Tierversuche in Deutschland
Die traurige Realität
Noch heute finden in Deutschland täglich Tierversuche statt. Das ist traurige Realität. Im Jahr 2017 wurden in Deutschland fast drei Millionen Tiere im Namen der Wissenschaft missbraucht und getötet.
Diese Zahl gab vor Kurzem PETA heraus. 2017 ist das letzte Jahr, aus dem der Tierrechts-Organisation vollständige Daten vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorliegen. Hier eine Übersicht:
Tierversuche in Deutschland
Mäuse | 1.963.337 | 69.9% |
Ratten | 316.397 | 11.3% |
Fische | 300.033 | 10.7% |
Kaninchen | 94.816 | 3.4% |
Vögel | 49.974 | 1.8% |
Andere Nagetiere | 32.720 | 1.2% |
Schweine | 18.221 | 0.6% |
Amphibien & Reptilien | 10.893 | 0.4% |
Rinder | 6.357 | 0.2% |
Primaten | 3.525 | 0.1% |
Hunde | 3.334 | 0.1% |
Schafe | 3.084 | 0.1% |
Andere Spezies | 4.606 | 0.2% |
Summe | 2.807.297 |
In den Versuchen werden den Tieren Gifte wie Nikotin oder Kokain injiziert und nach einer festgelegten Beobachtungsphase werden sie getötet. Laut PETA wird Mäusen Alkohol gespritzt und sie werden in einen Behälter mit Wasser gesperrt, damit sie nicht entkommen können und man genau untersuchen kann, wie sich Angstzustände auf ihren Körper auswirken.
Metallzylinder im Schädel
Affen bekommen Zylinder aus Titan in den Kopf implantiert, damit man sie für die anschließenden Versuche in einem sogenannten Primatenstuhl fixieren kann. Trinkwasser erhalten sie nur, wenn sie ein gewünschtes Verhalten zeigen (Quelle: PETA)
Und das ist nicht alles. Obwohl die Versuchsergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind, werden immer neue grausame Ausmaße aufgedeckt. Erst kürzlich habe ich hier im Blog über die Abgasversuche in der Autoindustrie berichtet. Auch für Kosmetikprodukte gibt es nach wie vor Versuche.
Am Samstag findet in Hamburg eine Großdemonstration gegen das hier ansässige größte Tierversuchslabor Deutschlands LPT (Laboratory of Pharmacology and Toxicology) statt. Anschließend geht es weiter zu einer Mahnwache vor dieser Institution. Die SOKO Tierschutz und Cruelty Free International hatten im Rahmen einer verdeckten Ermittlung vor einiger Zeit unhaltbare Zustände in den LPT-Laboren festgestellt.
Hunde liegen in ihrem Blut
Die Aktivisten haben Bilder von Videos von gefesselten Affen, fixierten Katzen und Hunden, die in ihrem eigenen Blut in engen Käfigen liegen gemacht. Sie gingen in den letzten Tagen durch die Presse. Laut der Ärzte gegen Tierversuche finden in Hamburg auch grausame Botoxversuche statt.
Durch den Druck durch die Enthüllungen der verschiedenen Tierschutzorganisationen, (darunter die SOKO Tierschutz, das Hamburger Tierrechtsaktivistenbündnis, Anonymous For The Voiceless und PETA) und die Berichterstattung darüber in der Presse und im Fernsehen (unter anderem ARD "Fakt") kommen immer mehr tragische Details ans Tageslicht.
Unter anderem steht inzwischen auch der Verdacht der Manipulation von Versuchsergebnissen im Raum. So soll die tätowierte Nummer eines Affen nicht zur Nummer des Käfigs gepasst haben, in dem er sich befand. Mitarbeiter sagten aus, dass der ursprüngliche Bewohner des Käfigs unter unwürdigen und grausamen Bedingungen an einem Mastdarmbefall gestorben sei.
Wurden Versuche manipuliert?
Der Mitarbeiter, der das Ableben des Affen verschuldet hatte, soll anschließend dazu angewiesen worden sein, die Nummer des ausgetauschten Affen zu verheimlichen und die Nummer des alten Affen weiter zu verwenden.
Friedrich Mülln von der SOKO Tierschutz kommentiert den Fall:
"Wenn sich der akute Verdacht bestätigt, dass im LPT eine gewaltige Primatenstudie auf diese Art und Weise manipuliert wurde, dann stellt das alles infrage, und dem Labor muss sofort die Betriebserlaubnis entzogen werden. Das bedeutet dann nicht nur Qualen für Tiere, sondern auch ein Medikament für Menschen, dessen Entwicklung auf unterschlagenen Daten und einem verfälschten Studienablauf beruht"
Wer sich uns bei der Demo am Samstag anschließen möchte - hier sind die Infos:
Die Großdemo für die Schließung des Hamburger Tierversuchslabor LPT startet um 14 Uhr am Neugrabener Markt und ist bis 17 Uhr angesetzt. Die Mahnwache vor dem LPT in der Oldendorfer Straße 41 in Neuwulmsdorf soll von 19 bis 21 Uhr gehen. Auf Facebook findet Ihr eine Veranstaltung unter dem Namen "Großdemo gegen das Todeslabor LPT", der ihr zusagen könnt, wenn Ihr teilnehmen möchtet.
Dr. Zietek, Wissenschaftskoordinatorin bei den Ärzten gegen Tierversuche findet klare Worte:
"Die verdeckten Ermittlungen müssen unbedingt rechtliche Konsequenzen haben",
sagt sie. Die Ärzte gegen Tierversuche hatten erst Anfang des Jahres schwere Missstände am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg aufgedeckt. Die Strafanzeige hatte bei den betroffenen Forschern jedoch nicht zur Einsicht geführt. Sie hatten ihre Vergehen verteidigt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden anschließend einfach eingestellt.
Der Druck auf das LPT steigt
Die Recherche von SOKO Tierschutz und Cruelty Free International im LPT Hamburg führten hingegen unter dem aktuellen medialen Druck zu ersten Konsequenzen. Aus einem Bericht von Friedrich Mülln von der SOKO Tierschutz vom gestrigen 16. Oktober geht folgendes hervor:
"Es ist schon sonderbar, dass die Veterinärbehörde jetzt zu kleine Käfige erkennt, die dort wohl schon seit Jahren hängen. Besonders empörend finden wir, dass das völlige Fehlen von rechtlich vorgeschriebenem Beschäftigungsmaterial bei den Affen damit entschuldigt wird, dass die Tiere ja schließlich die Vorhängeschlösser der Käfige zum Spielen hätten. Das lässt an den Kompetenzen und Einstellungen der verantwortlichen Kontrolleure zweifeln. Wir fordern keine Scheinlösungen, sondern einen sofortigen Schutz der Tiere, und das geht nur durch die Schließung des Tierlabors"
Der Druck steigt weiter und das ist gut so. Inzwischen berichtet sogar der britische Guardian über die Missstände im deutschen Tierversuchslabor. Wir hoffen die baldige Schließung.
Weitere Infos / Quellen
Bild im Header: SOKO Tierschutz / Cruelty Free International
SOKO Tierschutz
Ärzte gegen Tierversuche e. V.
Tierbefreiung Hamburg
PETA