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    God Is An Astronaut Mitglied Jamie Dean über sein Solo-Projekt

    "Ich bin in einer musikalischen Familie aufgewachsen"

    Interview von Anne
    14.07.2022 — Lesezeit: 6 min
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    God Is An Astronaut Mitglied Jamie Dean über sein Solo-Projekt
    Bild/Picture: © Jamie Dean

    Vor ein paar Tagen habe ich das neue Solo-Stück von God Is An Astronaut Mitglied Jamie Dean in meiner Juni-Playlist erwähnt. Nachdem er meine Social Media Posts dazu geteilt hatte, fragte ich ihn, ob er Lust auf ein Interview hätte. Ich bin sehr stolz, es Euch heute präsentieren zu können. Ich habe die Unterhaltung mit Jamie sehr genossen und wünsche Euch viel Freude beim Lesen.

    Anne: Hi Jamie! Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst! Es ist mir eine Ehre und eine Freude, Dich kennenzulernen. Wie geht es Dir heute? Wo bist Du gerade unterwegs?

    Jamie: Hey! Danke Dir, Anne. Ich freue mich über das Interview und Deine Worte.

    Mir geht es gut, danke. Im Moment bin ich mit der Band auf Tour, wir waren gestern die Headliner bei Rock in Roma. Es war eine wundervolle Show. Es hat angefangen zu regnen und während unseres gesamten Auftritts hat es geblitzt. Die Energie war wirklich unglaublich!

    Anne: Gratulation zu seiner neuen Single "Mutualism"! Der Song ist fantastisch! Ich finde es großartig, dass es endlich einen Song zu diesem Thema gibt – die Fähigkeit lebender Wesen, auf positive Art zu interagieren und Beziehungen einzugehen – sogar zwischen unterschiedlichen Spezies. Ich glaube, auf eine Art ist es das, was die Welt zusammenhält. Es ist faszinierend! Wie bist Du auf die Idee gekommen, darüber zu schreiben?

    "Meeresbewohner sind faszinierend"

    Jamie Dean
    Jamie Dean

    Jamie: Danke Dir! Genau, Mutualismus kann man als "Symbiose, die beiden Organismen Vorzüge bietet" bezeichnen. In einer idealen Welt hätte jede Beziehung mutuale (gegenseitige) Vorteile. Beziehungen können aber natürlich auch mutual destruktiv sein.

    Anne: In der Natur gibt es verschiedene Formen von Mutualismus. Rotschnabel-Madenhacker leben zum Beispiel in Symbiose mit Impalas. Sie pflegen Beziehungen, die wir unter anderem auch von Haien und Putzerfischen kennen, von Clownfischen, die Seeanemonen beschützen und von Blattschneider-Ameisen, die "ihre" Pilze pflegen. Glaubst Du, dass wir von diesen faszinierenden Kreaturen lernen können?

    Jamie: Ich denke, ja! Ich finde es wirklich faszinierend – vor allem die Meeresbewohner, die Du erwähnt hast. Es ist der eine Lebensraum, den Menschen noch nicht komplett erschlossen haben und noch existieren dort hochkomplexe marine Ökosysteme.

    Das Beste daran ist: Es gibt kein Internet! Oder hast Du schon mal einen Hai im Internet gesehen? Ich nicht.

    Anne: Es beruhigt mich, wenn man darüber nachdenke, dass all diese wunderbaren Dinge möglich sind. Sollten wir uns in Zeiten wie diesen häufiger an den Mutualismus erinnern?

    Jamie: Das Leben ist kurz und die Zeit geht so schnell vorbei. Ich denke, wir sollten klug mit der Zeit, die uns bleibt, umgehen, bevor sie uns durch die Finger rinnt.

    "Chariot of Black Moth hat mein Video gemacht"

    Anne: Zu "Mutualism" hast Du ein großartiges Video gemacht. Es ist ziemlich düster und es gibt diese zerbrochen scheinenden Sequenzen von zwei Menschen, die mit Erde bedeckt sind. Sie tauchen in einen See ein und waschen sich im Wasser. Die Schwarz-Weiß-Bilder zeigen eine blutig erscheinende Flüssigkeit, die über ihre Körper läuft. Ich nehme an, es ist eine Mischung aus dem Wasser und der Erde. Das führt zu einem ziemlich intensiven Eindruck – vor allem der Moment, in dem sie beginnen, einander an den Armen zu berühren. Ich empfehle dieses Video allen, die es bis jetzt noch nicht gesehen haben. Möchtest Du mir die Geschichte dahinter verraten? Wie bist Du auf die Idee gekommen und wer hat das Video kreiert?

