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    God Is An Astronaut – "Ghost Tapes #10"

    Düsterer durchdachter Post-Rock

    Review von Anne
    12.02.2021 — Lesezeit: 2 min
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    God Is An Astronaut – "Ghost Tapes #10"

    Es ist so weit: Heute veröffentlichen God Is An Astronaut ihr zehntes Album "Ghost Tapes #10". Ich habe die Platte gehört und dabei einige interessante Details entdeckt.

    Diesen Moment habe ich sehnsüchtig erwartet. Heute steht sie endlich in den Plattenläden: die neue Scheibe von God Is An Astronaut.

    Das neue Werk der irischen Post-Rock Truppe kommt roh und wild daher. Ob es sich tatsächlich auch um das wie die Band es vorab angekündigt hatte "aggressivste Album" ihrer fast 20-jährigen Geschichte handelt, darf jede*r für sich entscheiden.

    "Ghost Tapes #10" ist härter als sein Vorgänger

    Nach dem fast fragilen "Epitaph" von 2018 kommt "Ghost Tapes #10" von Anfang an härter daher. Der leicht gruselige, wonnige Schauer, den man sich beim Hören von GIAA Platten erhofft, bleibt dennoch nicht aus. Wenn auch ein kleines Licht aus der Düsternis herausführt: Das Album wirkt irgendwie metallischer, als seine Vorgänger.

    In einigen Stücken werden sogar ganz neue Töne angeschlagen. "Adrift" zum Beispiel klingt in Teilen nahezu hoffnungsfroh. "In Flux" hingegen zeigt sich angenehm angerockt – ohne dabei in eine seltsame Schiene zu rutschen.

    Ob "Epitaph" und "All Is Violent, All Is Bright" weiter meine Favoriten bleiben? Ich vermute es. Allerdings muss ich zugeben, dass mich das neue Werk von God Is An Astronaut ganz schön mitnimmt. Ich glaube, es ist eines der Alben, bei denen man bei jedem Hördurchgang neue Feinheiten entdeckt. Besonders das gekonnte Spiel aus Höhen und Tiefen, Finsternis und Licht, Leichtigkeit und Schwere zieht mich komplett in einen Bann.

    Post-Rock wie er sein sollte

    Für mich hat die Platte alles, was guter Post-Rock braucht: Klangbäder und Rundflüge, Melodien und ausgefallene Rhythmen und wogende Wellen. On top gibt es auf "Ghost Tapes #10" sogar ziemlich gekonnte Zweifuß-Technik-Einlagen am Schlagzeug – Freund*innen von Hardcore Punk und Metal kommen also durchaus auch auf ihre Kosten ("Spectres").

    Das Zeitalter der Pandemie, des Klimawandels und der politischen Verwirrung ist ganz sicher auch an GOIAA nicht spurlos vorübergezogen. Beim Hören kann man sich gut vorstellen, dass die Eindrücke der letzten Monate und Jahre in die Kompositionen eingeflossen sind. Die hauchigen Ambient-Momente sind weniger geworden, was jedoch nicht stört.

    Alles in allem ist die Platte eine sehr runde Sache. Sie wird mich sicher lange begleiten und immer wieder auf meinem Plattenteller landen. Insgesamt empfehle ich Euch "Ghost Tapes #10" auf jeden Fall an einem Stück zu hören.  Der nachdenklich-wohlüberlegte Gesamteindruck geht sonst leider ein bisschen verloren. Auch das von mir in der Musikliste für den Februar vorgestellte Stück "Burial" entfaltet  seine volle Wirkung erst im Kontext der LP – eingebettet zwischen dem aussagekräftigen Opener "Adrift" und dem ebenfalls bereits erwähnten "In Flux".

    Jo Quail als Gastmusikerin

    Für einen gelungenen Abschluss sorgt ein Gastauftritt meiner heiß geliebten Lieblings-Cellisten Jo Quail. Im Song "Luminous Waves" sorgt sie nochmal für Gänsehautstimmung.

    Benannt ist die Platte übrigens nach dem während des Vietnam-Krieges aufgenommenen "Ghost Tape 10". Ingenieure des 6th Psychological Operations Battalion (PSYOP) hatten wochenlang in einem Nachhallraum unheimliche Laute und verzerrte Stimmen aufgenommen. Sie sollten die Stimmen de Geister gefallener Vietkong-Solddaten und Soldaten aus Nordvietnam darstellen. Man hörte auf den Bändern neben Geräuschen und stark verzerrten Gesprächen unter anderem auch buddhistische Bestattungsmusik. Mit dem Band wollte man damals den Feind zum Verlassen seiner Stellungen bringen.

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