Das abgesagte Konzert
Nächstes Mal wird es dafür doppelt schön
Heute erfahrt Ihr, warum ich leider nie erfahren werde, ob Amanda Palmer meine Frisur gefallen hätte. Das Konzert wurde leider abgesagt. Der Ticketshop ist überfordert und weiß nicht, was zu tun ist.
Gleich an erster Stelle: Lieber Antony, ich wünsche Dir alles Gute, wir hoffen, dass es Dir bald besser gehen wird. Amanda soll Dich von uns drücken. Wir denken hier an Euch!
Zu Weihnachten wollte ich Matze eine ganz besondere Freude machen und schenkte ihm Eintrittskarten für ausgewählte Konzerte. Unter anderem eine für Amanda Palmer. Das Konzert sollte gestern Abend im Ampere in München stattfinden.
Zur Feier des Tages stylte ich mich ganz im Amanda-Look. Natürlich durfte auch ihre legendäre Flecht-Frisur nicht fehlen. Wir packten die Kamera ein und machten uns auf den Weg. Wir kamen gut durch den Verkehr, die 75 km hatten wir schnell hinter uns. Wir stellten den Wagen im nahe gelegenen Gasteig-Parkhaus ab und machten uns auf den Weg zum Club Ampere. Dort angekommen, stellten wir fest, dass dort eine Benefiz-Veranstaltung der Petra Kelly Stiftung in vollem Gange war. Ein Mitarbeiter wies uns darauf hin, dass das Konzert in die benachbarte Muffathalle verlegt worden war. Wir wunderten uns kurz, dass uns niemand per E-Mail informiert hatte und gingen rüber.
Wir gaben unsere Jacken ab und wurden darauf hingewiesen, dass sich das Konzert noch etwas verzögern würde, also nahmen wir im angeschlossenen Café Platz, um noch einen kleinen Drink zu uns zu nehmen. Kaffee für meinen Lieblings-Fahrer und Gin Tonic für mich. Die Vorfreude stieg. Wir wunderten uns ein Wenig über das Publikum, das man als eine Mischung aus HipHop-Kids und Alt68ern beschreiben könnte. Nach ca. einer halben Stunde begaben wir uns zum Einlass. Wir zeigten unsere Tickets vor und wollten unseren Ohren nicht trauen, als der freundliche Kartenabreißer uns darüber informierte, dass das Amanda Palmer Konzert leider ersatzlos gestrichen worden sei. Er selbst hatte sich auch Karten für dieses besondere Event besorgt und sich als großer Fan der großen Sängerin sehr darauf gefreut. Ein paar Tage zuvor hatte er sich jedoch, im Gegensatz zu uns, noch einmal die Facebook-Seite der Künstlerin besucht und folgende Meldung vorgefunden:
'Mit großem Bedauern mussten sich Amanda Palmer & The Grand Theft Orchestra dazu entscheiden, einen Großteil ihrer anstehenden Tourtermine abzusagen. Amandas bester Freund Antony ist schwer erkrankt und sie möchte ihm in Boston beistehen. Amanda, die über ihr Blog sehr eng mit ihren Fans verbunden ist, hat dort bereits darüber berichtet. Von der Absage sind auch die ursprünglich für März geplanten deutschen Konzerte in München, Köln, Berlin und Hamburg betroffen. Bereits im Vorverkauf erworbene Karten können bei den jeweiligen Vorverkaufsstellen zurückerstattet werden.'
Ersatzweise fand nun die Benefizveranstaltung im Ampere statt, in der Muffathalle war für den Abend eine Art Jam geplant, was die Mischung des Publikums erklärt. Ich kucke ja auch immer wieder in Amandas Weblog vorbei. Leider hatte ich genau diesen Beitrag verpasst. Unsere Gesichter kann man sich vorstellen. Wir bedankten uns bei dem überaus freundlichen, offenen Fan und gingen unserer Wege. Die drei Euro Garderobengebühr bekamen wir kulanter Weise zurückerstattet. Ein trauriges Gefühl machte sich breit. Wie schlimm muss es Amanda gehen. Wie geht es Antony? In erster Linie empfanden wir Mitleid für die beiden.
Allerdings stellte sich uns auch die Frage: Warum hatte der Online-Ticket-Shop uns nicht per E-Mail über die Absage (die bereits Anfang Januar von Amanda an alle Veranstalter weitergegeben worden war, wie sich herausgestellt hatte, mobiles Internet sei dank) informiert? Auch der freundliche Kartenabreisser hatte seine Tickets über diesen Versand bestellt und war nicht informiert worden.
Auf unsere Nachfrage im Club Ampere, was wir nun am besten mit Tickets unternehmen sollten, schickte man uns zur Abendkasse. Die uns wieder zurück zum Ampere schickte, wo wir nun freundlich darauf hingewiesen wurden, uns doch an den Kartenvorverkauf zu wenden.