    Jamie: Das Video erforscht die destruktiveren Beziehungen, die Menschen zueinander haben können. Der polnische Künstler Chariot of Black Moth hat das Video gemacht.

    Zwei Menschen reißen sich darin förmlich auseinander – wobei da auch eine subtile Referenz in Richtung Todes/Lebens-Zyklus ist. Ich bin wirklich sehr glücklich damit, wie es geworden ist.

    Anne: Es ist kein Geheimnis, dass Du nicht nur ein talentierter Gitarrist und Keyboarder bist, sondern ein großartiger Multi-Instrumentalist. Hast Du alle Instrumente für "Mutualism" selbst eingespielt? Also nicht "nur" die Saiten, Synthesizer und Tasten, sondern auch die Drums und die Perkussionsinstrumente? Ich meine, sogar noch mehr Instrumente gehört zu haben? Ich würde wirklich gerne mehr darüber erfahren!

    "Ich habe alle Instrumente für 'Mutualism' selbst eingespielt"

    Jamie: Danke Dir! Ja, ich habe die Instrumente entweder selbst gespielt oder programmiert. Ich habe eine Menge coole Instrumente genutzt. Die Hauptteile habe ich an einem elektrischen Piano geschrieben und anschließend den Rest drumherum modelliert. Ich habe das elektrische Piano durch mein guitar fx Board und dann in den Orange Verstärker geschickt und damit krasse Verzerrungen erschaffen. Sie sorgen für zusätzlichen Biss und Punch, finde ich.

    Ich habe auch analoge Synthesizer benutzt, um dieses dramatische Ende zu erzeugen. Außerdem habe ich das Sequential OB6 Modul und den Roland Jupiter 6 genutzt. Ich bin wirklich zufrieden mit dem Synth-Bass. Er ist melodisch und trotzdem knackig und rhythmisch.

    Ich habe auch ganz schön viel Zeit mit dem Erschaffen düsterer Texturen verbracht. Dafür habe ich vor allem den Doepfer semi-modular Synth eingesetzt. Ich habe mich viel mit wirren Tönen beschäftigt und dabei die abgefahrensten Guitar Pedals benutzt, die ich finden konnte. Es ist eine tolle Art einen Ton zu erzeugen und es hilft sehr dabei, einer Komposition die gewünschte Form zu verleihen.

    Der Main-Hook im Chorus ist eine Stimme, die ich durch das Roland 201 geschickt habe. Ich finde, das ist so eine großartige Tape Delay Maschine!

    Was die Rhythmus-Sektion angeht, habe ich einige verspulte Samples, die ich online gefunden habe, mit dem Pulsar-23 kombiniert. Das ist eine wirklich coole, semi-modulare Drum Machine, die ich mir vor Kurzem zugelegt habe. Sie besitzt einen unglaublich interessanten Sound und man kann jede Menge abgedrehte Sachen damit machen. Es ist großartig!

    Neue Instrumente zu finden und auszuprobieren, wie man mit ihnen spielen kann, ist eine meiner Obsessionen. Ich habe mir zum Beispiel gerade ein Harmonium und eine Handpan zugelegt. Ich habe vor, sie beim nächsten Track einzusetzen!

    Anne: Das klingt wirklich faszinierend und ich bin auf jeden Fall gespannt auf Dein nächstes Stück! Wie ist es denn zu Deiner Faszination für Musik gekommen? Bist Du in einer musikalischen Umgebung aufgewachsen? Wolltest Du schon immer Musik machen?

    "Ich bin seit meiner Kindheit von Musik umgeben"

    Jamie: Ich bin definitiv in einem musikalischen Umfeld aufgewachsen. Mein Vater war in den 1960ern der Frontman einer bekannten irischen Showband namens The Freshmen. Meine Mutter hat mir mein erstes Keyboard gekauft, als ich neun Jahre alt war. Es war dieses Casio Spielzeug Keyboard mit all diesen abgefahrenen Sounds. Ich wünschte mir, ich hätte es noch! Mein Onkel Mark ist Teil der angesehenen und erfolgreichen Irish Traditional Band Altan. Er ist ein großartiger Gitarrist. Als ich noch jünger war, hat er mir das ein oder andere beigebracht. Das war super! Meine Großmutter war auch extrem musikalisch – sie war eine wunderbare Sängerin. Ich habe eine Menge von ihr gelernt.

