Indojunkie Gründerin Petra Hess
Sulawesi - On The Road And Inside Indonesia
Petra und Melissa sind zwei Bloggerinnen, die eine große Schwäche für Indonesien vereint. Sie haben das Land bereist, seine Natur, die Leute und die Besonderheiten kennengelernt.
Die beiden haben das Crowdfunding-Projekt "Sulawesi – On The Road And Inside Indonesia" ins Leben gerufen, um gemeinsam ein Buch mit gleichnamigem Titel schreiben zu können. "Ein ganz besonderes Reisebuch über Sulawesi, das einen besonders genialen, interessanten, viel zu unbekannten Teil Indonesiens zeigt. Ein Buch mit einer Dokumentation." So schreiben es die beiden auf ihrer Seite "Das Buch soll alles andere, als 0-8-15 werden. Es wird , wie die Insel selbst: Abwechslungsreich, verspielt und überraschend."
Petra kenne ich schon sehr lange. Sie wuchs nur ein paar Häuser weiter auf und ging in die gleiche Schule wie ich. Während meiner Ausbildungszeit und auch danach, waren wir sehr eng befreundet, veranstalteten Mädelsabende zusammen und gingen mit Freunden feiern.
Sulawesi erleben
Für Petra war immer klar, dass sie eines Tages auf die Reise gehen würde. 2006 brach sie gemeinsam mit ein paar Freundinnen zum "Interrailing" einmal quer durch Europa und Afrika auf. Ich weiß das noch so genau, weil ich sie zusammen mit Caro bei ihrem Zwischenstop in Paris besuchte. Von diesem sogenannten "Interrail-Event" habe ich heute noch ein T-Shirt als Andenken.
Schon kurze Zeit danach begann Petra ihr Studium in Düsseldorf und wir verloren uns, bis auf den losen Kontakt über Facebook, ein bisschen aus den Augen. Erst als ich mich letztes Jahr für ein Wiedersehen mit Caro verabredet hatte, sahen auch wir uns wieder, denn wie es der Zufall wollte, waren meine beiden Reisenden gleichzeitig zu Besuch in der Stadt.
Von Caros Reise nach Istanbul hatte ich ja hier schon vor einiger Zeit schon berichtet. Petras Reise ging noch etwas weiter, sie verbrachte ein Auslandssemester in Malaysia, verliebte sich in Südostasien und bereiste mit dem Backpacker auch Singapur, Indonesien, Thailand, Kambodscha und China. Kurz bevor Matze und ich zu unseren Flitterwochen nach Indonesien aufbrachen, postete ich einen Link an meiner Facebook-Pinnwand, irgendwas mit "Bald geht’s los nach Bali!". Es dauerte keine zwei Sekunden und Petra schrieb mich an und schwärmte über Bali und Indonesien.
Leider war sie just zu der Zeit, zu der wir uns auf der Insel der Götter befanden, nicht im Lande, sonst hätten wir mit ihr sicher den perfekten Guide gehabt. Doch nun zu meinem eigentlichen Vorhaben. Vorstellungs- und Schwärm-Modus aus und Interview-Modus ein.
Anne: Hallo Petra! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst!
Petra: Gerne! Für dich immer, Anne!
Anne: Wie habt ihr beide, Melissa und du euch kennengelernt?
Petra: Während unseres Studiums in Düsseldorf.
Anne: Wie bist du auf Malaysia gekommen? Warum wolltest du dein Auslandssemester gerade dort verbringen?
Petra: Malaysia hat mich sehr gereizt, da ich Lust hatte, längere Zeit in einem ganz anderen Teil dieser Welt zu leben. Dort Neues zu entdecken, anders zu essen, zu trinken und für mich fremde Religionen und Kulturen kennenzulernen.
Anne: Wie lange warst du insgesamt unterwegs?
Petra: Insgesamt 10 Monate. Wenn es dich einmal gepackt hat, möchtest du den Rucksack immer wieder packen. Bis zur nächsten Reise nach Sulawesi hat es nicht lange gedauert.
Anne: Eine sehr gute Idee, ein Buchprojekt mit Crowdfunding auf die Beine zu stellen. Wie kamt Ihr drauf?
