Vegan-Aktivistin Inbar Schütte-Perez
"Wir müssen groß sein, wenn wir Großes erreichen wollen"
Inbar Schütte-Perez ist in der veganen Hamburger Szene bekannt, wie keine andere. Die vegane Aktivistin organisiert neben vielen anderen Events die sogenannten "Cubes of Truth". Seit Kurzem hat sie ein neues Projekt. In meinem Interview habe ich mich unter anderem darüber mit ihr unterhalten.
Anne: Hallo Inbar! Danke, dass Du Dir die Zeit für das Gespräch nimmst! Wie geht es Dir? Du hast ja ganz schön viel zu tun: Job, Familie und dein Aktivismus. Wie sieht Dein heutiger Tag aus?
Inbar: Hey Anne, danke für diese Möglichkeit! Ich habe nie gedacht, dass mich mal jemand wegen meines Aktivismus interviewen würde. Und jetzt passiert es schon das zweite Mal!
Mein Tag besteht darin, mich um zwei super aktive, süße und lustige Kinder im Alter von fünfeinhalb und drei Jahren zu kümmern.
Neben meinem Job als Vollzeit-Mutter widme ich meinem Aktivismus sehr viel Zeit. Jede Demo und jede Veranstaltung muss im Vorfeld umfangreich geplant werden. Zurzeit bin ich mit einem neuen Projekt beschäftigt. Wir (ich bin Teil eines wunderbaren Teams!) bauen eine neue Straßenaktivismus Organisation auf. Sie soll die Art, auf die wir das tun, was wir tun revolutionieren. Wir stecken unsere Herzen und Seelen in dieses Projekt - und viele Stunden.
Meine Brötchen verdiene ich in der wunderbaren Kochschule "Kurkuma" in Hamburg Eimsbüttel. Das Kurkuma ist Deutschlands erste und bisher einzige vegane Kochschule! Ich arbeite dort jetzt bereits seit Jahren und gebe die israelischen Kochkurse1. Sie sind sehr beliebt und ich bin sehr stolz, dort arbeiten zu dürfen.
Anne: In Hamburg kennt man Dich vor allem als vegane Aktivistin. Seit wann lebst Du eigentlich schon vegan?
"Ich bereue, dass ich nicht schon früher Veganerin wurde"
Inbar: Ich lebe jetzt seit über zehn Jahren vegan. Zuerst habe ich mich zwanzig Jahre lang vegetarisch ernährt. Eines der Dinge, die ich in meinem Leben am meisten bereue ist, dass ich nicht schon früher Veganerin wurde.
Anne: Das haben wir etwas gemeinsam. Mir geht es ganz genau so. Was war zuerst da – der Aktivismus oder die Umstellung auf vegan?
Inbar: Ich glaube, das hängt davon ab, was Du als Aktivismus bezeichnen würdest. Bevor ich Veganerin wurde, habe ich für den Hamburger Mitternachtsbus2 mit Obdachlosen gearbeitet. Es war eine dieser Erfahrungen, die unglaublich hart sind und einen zugleich komplett erfüllen.
Ich musste mit meiner Arbeit für den Mitternachtsbus aufhören, als ich schwanger wurde. Als ich dann wieder etwas machen konnte, habe ich mich für eine andere Form des Aktivismus entschieden: Tierrechte.
Anne: Hattest Du ein besonderes Vorbild, als Du vegan wurdest?
"Die israelische Aktivistin Tal Gilboa hat mich sehr beeindruckt"
Inbar: Nicht wirklich. Ich wurde vor der aktuellen Veganismuswelle mit ihren Videos, Filmen und inspirierenden Persönlichkeiten zur Veganerin. Für mich war es ein Schritt, den ich machen musste, also machte ich ihn. Inspiriert hat mich die israelische Aktivistin Tal Gilboa. Tal ist eine Freundin von mir. Ich habe ihre Aktivismus-Posts in den sozialen Netzwerken verfolgt und irgendwann den dringenden Wunsch verspürt, selbst etwas zu tun. Sie hat mich dazu inspiriert, aktiv zu werden!
