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    Vegane Kosmetik, Biokosmetik und Naturkosmetik

    Die Unterschiede

    Beitrag von Anne
    26.03.2018 — Lesezeit: 6 min
    Vegane Kosmetik, Biokosmetik und Naturkosmetik

    "Du schreibst über Naturkosmetik, vegane Naturkosmetik und vegane Kosmetik. Hin und wieder geht es auch um Biokosmetik. Ich finde das ziemlich cool. Aber etwas verwirrend finde ich es auch. Kannst Du vielleicht mal genau erklären, wo die Unterschiede liegen?"

    Das wurde ich vor Kurzem gefragt. Und es stimmt: So klar sind die Unterschiede zwischen Naturkosmetik, veganer Naturkosmetik und Biokosmetik wirklich nicht. Sie sind also definitiv eine Erklärung und damit einen Artikel wert. Und voilà: Here we go!

    Naturkosmetik ist nicht immer vegan!

    Vegane Kosmetik wird immer beliebter. Längst kann man sich nicht mehr nur über das Internet damit eindecken. Man findet sie im Drogeriemarkt, in der Apotheke nebenan und sogar im Supermarkt. Überall sind plötzlich Vegan-Logos und Veganblumen zu sehen.

    vegane Kosmetik

    Doch das bedeutet nicht immer auch, dass es sich um Naturkosmetik handelt und umgekehrt ist das genau so. Naturkosmetik kann auch durchaus nicht vegane Inhaltsstoffe enthalten. So kommt in vielen Produkten beispielsweise Bienenwachs oder Wollwachs (Lanolin) zum Einsatz.

    Bei "Cera Flava" (Bienenwachs) handelt es sich um die Ausscheidung der Honigbienen. Von den Bienen wird es zur Produktion der Waben genutzt. Kosmetikfirmen geben es zum Beispiel gerne in Coldcreams oder andere reichhaltige Pflegeprodukte. Echtes "Karmin" wird aus weiblichen Schildläusen gewonnen, es gibt eine starke rote Farbe ab und wird daher gerne zum Färben (Rheumabäder, Mundspülung) verwendet. "Keratin" wird aus Horn, Hufen, Schuppen, Federn und Hörnern gewonnen. Es wird für Haarpflegeprodukte verwendet. "Lanolin", auch Wollwachs genannt, stammt aus den Talgdrüsen von Schafen und wird für Salben, Cremes und Lotionen verwendet.

    Neben Naturkosmetik gibt es auch noch Biokosmetik. Ferner: vegane Naturkosmetik, vegane Biokosmetik, vegane herkömmliche Kosmetik und naturnahe Kosmetik. Doch was sind hier neben den bereits beschriebenen Inhaltsstoffen die Unterschiede?

    Naturkosmetik, vegane Kosmetik und Biokosmetik – Welche Abstufungen gibt es?

    vegane Kosmetik

    Gesetzlich sind die Begriffe "Naturkosmetik", "Biokosmetik" und "vegane Kosmetik" bislang nicht geschützt. Als Verbraucher*innen solltet Ihr daher bewusst auf Zertifizierungen achten und Euch mit den unterschiedlichen Inhaltsstoffen vertraut machen. Zugegeben: Das kann mitunter ziemlich kompliziert sein.

    Zwei der bedeutendsten Standards für Naturkosmetik sind derzeit hierzulande COSMOS und NATRUE. COSMOS ging aus der französischen Ecocert-Zertifizierung hervor. Bei COSMOS wie bei NATRUE dürfen ausschließlich natürlich Rohstoffe verwendet werden. Alles muss, sofern in Bio-Qualität verfügbar, auch welche sein. Das Siegel COSMOS ORGANIC tragen derzeit nur die Produkte sehr weniger Brands. Weitere Schattierungen sind "Naturkosmetik" und "Biokosmetik" mit vorgeschriebenen Mindestanteilen an Bio-Rohstoffen.

    Für vegane Kosmetik gibt es die Blume der Vegan Society sowie das V-Label des Vebu. Diese Logos sagen jedoch nichts darüber aus, ob es sich um Natur- oder Biokosmetik handelt. Vorsicht ist auch geboten bei Produkten, auf die die Marke selbst das Wort "vegan" aufdrucken lässt.

    Wie finde ich vegane Kosmetik und vegane Naturkosmetik?

    Bei mir im Blog findet Ihr immer wieder Hinweise auf Brands, die ich selbst gerne verwende. Ansonsten kann ich Euch Apps wie Yuka und Codecheck empfehlen. Schreibt sonst die Marken auch einfach direkt an, wenn Ihr Euch unsicher seid. Meine Erfahrung: Man bekommt überraschend oft eine ausführliche Antwort. Auch die oben beschriebenen Labels sind wertvolle Indizien, die ihr bei Eurer Recherche einbeziehen könnt.