Petra: Melissa und ich sind Anfang diesen Jahres für 8 Wochen nach Sulawesi aufgebrochen. Ich hatte die Insel, die mit ihrem nördlichen Teil auf dem Äquator zwischen Borneo und Neuguinea liegt, bereits ein Jahr zuvor bereist.
Ich liebe es zu filmen. Schon in Penang und Malaysia habe ich viel gefilmt, da ich dieses einmalige Flair zwischen Warungs, unzähligen Rollern, chinesischen Tempeln, Moscheen und Märkten am liebsten mit der Kamera einfangen wollte. Melissa hatte die Idee, in Sulawesi die wunderbaren Tauchspots zu testen und Land und Leute kennenzulernen, um darüber im Blog Indojunkie zu berichten und ich wollte gerne eine Doku über Sulawesi drehen. Also zogen wir beide los, voller Energie und Lust, die Menschen auf dieser Insel näher kennenzulernen.
Zurück kamen wir mit 2 TB Festplatten voller Videomaterial. Wir haben in Seenomadendörfern gelebt, waren auf Beerdigungszeremonien und Hochzeiten, bei Wahlkämpfen, bei phantastischen Unterwasserlebewesen und im Dschungel. Und dabei haben wir viele großartige Menschen getroffen. Die Zeit auf Sulawesi war wunderbar. Einfach phantastisch. Wir sind nicht vielen Touristen begegnet und dachten uns warum?
Es gibt bis jetzt kaum Literatur über Sulawesi und das möchten wir gerne ändern. Da wir beide Studentinnen sind, konnten wir uns die Kosten für Design und Druck nicht leisten, so sind wir auf die Idee mit der Crowdfunding Kampagne gekommen. Wenn die Kampagne 5.000 € einspielen würde, würden wir unser Buch schreiben. Und nun schreiben wir unser Buch (lacht).
Anne: Was ist das Besondere an Indonesien?
Petra: Indonesien besteht aus 17.000 Inseln. Die Vielfalt ist unglaublich. Von den traumhaften Reisterassen bis zu den Vulkanen, von der phantastischen Unterwasserwelt bis zu den paradiesischen Stränden und Dschungelgebieten - Indonesien hat einfach alles zu bieten. Die Kultur ist ebenso vielseitig, beeinflusst durch die unterschiedlichen Religionen und Traditionen. Auf jeder Insel taucht man in eine völlig andere Kultur ein. Man kann surfen, tauchen, klettern, meditieren, Yoga machen, oder ein Handwerk lernen und man kommt jeden Tag in Kontakt mit Menschen, die zwar wenig haben, aber sehr reich an Lebensfreude sind.
Anne: Was unterscheidet Sulawesi z. B. von Lombok oder Bali?
Petra: Sulawesi gehört im Gegensatz zu Lombok oder Bali zu den weniger touristischen Gebieten Indonesiens. Das liegt auch daran, dass die Anreise länger dauert und das Land unglaublich groß ist. Um von Manado im Norden der Insel bis nach Makassar im Süden zu reisen, sollte man mindestens 6 Wochen Zeit mitbringen.
Auf Sulawesi gibt es bis auf wenige Touristenregionen keine Souvenirshops, Burgerstände oder Cocktailbars. Es ist nicht alles auf die Bedürfnisse der Touristen eingestellt, es spielt sich noch "das echte Leben" dort ab, was die Insel unglaublich spannend macht.
Du kannst in ein Microlet in Manado steigen und durch die kleinen Gassen brausen, lokale Märkte, Malls und Warungs besuchen. Du kannst auf den Togian Inseln ganz weit weg von allem ohne Internet und Telefon an palmenumsäumten Stränden auf die Suche nach der Kokosnusskrabbe gehen. Du kannst in Toraja eine Beerdigungszeremonie oder Hochzeitszeremonie besuchen und viel über die Mythen, Legenden und Rituale der stolzen Toraja erfahren.
Ganz nebenbei kannst du in einem der weltbesten Tauchgebiete riesige Fischschwärme, meterhohe Tischkorallen und außgerwöhnliche Unterwasserkreaturen entdecken.
