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    Die vegane Ärztin Dr. Barbara Gorißen

    "Es war ein langer Reifungsprozess!"

    Interview von Anne
    23.07.2015 — Lesezeit: 11 min
    Die vegane Ärztin Dr. Barbara Gorißen

    Vor Kurzem habe ich über ein soziales Netzwerk die nette vegane Ärztin Dr. Barbara Gorißen kennengelernt. Über die Chatfunktion kam ich mit der Internistin und Notärztin ins Gespräch und wir stellten sehr schnell fest, dass wir uns einiges zu sagen haben.

    Frau Dr. Gorißen arbeitet hauptsächlich im Rettungsdienst und bekommt dort hautnah mit, wo nicht zuletzt gerade auch die gängige Ernährung  hinführt: Herzinfarkte, Blutdruckkrisen und diabetische Notfälle stehen auf der Tagesordnung.

    Die vegane Ärztin Dr. Barbara GorißenDie vegane Ärztin Dr. Barbara Gorißen

    Als Ausgleich zu dieser 100-prozentigen Schulmedizin führt sie eine Privatpraxis, in der sie überwiegend Prävention wie z. B. Raucherentwöhnung sowie ärztliche Hypnose und Akupunktur z. B. für Schmerz-, Angst- und Palliativpatienten anbietet.

    "Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier." - Mahatma Gandhi

    Sie lebt seit zweieinhalb Jahren vegan, ihr Hauptgrund ist, wie sie selbst sagt, ethischer Natur, dicht gefolgt vom gesundheitlichen Aspekt und Umweltgesichtspunkten.

    Anne: Hallo Frau Dr. Gorißen! Vielen Dank, dass sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen! Ich freue mich immer sehr, wenn ich interessante Menschen über das Internet kennenlerne!

    Dr. Gorißen: Ja, das Internet ist manchmal eine wahre Fundgrube für interessante Kontakte!

    Anne: Ihr Terminkalender ist ja sicherlich prall gefüllt, bei der Vielzahl an Aufgaben, die sie durch ihren Job haben. Wo kommen sie gerade her, wie ist ihr Tag bis jetzt verlaufen?

    Dr. Gorißen: Ein ganz typischer Tag, ich kam heute Morgen aus dem Nachtdienst nach Hause, habe mich noch für ein paar Stunden hingelegt und habe gleich noch einen Termin mit einer Patientin.

    Anne: Wann haben sie sich entschieden, Medizin zu studieren?

    Dr. Gorißen: Das kam über Umwege. Nach dem Abitur habe ich zunächst BWL studiert und danach auch einige Jahre in diesem Bereich gearbeitet. Als ich dann durch Zufall dazu gekommen bin, mich ehrenamtlich im Rettungsdienst zu engagieren, habe ich schnell gemerkt, dass mich das sehr viel mehr fesselt, als mein damaliger Beruf und ich das gerne hauptberuflich machen möchte. Also habe ich den Schritt gewagt und mit dem Medizinstudium noch mal einen kompletten Neuanfang gemacht.

    Ich war sicher kein bequemes Kind

    Anne: War Tierschutz schon früh ein Thema bei Ihnen?

    Dr. Gorißen: Ich bin mit Tieren aufgewachsen und habe als Kind die Hühner meiner Eltern gezähmt und herumgetragen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie irritiert ich schon als Kind war, dass es Unterteilungen wie "Nutztiere" und "Unkraut" gibt. Schon damals habe ich mich gefragt, wer sowas eigentlich bestimmt und mit welchem Recht. Ich war sicher kein bequemes Kind, und stellte viele Fragen, auf die ich keine befriedigenden Antworten erhielt.

    Anne: Sie sind selbst Veganerin. Haben sie sich zuvor vegetarisch ernährt oder haben sie einen Sprung ins kalte Wasser gewagt?