Mit hängenden Köpfen traten wir nun den Rückweg zum Parkhaus an. Dort angekommen steckten wir das Parkticket in den dafür vorgesehenen Automaten. 56 Minuten. Kulturtarif. Das wären 4,- € gewesen. Allerdings knöpfte uns der Automat gleich mal 8,- € ab. Leider spuckte er auch keine Quittung aus, wie hatten also keinen Beweis für diesen Vorfall. Vorlaut, wie ich bin, sprach ich eine Passantin an, die mir promt den Weg zum Pförtner erklärte, den wir dann auch aufsuchten. Leider konnten wir nichts ausrichten, der Pförtner wies uns darauf hin, dass wir uns an den Pächter der Parkgarage zu richten hätten. Ohne uns die Nummer zu notieren verließen wir die Lokation, den letzten Beweis, unser Parkticket mussten wir, wie das ja allgemein üblich ist, bei der Ausfahrt in den Automaten einlegen, um die Schranke zu öffnen.
Sicherlich ein Vorfall, der uns normalerweise gerade mal ein Schmunzeln gekostet hätte, gestern Abend brachte er das Fässchen endgültig zum Überlaufen.
Auf der Rückfahrt studierten wir die Texte der aktuellen Billy Talent LP ein. Bei, wie man sich das vorstellen kann, voller Lautstärke. Zu Hause angekommen, schafften wir es, als kleine Wiedergutmachung wenigstens noch, uns die Wiederholung des neuen Hamburger Tatorts anzusehen.
Nach einer unruhigen Nacht, in der ich von Antony, verlorenen Tickets und bösen Mails träumte, wählte ich heute Morgen die Servicenummer des Kartenshops. Nachdem ich zwei Mal in der Warteschleife aus der Leitung geflogen war, meldete sich beim dritten Versuch eine sehr gelangweilt wirkende Dame, die auch nach dem dritten Hinweis darauf, dass ich keine Information bekommen hatte, steif und fest behauptete, dass in solchen Fällen die Kunden immer ordnungsgemäß informiert würden. An eine Entschuldigung oder auch nur den geringsten Anflug von Menschlichkeit war nicht zu denken. Sie forderte mich dazu auf, die Tickets zurückzusenden. Auf eigene Kosten und zu meiner eigenen Sicherheit per Einschreiben. Die Versandkosten und das Porto für das Einschreiben würden mir nicht zurückerstattet. Ich frage mich, zu was das wohl gut sein soll? Wozu Karten für ein Konzert, das niemals stattgefunden hat zurücksenden, die auf ein Datum in der Vergangenheit datiert sind? Aber gut. Man muss nicht alles verstehen. Bürokratie. Frau kennt das ja. Aber zumindest ein klitzekleines bisschen Verständnis und Kulanz hätte ich mir dann doch erwartet.
Ob dieser telefonischen Begegnung, ließ ich es mir nicht nehmen, dem Einschreiben mit den Tickets einen kurzen Brief beizulegen. Ich bin nun sehr gespannt auf die Reaktion. Sollte sich nichts mehr ergeben, werde ich meine Karten auf jeden Fall ab jetzt wieder wo anders bestellen. Werde heute versuchen, mir Tickets für die Trail Of Dead Show in München zu sichern. Als Ersatz für dieses nicht eingelöste Geschenk und vor allem auch, weil ich die Band liebe, seit ich sie das erste Mal gehört habe. Drückt mir die Daumen, dass ich dieses Mal bessere Erfahrungen machen werde. Ich werde heute Abend mal beim örtlichen Kartenvorverkauf vorbeischauen. Bis sich die Wogen wieder geglättet haben, werde ich erstmal die Finger von Online-Ticketshops lassen.
Sollte ich keine Reaktion auf mein Schreiben erhalten, werde ich außerdem darüber nachdenken, den Namen des großen Ticket-Versandhauses in dieses Blogpost mit aufzunehmen. Einige von Euch kennen ihn sowieso schon. Außerdem werde ich meinen Brief an dieser Stelle veröffentlichen.
Dieser Beitrag hat für mich einen faden Nachgeschmack. Es tut mir leid, dass ich in einem so traurigen Kontext einen Servicewüstenartikel bringen muss. Ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Ich hoffe, ihr versteht das und bleibt mir gewogen. Ich schreibe dies auch für andere Amanda-Fans, ich würde mich freuen, von ihnen zu hören.
Desweiteren bleibt mir nichts, als Antony alles Gute zu wünschen. Wir hoffen sehr, dass es ihm bald besser geht. Zum Glück hat er in diesen Zeiten Amanda an seiner Seite. Unser Respekt an dieser Stelle. Wir wünschen Euch beiden nur das Beste. Und Amanda für den weiteren Verlauf der Tour gutes Gelingen.