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    Augustine – "Proserpine"

    Das neue Album der Multi-Instrumentalistin

    Review von Anne
    05.07.2021 — Lesezeit: 3 min
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    Augustine – "Proserpine"
    Bild/Picture: © Sara Baggini

    Das neue Album von Augustine aka Sara Baggini ist bereits im April erschienen. Höchste Zeit für eine Review zu "Proserpine". Der zweite Langspieler der Multi-Instrumentalistin und Producerin hat es nämlich in sich.

    Was allgemein unter den Labels "Dream Pop" und "Singer-Songwriter" läuft, ist sehr unterschiedlich. Das betrifft nicht nur die Qualität, sondern auch den Stil der Musik, die allgemein in diese Schubladen eingeordnet wird.

    Bild/picture: Sara Baggini
    Augustine – "Proserpine"*. Bild/picture: Sara Baggini

    Die des Ausnahmetalents Augustine ist etwas ganz Besonderes, soviel steht schon mal fest. Ihr zweites Album nach dem gefeierten Debut "Grief and Desire" von 2018 hat die Sängerin und Musikerin aus Leidenschaft über I Dischi del Minollo veröffenlicht.

    Augustine besitzt ein unglaubliches Gespür für den richtigen Moment

    Sie selbst hat alle Songs geschrieben und gemeinsam mit Fabio Ripanucci und Daniele Rotella produziert. Die Aufnahme, das Mixing und Mastering fanden im italienischen Perugia statt.

    Sara Baggini besitzt ein unglaubliches Gespür dafür, wann sie welches Instrument einsetzen muss, um die gewünschte Stimmung zu erzeugen. Das hat sie auf "Proserpine" wieder erfolgreich mit der Gitarre, dem Bass, dem Rhodes Piano, den Keyboards und Synthesizer, der Percussion, der Stomp-Box und der Drum Machine gemacht.

    Ein paar weitere kleine Details haben Fabio Ripanucci (zusätzliche Gitarren, Rhodes Piano, Keyboards, Moog, Percussion und Drum Machine), Massimo "Marga" Margaritelli (Bass für "Fanny, They Killed Me" und "Moments of Pleasure Joy"), Daniele Rotella (Bass für "Tower Stones" und Percussion in "Pomegranate"), Francesco Federici (Toms für "Pomegranate") und Niccolò Franchi (Snare für "Pagan", Drums in "Moments of Pleasure and Joy", "How To Cut Your..." und "Adonis") zur Platte beigetragen.

    Eine perfekt orchestrierte Jam Session

    Mit Gastmusiker*innen arbeitet Augustine schon immer gerne. Das Zepter behält aber immer sie selbst in der Hand. Das neue Werk klingt wie eine perfekt orchestrierte Jam Session mit lieben Freunden. Insgesamt ist das Album eines zum immer wieder hören. Es vibriert vor Leben und ist dabei angenehm mystisch und finster.

    Die Inspiration für die LP fand die Musikerin im Kunstwerk "Proserpine" von Dante Gabriel Rosetti. Ihre Geschichte rankt sich um die Göttin des Jenseits. Alle Songs spielen mit dieser Figur aus der griechischen Mythologie. Die Idee für dieses Ausnahmekonzept kam Augustine während sie im selbst auferlegten Exil die Unerbittlichkeit des zurückgezogenen Lebens kennenlernte. Sie selbst nennt das

    "Ein gelebtes Leben, das die Welt von einem Fenster aus beobachtet"

    Ihre introspektive Reise ist ein symbolischer Sturz in die Unterwelt. Mit dem Ziel der Wiedergeburt des Selbst.

    Griechische Mythologie und Heldinnen

    Die Mystik ihrer Geschichte spiegelt sich in jeder Songzeile wider. Von der Entführung durch Pluto und das Urteil, ein halbes Jahr im Hades verbringen zu müssen, weil sie von einem Granatapfelsamen gekostet hat, bis hin zur Liebe des Adonis und ihre Wiedergeburt im Frühjahr.

    Bild/picture: Sara Baggini
    Bild/picture: Sara Baggini

    Die Höhen und Tiefen der Heldinnenreise drückt Augustine mithilfe lockerer und sonnigen Parts und düsterer, unheimlicher Strecken haben. Das Zusammenspiel zwischen Schönheit und Unruhe, Ruhe und Zerrissenheit ist perfekt ausgeglichen. Die Wechsel zwischen beiden Welten passieren stets im richtigen Moment.

    Die Sound-Bastlerin aus Italien trifft mit ihrer aktuellen Platte den Puls unserer heutigen Welt und zeichnet zugleich eine finstere wie auch strahlende Zukunft.

    Düsternis und Leichtigkeit

    Mit der Dichte und Düsternis bewegt sie sich von Dream Pop weg in Richtung Dark Folk. Ihr harmonischer Gesang schwebt angenehm verträumt über allem und fängt die Songs einen nach dem anderen wieder ein, wenn sie kurz vor dem Davondriften in den Raum stehen.

    Sara Baggini komponiert bereits seit ihrer Kindheit. Mit 19 ging sie in Perugia auf die Akademie der schönen Künste, wo sie sich vor allem mit visueller Kunst beschäftige und ihren Abschluss in Malerei machte.

    Bild/picture: Sara Baggini
    Bild/picture: Sara Baggini

    Ihr Pseudonym Agustine nahm die Künstlerin nach ihren Aufnahmen mit One Thin Line (2010) und verschiedenen Zusammenarbeiten mit elektronischen Projekten an. Es stammt aus Georges Didi-Hubermans Essay "Invention of Hysteria".

    In den Kritiken hochgelobt

    Für ihr Video zum Song "Augustine" wurde ihr 2019 beim VIC (Videoclip Italia Contest) der zweite Preis als für das beste selbst produzierte Musikvideo verliehen. Ihr erstes offizielles Album "Grief and Desire" ist als musikalischer autobiografischer Roman konzipiert. Generell zieht sie ihre Ideen gerne aus der Literatur (z. B. Sylvia Plath und Virginia Woolf) und Malerei.

    Ihre Einflüsse sieht sie vor allem im britischen Post-Punk, Dream Pop und Darkwave der 1980er Jahre. Ihre Verehrung für Größen wie Dead Can Dance, Cocteau Twins, Siouxsie And The Banshees, Sinead O'Connor, PJ Harvey, Agnes Obel und Björk hört man ihrem Stil durchaus an. Doch nicht nur, wenn ihr mit der Musik der genannten Musiker*innen und Bands etwas anfangen könnt, solltet Ihr in ihre aktuelle Platte "Proserpine" unbedingt mal reinhören. Ich lege sie Euch hiermit ans Herz.

    Augustine – "Anemones"

    Augustine – "Pagan"

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