Anne: Heute bis Du selbst eine inspirierende Persönlichkeit! Lebt Deine ganze Familie vegan?
Inbar: Ja! Meine Kinder leben seit ihrer Geburt vegan. Oder seit der Schwangerschaft oder seit immer! Mein Mann lebt vegan. Sogar unsere Katze lebt vegan!
Anne: Was macht Hamburg in Bezug auf die vegane Community in der Stadt so besonders?
Inbar: Ich wusste nicht viel über veganen Aktivismus in Hamburg, bevor ich mit Anonymous For The Voiceless angefangen habe. Ich kann also nur über meine Erfahrungen innerhalb dieser Gruppe sprechen.
In Hamburg gibt es eine wunderbare Gemeinschaft von Aktivist*innen. Unsere Gruppe ist vielfältig, fleißig und engagiert. Bei uns gibt es eine familiäre Atmosphäre - einladend und unbelastet. Wir haben es geschafft, eine gesunde und nachhaltige Kultur zu schaffen. Das ist besonders für Tierrechts-Aktivist*innen sehr wichtig. Immer, wenn wir bei unseren Events Gäste haben, sagen sie uns, wie nett, hilfsbereit und offen wir sind.
Anne: Bei den Events, die Du organisierst, schaffst Du es unheimlich viele Leute miteinander zu vernetzen und für die gute Sache zu begeistern. Warst Du schon immer ein kommunikativer Mensch?
Inbar: Eigentlich schon mein ganze Leben, ja. Ich war Lehrerin und ich bin ein Tour Guide. Mit Menschen habe ich schon immer gerne gearbeitet. Ich mag sie sehr. Außerdem bin ich wohl so eine Art Organisationszauberin - super sorgfältig und manchmal übertrieben auf die Details konzentriert! Ich glaube, dass das die perfekte Kombination für eine erfolgreiche Gruppe ist.
"Diese wunderbaren Menschen sind immer für mich da"
Mir ist es wichtig zu erwähnen, dass alles, was ich tue, ohne die wunderbaren Menschen in meiner Gruppe nicht möglich wäre. Sie sind immer für mich da. Wir arbeiten bei den meisten Veranstaltungen zusammen und ich weiß, dass ich ihnen zu 100 Prozent vertrauen kann. Das ist ein weiterer einzigartiger Aspekt meiner Hamburger Gruppe: Sie funktioniert perfekt - sogar, wenn ich mal nicht dabei bin.
Anne: Du hast lange Zeit in Hamburg die Cubes Of Truth im Namen von Anonymous For The Voiceless organisiert – mit großem Erfolg. Seit Kurzem finden die Cubes in Hamburg unter einem anderen Namen statt. Außerdem hast Du die neue Gruppe "Active Vegans Hamburg" gegründet. Wie kam es dazu?
Inbar: Diese Geschichte ist so lang, dass ich ein Buch darüber schreiben könnte. Allerdings ist sie auch ziemlich langweilig, darum sollte ich das vielleicht besser nicht tun.
Anonymous For The Voiceless war lange Zeit mein Zuhause. Ich habe Anonymous For The Voiceless Hamburg im Winter 2017 gestartet und damit eines der erfolgreichsten Chapter aller Zeiten geschaffen! Ich war sehr stolz, Teil von AV zu sein und sehr loyal gegenüber der Organisation.
"Wir müssen dazu in der Lage sein, über negative Dinge zu diskutieren"
Zunächst mal ist es mir wichtig zu betonen, dass es meiner Meinung nach wichtig für die Entwicklung der Tierrechts-Bewegung ist, warum man eine Gruppe (egal welche Gruppe) verlässt. Wir müssen in der Lage dazu sein, sachlich über negative Dinge innerhalb der Bewegung zu diskutieren. Ohne dabei Angst zu haben, dass man uns Unsinn unterstellt.