Derart viele unterschiedliche Kulturen mit ihren Ritualen und Zeremonien und Naturschönheiten findet man nur auf Sulawesi. Doch wer es besuchen möchte, sollte schnell kommen. Bald wird ein neuer Flughafen gebaut und dann wird sicher alles deutlich touristischer.
Anne: Was hat es mit Indojunkie auf sich?
Petra: In unserem Blog Indojunkie berichten wir über das Reisen, Leben und Arbeiten in Indonesien. Es geht um das Innere des Landes, die Rituale, Zeremonien, Probleme und Geheimnisse.
Anne: Du warst sehr lange unterwegs und hattest zwischendurch sicher immer mal wieder Heimweh. Was hilft dir dagegen?
Petra: Ukulele spielen! Sie ist immer mit dabei und hilft mir über melancholische Gedanken hinweg. Da wird dann schon mal "Heute hier, morgen dort" von Hannes Wader geschmettert (lacht).
Anne: Derzeit weilst du im schönen Aachen. Gibt es schon Reisepläne, die nähere Zukunft betreffend?
Petra: Im Oktober geht's erstmal nach Berlin. Dort werde ich gemeinsam mit Melissa das Buch über Sulawesi fertig schreiben und die Doku schneiden. Sollte alles gut klappen, suchen wir uns danach das nächste Fleckchen aus, das wir mit der Kamera bereisen. Es gibt noch so viel zu entdecken!
Anne: Ihr habt bei startnext.de inzwischen 93 Unterstützer, 131 Fands und bereits 5.026 Euro eingenommen, angestrebt hattet ihr 5.000 Euro, das "Experiment" ist somit gelungen. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle! Habt ihr schon konkrete Pläne, wie es mit dem Buchprojekt weitergeht, wenn die Crowdfunding-Phase abgeschlossen ist? Was werden Eure nächsten Schritte sein?
Petra: Da wir zwei Optimistinnen sind, haben wir bereits angefangen, das Buch zu schreiben. In den nächsten Wochen stellen wir alle Inhalte fertig, reichern sie mit unseren Bildern und einem tollen Design an und Ende Dezember 2014 gibt es dann ein druckfrisches Sulawesi-Buch zu kaufen.
Anne: Was unterscheidet "Sulawesi – On The Road And Inside Indonesia" vom handelsüblichen Lonely Planet?
Petra: Im Lonely Planet kann man sich wunderbar Tipps und Tricks zu Unterkünften und Reiserouten holen. Wir möchten einen Blick hinter die Kulissen bieten.
Unser Buch beinhaltet mehr als nur herkömmlichen Reisetipps oder persönliche Erfahrungen. "On The Road And Inside Indonesia" soll zeitlos sein. Punkte, wie Nachhaltigkeit, Fairness, kulturelle Neugierde, Entdeckungslust und sanfter Tourismus zählen zu unseren Eckpfeilern.
Wir geben Insidertipps und zeigen in Interviews und Hintergrundberichten das Leben und die Menschen von Sulawesi, außerdem wird es unter anderem Texte und Noten zu indonesischen Lagerfeuersongs, Rezepte zum Ausprobieren und Vokabeln zur einfachen Verständigung mit den Locals geben. Außerdem schreiben wir auch über die Probleme auf der Insel und die, die dagegen kämpfen. Wir möchten mit unserem Buch den Menschen und der Kultur auf Sulawesi ein Gesicht geben.
Anne: Wie können meine Leser das Projekt unterstützen?
Petra: Ihr könnt ein Buch bestellen! Oder noch besser – Sulawesibuddy werden! Einfach auf die Website www.startnext.de/sulawesi klicken und rechts die Supportmöglichkeit aussuchen. Auf startnext sind außerdem auch Videos aus unserer Zeit auf Sulawesi zu sehen.
Wir haben zwar bereits die 5.000 Euro-Grenze erreicht, freuen uns aber natürlich weiterhin über jede Bestellung, denn der Druck und das Design sind sehr teuer, außerdem kann man sich so gleich mal eine persönliche Ausgabe von "Sulawesi - On The Road And Inside Indonesia" sichern.
Anne: Was hat es mit der Dokumentation auf sich, die ihr zusätzlich zum Buch plant?
