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    Das Sterben der Eintagsküken

    Grausame Hühnerzucht

    Beitrag von Anne
    16.09.2019 — Lesezeit: 3 min
    Das Sterben der Eintagsküken

    45 Millionen männliche Hühnerküken werden pro Jahr alleine in Deutschland getötet. Weltweit sind es mehr als 100.000 pro Tag.

    Die Küken werden bei lebendigem Leib geschreddert oder vergast, weil sie für die Züchter keinen Wert haben. Sie können weder Eier legen noch weisen sie das schnelle Wachstum der Mastrassen auf.

    Durch den Kauf von Eiern und Produkten, in denen Eier verarbeitet sind, unterstützt man die grausame Praxis. Das Massentöten von Eintagsküken ist eine drastische Folge der gewinnfixierten Arbeitsweise des Systems.

    Tiere dürfen nicht "ohne vernünftigen Grund" gequält oder getötet werden

    kueken-timo-stammberger-albert-schweitzer-stiftungFoto: Timo Stammberger / Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

    Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschied am 13. Juni 2019, dass die wirtschaftlichen Interessen der Hühnerzucht-Betriebe keinen "vernünftigen Grund" darstellen, männliche Küken zu töten.

    Laut Tierschutzgesetz darf niemand Wirbeltiere "ohne vernünftigen Grund" quälen oder töten. Bis zum Urteil war nicht klar, was genau als "vernünftiger Grund" zu werten ist. Die Veterinärämter in Nordrhein-Westfalen wurden 2013 dazu angewiesen, das Töten männlicher Küken per Ordnungsverfügung zu untersagen.

    Zwei Brütereien klagten gegen dieses Verbot. Das Oberverwaltungsgericht Münster und das Verwaltungsgericht Minden gaben den Züchtern in erster Instanz in dem Punkt, ihre wirtschaftlichen Interessen seinen ein "vernünftiger Grund" recht. Durch die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig wurde das nun hinfällig.

    Die Bundesrichter erlauben den Züchtern, nur noch so lange männliche Küken zu töten, bis es eine Möglichkeit gibt, das Geschlecht eines Kükens bereits im Ei zu bestimmen. Das Gericht setzte keine konkrete zeitliche Frist fest. Auch die sofortige Einstellung des Tötens wurde nicht beschlossen.

    Küken werden weiter geschreddert

    kueken-timo-stammberger-albert-schweitzer-stiftungFoto: Timo Stammberger / Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

    Das Bundeslandwirtschaftsministerium befindet sich jetzt unter dem Druck, auf Dauer eine Lösung finden zu müssen. Bis diese da ist, agieren die Züchter jedoch wie gewohnt.

    Die Grünen forderten im Anschluss an das Urteil eine Verschärfung der Gesetze. Grünen-Fraktionschefin Kathrin Göring-Eckhardt sagte gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland, das Gerichtsurteil müsse von der Bundesregierung als Anlass dazu gesehen werden, sich aus der Umklammerung der Agrarlobby zu befreien. Bundeslandwirtschaftministerin Klöckler müsse umgehend ein Gesetz gegen das Töten von Küken vorlegen1.

    Am 12. Juni erging beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig folgendes Urteil:

    "Das massenhafte Töten männlicher Küken in der Legehennen-Zucht gilt vorerst noch als rechtmäßig. Bis zur Einführung von alternativen Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Hühnerei dürfen Brutbetriebe männliche Küken weiter töten." (BVerwG 3 C 28.16 und 3 C 29.6)2

    Das Gericht sah keine Möglichkeit, die Tötungen sofort zu untersagen. Die übliche Praxis sei von einer damaligen Vorstellungen entsprechenden geringeren Gewichtung des Tierschutzes viele Jahre einfach hingenommen worden, hieß es.

    Zwar freuen sich einige Gegner der Tötungspraxis in der Hühnerzucht über das Urteil, eine wirkliche Besserung für die Tiere wird jedoch erst eintreten, wenn eine Möglichkeit zu Geschlechtsbestimmung im Ei möglich wird. Bis zu diesem Zeitpunkt werden noch zahlreiche Eintagsküken ihr Leben lassen.

    Zweifelhafte Entwicklungen

    kueken-timo-stammberger-albert-schweitzer-stiftung 2Foto: Timo Stammberger / Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

    Neben den Forschungen zur Geschlechtsbestimmung vor dem Schlüpfen beschäftigen sich Wissenschaftler unter anderem auch mit dem sogenannten "Zweitnutzungs-Huhn". Das Versuchsgut Frankenforst der Uni Bonn verspricht sich davon eine "Tierwohl-freundlichere" und "zukunftsfähigere" Tierhaltung (WDR berichtete4). Die Legehennen sollen bei dieser neuen Form der Zucht "genügend" Eier legen, während die männlichen Küken für die Fleischgewinnung genutzt werden. Nordrhein-Westfalen soll für das Projekt als Modellregion fungieren.

    Die Supermarktkette Norma4 startete erst kürzlich die Kampagne "Wer Huhn sagt, muss auch Hahn sagen". Im Rahmen der Aktion werden in Baden-Württemberg Eier mit einer roten Banderole auf dem Karten zu einem höheren Preis verkauft. Das eingenommene Geld soll jungen Hähnen zugutekommen, die ihr Leben dann in Ställen sowie in Freiland-Haltung verbringen sollen.

    Wir müssen uns für die Tiere stark machen

    Einige dieser Aktionen sind zweifelhaft, andere der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Es ist sicher, dass ein hieb- und stichfestes Gesetz hermuss. Und zwar so schnell wie möglich. Solange Menschen weiter Eier und Hühnerfleisch zu sich nehmen und nicht flächendeckend aus ethischen Gründen darauf verzichten, sind diese kleinen Schritte mehr als wichtig. Alles, was dabei hilft, das Leid der "Nutztiere" so gering wie möglich zu halten sollte getan werden.

    Tierschutzorganisationen wie die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt5 und PETA6 machen sich für die Tiere stark und machen auf Missstände, wie die in der Hühnerzucht, aufmerksam. Wer etwas bewirken möchte, unterstützt ihre Petitionen, geht für die Rechte der Tiere auf die Straße und spendet für den Tierschutz.

    Der Begriff "Eintagsküken"

    Küken, die nicht älter als einen Tag alt sind (werden), werden "Eintagsküken" genannt.

    Hühnerküken benötigen nicht sofort nach dem Schlüpfen Nahrung. Der Dottersack versorgt sie für diese Zeit mit der notwendigen Energie. Die Züchter machen sich das zunutze und sortieren, untersuchen, sortieren, impfen und transportieren die jungen Tiere während des ersten Tages.

    Die Plastikkisten, in denen die Küken im Anschluss an die künstliche Bebrütung ausgeschlüpft sind, werden auf lange Förderbänder geleert und das Sortieren beginnt. Wer aussortiert wird, überlebt den zweiten Tag nicht. Zunächst werden die schwächeren und kränklichen aussortiert, im Anschluss erfolgt das sogenannte "Sexen".

    Die Arbeiter greifen sich die Küken nach und nach vom Band und nehmen sie in Augenschein. Sind sie weiblich, kommen sie zum Transport in eine weitere Kiste, die verschlossen wird, sind sie männlich, werden sie vergast oder geschreddert.

    Fotos: Timo Stammberger / Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

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