    Dr. Gorißen: Ich würde sagen, das Ganze war ein langer Reifungsprozess. Angefangen habe ich vor gut 20 Jahren als "Flexitarierin", wie man heute so schön sagen würde. Nach einigen Jahren wurde ich Vegetarierin und als ich vor zweieinhalb Jahren begonnen habe, mich immer gründlicher mit dem Thema zu beschäftigen, wurde mir sehr schnell klar, dass es für mich künftig nur noch vegan weitergehen kann. Je mehr Informationen ich sammelte, desto klarer wurde mein Weg, wobei es glaube ich sehr wichtig war, dass ich selbst das Tempo bestimmen konnte. Meine Entscheidung ist durch das jahrelange Wachsen von innen heraus umso definitiver und klarer.

    Anne: Haben sie aufgrund ihrer Ernährungsumstellung Veränderungen bei/an sich festgestellt?

    Dr. Gorißen: Oh, absolut (lacht)! Ich war nie besonders übergewichtig, habe aber durch die Umstellung auf vegan rund 14 Kilo abgenommen und wiege nun wieder so viel, wie mit Anfang 20. Ich hatte aus Nostalgiegründen ein Kleid aus der Zeit damals aufbewahrt. Die ganze Zeit über war mir klar, dass ich da nie wieder hineinpassen würde. Man ist ja schließlich keine 20 mehr! Nun, heute passt es wieder problemlos!

    Abgesehen von solchen Äußerlichkeiten habe ich mich noch nie so fit und energiegeladen gefühlt, wie heute. Bis vor einigen Jahren war ich immer vier bis fünf Mal im Jahr erkältet. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein und ich trauere ihnen sicher nicht nach.

    Anne: Wie hat ihr Umfeld reagiert? Wie sind beispielsweise ihre Kollegen damit umgegangen?

    Dr. Gorißen: Ich war schon immer die Individualistin, die einfach unbeirrt das tut, was sie für richtig und stimmig hält. Das nötige dicke Fell, das man grundsätzlich immer braucht, wenn man gegen den Strom schwimmt, bringe ich also von vornherein mit (lacht). Insofern habe ich mich als Person gar nicht verändert, es war also niemand wirklich überrascht.

    Anne: Gab es ein prägendes Erlebnis? Einen speziellen Auslöser? Haben sie ein spezielles Vorbild, ihren Veganismus betreffend?

    Damals gab es das Wort "vegan" noch gar nicht

    Dr. Gorißen: Ein prägendes Erlebnis, oder einen direkten Auslöser gab es nicht, es war wie gesagt ein jahrelanger Reifungsprozess.

    Was die Vorbilder betrifft: Den ersten Anstoß gab mir mir allerdings ein Veganer in meinem Sportverein Anfang der 90er Jahre. Damals gab es das Wort "vegan" noch gar nicht, man sprach von "strengen Vegetariern". Der Vereinskollege fiel beispielsweise dadurch auf, dass er sich an den Rand setzte, wenn wir zum Aufwärmen Volleyball spielten, da der Ball aus Leder war und er daher nicht am Spiel teilnehmen wollte.

    Wir hielten ihn für einen - sehr netten – Sonderling, denn er hat damals einfach nur ein gutes Beispiel vorgelebt. Er hat unsere Fragen immer offen beantwortet und uns nie in eine Ecke gedrängt. Das hat mich sehr beeindruckt und bis heute geprägt. Durch seine "sanfte Infiltration" war ich mehr und mehr  dazu bereit, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen und mich auf meinen eigenen Weg zu begeben.

    Das zeigt, dass wir manchmal gar nicht wissen, was wir in anderen Menschen säen und was sich daraus vielleicht auch erst nach vielen Jahren entwickeln kann. Grundsätzlich gehe ich am liebsten meinen eigenen Weg, doch diese Begegnung hat mich durchaus beeinflusst.

