durch unsere aktuelle Aktion ganz schön was los. Aber es ist toll zu sehen, wie sich unsere anfangs kleine Idee langsam entwickelt und täglich mehr Form annimmt.

    Anne: Euch gibt es ja erst seit ein paar Monaten. Wie ist der Start gelaufen?

    "Wir wurden ins kalte Wasser geworfen"

    Bijou en Bois

    Mara: Wir waren von Anfang an voller Tatendrang. Zum Jahreswechsel fiel die Entscheidung gemeinsam den Weg in die Selbstständigkeit zu starten. Durch die aktuelle Corona-Situation haben wir beide Ende März unsere Jobs verloren und so wurden wir mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen.

    Arno: Wir sind aber ganz passable Schwimmer und haben uns in den ersten Monaten sowohl mit den bürokratischen Hürden, als auch mit den technischen Herausforderungen ganz gut zurechtgefunden. Die kreative Arbeit war eigentlich das geringste Problem, da Mara gelernte Mediengestalterin ist. Das Online-Business war für mich allerdings totales Neuland.

    Anne: Euer Onlineshop gefällt mir sehr gut. Eure Schmuckstücke sind wirklich sehr kreativ. Wie kommt Ihr auf die schönen Ideen?

    Mara: Oft sind die Ideen zu den einzelnen Designs spontane Eingebungen, die ich erst mit Stift und Papier skizziere und dann digital erstelle. Ich habe schon immer gerne kreativ gearbeitet, ein anderer Berufszweig wäre für mich auch nie denkbar gewesen. Bei der Umsetzung bin ich ein kleiner Perfektionist. Besonders unsere aktuelle Aktion liegt mir sehr am Herzen, weil wir uns so sehr damit identifizieren können.

    "Das positive Feedback überwältigt uns"

    Anne: Von Eurem Projekt mit dem Land der Tiere habe ich eingangs ja bereits erzählt. Es kommt sicher ziemlich gut an, oder?

    Arno: Wir sind absolut überwältigt von dem positiven Feedback und der Anzahl der Bestellungen der ersten Tage. Die Community rund um Veganismus und Nachhaltigkeit ist wirklich einmalig und großartig!

    Mara: Es ist aber ehrlich gesagt auch nicht ganz verwunderlich, weil das Land der Tiere, für welches das Geld gesammelt wird, wirklich wertvolle Arbeit leistet. Durch die Corona-Krise konnten viele freiwillige Helfer nicht wie gewohnt anreisen und Besuchertage fielen fast komplett aus. Wir sind froh einen kleinen Beitrag für diesen tollen Ort leisten zu dürfen.

    Anne:  Sind weitere Charity-Aktionen in dieser Art geplant?

    "Wir wollen etwas Positives bewegen"

    Arno: Auf jeden Fall! __ Die aktuelle Aktion hat auch uns persönlich einen totalen Schub gegeben etwas Positives zu bewegen. Es gibt viele wunderbare Organisationen und Projekte und wir wollen die Mittel nutzen, die uns zur Verfügung stehen, um diese zu unterstützen. __ Besonders Organisationen, welche zum großen Teil von ehrenamtlicher Arbeit leben, haben großen Respekt und Unterstützung verdient. Wir freuen uns schon auf die nächste Aktion.

    Anne: Kann man Eure Sachen auch im stationären Handel kaufen?

    Bijou en Bois

    Arno: Momentan sind wir in Vorbereitung für den stationären Handel und suchen geeignete Läden, in welche wir mit unserer Vision passen. Uns ist es ein sehr wichtiges Kriterium, dass Nachhaltigkeit und Tierwohl auch von den Läden, in denen unser Sortiment vertreten sein soll, gelebt wird. Wir freuen uns natürlich über jeden Kontakt, der sich in diese Richtung hin ergibt.

    "Nachhaltigkeit ist uns besonders wichtig"

    Anne: Welche Materialien verwendet Ihr bei der Herstellung Eurer Anhänger und Ketten? Wie ich gelesen habe, ist alles vegan? "Bijou en Bois" bedeutet ja soviel wie "Juwel aus Holz". Verwendet Ihr bestimmte Holzarten? Gibt es welche, die sich besonders gut eignen?

    Mara: Nachhaltigkeit in der Herstellung, handgefertigte Designs und eine Tierleid-freie Herstellung sind unsere wichtigsten Qualitätskriterien. Wir arbeiten aktuell mit Fassungen mit einer Metalllegierung und einer Baumwollkette mit Wachsbezug –  eine wirklich schöne Alternative zum klassischen Lederband! Das Herz der Schmuckstücke sind unsere "Juwelen" aus Holz, welche die Fassungen umschließen. Holz ist ein unglaublich wundervolles Material, einzigartig und immer ein bisschen individuell. Die natürliche Maserung macht aus jeder Kette ein kleines Unikat. Bei den Holzsorten haben wir uns für regionale Hölzer aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern mit Zertifizierung entschieden. Momentan arbeiten wir mit Linden-, Nussbaum- und Kirschbaumholz. Aufgrund der verschiedenen Härten und Harzanteile ist aber definitiv nicht jede Holzart geeignet. Wir mussten ziemlich lange Suchen, sind aber umso glücklicher eine schöne und ökologische Lösung für uns gefunden zu haben.

    Anne: Lebt Ihr selbst auch vegan? Wenn ja, seit wann? Gab es für Euch bestimmte Auslöser?