Zu viele Menschen haben Anonymous For The Voiceless verlassen, ohne zu sagen, warum. Sie hatten Angst davor, dass jemand denken könnte, sie würden damit zu einem Drama beitragen oder dass sie nur das Negative sehen würden. Für mich sind Ehrlichkeit und Transparenz wichtiger, als den Frieden zu bewahren. Darum habe ich keine Sekunde gezögert, meine Gründe offenzulegen.
Es ist ebenso wichtig, zu sagen, dass keine Organisatorin für Anonymous For The Voiceless mehr zu sein nicht viel bedeutet. Ich bin immer noch eine Organisatorin und Aktivistin und habe nach wie vor zu meinen Freund*innen, die ich über Anonymous For The Voiceless kennengelernt habe, den Organisator⋆innen und Helfer⋆innen. Ich liebe sie alle sehr!
"Wir haben Anonymous For The Voiceless als Gruppe verlassen"
In meinem Abschiedspost habe ich erklärt, dass ich die Leitung abgegeben habe, weil mir Anonymous For The Voiceless keine Wahl gelassen haben. Sie haben Grenzen überschritten und ich konnte das nicht mehr länger ignorieren. Und glaube mir, ich habe viel zu viel ignoriert. Ich hatte das Gefühl, die Organisation nicht mehr länger repräsentieren zu können. Außerdem haben wir bemerkt, dass sich Anonymous For The Voiceless in eine Richtung entwickelt, die genau das Gegenteil von dem ist, was wir mit unserer Hamburger Gruppe aufgebaut haben. Wir haben uns also im Januar mit der ganzen Gruppe von AV getrennt.
Im Anschluss haben wir die neue Active Vegans Hamburg Gruppe ins Leben gerufen. Wir haben sie gegründet, um selbst entscheiden zu können, wie weit wir mit unseren Aktionen gehen möchten. Im Nachhinein betrachtet war es eine sehr kluge Entscheidung, das zu tun.
Active Vegans Hamburg setzt den Straßenaktivismus von Anonymous For The Voiceless in nahezu derselben Form fort. Man muss klar sagen, dass wir nie Probleme mit dem Ablauf der Demos hatten. Wir lieben ihn und finden, dass es nicht besser laufen könnte. Mit dem, was wir am besten können, wollen wir weitermachen. Dazu haben wir uns entschieden. Wir haben ein paar kleine Änderungen vorgenommen, aber insgesamt läuft es immer noch darauf hinaus, dass wir einmal pro Woche zusammenkommen, um uns für die Befreiung der Tiere einzusetzen. Genau, wie vorher.
Anne: Was muss man tun, wenn man an einem Cube teilnehmen möchte?
"Du musst nur die Teilnahme bestätigen!"
Inbar: Es ist total einfach: Klicke einfach in der Facebook-Gruppe auf "teilnehmen" und lese Dir die Infos durch!
Wir haben ein paar spezielle Leitfäden, die es lohnt zu lesen, bevor man zu einem Cube kommt. Wir möchten uns versichern, dass die Menschen wissen, was für einer Art von Bewegung sie sich anschließen, bevor sie es tun.
Außerdem sind keine speziellen Vorbereitungen nötig. Neue Teilnehmer⋆innen stehen normalerweise mit einem Bildschirm oder einem Schild in den Händen und begleiten dann eine⋆n erfahren⋆en Aktivist⋆in. Wir wünschen uns, dass die Menschen sehen und lernen, wie wir tun, was wir tun. Wir möchten, dass sie sich bei dem, was sie tun, wohlfühlen. Darum geben wir neuen Aktivist⋆innen Zeit zu lernen und zu erkunden, bevor sie anfangen, aktiv Menschen anzusprechen.
Anne: Wo Du gerade davon, Menschen anzusprechen. Was genau passiert bei einem Cube? Was sind die Ziele?