    Anne: Sie erzählten mir, ihr Hauptgrund für ihr veganes Leben ist der ethische Aspekt. Wann wurde der gesundheitliche Gesichtspunkt interessant?

    Ich war völlig überrascht

    Dr. Gorißen: Ehrlich gesagt, kam der erst sehr spät. Wie sagt man so schön? "Der Schuster trägt selbst die schlechtesten Schuhe". So mancher Arzt lebt selbst nicht unbedingt gesund. Auch, oder gerade weil er es eigentlich besser wissen müsste. Ich wäre sogar dann vegan geworden, wenn es für mich gesundheitliche Nachteile mit sich gebracht hätte. Ehrlich gesagt habe ich vor ein paar Jahren auch selbst noch geglaubt, dass das nicht gesund sein kann, weil ich mich gar nicht näher mit dem Thema beschäftigt habe. Als ich dann aber merkte, wie gut mir die Umstellung auch körperlich tat, begann ich, mich wirklich umfassend damit auseinanderzusetzen und mich zu informieren. Als ich begriffen habe, dass es auch auch jede Menge gesundheitliche Vorteile bringt, sich vegan zu ernähren, war ich erst mal völlig überrascht.

    Anne: Empfehlen sie ihren Patienten, sich vegan zu ernähren?

    Tabletten? Oder einfach "nur" gesunde Ernährung?Tabletten? Oder einfach "nur" gesunde Ernährung? Foto: © Taki Steve, Flickr (Creative Commons)

    Dr. Gorißen: Aber sicher! Nur leider wollen die wenigsten etwas davon hören. Leider ist die typische Mentalität der Menschen häufig die Bequemlichkeit. Zum Arzt geht man erst, wenn man krank ist und dann soll der einen bitteschön gesund machen, ohne dass man selbst etwas dafür tun muss. "Frau Dr, haben sie nicht einfach eine Spritze, oder Tabletten für mich?" - das hört man schon oft. Wenn ich vorsichtig das Thema Prävention anschneide, will keiner zuhören.

    Ich biete ja z. B. auch ärztliche Hypnose an und bekomme da viele Anfragen, ob ich Übergewicht nicht einfach "weghypnotisieren" kann, damit man einfach weiterhin essen kann, was man will, nur eben nicht mehr zu viel. Wenn ich dann erkläre, dass Hypnose zwar durchaus hilfreich sein kann, ohne grundsätzliche Ernährungsumstellung aber eher keine dauerhaften Erfolge möglich sind, ist das Interesse oft sofort wieder weg. "Nein, meine Lebensweise komplett zu ändern, das ist mir dann zu extrem!" Ich habe tatsächlich schon erlebt, dass ich dann direkt im nächsten Satz zu meiner Meinung bezüglich eines Magenbandes oder einer Magenverkleinerung gefragt worden bin. Da fehlten dann sogar mir die Worte.

    Anne: Bieten sie Vegan-Neulingen ihre Unterstützung an?

    Dr. Gorißen: Sehr gerne, wenn sie es möchten! Ich biete z. B. auch Gruppenkurse zum Thema Ernährungsumstellung an. Darin werden unter anderem verhaltenstherapeutische Tricks aufgezeigt, die die Umstellung erleichtern sollen, inklusive hypnotherapeutischer Unterstützung. Allerdings ist das Interesse derzeit nur mäßig. Nichtraucherkurse dagegen erfreuen sich viel größerer Akzeptanz. Wer weiß, vielleicht gibt es ja eines Tages überall mit der gleichen Selbstverständlichkeit Veganerkurse (lacht).

    Anne: Warum gibt es so viele Mediziner, die von einer veganen Ernährung abraten?

    Dr. Gorißen:  Ich glaube, die meisten, die das tun, haben sich einfach noch nicht mit den neuesten Erkenntnissen auseinandergesetzt. Nur weil man Arzt ist, ist man nicht für jeden Fachbereich Spezialist. Wie gesagt war ich selbst noch vor einigen Jahren fest davon überzeugt, dass eine vegane Ernährung ungesund sein muss.