    Wie sieht es mit Tierversuchen aus?

    Das schließt nicht aus, dass für die Konzerne oder die Entwicklung der Produkte sowie die Rohstoffe Tierversuche gemacht werden. Diese sind zwar in Deutschland für Kosmetikprodukte seit einiger Zeit verboten, jedoch gibt es auch hier leider Abstufungen. Firmen, die ihre Kosmetik auch in China vertreiben, sind beispielsweise dazu gezwungen, Tierversuche in Auftrag zu geben, da diese dort vorgeschrieben sind.

    Eine weitere Stufe ist die sogenannte "Naturnahe Kosmetik". Man kann sie als Zwischenstufe zwischen der herkömmlichen und der Naturkosmetik betrachten. Es werden dabei pflanzliche Wirkstoffe mit synthetischen Inhaltsstoffen aus dem Labor kombiniert. Letztere sind oft Duft- oder Konservierungsstoffe, die nachträglich hinzugefügt werden. Sie wird besonders bei konventionellen Marken immer beliebter. Immer mehr von ihnen nehmen Pflegeserien aus diesem Segment in ihr Sortiment auf.

    Kann ich der Werbung vertrauen?

    vegane Kosmetik

    Die großen Konzerne halten ihre Augen offen. Auch sie bekommen mit, dass Bio boomt. Das grüne Image ist ganz groß im Kommen und es zieht ungemein, wenn man mit natürlichen Inhaltsstoffen wirbt.

    Ein grünes Blatt auf der Shampooflasche, ein "enthält Auszüge aus natürlichem Lavendel" auf dem Gesichtswasser und schon haben die Kosmetikkonzerne in Sachen Glaubwürdigkeit den letzten Shitstorm wettgemacht. Sie werben ganz unverblümt mit Bildern aus der Natur – klares Wasser und grüne Wälder soweit das Auge reicht. Testimonials in natürlich wirkender Kleidung mit wehendem Haar und Influencer im Boho-Look unterstreichen das "nachhaltige" und "gesunde" Image.

    Das oberste Gebot lautet daher: Lasst Euch nicht täuschen. Checkt Produkte, die auf den ersten Blick interessant wirken, auf jeden Fall immer genau. Vor allem solltet Ihr Euch immer von vornherein darüber bewusst, sein, was Ihr Euch wünscht und was Ihr braucht. Das gilt, wie schon erwähnt, auch für Vegan-Logos: Prüft die Brands weiterhin sehr genau, bevor Ihr etwas kauft. Dass nur vegane Inhaltsstoffe in einem Produkt stecken, bedeutet weder, dass der Konzern keine Tierversuche unterstützt, noch, dass ein Produkt wirklich gesund für Eure Haut oder Haare ist.

    Ist Naturkosmetik automatisch qualitativ hochwertig?

    vegane Kosmetik

    Auch zum Thema Qualität solltet Ihr einige Unterschiede beachten. Den Verarbeitungsprozess kann man im Bereich der Naturkosmetik nur sehr wenig kontrollieren. So sind hochwertige Öle ein besonders wichtiger Faktor. Es werden jedoch von sehr vielen herstellenden Firmen inzwischen desordierte Pflanzenöle verwendet.

    Das heißt, dass ihnen im Anschluss an die Pressung durch Zufuhr von Hitze Farbe und Duft entzogen werden. Dadurch können die Herstellungsfirmen sie leichter verarbeiten und sie sind länger haltbar. Hinterher könnt Ihr am Geruch nicht mal mehr erkennen, ob es sich um Argan- oder Olivenöl handelt. Schade um die Öle, die zuerst in liebevoller Kleinarbeit kalt gepresst werden, um möglichst alle Inhaltsstoffe zu erhalten. Und schade, dass man vielen Produkten im Anschluss wieder einen Duft hinzufügen muss, obwohl sie doch eigentlich von Natur aus einen hatten.

    Wenn Ihr also wirklich ausschließlich "Natur" auf Eure Haut bringen möchtet, solltet Ihr immer darauf achten, dass alle Inhaltsstoffe so natürlich wie möglich erzeugt wurden. Wem "nur" wichtig ist, dass seine Pflegeprodukte vegan sind, hat es schon etwas leichter.

    Ist das nicht trotzdem alles Chemie?

    vegane Kosmetik

    Das ist richtig! Auch, wenn es sich um Naturkosmetik handelt, liegt allem natürlich immer eine chemische Verbindung zugrunde. Das gilt auch für Salz (NaCI) oder sogar Wasser (H2O). Wenn also Marken damit werben, dass ihre Produkte "frei von Chemie" sind, ist das nichts anderes, als ein Werbespruch. Fallt da also nicht darauf rein. Chemie ist auch per se nichts Schlechtes. Gebe es sie nicht, würde es weder uns noch diesen Planeten noch sonst irgendetwas in unserem Universum geben. Die Natur besteht demnach aus Chemie und Chemie und Natur sind alles andere als Gegensätze.