"Wir zeigen die alltäglichen Bedingungen in der Milch-, Fleisch- und Eierindustrie"
Inbar: Die Demo besteht aus zwei Teilen: ihrer Struktur an sich, sprich dem Cube und dem Aktivismus, "Outreach" genannt. Innerhalb des Cubes stehen die Menschen in einer statischen Haltung. Sie tragen Masken und halten Schilder oder Bildschirme, auf denen Gewalt gegenüber Tieren zu sehen ist. Unsere Videos sind nicht die ganz schlimmen - sie zeigen die alltäglichen Bedingungen in der Fleisch-, Milch und Eierindustrie. Wir zeigen auch lokale Videos von der SOKO Tierschutz und kleine "Familienbauernhöfe" im Großraum Hamburg.
Die Personen, die sich nicht im Cube befinden, sind mit dem beschäftigt was wir "Outreach" nennen. Das bedeutet, dass wir die Menschen, die stehenbleiben und sich die Bilder ansehen, in Gespräche verwickeln: Einen freundlichen, professionellen und in unseren Augen fachkundigen Dialog darüber, wie das, was auf den Bildern zu sehen ist, gestoppt werden kann.
Meine Gruppe ist CEVA und AVO zertifiziert (Center for effective vegan advocacy & amazing vegan outreach). Wir sind stolz auf unsere Fähigkeit, schwierige und herausfordernde Gespräche auf effektive und respektvolle Weise zu führen.
"Es ist wichtig, den Menschen zuzuhören"
Wir hören den Menschen, mit denen wir sprechen, aktiv zu. Wir sind nicht da, um sie zu belehren, sondern dafür, ihnen in die Augen zu sehen und ihnen zu sagen, dass wir auch mal dort waren, wo sie sich gerade befinden. Ihre Fragen zu beantworten und ihnen auf jede uns mögliche Art zu helfen, ist unsere Aufgabe. Wir möchten ihnen vermitteln, dass das, was auf den Bildschirmen zu sehen ist, falsch ist und so schnell wie möglich aufhören muss. Unsere Hoffnung ist, dass die Menschen unsere Demos mit dem Gefühl verlassen, dass die Qualen, das Töten und die Ausbeutung dieser Lebewesen in ihren Händen liegt. Wir hoffen, dass sie sich weiter mit der Thematik beschäftigen werden und natürlich auch, dass sie in Zukunft vegan leben.
Anne: Wie unterscheiden sich die neuen unabhängigen Cubes von den AV Cubes?
Inbar: Also, wir tragen unsere Anonymous For The Voiceless Klamotten nicht mehr. Das ist eigentlich die größte Veränderung. Wir sind nicht mehr dazu verpflichtet uns an die Richtlinien von Anonymous For The Voiceless zu halten und ich glaube, dass vielen von uns das einen großen Ballast von den Schultern genommen hat.
"Wir zeigen Aufnahmen aus lokalen Institutionen"
Im Moment verteilen wir andere Flyer an die Menschen, als die von Anonymous For The Voiceless. Wir sind stolz, lokales Material zu zeigen. Das wäre bei AV nicht möglich gewesen (Wir haben es aber trotzdem getan).
Wenn die neue Organisation, von der ich vorhin gesprochen habe, an den Start geht (im Mai!), wird sich vieles verändern. Vor allem unsere Möglichkeit, unseren Einfluss zu messen und nicht nur zu zählen, wie viele Menschen Flyer genommen haben, sondern auch wie viele von ihnen sie genutzt haben.
Anne: Bist Du neben Hamburg auch in anderen Städten aktiv?
Inbar: Nicht wirklich. Ich war bei ein paar Demos und Events in anderen Städten dabei, aber mein Hauptfokus liegt auf Hamburg. Weil unsere Gruppe mit vielen anderen Gruppen, zum Beispiel in Bremen und in Hannover, vernetzt ist, haben wir auch dort ein paar Demos veranstaltet.
Anne: Was sollte jede⋆r Veganer⋆in tun, um den Veganismus noch populärer zu machen?