    Im Medizinstudium lernt man zum Thema Ernährung zwangsläufig sehr wenig, weil es eben so eine unglaubliche Menge an Lehrstoff gibt. Das Studium ist deshalb sehr auf die Breite des Stoffes ausgerichtet. Am Ende soll man möglichst in allen Bereichen Basiswissen haben, um sich dann nach dem Studium weiter zu spezialisieren und das Wissen in bestimmten Fachgebieten zu vertiefen.

    Dadurch hat man als Arzt bezüglich der Ernährung erst mal nur ein solides Grundwissen, das dann auch noch wie jedes Wissen im Laufe der Jahre veralten kann. Arzt zu sein bedeutet daher, lebenslang zu lernen und sich stets über neue Forschungsergebnisse zu informieren.

    Allerdings gelingt das nie in allen medizinischen Sparten. Jeder Arzt bildet sich natürlich erst mal in seinem Fachgebiet fort. Darüber hinaus beschäftigt er sich dann mit den neusten Publikationen der Bereiche, für die er sich sonst noch näher interessiert. Ernährung gehört da oft nur am Rande dazu.

    Anne: Es hat sich ja in den letzten Jahren einiges getan in Richtung "Vegan ist gesund". Was muss passieren, damit in unserer Gesellschaft endgültig ein Umdenken erfolgt? Noch werden ja in Schulen und Kitas nach wie vor altertümliche Ernährungspyramiden verteilt, kommt man als Veganer ins Krankenhaus, kann es einem passieren, dass man sich selbst verpflegen muss, wenn es zur stationären Aufnahme kommt. Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich noch mehr tut, oder sitzt das Problem tiefer?

    Dr. Gorißen: Ich denke und hoffe, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist. Wenn nicht, wird sich diese Frage in einigen Jahrzehnten nicht mehr stellen. Endweder wir haben die Welt bis dahin nicht zuletzt auch mit unserer Fleischgier zugrunde gerichtet, oder wir haben einen Weg gefunden, mit den Ressourcen des Planeten vernünftig umzugehen.

    Die Menschheit muss umdenken

    Anne: Würden sie sagen, dass eine rein pflanzliche Ernährung die gesündeste für den Menschen ist?

    Dr. Gorißen: Sie ist meiner Meinung nach nicht nur gesund und empfehlenswert für den Menschen, sondern vor allem auch für die Menschheit als Ganzes. Mehr noch: Möglicherweise wird sie in Zukunft sogar dringend erforderlich sein, um das Überleben der Menschheit zu sichern. So fahrlässig, wie wir momentan mit dem Planeten umgehen, gibt es keine Zukunft für uns. Wie schon Mahatma Ghandi sagte: "Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier".

    Anne: Gibt es viele Menschen, die ihre Ernährung umgestellt haben, nachdem sie von Ihnen beraten wurden?

    Dr. Gorißen: Zumindest nicht sofort. Aber man kann ja nie wissen, was sich langfristig vielleicht noch entwickelt. Mein veganer Vereinskollege vor 25 Jahren hätte sich sicher auch nicht träumen lassen, dass er den Anstoß für meine Entwicklung gegeben hat.

    Anne: In welchem speziellen Fall würden sie einem Menschen die vegane Ernährung besonders ans Herz legen?

    Dr. Gorißen: Wem kann man besonders an Herz legen, dafür zu sorgen, gesund zu bleiben? Gar nicht erst krank zu werden ist immer noch die beste Art, mit Krankheiten umzugehen. Sogenannte Wohlstandskrankheiten wie Bluthochdruck, Gicht, Diabetes Typ 2, Herzinfarkte und sogar manche Krebsarten werden nachgewiesenermaßen durch falsche Ernährung begünstigt. Da liegt es doch nah, dafür zu sogen dass es gar nicht erst zu solchen Erkrankungen kommt. Typ 2 Diabetes und Bluthochdruck z. B. können durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten positiv beeinflusst werden. Im Idealfall verschwinden sie sogar ganz. Auch Allergikern und Patienten mit rheumatischen Erkrankungen empfehle ich eine komplette Umstellung  ihrer Ernährung.

    Anne: Als Veganer sollte man Vitamin B12 supplementieren, da es dem Körper über rein pflanzliche Nahrung nach dem heutigen Stand der Forschung nicht zugeführt werden kann. Derzeit finden Studien mit Superfoods wie z. B. verschiedenen Algen statt, die das z. T. schon widerlegen könnten. Wie stehen sie zu diesen Forschungen?

    Dr. Gorißen: Ich persönlich nutze Algen ohnehin sehr gerne zum Würzen. Das ist ja auch nicht neu, die japanische Küche arbeitet ja z. B. sehr viel mit verschiedenen schmackhaften Algenarten. Wissenschaftliche Studien zu dem Thema begrüße ich als vegane Ärztin natürlich sehr.

    Anne: Können auch Fleischesser einen Vitamin B12-Mangel erleiden?

    Dr. Gorißen: Selbstverständlich. Jedoch handelt es sich dabei um eine Erkrankung. Im Magen dieser Patienten wird der sogenannte Intrinsic Factor nicht gebildet, der zur Aufnahme von Vitamin B12 erforderlich ist. Solche Patienten müssen dann lebenslang hochdosiertes Vitamin B12 einnehmen.

    Die Diskussion über Vitamin B12 ist ein Nebenkriegsschauplatz

    Anne: Sollte man grundsätzlich B12 supplementieren, oder nur, wenn der Arzt dazu rät?

    Dr. Gorißen: Ich persönlich werde erst Zusatzpräparate einnehmen, wenn mein Vitamin B12-Spiegel mir das nahelegt. Da ich erst seit zweieinhalb Jahren vegan lebe, ist das noch nicht der Fall. Allerdings halte ich diese Diskussion wirklich für einen Nebenkriegsschauplatz.

    Womöglich werde ich eines Tages durch meine vegane Ernährung Vitamin B12 supplementieren müssen. Aber ich bin davon überzeugt, dass nicht zuletzt auch meine Ernährung der Grund dafür ist, dass ich heute kerngesund bin und keinerlei Tabletten benötige. Wer schon prophylaktisch Vitamin B12 zu sich nehmen möchte, ohne seinen Spiegel zu kennen: Darin sehe ich kein Problem.

    Ich bin kein Freund von Nahrungsergänzungsmitteln

    Nahrungsergänzungsmittel ja oder nein?

    Anne: Gibt es (weitere) Vitamine/Nährstoffe, die man dem Körper über Nahrungsergänzungsmittel zuführen sollte? Oder holt er sich bei einer gesunden, ausgewogenen Ernährung immer das, was er braucht?

    Dr. Gorißen: Ich bin kein Freund von Nahrungsergänzungsmitteln, sondern ein großer Verfechter einer abwechslungsreichen, gesunden Ernährung. Dass man dafür keine tierischen Produkte benötigt, zeigt der Erfolg der zahlreichen "Probier's doch einfach mal aus!"-Aktionen der letzten Zeit. Viele Menschen fühlen sich schon nach kurzer Zeit so fit und vital, dass sie schnell dauerhaft auf eine vegane Ernährung umsteigen. Am eigenen Leib zu spüren, was dem Körper gut tut, ist viel überzeugender, als graue Theorie.

    Anne: Gibt es Fachliteratur, die sie zum Thema Veganismus empfehlen können?

    Dr. Gorißen: Ich empfehle am liebsten vegane Kochbücher, deren Zahl und Vielfalt ja erfreulicherweise stetig wächst. Der Weg zum veganen Leben führt meiner Meinung nach am schnellsten und nachhaltigsten über den Magen, und natürlich vor allem auch über den Genuss. Man muss es einfach ausprobieren und erleben!

