Bahnfahren am Wochenende - Es weihnachtet sehr
Achtsamkeit in Zügen
Willkommen im Land der Dichter und Denker. Bahn fahren am Wochenende. Piktogramme und wackliges WLAN.
Menschen am Rande des Irrsinns. Schieben sich gegenseitig aus dem Weg. Lassen sich keinen Platz und nehmen sich damit nur selbst den Raum. Raum sich zu entfalten.
Schmatzen. Schnaufen. Stöhnen. Verdrehen die Augen. Rümpfen die Nase.
Von Wien bis nach Altona. Der Zug verkehrt heute in umgekehrter Wagenreihenfolge. Leider nur mit der Hälfte der Waggons. Rücken Sie zusammen. Machen Sie Platz. Jemand ein Heißgetränk?
Wir schwingen uns mit Lianen zwischen den Wipfeln herum. Versuchen uns dabei weitestgehend aus dem Weg zu gehen und prallen mit den Köpfen aufeinander. Im Bordmagazin ein völlig unsinniges Interview. Nebenan ein Leberwurstbrot.
Einer schreit seine Frau an. Und kippt dabei seine Bierdose um. Das Restaurant bleibt heute geschlossen. Genau wie die Toilette am Bahnhof von Freitag Abend bis Montag Früh.
Der Sitz ist bequem. Ob sich der Koffer, der darauf untergebracht wurde, das auch denkt? Unsere Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Der Grund ist eine Signalstörung.
Bitte achtet auf Euch, wenn Ihr Euch am Wochenende auf den Weg zu Euren Lieben macht. Lasst Euch nicht stressen und nehmt Euch Zeit. Behandelt Euch gegenseitig mit Respekt und streitet Euch nicht. Bedenkt, dass jeder einen anderen Horizont hat und die Welt aus einem anderen Blickwinkel sieht.
Nehmt auch mal eine Verspätung in Kauf und ärgert Euch nicht, das gibt nur Sorgenfalten. Bedankt Euch mal bei dem lieben Paketboten, der das Geschenk von Euren Eltern noch rechtzeitig abgeliefert hat und schenkt dem Obdachlosen auf der U-Bahntreppe einen Weihnachtsstollen. Denkt auch mal an die, die Weihnachten und den Jahreswechsel alleine verbringen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch besinnliche, ruhige Feiertage. Viel gute Laune, tiefsinnige Gespräche und frische Luft um die Nase.