    Manchmal wird "Chemie" auch als Synonym für synthetische, sprich: im Labor hergestellte, Inhaltsstoffe verwendet. Dann handelt es sich zwar nicht um Naturkosmetik, dennoch sind sie unter Umständen weder schädlich noch besonders hochwertig. Im Zweifelsfall solltet Ihr also jedes Produkt auf seine Wirksamkeit und die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe prüfen!

    Kann es sein, dass ich natürliche Kosmetik nicht vertrage?

    Um einen Urban Myth handelt es sich bei der Aussage "Naturkosmetik ist immer sanft und gut verträglich". Auf einige Produkte kann sogar das komplette Gegenteil zutreffen. Wer empfindliche Haut hat, sollte seine Hände beispielsweise keinesfalls mit Seife waschen. Dabei handelt es sich sehr häufig zwar auch um Naturkosmetik, Ihr zerstört damit jedoch den natürlichen Schutzmantel Eurer Haut. Schadstoffe können dann schneller eindringen und es kann zu Allergien, Reizungen und sogar Ekzemen kommen. Das liegt daran, dass Seife alkalisch ist. Mit Ihrem pH-Wert von 8 bis 11 erhöht sie auch den pH-Wert Eurer Haut für einen Moment auf diesen Wert. Ihr tötet damit also nicht nur die "bösen", sondern auch die "guten" Bakterien ab.

    Seife ist hier übrigens nur ein Beispiel für eine lange Liste natürlicher Inhaltsstoffe, die unter Umständen zu Reizungen bis zu Entzündungen führen können. Achtet also je nach Hauttyp darauf, welche Produkte Ihr verwendet. Auch ätherische Öle wie Teebaum-, Zimt- oder Lavendelöl sind zum Beispiel längst nicht für jede Haut die richtige Wahl. Ich selbst habe eine starke Lanolin-Allergie. Zum Glück handelt es sich dabei nicht um einen veganen Inhaltsstoff. Die Gefahr habe ich somit schon mal gebannt. Vorsicht ist und bleibt für mich dennoch die Mutter der Porzellankiste!

    Geht es am Ende des Tages allen nur um ihren Profit?

    vegane Kosmetik

    Warum entzieht man denn nun den Ölen die "Persönlichkeit" und verwendet nur noch das, was übrig bleibt? Und warum nehmen einige Brands in Kauf, dass ihre Produkte an Tieren getestet werden?

    Es geht wie immer um den Profit.

    Man kann Beauty-Produkte deutlich leichter einer breiten Masse anbieten, wenn sie immer gleich aussehen, es nicht zu Füllschwankungen kommt, oder die Farbe von Packung zu Packung leicht variiert. Daher erfreuen sich die desordierte Öle immer größerer Beliebtheit und das auch bei kleineren Brands. Die Kosmetikbranche ist ein hart umkämpfter Markt und man hat es einfach leichter, wenn sich etwa Drogeriemarktketten für die Produkte, die man herstellt, interessiert.

    Gleiches gilt für die Marken, die ihre Produkte für den chinesischen Markt testen lassen. Oder den Greenwashing-Boom. Die Frage "Möchten wir uns diesen gewinnbringenden Markt wirklich entgehen lassen?" scheint wie ein Damoklesschwert über vielen Kosmetikfirmen zu hängen. Eine grüne Verpackung und ein "natürlich" im Aufdruck auf dem Label bedeutet noch lange nicht, dass ein Produkt gesund und hochwertig ist.

    vegane Kosmetik

    Zum Glück gibt es aber auch einige, die es anders machen, sich bewusst für einen Verzicht entschieden haben, ihre Kund*innen aufklären, Tierschutzorganisationen im Kampf gegen Tierversuche unterstützen und auf schädliche Inhaltsstoffe bewusst verzichten. Wenn es sich dabei um vegane Natur- oder Biokosmetik handelt oder "schlicht" um liebevolle vegan hergestellte Kosmetik (was nach meiner Erfahrung manchmal sogar noch viel toller sein kann), macht Ihr nicht viel falsch.

    Ich halte es für besonders wichtig, dass man Produkte bewusst wählt und achtsam verwendet. Wenn Ihr Eure Tiegel, Tuben und Fläschchen immer komplett leer macht und Euch vor der Verwendung mit den Inhaltsstoffen und der herstellenden Firma auseinandergesetzt habt, seid Ihr auf einem sehr guten Weg.

    Lest gerne, in meiner Rubrik Vegan Beauty weiter, wenn Ihr einige Brands, die ich Euch mit gutem Gewissen empfehlen kann, kennenlernen möchtet.

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