    Anne: Jeder kennt das: Ein Familienmitglied, ein Freund oder Bekannter hat immer wieder gesundheitliche Beschwerden oder kämpft mit Gewichtsproblemen. Natürlich möchte man nicht mit der Tür ins Haus fallen und ihn mit falschen Tipps zum Thema Ernährung abschrecken. Haben sie einen Tipp, wie man in solchen Fällen am besten den Einstieg finden kann?

    Dr. Gorißen: Auch hier finde ich, liegt man mit einem veganen Kochbuch einfach immer richtig. Appetitanregenden Fotos, bei denen jedem schon ganz automatisch das Wasser im Mund zusammenläuft, können Wunder bewirken. Allein schon dadurch, dass man sich die Mühe gemacht hat, statt "kluger Ratschläge" ein Kochbuch zu verschenken, erntet man beim Beschenkten Freude und Rührung statt Skepsis und Abwehr. Und schon hat man einen Fuß in der Tür.

    Empfehlungen können natürlich auch sehr hilfreich sein. Interessanterweise haben die meisten Menschen nicht mehr als 10 Grundrezepte, auf die sie immer wieder zurückgreifen. Mischen sich nun ganz klammheimlich, weil sie so lecker sind, unter diese 10 Rezepte drei, vier vegane, ist der Anfang schon gemacht.

    Vegane Kochbücher helfen!

    Gerade im Freundes- und Bekanntenkreis kann man die Leute ja schon ziemlich gut einschätzen. Man kann das Kochbuch ganz gezielt auswählen: Die Naschkatze bekommt ein Buch über veganes Backen, der Berufstätige eins mit schnellen, einfachen Rezepten für den Alltag, der Feinschmecker eins mit erlesenen, exotischen Gerichten.

    Anne: Was sollte jeder überzeugte Veganer tun, um das Thema voranzubringen und damit einen Beitrag zur Erhaltung und zum Schutz der Umwelt, zum Tierschutz, zum Klimaschutz, zur Gesundheit der Menschen und gegen den Welthunger zu leisten?

    Dr. Gorißen: Mit gutem Beispiel vorangehen und dabei, auch wenn es manchmal schwer fällt, auf jeden Fall auf den erhobenen Finger verzichten. Ich denke, genau das schreckt viele Menschen ab. Es bringt nichts, jeden belehren zu wollen und selbst unter Veganern noch Kämpfe auszutragen, wer der veganste von allen ist und sogar den Vegetarismus kategorisch abzulehnen. So weckt man weder Neugier noch Interesse, sondern sorgt nur für Skepsis und Ablehnung.

    Anne: Vielen herzlichen Dank noch mal für das informative, freundliche Interview! Es hat mir großen Spaß gemacht!

    Dr. Gorißen: Mir ebenfalls! Gerne mal wieder!

    Mehr zum Thema Veganismus und Medizin

    Vor einiger Zeit ist bei Vegan News ein Interview erschienen, dass ich mit dem veganen Internistin Dr. Hanno Platz aus Fischach geführt habe. Wer es gerne lesen möchte, es ist unter diesem Link zu finden.

    Meine Erfahrungen zum Thema alternative Medizin, Akupunktur, Traditionelle Chinesische Medizin und Thai-Massage habe ich hier festgehalten.

    Wer gerne mehr über Frau Dr. Barbara Gorißen erfahren oder gerne mit Ihr in Kontakt treten möchte, der findet sie auf ihrer Homepage.

    Bildquellen: Portrait: Barbara Gorißen privat, Gemüse/Nahrungsergänzungsmittel: Selbst fotografiert, Tabletten: [Taki Steve](http://Tabletten? Oder einfach), Flickr (Creative Commons), Spritze/Pillen: qimono, pixabay

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