Petra: Die Bytes, die auf unseren Festplatten schlummern, möchten natürlich zu einer Doku zusammengefügt werden. Damit werde ich mich im Anschluss an die Fertigstellung des Buches beschäftigen. Die Doku soll vor allem Lust machen, nach Sulawesi zu reisen.
Anne: Macht ihr eigentlich alle Fotos, die auf eurer Homepage und später auch im Buch auftauchen, selbst?
Petra: Ja, wir haben eine Canon 600D, ein Aufsteckmikro von Rode und einen Zoom Recorder. Das ist kein Profikram, aber man kann schon recht nette Sachen damit machen.
Anne: Sprecht ihr inzwischen schon perfekt indonesisch?
Petra: Melissa spricht gut indonesisch. Sie hat auch die Interviews geführt. Ich kann ein bisschen Small Talk führen. Je länger man im Land ist, desto einfacher wird es. Es hilft auf jeden Fall, vorab ein paar Vokabeln zu lernen. So kommt man einfach viel leichter mit den Menschen in Kontakt. Die Sprache ist an und für sich recht leicht zu lernen. Melissa bietet übrigens auch Indonesisch-Kurse über Skype an.
Anne: Könntest du dir vorstellen, in Indonesien zu leben?
Petra: Ich finde es immer wieder spannend, in dieses Leben einzutauchen und ich könnte mir vorstellen, ein paar Monate im Jahr dort zu verbringen. Aber nicht komplett, nein.
Anne: Gerade erst las ich wieder von den Korruptionsproblemen in Indonesien. Auch unser Guide erzählte uns auf unserer Bali-Reise davon, außerdem musste immer wieder Leuten Geld zugesteckt werden, was offensichtlich schon fast zum "guten Ton" gehört. Ist das in Sulawesi auch so gegenwärtig?
Petra: Korruption ist ein riesiges Problem in Indonesien und in Sulawesi genauso präsent wie auf den anderen Inseln. Wir haben gesehen, wie eine Partei während eines Wahlkampfs Geld an die Wähler verteilt hat. Aber das reicht natürlich noch viel weiter. Die wirklich schlimmen Probleme in Indonesien entstehen durch korrupte Politiker und ihren Verkauf von Rohstoffen an ausländische Investoren. Durch immer neue Bohrstationen und Minen leidet die Bevölkerung und vor allem auch die Natur.
Anne: Was ist das Schönste an Sulawesi?
Petra: Die vielseitige Kultur hat mich bei meinen beiden Besuchen unglaublich fasziniert. Und die Togian Islands. Dieses Insellabyrinth hat etwas Magisches. Ganz ganz weit weg von allem. Und vor allem kein Internet und kein Telefon. Ein Traum!
Anne: Du hast lange Zeit aus dem Rucksack gelebt: 5 Dinge, die man in Sulawesi immer dabei haben sollte?
Petra: Kamera, Ukulele, Mückenspray, Pflaster und Jod.
Anne: Eine letzte Frage brennt mir noch auf den Nägeln: Du bist ganz schön oft in der Weltgeschichte hin und her geflogen. Hast du manchmal Flugangst?
Petra: Nein. Ganz im Gegenteil. Ich liebe es zu fliegen. Wenn die Maschine abhebt, weiß ich, es wartet wieder eine großartige Zeit auf mich.
Anne: Vielen lieben Dank für dieses Interview! Ich wünsche dir und Melissa gutes Gelingen mit dem Projekt und viel Erfolg mit Eurem Buch!
Petra Hess ist Videographin, Bloggerin, Open Water Diver und Indonesienjunkie. Sie ist zuständig für die Fotos und Inhalte des Buchs.
Melissa Schumacher ist Bloggerin, Studentin der Kulturwissenschaft und Indonesienjunkie. Sie ist zuständig für das Marketing, die Übersetzung der Interviews und die Inhalte des Buchs.
Wer Petra und Melissa gerne bei ihrem Projekt unterstützen möchte, kann hier erfahren, wie es geht. Das Crowdfunding läuft noch die nächsten 8 Tage.
Nachtrag am 16. September 2014:
Petra und Melissa sind diese Woche 2 Mal täglich im ARD in der Sendung "in.punkto" zu sehen. Melissa dazu: "Es war superspannend und hat richtig Spaß gemacht!" Hier der Link zum Beitrag in der ARD Mediathek: