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    "Alter" von Karin Park und Lustmord

    Faszinierende Horrorsounds

    Review von Anne
    09.05.2021 — Lesezeit: 3 min
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    "Alter" von Karin Park und Lustmord

    Alle, die sich ab und zu von etwas düsteren Klängen angezogen fühlen, sollten diesem Musiktipp auf jeden Fall ihre Aufmerksamkeit schenken. Denn: Schon bald erscheint eine neue Perle auf diesem Gebiet – "Alter" ist eine Kooperation von Lustmord und Karin Park von Årabrot.

    Gute Kollaborationen haben bei Pelagic Records Tradition. Die Berliner Musikschmiede um die Post-Metal Giganten von The Ocean haben nun mal ein Gespür für hochwertige Musik. Dabei werden vor allem die Post-Musik Genres bedient. Dazu zählt unter anderem auch die Horror Score Ecke.

    Freund*innen von Portishead, Dead Can Dance und Hans Zimmers Werken werden auf jeden Fall voll auf Ihre Kosten kommen und auch Fans von Tool Kopf und Soundgenie Maynard James Keenan (mit dem Lustmord schon mehrfach zusammengearbeitet hat) und Godspeed You! Black Emporer sollten auf jeden Fall weiterlesen.

    Fantasievoll und furchteinflößend

    Karin Park & Lustmord – "Alter"
    Karin Park & Lustmord – "Alter""Alter" ist unglaublich furchteinflößend und bringt zugleich jede Menge Seelenheil – ein entspannter Kinoabend ganz ohne Kino erwartet Euch. Die acht Stücke sind der perfekte Soundtrack für einen kreativen Horrorfilm der Fantasie.

    Die bedrohliche Finsternis schwingt in jeder Note mit. Unbekannte Geister schleichen durch die Lüfte und ergreifen Besitz von der Atmosphäre. Mit dem ersten Stück "Hiraeth" öffnet sich eine staubige Truhe mit lange gehegten Geheimnissen, die dringend ans Licht wollen. Über der bleiernen Schwere und entzückenden Leichtigkeit schwingt Karin Parks Gesang wie ein wohl balanciertes Pendel.

    Durchdachte Dramaturgie

    Lustmord sorgt mit seiner Musik für spannende Dramatik und zeichnet den Bogen geschickt zum nächsten Stück "The Void Between". Der Track reißt mich beim Zuhören (der Name deutet es schon an) tief in den Abgrund. Raben kreisen in einem dunklen Himmel.

    Der dritte Song "Perihelion" schleicht sich fast unbemerkt in mein Ohr und zieht mich in seinen Bann. Auch hier ist die Überleitung geradezu brillant.

    Karin Parks Gesang ist ergreifend. Von den Klängen der kinematischen Gruselmusik von Lustmord hat sie längst Besitz ergriffen. Sie nutzt sie zu ihrem Vorteil und veredelt damit den Tonträger. Ihren Kollaborations-Partner Brian Williams beschreibt die Sängerin so:

    "Er ist der Gustave Doré der Musik. Er malt magische Bilder mit einem Sound, der so groß ist, dass er Raum für die eigene Vorstellungskraft lässt."

    Schmeichelnde Worte, die besser formulieren, was Euch da erwartet, als ich es jemals könnte.

    Karin Parks Stimme hat mir den Kopf verdreht

    Auch der vierte Track "Twin Flames" hat mir von Anfang an den Kopf verdreht. Ich vermute, das Stück ist sogar mein Lieblingssong auf der Platte. In der Musik schlagen zwei Herzen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch dieselbe Sprache sprechen.

    Der Waliser und die Schwedin liefern ab und wirbeln die musikalische Vorstellungskraft ordentlich auf. "Entwined" heißt der fünfte Track. Er bringt eine Kühle mit, die durch Mark und Bein geht. Das gespenstisches Ambiente wird schon bald von Karins traumhaftem Gesang davon geweht, um sich sogleich wieder zu vertiefen. Szenen aus bekannten Gruselmärchen ziehen vor dem inneren Auge vorbei.

    Die ganze Platte ist sensationell aufwändig und gleichzeitig stilvoll. Wie die Szenen aus einem David Lynch Film ziehen die Stücke nach einander auf der Bühne auf und senden ihre Message. Der sechste Song "Kindred" ist der dramaturgische Höhepunkt des Albums.

    Gruseleffekte bis zur letzten Note

    "Song Of Sol" ist im Anschluss fast schon fröhlich beschwingt. Die orchestrale Note steht dem Song gut zu Gesicht. Er macht die Bühne frei für den letzten Song "Sele". Dieser zieht mich nochmal hinein in die Kühle gotischer Gemäuer und lässt mich durch finstere Säle der Vergangenheit wandern. Insgesamt hebt der letzte Song sich vor allem durch seine Härte von denen anderen auf der Platte ab. Der Gruseleffekt wird dabei nochmal auf die Spitze getrieben und findet nach 9:11 ein jähes Ende. Und jetzt erstmal raus ans Tageslicht!

    Lustmord aka Brian Williams hat in der Vergangenheit mit Größen wie Wes Borland, Puscifer und Melvins zusammengearbeitet. Außerdem sorgte er unter anderem mit Soundtracks für Filme wie "The Crow", "Underworld" und "First Reformed" für Aufsehen. Karin Park dürfte Euch durch ihr Mitwirken bei den Noise-Rockern von Årabrot ein Begriff sein. Sie ist seit 2012 festes Mitglied der Band. Sie spielte außerdem unter anderem im norwegischen Horrorfilm "Hidden" mit und hat sich mit ihren Solo-Projekten einen Namen gemacht. Hier bedient sie vor allem die Genres Elektropop, Folk und Indie. Mit ihrem Debütalbum "Superworldunknown" war sie 2003 sechs Wochen lang in den norwegischen Albumcharts vertreten.

    "Alter" von Karin Park und Lustmord erscheint am 25. Juni. Ihr könnt die Platte hier vorbestellen.

    Karin Park & Lustmord – "Twin Flames"

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