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    Scale & Feather

    "Es wird bald ein neues Album geben"

    Interview von Anne
    06.01.2023 — Lesezeit: 5 min
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    Scale & Feather
    Bild/Picture: © Scale & Feather

    Scale & Feather ist ein Post-Rock-Projekt aus Tucson, Arizona, gegründet von Multi-Instrumentalist Curtis Rockhold. Der Künstler veröffentlichte in den vergangenen zwölf Monaten einige großartige Singles, die mir sehr gefallen. Einige davon habe in meinen monatlichen Playlists veröffentlicht und kam darüber mit Curtis in Kontakt. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir haben uns zu einem Interview verabredet!

    Anne: Hallo Curtis! Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Gespräch nimmst. Wie geht es Dir heute? Wie verbringst Du Deinen Tag?

    Curtis: Danke, Anne, für diese Gelegenheit. Ich beantworte gerne alle Deine Fragen! Mir geht es gut, ich schufte gerade auf der Arbeit. Ich mache viel Holzarbeit mit Schränken und habe dabei viel Zeit für mich. So kann ich auch unter der Woche jede Menge Musik und Podcasts hören.

    Anne: 2022 hast Du viele Singles veröffentlicht, die ich mir gerne alle hintereinander anhöre. Plus die EP "Knit Together" – ist das Dein Plan? Möchtest Du sie zusammenfügen und eine Album-Version veröffentlichen?

    "Die ruhige und introspektive Stimmung von "Knit Together" ist aus diesem Gemütszustand heraus entstanden"

    Scale & Feather Gründer Curtis Rockhold. Foto: Curtis Rockhold privat
    Scale & Feather Gründer Curtis Rockhold. Foto: Curtis Rockhold privat

    Curtis: "Knit Together" ist eine eigenständige EP. Zuerst hatte ich gar nicht vor, sie zu veröffentlichen. Es war mehr ein Ort, an dem ich Ideen sammeln konnte, die eher kontemplativ und reduziert waren. Ich habe sie herausgebracht, kurz nachdem ich erfahren hatte, dass meine Frau mit unserem zweiten Sohn schwanger war. Die Ruhe und Introspektion aus diesem Gemütszustand ist in die Titel eingeflossen ist. Die drei Singles, die ich ebenfalls 2022 released habe, werden Teil eines kommenden Albums sein, das im Frühjahr dieses Jahres erscheint. Es gibt einige Songs darauf, die ich noch fertigstellen und zu einem hoffentlich kohärenten Album zusammenfügen möchte.

    Anne: Was ist Dein bisheriger Lieblingssong von Scale & Feather?

    Curtis: Ich denke, am ehesten "Antediluvian" vom "Age Of Giants" Album. Die Art und Weise, wie das Schlagzeug von Dennis von At the Grove die Gitarren in diesem Song ergänzt, lässt ihn in meiner Erinnerung hervorstechen.

    Anne: Du erzählst mit Deiner Musik Geschichten – ganz ohne Worte. Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass wir alle ein bisschen weniger reden sollten, um diese Welt friedlicher zu gestalten. Denkst Du das auch?

    Curtis: Ja, leider ist es so, dass unsere Fähigkeit, zuzuhören, in der Regel mehr Arbeit erfordert. In meinem Leben neige ich manchmal eher dazu, den nächsten Punkt anzusprechen, bevor ich eine ganze Geschichte gehört habe. Das ist etwas, woran ich ständig arbeite und was ich verbessern muss. Im Großen und Ganzen denke ich, dass das wahrscheinlich auf viele Menschen zutrifft: Zuhören um des Interesses an der anderen Person willen, die einem erzählt, was sie zu sagen hat.

    Anne: Möchtest Du etwas mehr über die Geschichten in Deinen Songs erzählen?