"Jede⋆r Veganer⋆in sollte aktiv sein"
Inbar: Ich weiß nicht, ob "populär" hier das richtige Wort ist. Wir brauchen auf jeden Fall mehr Tierrechts-Aktivist⋆innen. Sogar hier in Hamburg, wo wir eine relativ große Gruppe haben. Ich kann mich wirklich nicht über fehlende freiwillige Helfer⋆innen beklagen. Aber sogar hier reden wir immer darüber, wie wichtig es ist, dass wir Veganer⋆innen dazu animieren und inspirieren, aktiv zu werden. Genau, wie jede⋆r Veganer⋆in bereut, nicht früher vegan geworden zu sein, bereut jede⋆r vegane Aktivist⋆in, nicht schon früher etwas unternommen zu haben. Wir sagen das jede⋆r Veganer⋆in, der⋆die uns begegnet - je mehr wir sind, desto mehr Menschen können wir überzeugen. Wir müssen groß sein, wenn wir Großes erreichen möchten.
Ich würde gerne dieses Interview dazu nutzen, jede⋆n nicht-aktive⋆n Veganer⋆in aufzurufen: Geh raus und tu etwas! Finde den Aktivismus, der am besten zu Dir passt! Am besten natürlich unsere Demos (lacht). Tu es. Die Tiere brauchen uns! Viele von uns!
Anne: Jemand erzählt Dir, dass er für sein Leben gerne vegan leben würde, er sich das aber nicht zutraut und/oder er das Essen nicht mag. Wie überzeugst Du ihn?
Inbar: Hör mir mal zu: Wenn jemand behauptet, nicht vegan leben zu können, weil ihm⋆ihr veganes Essen nicht schmeckt, dann ist diese Person nicht bereit für ein Leben mit Mitgefühl und Liebe. Beim Veganismus geht es nicht nur darum, was man isst. Es ist unsere Art zu leben. Ein Leben ohne Tierleid. Es ist ein Opfer im Bild, darum spielen unsere Geschmacksnerven hier erstmal keine Rolle.
"Veganes Essen besteht aus Grundnahrungsmitteln"
Wie auch immer. Wenn mir, als vegane Köchin, Menschen erzählen, dass sie veganes Essen nicht mögen, versuche ich herauszufinden, welche Gerichte sie probiert haben und was es ist, was sie nicht mögen. Pommes und Äpfel sind auch vegan. Und Popcorn. Wassermelone. Veganes Essen nicht zu mögen, ist eine viel zu allgemeine Aussage.
Veganes Essen besteht aus Grundnahrungsmitteln: Reis, Bohnen, Linsen, Nüsse, Samen, Pasta, Gemüse, Früchte, Kräuter. Wenn jemand es nicht schafft, leckere Speisen aus diesen Zutaten herzustellen, liegt das Problem nicht bei den Lebensmitteln.
"Wir vermissen nichts!"
Außerdem haben wir 2020. Die Massen an fertigen veganen Produkten übersteigen die Träume jede⋆r Veganer⋆in. Wir leben in einer Zeit der veganen Luxusprodukte. Und glaube mir, ich weiß, wie es ist, nicht in jedem Supermarkt eine Auswahl veganer Käsesorten zu finden. Von Frischkäse über Parmesan bis hin zu Salami, Bratwurst, Burgers (der Hype ist echt) und Pizza. Wer hätte das gedacht: Es gibt inzwischen sogar veganes Magnum! Wir vermissen nichts! Ganz und gar nichts!
Diese Ausrede ist eine der lustigsten. Es isst ja auch keiner pures Fleisch. Es sind immer auch Gewürze, Kräuter, Gemüse, Saucen mit im Spiel. Mit veganem Essen ist es nicht anders.
"Instagram kann sehr inspirierend sein"
Wenn jemand die Zubereitung von Veganer Essen als Herausforderung sieht, lade ich ihn⋆sie gerne ein, zu meinen Kochevents in die Kurkuma Kochschule zu kommen. Allen, die sich noch mehr Inspiration wünschen, empfehle ich Instagram. Es gibt eine faszinierende vegane Essenswelt da draußen!
