Vegan in der Yakutien
Zu Besuch am kältesten Ort der Erde
Wer mich kennt weiß, dass ich gerne unterwegs bin. Aus diesem Grund bin ich auch in diversen Reiseforen und -Gruppen Mitglied. Auf einer dieser Seiten habe ich Sebastian kennengelernt.
Sebastian berichtete dort von seiner Reise nach Yakutien (oder auch Jakutien oder Sacha genannt/geschrieben – mehr Infos hier ) und Sibirien. Eine faszinierende Gegend, wie ich finde. Für mich war sofort klar: Darüber muss ich mehr erfahren. Kurzerhand schrieb ich Sebastian an und er erzählte mir von seinem Abenteuer.
Schon als Kind war ihm klar, dass er eines Tages diese Gegend bereisen würde. Von sich selbst sagt er, dass er ein Winterkind ist und ihn die Kälte schon immer magisch angezogen hat. Durch sein derzeitiges Studium der Flugmeterologie beim Deutschen Wetterdienst kommt er viel mit dem Thema Wetter in Berührung und weiß alles über meterologische Phänomene wie Eisnebel und Windscherungen.
So fühlen sich -50 Grad Celsius an
Besonders gefällt ihm an seiner Arbeit, dass er dadurch genau weiß, in welchen Ecken der Erde es besonders kalt ist. So reiste er in das kälteste Dorf der Welt Omjakon und spürte das erste Mal in seinem Leben am eigenen Leib, wie sich -50 Grad Celsius anfühlen.
Zwei Wochen bereiste er Yakutien und Sibirien und lernte Land und Leute kennen. Er reist am liebsten mit Couchsurfing , da er auf diese Art einen direkteren Bezug zu den Menschen und ihrem Alltag aufbauen kann. Strahlend berichtet er von der Wärme und Freundlichkeit, mit der ihm die Menschen im kältesten Landstrich der Welt begegneten. "Dort weiß man die kleinen Dinge noch zu schätzen, es wird einem klar, dass wir in Europa wirklich alles haben."
Gemüse und Obst ist in Yakutien kaum bezahlbar
Als Veganer hatte es Sebastian schwer. Mittags, morgens und abends wurde Fisch serviert. Gemüse und Obst ist sehr teuer, da es komplett importiert werden muss. Vegan zu leben ist besonders auf den Dörfern schier unmöglich, weshalb er für die Dauer seiner Reise auf vegetarisch umstellte. Ein Kilo Kartoffeln kostet umgerechnet rund sechs Euro. Einige vegane Produkte hatte er sich zudem von zu Hause mitgebracht, außerdem gab es fast immer Reis und Brot.
"Ich habe die Einheimischen Tofu probieren lassen, sie waren begeistert!",
berichtet Sebastian. "Den Menschen, mit denen ich gerdet habe, war nicht mal bekannt, dass es ein russisches Wort für "vegan" gibt, sie können diese Lebensweise schlichtweg nicht verstehen." Salat ist vor Ort schier unerschwinglich.
"Einmal habe ich versucht, in Yakutsk im Subway ein veganes Sandwich zu bestellen, ich wurde mit großen Augen angekuckt und ausgelacht." Das Trinkwasser wird einmal wöchentlich mit dem LKW in einer Art Regentonne angeliefert.
Butter und Milch sind tiefgefroren und werden nicht wie hierzulande verpackt und portioniert verkauft, sondern mit Hammer und Meißel von einem gefrorenen Block abgehackt und im Ofen aufgetaut.
Die Straßen sind für europäische Verhältnisse sehr schlecht, für 30 Kilometer benötigt man knapp zwei Stunden Fahrtzeit. Das nächste größere Krankenhaus ist 12 Autostunden entfernt. Einmal wöchentlich kommt ein LKW, in der Sommerzeit, wenn die Straßen unpassierbar sind, ein Hubschrauber vorbei, der die Dörfer mit Lebensmitteln versorgt.
Am kältesten Ort der Erde
Sebastian war der 333te Mensch, der den kältesten Ort der Erde bereist hat. "Es ist schwer, dort hinzukommen", berichtet er "aber nichts ist unmöglich!".
Wer in Yakutien und Sibirien wirklich streng vegan leben möchte, sollte sich auf jeden Fall vor seiner Abreise gut informieren und so viele Lebensmittel, wie möglich von zu Hause mitbringen, sonst kann es passieren, dass man sich wochenlang nur von Haferbrei mit Wasser und Äpfeln ernähren muss. Dafür erwartet einen eine spannende Landschaft, warmherzige Menschen und jede Menge Abenteuer.