    "'Valley of Darkness' basiert lose auf paranormalen Geschichten"

    Eine Gitarre erwacht zum Leben. Foto: Curtis Rockhold privat
    Eine Gitarre erwacht zum Leben. Foto: Curtis Rockhold privat

    Curtis: Jedes Album hat ein bestimmtes Thema, meine letzte Platte "Arizona" habe ich hauptsächlich meinen Erinnerungen an meinen Heimatstaat gewidmet, dem Aufwachsen als Kind oder den Fahrten in die Berge. Meine diesjährige Veröffentlichung wird den Titel "Valley of Darkness" tragen. Die Idee stammt aus Psalm 23:4 und basiert lose auf einigen paranormalen Geschichten, die ich in Podcasts wie "The Confessionals" gehört habe. Das hat sich mit dem Konzept dieser Lebensabschnitte vermischt, in denen man diese Täler aus Schwierigkeiten oder Depressionen hat und dann aus dieser Mentalität herauskommt. Es gibt also einige ziemlich intensive Stimmungswechsel, manchmal mitten im Song oder vom Anfang bis zum Ende des Albums.

    Anne: Wofür steht Scale & Feather? Leicht und zerbrechlich wie eine Feder, aber durchdacht, logisch und überlegt wie Mathematik?

    Curtis: Der Name ist mir vor etwa sieben Jahren eingefallen, als ich versuchte, eine Kurzgeschichte über einen Vogel und einen Fisch zu schreiben, die Freunde wurden. An einer Stelle am Ende der Geschichte stirbt der Vogel, und der Fisch sieht es, fühlt sich aber hilflos, weil er ein Fisch ist, der im Wasser festsitzt. Ich habe die Geschichte nie zu Ende geschrieben, aber so entstand das Konzept für den Fisch in der Größe und für den Vogel in der Feder.

    Anne: Klingt nach einer guten Geschichte! Ich würde sie gerne irgendwann mal lesen!

    Wir teilen unsere Liebe für Post-Musik und alles Experimentelle. Wolltet ihr schon immer Musik machen, die mit diesen vielseitigen Genres zu tun hat?

    "Die Genres abseits der ausgetretenen Pfade haben mich schon immer fasziniert"

    Holzarbeit von Curtis Rockhold. Foto: Curtis Rockhold privat
    Holzarbeit von Curtis Rockhold. Foto: Curtis Rockhold privat

    Curtis: Ich habe mich schon immer zu den Genres hingezogen gefühlt, die abseits der ausgetretenen Pfade liegen. Als ich jünger war, stand ich auf Punk, dann auf Emo und Hardcore. Schließlich kamen diese Post-Genres (Post-Metal/Rock, Ambient, Experimental) auf. Ich glaube, ein Genre zu finden, in dem man nicht singen muss und von der typischen Songstruktur, Strophe-Refrain-Strophe usw., wegzukommen, war schon früh sehr reizvoll.

    Anne: Wo liegen Deine Einflüsse?

    Curtis: MewithoutYou, Mineral, Norma Jean, The Appleseed Cast, Saxon Shore, This Will Destroy You

    Anne: Ich habe gehört, dass Du auch ein begabter Gitarrenbauer bist. Ist das Dein Beruf – neben dem als Musiker?

    Curtis: Für mich ist das eine Art Hobby, mit dem Bau der Gitarren und Pedal Boards. Es macht mir wirklich Spaß, wenn ich die Zeit und das Material habe. Vor allem, wenn ich einzigartige Hölzer für den Bau finde. Ich habe seit 2005 in auf unterschiedliche Weise mit Holz gearbeitet, als mein Vater noch einen eigenen Laden hatte. Ich habe dort an vielen Projekten gearbeitet, aber seit er umgezogen ist, fällt es mir schwerer, die Zeit dafür zu finden. Ich besitze eine Walnuss-Telecaster-Gitarre und eine Padouk-Holz-Gitarre, die ich noch fertigstellen möchte.

    Anne: Neben Scale & Feather: Du bist auch der Bassist von Standby Red 5. Gibt es noch andere Projekte, die Du erwähnen möchtest? Welches macht Dir am meisten Spaß?