Anne: Was sollte für jede⋆n ein Grund sein, vegan zu leben?
Inbar: Mein einziger Grund sind die Tiere. Ja, es ist auch toll, dass wir den Planeten retten und gesünder sind, wenn wir vegan leben, aber die Hauptkomponente ist die ethische. Dass wir JEDES JAHR 65 Billionen von "Nutztieren" antun, Billionen von Fischen und anderen marinen Lebewesen ist das größte Verbrechen der Menschheit. Wir missbrauchen, quälen und beuten Tiere aus. Nur, um Wünsche zu erfüllen, die nicht notwendig sind. Das ist moralisch falsch. Alle Produkte, in denen Tierisches steckt, ziehen Gewalt gegenüber Tieren nach sich. Sie können nicht ohne diese Gewalt hergestellt werden. Das muss aufhören. Jetzt.
Jeden Samstag ist Demotag
Anne: Wie geht es weiter? Was steht als Nächstes auf dem Plan für Dich und für die Aktive Vegans Hamburg?
Inbar Also wir haben unsere Demos, die so gut wie jeden Samstag stattfinden. Außerdem sind wir auch für unsere "Off-Demo-Termine bekannt: Soziale Events, Workshops, Trainings, Filmvorführungen, Vorlesungen und vieles mehr. Unser nächster Workshop findet am 21. März⋆ statt. Es handelt sich dabei um eine Einführung in den Straßenaktivismus.
Wir veranstalten im Mai außerdem die zweite Vegan Chalking Night. Die gab es letztes Jahr schon.
Ich hoffe, dass ich im Sommer einen Workshop für friedliche Kommunikation (Non-violent Communication = NVC) geben kann. Wir freuen uns immer darauf, zu lernen und uns als Menschen und Aktivist⋆innen weiterzuentwickeln.
"Ich freue mich schon sehr auf die neue Organisation"
Der größte Punkt auf der Agenda ist der Start unserer neuen Organisation im Mai. Ich freue mich schon unglaublich darauf!
Anne: Was war der bisher größte Meilenstein für Dich in Bezug auf den Tierrechts-Aktivismus?
Inbar: Hm, ich bin mir nicht sicher. Eigentlich hat alles, was ich als Tierrechts-Aktivistin das erste Mal getan habe ein Wow-Moment gesorgt. Mein erster Cube in Berlin im Jahr 2017 war mein erster Schritt in Richtung Aktivismus und Anonymous For The Voiceless.
"Wir hatten Earthling Ed und Dr. Melanie Joy in Hamburg zu Gast bei uns in Hamburg"
Mein erster Cube als Organisatorin hier in Hamburg im Winter 2018. Der erste Workshop, den ich organisiert habe und all die folgenden Workshops. Die Fahrt mit Anonymous For The Voiceless Hamburg zum Animal Rights March in Berlin im letzten Jahr.
Dr. Melanie Joy und Earthling Ed vor ein paar Monaten als Gäste bei uns zu begrüßen. Alle diese Erlebnisse bilden das Mosaik meiner Erfahrungen. Ich sehe sie als persönliche Errungenschaften. Ich habe daraus gelernt und nutze sie als Inspiration, mehr zu tun, mehr zu organisieren und mehr zu gestalten.
Der vielleicht größte Meilenstein war vermutlich, als mir klar wurde, dass ich einen großen Teil zur Gründung der Community hier in Hamburg beigetragen habe. Sie ist eine Community, die auf Unterstützung, Verständnis, gesunder Kommunikation, Hingabe und Liebe basiert. Oh und Umarmungen! Wir umarmen uns sehr oft!
Anne: Vielen Dank für das spannende Interview! Wir sehen uns beim nächsten Event!
Inbar: Danke Dir, Anne!
⋆ Hinweis: Durch die momentane Lage mit Corona wurde der Termin am 21. März aus Präventionsgründen abgesagt.