    Das Komponieren von Musik war für mich schon immer ein sehr therapeutischer Prozess. Von den vielen Möglichkeiten, dem Alltag zu entkommen, funktioniert das Komponieren und Spielen von Musik am besten für mich. Ich liebe es, am Klavier zu sitzen und mich in Kompositionen zu verlieren. Es kann ein ziemlich meditativer Prozess sein und es kann die unaufhörlichen Gedankenströme und Geräusche, die meinen Kopf sonst in der Regel vereinnahmen (zumindest für eine Weile) ausblenden.

    Anne: Du hast Dich God Is An Astronaut 2010 angeschlossen. Ich bin sicher, dass das nicht Dein erstes Projekt war?

    Jamie: Vor God Is An Astronaut war ich in verschiedene kleinere Projekte rund um Dublin involviert. Als Jugendlicher war ich in ein paar Punk/Hardcore Bands. Wie das damals so üblich war: So tun, als wäre man Kurt Cobain (lacht).

    Als Teenie habe ich das Piano vernachlässigt und mich vor allem auf die Gitarre konzentriert, weil Nirvana nicht Piano gespielt haben! Irgendwann bin ich dann wieder zu mir gekommen und habe wieder gespielt!

    Anne: Wenn Du Dir eine Sache aussuchen könntest, die Du tun kannst, um das Zusammenleben von Menschen und Tieren auf diesem Planeten zu verbessern. Was wäre es?

    Jamie: Das ist schwer zu sagen. Es gibt auch noch vieles am Zusammenleben mit anderen Menschen zu verbessern! Wir können eine Menge von Tieren lernen. Vor allem von Hunden!

    "Ich werde weiter Songs schreiben"

    Jamie Dean – "Mutualism"
    Jamie Dean – "Mutualism"

    Anne: Wie sehen Deine Zukunftspläne aus? Wird es mehr Songs von Dir geben? Ein Soloalbum? Eine Tour?

    Jamie: Im Moment ist der Plan, weiter Musik zu schreiben. Gerade konzentriere ich mich vor allem auf das Spotify Publikum. Falls dort genug Interesse besteht, möchte ich gerne mit dem Projekt auf Tour gehen und meine Musik live spielen!

    Ich arbeite auch mit der Band an der neuen God Is An Astronaut Platte und wir haben dieses Jahr einen ganz schön hektischen Tourplan. Es ist fantastisch, endlich wieder live zu spielen! Wir haben es alle sehr vermisst.

    Anne: Wo können sich meine Leser*innen "Mutualism" anhören und zu neuen Jamie Dean Songs auf dem Laufenden bleiben?

    Jamie: Ihr findet mich bei Instagram1, Spotify2 und wo Ihr sonst Eure Musik streamt3. Das Musikvideo zu "Mutualism" ist auf dem God Is An Astronaut Kanal verfügbar (Ihr findet es auch direkt unter diesem Interview).

    Anne: Eine Frage habe ich noch an Dich. Sorry, ich muss sie einfach stellen. Ihr musstet Eure ursprünglich für 2020 geplanten God Is An Astronaut Tour Konzerte wegen Corona ja leider ziemlich oft verschieben. Das muss ziemlich stressig für Euch gewesen sein. Ich fühle mit allen Künstler*innen, die das erleben mussten. Ich habe mitbekommen, dass die Konzerte nun zur Eurer laufenden Tour hinzugefügt wurden. Der Gig hier in Hamburg, für den ich Karten habe, findet dann zum Beispiel am 9. September statt. Stimmt das? Ich freue mich so sehr darauf.

    Jamie: Ja, die ganze Situation war extrem frustrierend. Wir mussten unsere Shows immer wieder verschieben. Glücklicherweise waren unsere Fans sehr verständnisvoll und wir haben die Möglichkeit, alles nachzuholen! Wir stecken all unsere Energie in die Konzerte, damit sich das Warten gelohnt hat.

    Die Reaktionen waren bis jetzt überwältigend. Die kompletten Tourdaten finden Deine Leser*innen bei Bands in Town4!

    Anne: Vielen Dank, dass Du meine Fragen beantwortet hast, Jamie! Es war mir eine Freude!

    Jamie: Danke Anne. Ich weiß das zu schätzen. Wir sehen uns bei unserer Show im September!

    Jamie Dean – "Mutualism"

    1. Jamie Dean bei Instagram
    2. Jamie Dean bei Spotify
    3. Jamie Dean bei iTunes
    4. God Is An Astronaut Tourdaten bei Bands in Town

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