    Curtis: Ich habe gerne mit den Standby-Leuten gespielt. Viele von uns sind immer noch sehr eng befreundet. Leider sind wir jetzt alle durch die Staaten getrennt. Wir waren also seit 2013 nicht mehr aktiv. Wir würden die Band aber gerne wieder aufleben lassen und zumindest eine Platte aufnehmen, falls sich keine anderen Möglichkeiten bieten. Außerhalb von Standby Red 5 habe ich als Teil des Post Everything Kollektivs Aufnahmen gemacht und liebe es, mit all diesen talentierten Musiker*innen zu arbeiten.

    Anne: Du hast insgesamt bereits mit vielen talentierten Künstler*innen zusammengearbeitet und mit ihnen eine Menge toller Musik aufgenommen. Wie habt ihr Euch gefunden?

    "Es wird dieses Jahr ein neues Scale & Feather Album geben"

    Eine Gitarre erwacht zum Leben. Foto: Curtis Rockhold privat
    Eine Gitarre erwacht zum Leben. Foto: Curtis Rockhold privat

    Curtis: Anfang 2020 hat mich Jill von Oreana mit einer Gruppe namens The Post Everything Group bekannt gemacht. Es gibt eine Menge exzellenter Musiker dort, und ich habe es wirklich genossen, viele von ihnen kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten. Vor allem Rob (hereafter) und Dennis (at the grove) haben mit ihrer Arbeit am Schlagzeug einen großen Unterschied für mich gemacht. Die Möglichkeit, aus der Ferne mit anderen Musiker*innen zu spielen und Ideen mit ihnen auszutauschen, war wirklich hilfreich in Bezug auf das Schreiben und die allgemeine Gemeinschaft und Verbindungen in diesem Bereich.

    Anne: Jammst Du so lange, bis Du die perfekte Melodie gefunden hast? Oder bist Du eher einer dieser perfekt organisierten Musiker⋆innen, die ins Studio gehen und schon ein großes Gesamtkonzept davon im Kopf haben, was sie aufnehmen wollen?

    Curtis: Ich neige dazu, fast ganze Songs in einer Bewusstseinsstrom zu schreiben. Später gehe ich dann zurück und seziere die Dinge und fange an, sie zu optimieren, auseinanderzunehmen oder Bereiche hinzuzufügen. Manchmal entferne ich auch ganze Songs. Das Endprodukt ist also ganz anders, aber in vielerlei Hinsicht ist es einfach das, was mir in diesem Moment einfällt.

    Anne: Wie sehen sind Deine Pläne für 2023 aus? Wird es Live-Shows geben? Von einer neuen Scale & Feather Platte hast Du ja schon gesprochen.

    Curtis: Im Moment habe ich ungefähr acht vollständige Songs, die ich dieses Jahr als Album veröffentlichen werde, hoffentlich im April oder Mai. Auftritte wird es erst mal keine geben, obwohl ich darüber nachgedacht habe, einige meiner Songs in einer Live-Umgebung zu spielen. Sie würden sich aber sehr von dem unterscheiden, wie sie jetzt klingen.

    Anne: Wenn es eine Sache auf der Welt gäbe, die Du ändern könntest. Was würde das sein und warum?

    Curtis: Für mich wäre es, dass die Leute weniger aus Emotionen heraus reagieren und stattdessen über Ideen nachdenken, die ihnen präsentiert werden – besonders wenn es fremde Ideen sind. Ich habe das Gefühl, dass es früher einen Ort gab, an dem man sich über Gedanken austauschen und gleichzeitig eine Freundschaft aufrechterhalten konnte. Ich glaube, dass diese Art der Kommunikation immer seltener vorkommt.

    Anne: Danke, dass Du meine Fragen beantwortet hast! Das bedeutet mir sehr viel!

    Curtis: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben zu fragen, ich liebe es zu teilen.

    Scale & Feather "Arizona" (Full Album)

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