    "'Ein Schweinchen namens Babe' machte mich als Kind zur Vegetarierin"

    Mara: Ja, unser eigener Lebensstil war ein sehr großer Einfluss bei unserer Arbeit und unseren Arbeitsprozessen. Ich lebe seit ich vier war, vegetarisch und seit etwa drei Jahren vegan. Die Hörspielkassette vom "Schweinchen namens Babe" war damals der entscheidende Auslöser und bis heute bereue ich bloß, nicht auch schon früher die vegane Vielfalt für mich entdeckt zu haben. Für mich spielt vor allem die moralische Instanz gegenüber den Tieren die größte Rolle. Aber auch mein Wissen um unsere Verantwortung gegenüber unserer Umwelt ist für mich dadurch mitgewachsen. Ich denke, für alles gibt es seine Zeit und gerade jetzt, wo ein Ressourcen-schonender Umgang mit unserem Planeten wichtiger denn je geworden ist, ist eine vegane Lebensweise einer von vielen guten Schritten in die richtige Richtung.

    Arno: Ich war lange Zeit Teilzeit-Veganer, weil Mara und ich zu Hause schon immer vegan gelebt haben. Seit etwa einem Jahr verzichte ich komplett auf tierische Produkte. Für mich war es zu Beginn eher ein Experiment, weil ich aus der Leichtathletik komme und den Einfluss auf meine körperliche Regeneration erfahren wollte. Die Dokumentation "The Game Changers" hatte mir hierfür den Anstoß gegeben. Für mich zählt sowohl die Einstellung und das Bewusstsein für den Konsum, als auch die Leistungsfähigkeit im Sport und im Alltag.

    "Die Schmuckbranche ist etwas völlig Neues für uns"

    Anne: Wolltet Ihr schon immer Schmuck machen?

    Arno: Na ja, vielleicht nicht so konkret. Die Idee mit dem Schmuck hat sich Stück für Stück eher so entwickelt. Wir ergänzen uns sehr gut in unseren persönlichen Stärken und hatten schon früh Überlegungen, wie man das gemeinsam nutzen kann. Der Gedanke an eine Selbstständigkeit stand also schon länger im Raum. Ich habe Gesundheitsmanagement studiert und als Personal Trainer gearbeitet. Die Schmuckbranche ist etwas völlig Neues für mich, genau wie das Onlinemarketing – aber ich mag Herausforderungen! Ich habe es bis jetzt nicht bereut, gemeinsam mit meiner Partnerin diesen Weg zu gehen, besonders weil man so viele Entscheidungen ganz alleine treffen kann.

    Bijou en Bois

    Mara : Das Designen von unserem Schmuck gibt uns ganz neue Freiheiten – mir vor allem in gestalterischer Hinsicht. Ein entscheidender Vorteil, den dabei die selbstständige Arbeit auch mit sich bringt, ist die Freiheit zu entscheiden, welche Wege man geht und von welchen Ideen man sich dabei distanziert. Als Mediengestalterin konnte ich meine Kreativität gut ausleben. Allerdings kann man in der Agenturarbeit nicht entscheiden, welche Arbeiten man erledigt und welche Firmen und Marken man dadurch unterstützt und in Szene setzt. Oft habe ich Magazine und Werbungen gestalten müssen, die in keinster Weise meinen Werten entsprachen. Diesen Aspekt konnten wir mit der gemeinsamen Planung und Umsetzung unseres Schmucklabels ändern. Wir können sagen, dass wir ehrlich und vor allem mit ganzem Herzen hinter unseren Produkten und deren Herstellungsprozess stehen. Es ist schön, den Menschen mit unseren Schmuckstücken eine kleine Freude zu machen.

    Anne: Fertigt Ihr alles selbst an?

    "Wir haben vor, unser Sortiment zu erweitern"

    Mara: Als kleines Start-up produzieren wir tatsächlich noch im eigenen Wohnzimmer. Vom ersten Entwurf, Holz zuschneiden, Schleifen, Bemalen, Lackieren, Kleben, Polieren und Versenden geht jedes einzelne Schmuckstück durch unsere Hände. Nur so können wir uns sicher sein, unserem eigenen Anspruch gerecht zu werden.

    Anne: Woher bezieht Ihr Euer Material?

    Arno: Wir haben sehr viel recherchiert, bis wir Lieferanten gefunden haben, die unseren Werten entsprechen und versuchen stets auf dem Laufendem zu bleiben. Wir hoffen, dass im nächsten Jahr Schmuckmessen wieder stattfinden, sodass wir noch regionaler werden und eventuell auch noch weitere Produktkategorien mit echte Silber- und Goldfassungen anbieten können. Wir wollen auch unser Sortiment noch etwas erweitern.

    Anne: Sind weitere Produkte geplant? Also zum Beispiel Ringe oder Ohrringe?

    "Wir wollen uns auf die Qualität konzentrieren"

    Arno: Wir möchten nicht zu viel vorwegnehmen oder versprechen. Wie gesagt ist ein wichtiges Kriterium ein Lieferant, mit dessen Produktion wir uns gut identifizieren können. Es wird aber definitiv noch andere Produkte geben.

    Anne: Was steht für Euch als Nächstes auf dem Programm? Ihr plant ja sicher schon in Richtung Wintersaison, oder?

    Arno: Wir wären sehr dankbar in der kalten Jahreszeit auch schon im lokalen Handel anzutreffen zu sein. Wir möchten aber nichts überstürzen und uns auf die Qualität unserer Marke konzentrieren, um nachhaltig glückliche Kunden zu schaffen. Vielleicht triffst Du uns in Zukunft aber auch mal auf veganen Märkten – wenn alles gut geht, eventuell sogar auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt schon in diesem Jahr.

    Anne:  Vielen Dank für das nette Interview! Ich wünsche Euch weiterhin viel Erfolg mit Bijou en Bois!

    Mara: Sehr gerne! Vielen Dank nochmal für Deine Einladung zum Interview.

    Schmuck für das Land der Tiere

    Bijou en Bois  Homepage

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