EU-Parlament beschließt die Fortführung der Stopfleber-Produktion
Tierrechtsorganisationen und Wissenschaft schockiert
Acht Monate nach der Aufforderung des EU-Parlaments an die EU-Kommission, die Zwangsfütterung von Enten und Gänsen für die Produktion von Stopfleber als "grausame und unnötige" Praxis so schnell wie möglich zu verbieten, passierte jetzt etwas Undenkbares: Die Kommission beschloss (so wörtlich), "dass die Erzeugung von Stopfleber auf landwirtschaftlichen Verfahren beruht, bei denen die Tierwohlkriterien eingehalten werden." Das berichtete Animal Equality diese Woche.
Der Parlaments-Beschluss kommt einem Skandal gleich. Er missachtet alle wissenschaftlichen und rationalen Erkenntnissen und das Parlament widerspricht sich damit selbst.
Die Forschenden und Veterinärmediziner*innen sind sich in diesem Punkt sehr einig. Ihre faktenbasierte Position ist eindeutig und belegt ganz klar: Jede erdenkliche Form der Zwangsfütterung ist Tierquälerei. Die Tiere erleiden dadurch Stress, Schmerzen und Verletzungen.
Enten und Gänse leiden weiter in der Stopfleber-Produktion
Für die Enten und Gänse bedeutet die grausame Praktik nachweislich schwere Qualen und körperliche Schäden. Sie können zum größten Teil kaum stehen, geschweige denn gehen (in ihren Käfigen haben sie in der Regel sowieso nicht mal Platz sich umzudrehen) und leiden unter schweren Atemproblemen und anderen Symptomen.
Weil das Körpergewicht der Vögel so hoch ist, schaffen es viele von ihnen nicht mehr an ihre Wasserstellen und sterben an Dehydrierung. Durch die brutalen Übergriffe beim Füttern haben sie oft Verletzungen und Infektionen der Speiseröhre, die auch zum Tod führen können.
Auch die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) stimmt den Erkenntnissen der Wissenschaftler*innen zu. Sie missbilligt die Zwangsfütterung von Vögeln in der Stopfleber-Produktion ebenso.
Ein Beschluss gegen alle Moralvorstellungen
Der Beschluss steht im Gegensatz zu allen denkbaren Werte, welche die EU in Betracht gezogen haben mag, als sie die Stopfleber-Produktion mit der Richtlinie zum Schutz landwirtschaftlich genutzter Tiere im Jahr 1999 verbot.
Deutschland sowie 21 weitere EU-Länder übersetzten die Richtlinie in nationales Recht und untersagten die Produktion von Stopfleber-Produkten. In fünf Ländern wurden sie jedoch unter dem fragwürdigen Label "nationales Kulturerbe" weiterhin hergestellt – die gastronomische Kultur geht eben leider meistens vor.
Frankreich produziert auch heute noch mit Abstand am meisten Stopfleber. Dabei könnte ein weiterer Skandal kurz vor der Aufdeckung stehen: Vermutungen deuten in die Richtung, dass die Entscheidungen dort möglicherweise von landwirtschaftlichen Lobby-Verbänden beeinflusst wurden.
Grausamkeit gegen Tiere stoppen.
Die Entscheidung widerspricht allen Moralvorstellungen, Wünschen und Interessen innerhalb der Bevölkerung. Fakt ist, dass der Großteil der Menschen, die in der EU leben, gegen die grausame Praxis sind und sich wünschen, dass sie ein für alle Mal verboten wird. Tierrechts-Organisationen wie Animal Equality1 setzen daher auf Unterstützung beim Protest und dem Kampf gegen diese sinnlose Quälerei von Tieren.
Das bedeutet: Teilt diese Nachricht. Thematisiert sie in Gesprächen und setzt Euch für nicht-menschliche Lebewesen ein. Sie haben es nicht verdient, von uns ausgebeutet, gequält und getötet zu werden.
Hinweis: Die Tiere im Bild leben nicht auf einer Stopfleber-Farm. Ich habe sie vor ein paar Jahren in England auf einer Wiese fotografiert. Ich wollte Euch die grausamen Bilder aus der Stopfleber-Produktion ersparen und den Fokus an dieser Stelle auf den Text legen.